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Manfred Schreiber 3 April 1926 in Hof Saale 6 Mai 2015 war ein deutscher Jurist und Polizeibeamter Er war von 1963 bis 1983 Polizeiprasident des Polizeiamtes Munchen bzw des Polizeiprasidiums Munchen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Studium und fruhe Karriere 1 2 Polizeiprasident von Munchen 1 2 1 Munchner Linie 1 2 2 Ordnungsbeauftragter der Olympischen Spiele 1972 1 3 Ministerialbeamter 2 Tod 3 Auszeichnungen 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenStudium und fruhe Karriere Bearbeiten Manfred Schreiber machte 1943 das Notabitur 1 am Jean Paul Gymnasium Hof war danach Flakhelfer und beim Reichsarbeitsdienst Schliesslich wurde er von der Wehrmacht an die Front geschickt wo er schwer verletzt wurde Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er zunachst noch auf einen Rollstuhl angewiesen 1 Rechtswissenschaft an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen wo er 1947 dem ersten gewahlten Allgemeinen Studierendenausschuss vorsass 1 Er absolvierte 1948 sein erstes und 1952 sein zweites juristisches Staatsexamen und wurde promoviert 1952 wurde er im Sicherheitsreferat der Regierung von Oberbayern beschaftigt Schreiber trat der SPD bei aus der er 1979 wieder austrat 1 Ab 1956 leitete er die Abteilung Personal Ausbildung und Rechtskunde der bayerischen Bereitschaftspolizei in Munchen Von 1960 bis 1963 war Schreiber Kriminaldirektor und Leiter der Kriminalpolizei in Munchen In seiner Amtszeit wurden ab 1961 Straftaten mit unbekannten Tatern bei der Lochkartenstelle digitalisiert wozu Rechenzeit auf einer IBM 650 angemietet wurde Ab 1965 wurden ebendort Merkmale gestohlener Gegenstande digitalisiert Polizeiprasident von Munchen Bearbeiten Munchner Linie Bearbeiten Hauptartikel Munchner Linie In den 1960er Jahren gab es im Munchner Stadtrat Uberlegungen das Amt des Polizeiprasidenten mit dem des Leiters des Ordnungsamtes zusammenzufassen Die Vorganger von Schreiber waren Dezernenten berufsmassige Stadtrate fur sechs Jahre durch den Stadtrat gewahlt 2 Der Stadtrat anderte daraufhin den Geschaftsverteilungsplan Schreiber wurde zum Beamten auf Lebenszeit ernannt 3 Unter Schreiber begann die Munchner Polizei gegenuber offentlichen politischen Protesten weniger konfrontative Interventionsstrategien zu verfolgen 4 Als Konsequenz aus den Schwabinger Krawallen stellte Schreiber im Januar 1964 mit Rolf Umbach den ersten Polizeipsychologen der Stadtpolizei Munchen ein Schreiber entwickelte auch die Munchner Linie Massenproteste und Unruhen sollten moglichst im Vorfeld unterbunden werden Sollte dies nicht gelingen wollte man auf psychologische Uberzeugungstaktik setzen Gefordert waren grossere Gelassenheit gegenuber unkonventionellem Verhalten der Jugendlichen und Verzicht auf spektakulare Gewalteinsatze Da Schreiber die Schwabinger Krawalle fur ein massenpsychotisches Ereignis hielt raumte er der Polizeipsychologie erstmals beratende Funktion in Fuhrungs und Einsatzfragen ein Neben dem Polizeipsychologischen Dienst institutionalisierte er auch eine mobile Pressestelle zur Offentlichkeitsarbeit 5 Erprobt wurde diese Taktik erstmals bei einem Konzert der Rolling Stones 1967 bei dem die Polizei nicht in ihrer gewohnten blauen Uniform sondern in weissen Hemden auftrat 6 Wahrend des ersten Bankuberfalls mit