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Als Lyoner Bleimedaillon wird ein 1862 in der Saone bei Lyon gefundenes spatantikes Blei medaillon bezeichnet das sich heute im Cabinet des Medailles der Pariser Bibliotheque nationale de France befindet Es tragt eine verkurzende Abbildung des romischen Mogontiacum des heutigen Mainz und ist die alteste Darstellung der Stadt Lyoner Bleimedaillon Cabinet des Medailles in der Bibliotheque nationale de France ParisTeils fehlerhaft interpretierende Umzeichnung 1 Das Bleimedaillon ist als Probepragung anzusprechen und diente der Prufung eines Pragestempels der fur die Ruckseite eines Goldmultiplum Goldmedaillon gefertigt wurde Die Stadt Mainz verleiht eine Nachbildung des Medaillons als Romisches Kaisermedaillon der Stadt Mainz in unregelmassigen Abstanden als Anerkennung an Personen die sich Verdienste um die Kulturgeschichte von Mainz erworben haben Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Deutung 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenBeschreibung BearbeitenDer Probeabschlag hat einen ausseren Durchmesser von 8 0 bis 8 7 Zentimetern der das Bildfeld rahmende Perlstab einen von 6 9 bis 7 1 Zentimetern 2 Der Abschlag gehorte somit zum grossten bekannten daher wohl auch schwersten rekonstruierbaren Multiplum Das schwerste erhaltene Goldmultiplum stammt aus dem Schatzfunde von Szilagysomlyo dem heutigen Șimleu Silvaniei und hat ein Gewicht ohne Fassung von etwa 180 Gramm 3 Das Bildfeld des Medaillon ist horizontal in zwei Register geteilt Im oberen Teil sind zwei sitzende und anhand ihres Nimbus als romische Kaiser zu identifizierende Personen mit ihrer Leibwache zur Rechten zu sehen Es ist die alteste bekannte Darstellung des Nimbus als Zeichen kaiserlicher Wurde 4 Von rechts nahert sich eine Personengruppe die teils mit erhobenen Handen teils kniend im Gestus der Proskynese oder Kinder auf den Armen haltend sich den Kaisern zuwendet Die Beischrift lautet SAECVLI FELICITAS Fruchtbarkeit des Zeitalters In der unteren Medaillonhalfte sind Personen zu sehen die von rechts nach links uber eine Brucke gehen Kleine in das Bildfeld eingefugte Beischriften kennzeichnen die Ortlichkeiten den zu uberquerenden FL umen RENUS Fluss Rhein den rechtsrheinischen Bruckenkopf CASTEL lum Castellum Mattiacorum heute Mainz Kastel links das befestigte MOGONTI ACUM Mogontiacum heute Mainz Die beiden Orte werden in schematischer Verkurzung mit den Topoi zur Kennzeichnung befestigter Orte wiedergegeben und spiegeln keine realen Architekturen wider Deutung BearbeitenDie Darstellung kann fruhestens nach der Einrichtung der Tetrarchie im Jahr 293 und dem damit verbundenen Mehrkaisertum entstanden sein Laut Maria Radnoti Alfoldi erinnerte die Pragung an ein historisches Ereignis das sie mit einer Ansiedlungserlaubnis des Jahres 297 identifiziert Eine Lobrede auf Kaiser Constantius I uberliefert der Caesar habe nach einer siegreichen Schlacht an der Scheldemundung 297 den besiegten Germanen die Ansiedlung auf dem Gebiet des romischen Reiches gestattet 5 Demnach zeige das obere Register Kaiser und Augustus Maximian sowie seinen Mitkaiser Constantius I bei der somit moglicherweise in Mogontiacum zu lokalisierenden Verkundung dieses Beschlusses Das untere Register setze die Einwanderung der Germanen ins romische Reich in Szene Sie kamen vom rechtsrheinischen freien Germanien uber Castellum und die Rheinbrucke in das linksrheinische Mogontiacum in der romischen Provinz Germania superior Die Szene spielt nach Radnoti Alfoldi auf einen konkreten wahrend der Tetrarchie geubten Akt der Ansiedlung germanischer Stamme sogenannter Laeten in die oft wust gefallenen Gebiete Galliens an Auf diese Weise sollten entsiedelte Gebiete zu neuer Fruchtbarkeit und Wohlstand gefuhrt der Frieden und die felicitas saeculi gesichert werden Die um einen Gnadenerweis flehenden oder um etwas bittenden Gesten der Bevolkerung in Anwesenheit der Kaiser kann in diesem Zusammenhang als deditio als Unterwerfung unter die Herrschaftsgewalt Roms und der Kaiser gedeutet werden 6 Literatur BearbeitenLouis de La Saussaye Lettre a M A De Longperier sur un monument numismatique inedit du regne des empereurs Diocletien et Maximien In Revue numismatique Nouvelle Serie Band 7 1862 S 426 431 Digitalisat der Erstpublikation Wilhelm Unverzagt Zum Lyoner Bleimedaillon der Pariser Nationalbibliothek In Germania Band 3 1919 S 74 78 Digitalisat Maria Radnoti Alfoldi Zum Lyoner Bleimedaillon In Schweizer Munzblatter Band 8 1958 S 63 68 doi 10 5169 seals 170574 Pierre Bastien Le medaillon de plomb In Bulletin des musees et monuments Lyonnais Band 5 1972 1976 S 157 176 Pierre Bastien Le medaillon de plomb de Lyon Le monnayage de l atelier de Lyon 274 413 Supplement Numismatique romaine Band 18 Ed Numismatique Romaine Wetteren 1989 Weblinks BearbeitenDas Lyoner Bleimedaillon auf regionalgeschichte net herausgegeben vom Institut fur Geschichtliche Landeskunde an der Universitat MainzAnmerkungen Bearbeiten Bessere Umzeichnung bei Dietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Hrsg Die Romer in Hessen 2 uberarbeitete Auflage Theiss Stuttgart 1989 S 219 Heinz Cuppers Hrsg Die Romer in Rheinland Pfalz Theiss Stuttgart 1990 S 131 Pierre Bastien Le medaillon de plomb de Lyon Ed Numismatique Romaine Wetteren 1989 S 5 Markus Beyeler Geschenke des Kaisers Studien zur Chronologie zu den Empfangern und zu den Gegenstanden der kaiserlichen Vergabungen im 4 Jahrhundert n Chr Klio Beihefte Neue Folge Band 18 Akademie Verlag Berlin 2011 S 20 Maria Radnoti Alfoldi Gloria romanorum Schriften zur Spatantike zum 75 Geburtstag der Verfasserin am 6 Juni 2001 Historia Einzelschriften Heft 153 Herausgegeben von Heinz Bellen Hans Markus von Kaenel Steiner Stuttgart 2001 S 112 Panegyrici Latini 8 8 3 4 8 9 3 Hartmut Ziche Barbarian Raiders and Barbarian Peasants Models of Ideological and Economic Integration In Ralph W Mathisen Danuta Shanzer Hrsg Romans Barbarians and the Transformation of the Roman World Cultural Interaction and the Creation of Identity in Late Antiquity Ashgate Farnham 2011 S 206 f Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lyoner Bleimedaillon amp oldid 234398147