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Als Maigesetze bezeichnen Experten drei Kirchengesetze die Kaiser Franz Joseph I am 25 Mai 1868 in Cisleithanien in Kraft setzte Sie wurden im von k k Ministerprasident Furst Karl von Auersperg geleiteten Kabinett dem in der Publizistik so genannten Burgerministerium von Kultus und Unterrichtsminister Leopold Hasner von Artha vorbereitet und vom Reichsrat beschlossen Damit wurden Bestimmungen des Konkordats vom 18 August 1855 eingeengt bzw aufgehoben Kernpunkte der Maigesetze waren Weltliche Gerichte wurden zustandig fur die Ehegerichtsbarkeit inklusive eine Notzivilehe wenn religiose aber nicht staatliche Ehehindernisse vorlagen beispielsweise interkonfessionelle Ehen RGBl Nr 47 1868 Das Unterrichts und Erziehungswesen wurde unter die Leitung des Staates gestellt RGBl Nr 48 1868 Die interkonfessionellen Verhaltnisse der Staatsburger Erziehung der Kinder in gemischten Ehen wurden neu geregelt ab dem 14 Lebensjahr durfte jeder sein Religionsbekenntnis frei wahlen und sich auch fur die Position ohne religioses Bekenntnis entscheiden also de facto den Kirchenaustritt RGBl Nr 49 1868 Geschichte BearbeitenDas Konkordat von 1855 hatte das absolutistische staatskirchenhoheitliche josephinische System stark eingeschrankt und der katholischen Kirche wieder mehr Autoritat in Bildungs und Familienangelegenheiten zugesprochen Die cisleithanischen Maigesetze des Jahres 1868 revidierten dies kraftig Sie waren das Ergebnis des Drangens liberaler Abgeordneter die damals im Reichsrat eine starke Position hatten Papst Pius IX verurteilte noch im gleichen Jahr in einem geheimen Konsistorium die Maigesetze als leges abominabiles als verabscheuungswurdige Gesetze die heftig verurteilt und zuruckgewiesen werden mussen 1 Dabei verdammte er auch das cisleithanische Staatsgrundgesetz uber die allgemeinen Rechte der Staatsburger von 1867 das in Osterreich grossteils bis heute gilt In einem Hirtenbrief 2 vom 7 September 1868 rief der Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier zum Widerstand gegen die Maigesetze auf und geriet dadurch mit dem Strafgesetz in Konflikt Als er am 5 Juni 1869 dem Gericht vorgefuhrt wurde kam es erstmals zu offentlichen Demonstrationen der katholischen Bevolkerung Staatsanwalt Elsner klagte den Bischof an es werde in dem Hirtenbriefe gegen die Staatsgewalt zum Hasse und zur Verachtung aufgereizt Die Geschworenen verurteilten Rudigier einstimmig Er wurde am 12 Juli 1869 wegen des versuchten Verbrechens der Ruhestorung zu 14 Tagen Kerker verurteilt der Staatsanwalt hatte sechs Monate beantragt 3 vom Kaiser aber begnadigt 4 Die Maigesetze bilden in Osterreich bis heute die Basis der Trennung von Kirche und Staat weil sie im Prinzip die offentlich rechtlichen staatsburgerlichen Angelegenheiten in Religionsfragen der Staatsgewalt und der Mundigkeit des Burgers zuordneten In weiterer Folge war die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen 1870 der Anlass auf Initiative des damaligen Ministers fur Kultus und Unterricht Karl von Stremayr das Konkordat zu kundigen 5 6 Die Liberalen identifizierten sich nicht mit der Konkordatsaufhebung weil sie von dem von ihnen so heftig angegriffenen Koalitionsministerium durchgefuhrt worden war 7 Nach Egon Casar Conte Corti sei es zur Aufhebung des Konkordates erst gekommen als der Einfluss von Erzherzogin Sophie der Mutter des Kaisers zugunsten von Kaiserin Elisabeth geschwunden war Die Darstellung Conte Cortis lasst aber die Vermutung zu dass die personlichen Vorgange im Kaiserhaus nicht unwesentlichen Einfluss auf den Gang der Angelegenheit hatten 8 Der Heilige Stuhl war zunehmend unter Einfluss des Konigreichs Italien des Gegners Osterreichs in der Schlacht von Solferino 1859 und des Krieges von 1866 geraten Der Kirchenstaat wurde im Oktober 1870 vom Konigreich Italien aufgelost 1874 wurden weitere liberale Kirchengesetze erlassen Sie wurden in der Regierung von Furst Adolf von Auersperg dem Bruder des k k Ministerprasidenten von 1868 von Kultus und Unterrichtsminister Karl von Stremayr vorbereitet Gesetz wodurch Bestimmungen zur Regelung der ausseren Rechtsverhaltnisse der katholischen Kirche erlassen werden RGBl Nr 50 1874 Gesetz mit welchem behufs Bedeckung der Bedurfnisse des katholischen Cultus die Beitrage zum Religionsfonde geregelt werden RGBl Nr 51 1874 Gesetz betreffend die gesetzliche Anerkennung von Religionsgesellschaften Anerkennungsgesetz 1874 RGBl Nr 68 1874 Einzelnachweise Bearbeiten Maximilian Liebmann Vom Politischen Katholizismus zum Pastoralkatholizismus In Franz Schausberger Hrsg Geschichte und Identitat Festschrift fur Robert Kriechbaumer zum 60 Geburtstag Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur Politisch Historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Salzburg Band 35 Bohlau Verlag Wien 2008 ISBN 978 3 205 78187 5 S 257 Gerhart Marckhgott Der Hirtenbrief Bischof Rudigiers vom Herbst 1868 zum Konkordatsbruch In Neues Archiv fur die Geschichte der Diozese Linz Band 8 Nr 1 1993 94 Linz S 62 ooegeschichte at PDF abgerufen am 28 August 2013 mit Faksimile Prozessbericht In Neue Freie Presse Wiener Tageszeitung 13 Juli 1869 S 12 Heroischer Tugendgrad fur Bischof Rudigier In kath net 6 April 2009 abgerufen am 28 August 2013 Christine Mann Zwischen Tradition und Moderne Der Guntherianer Vinzenz A Knauer 1828 1894 auf der Suche nach Wahrheit in Freiheit Peter Lang Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 631 60129 7 S 197 Gertrud Elisabeth Zundel Karl von Stremayr Ungedruckte Dissertation Wien 1944 S 59 Gertrud Elisabeth Zundel Karl von Stremayr Ungedruckte Dissertation Wien 1944 S 55 Egon Casar Conte Corti Elisabeth die seltsame Frau S 60 und 221 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maigesetze Osterreich Ungarn amp oldid 233038307