Geiselnahme in der Bundesrepublik am 4 August 1971 in der Prinzregentenstrasse leitete Schreiber anfangs den Polizeieinsatz bis der Munchner Oberstaatsanwalt Erich Sechser die Einsatzleitung ubernahm Bei einem Schusswechsel wurden Dimitri Todorovs Komplize Hans Georg Rammelmayr und eine 19 jahrige Geisel getotet Ordnungsbeauftragter der Olympischen Spiele 1972 Bearbeiten 1970 war Schreiber als Ordnungsbeauftragter des Nationalen Olympischen Komitees fur Deutschland mit der Wahrnehmung aller zivilen Sicherheitsaufgaben zur Vorbereitung und Durchfuhrung der XX Olympischen Sommerspiele Munchen betraut worden Im Vorfeld hatte seine grosste Sorge darin bestanden dass Munchen zu einem Woodstock an der Isar werden konnte und dafur Sorge getragen dass wahrend der Spiele in Bayern keine Rockmusikfestivals stattfinden wurden 7 Bei der Geiselnahme von Munchen am 5 September 1972 nahm eine Gruppe des Schwarzen September 11 Sportler der israelischen Olympiadelegation als Geiseln und totete zu Beginn dieser Aktion zwei der Sportler Anschliessend wurde die Freilassung von 236 uberwiegend palastinensischen Gefangenen aus israelischer Haft gefordert Neben der Freilassung ihrer Landsleute wurde aber auch die Haftentlassung internationaler Gesinnungsgenossen gefordert darunter die deutschen RAF Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof und des Japaners Kōzō Okamoto Schreiber leitete den Krisenstab mit Bundesinnenminister Hans Dietrich Genscher Staatssekretar Sigismund von Braun als Vertreter des Aussenministers Walter Scheel und dem bayerischen Innenminister Bruno Merk Die Munchner Polizei war auf diese fur sie unerwartete und vollig neue Situation personell einsatztaktisch und ausrustungmassig nicht vorbereitet Schreiber bemerkte spater Wir waren von der Munition vom Recht aber auch von der Psyche und von der Absicht die Spiele als friedliebende Spiele eines friedliebenden Deutschlands zu gestalten uberhaupt nicht vorbereitet 8 Die Hilfestellung anderer nicht bayerischer Einsatzkrafte wurde aufgrund des Einsatzprimates der Landerpolizeien nicht in Anspruch genommen Der Einsatz von Bundeswehreinheiten oder anderer Spezialkrafte scheiterte aus verfassungsrechtlichen Bedenken Nach einem missgluckten Befreiungsversuch der Polizei und einigen Verhandlungen ruckten die Geiselnehmer von ihrer Hauptforderung ab und verlangten mit ihren Geiseln nach Agypten ausgeflogen zu werden Der Krisenstab gab dieser Forderung pro forma nach plante aber eine Befreiungsaktion auf dem Flugplatz Furstenfeldbruck Diese Aktion entwickelte sich aufgrund der vollig unzulanglichen Planung und der fehlenden Qualifikationen der eingesetzten Beamten zum totalen Fiasko Alle israelischen Geiseln die meisten der Geiselnehmer und ein Polizist wurden dabei getotet Die Einsatztaktik der Sicherheitskrafte wurde spater massiv kritisiert 9 Ministerialbeamter Bearbeiten Von 1984 bis 1988 leitete Schreiber die Abteilung Polizei im Bundesinnenministerium zuletzt als Ministerialdirektor 10 Ab 1985 lehrte er als Honorarprofessor fur Kriminologie und Kriminalstatistik an der Universitat Munchen Schreiber war zudem einer der Grundervater der Opferorganisation Weisser Ring 11 Tod BearbeitenSchreiber starb im Alter von 89 Jahren in Munchen Er wurde am 14 Mai 2015 auf dem Munchener Nordfriedhof begraben Mauer links 167 268 Die Munchner Polizei stellte ein Ehrengeleit 12 Auszeichnungen Bearbeiten1977 Verband der Motorjournalisten Dieselring 1984 Verdienstkreuz 1 Klasse der Bundesrepublik Deutschland 1988 Grosses Verdienstkreuz Bayerischer Verdienstorden 2013 Bayerische Staatsmedaille Innere SicherheitVeroffentlichungen Bearbeitenmit Georg Rieger Meine personliche Sicherheit dtv Munchen 1989 Polizeilicher Eingriff und Grundrechte Festschrift zum 70 Geburtstag von Rudolf Samper Boorberg Stuttgart u a 1982 mit Rudolf Birkl Zwischen Sicherheit und Freiheit Olzog Munchen 1977 Literatur BearbeitenThomas Kleinknecht u Michael Sturm Demonstrationen sind punktuelle Plebiszite Polizeireform und gesellschaftliche Demokratisierung von den Sechziger zu den Achtzigerjahren In Archiv fur Sozialgeschichte 44 2004 S 181 218 online Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Manfred Schreiber im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek alpha Forum Ehemaliger Polizeiprasident von Munchen Schreiber Manfred Abgerufen am 7 Mai 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Wolfgang Kraushaar Wann endlich beginnt bei Euch der Kampf gegen die heilige Kuh Israel Munchen 1970 uber die antisemitischen Wurzeln des deutschen Terrorismus Rowohlt Reinbek 2013 ISBN 978 3 49803411 5 Kurzbiografie S 797 Martin Morlock PSYCHO In Der Spiegel Nr 9 1964 online 26 Februar 1964 G schwind durch In Der Spiegel Nr 4 1964 online 22 Januar 1964 Klaus Weinhauer Controlling Control Institutions Policing Collective Protests in 1960s West Germany In Wilhelm Heitmeyer et al Hrsg Control of Violence Historical and International Perspectives on Violence in Modern Societies Springer NY 2011 S 222 Martin Winter Polizeiphilosophie und Protest policing in der Bundesrepublik Deutschland von 1960 bis zur staatlichen Einheit 1990 In Hans Jurgen Lange Hrsg Staat Demokratie und Innere Sicherheit in Deutschland Leske amp Budrich Opladen 2000 S 207 David Clay Large Munich 1972 Tragedy Terror and Triumph at the Olympic Games Plymouth 2012 S 95 David Clay Large Munich 1972 Tragedy Terror and Triumph at the Olympic Games Plymouth 2012 S 61f Olympia 1972 Geiselnahme der israelischen Olympia Mannschaft Abgerufen am 7 Mai 2015 Matthias Dahlke Demokratischer Staat und transnationaler Terrorismus Drei Wege zur Unnachgiebigkeit in Westeuropa 1972 1975 Oldenbourg Munchen 2011 S 68 Stunde der Kommissare In Der Spiegel Nr 16 1991 online 15 April 1991 https www tz de muenchen stadt schwabing freimann ort43408 ex polizeipraesident manfred schreiber 89 beerdigt tz 5009085 html https www tz de muenchen stadt schwabing freimann ort43408 ex polizeipraesident manfred schreiber 89 beerdigt tz 5009085 htmlVorgangerAmtNachfolgerAndreas GrasmullerLeiter der Kriminalpolizei Munchen Kriminaldirektor 1 August 1960 bis 4 Marz 1964Hermann HaringAnton HeiglMunchner Polizeiprasident 4 November 1963 bis 5 Mai 1983Gustav HaringWilhelm BotzHeinrich BogeLeiter der Abteilung Polizei im Bundesministerium des Innern Ministerialdirektor 1984 bis 1988Wolfgang SchreiberNormdaten Person GND 121622975 lobid OGND AKS LCCN n84106011 VIAF 316744677 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schreiber ManfredKURZBESCHREIBUNG deutscher PolizeiprasidentGEBURTSDATUM 3 April 1926GEBURTSORT Hof Saale STERBEDATUM 6 Mai 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manfred Schreiber amp oldid 222883007