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Die Lunz Formation auch Lunzer Schichten oder Lunzer Sandstein ist eine lithostratigraphische Formation der Trias in den Nordlichen Kalkalpen Die Typlokalitat liegt bei Lunz am See im niederosterreichischen Ybbstal Die Formation ist vor allem durch die ehemaligen Kohlebergbaue und ihre reichhaltige Flora bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Definition und Verbreitungsgebiet 3 Das Profil der Typlokalitat 4 Zeitliche Einordnung 5 Fossilfuhrung 6 Kohlebergbau 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDer Begriff Lunzer Schichten wurde zum ersten Mal 1863 von Marko Vincenc Lipold gebraucht 1 Die Abgrenzung der Formation war in der Literatur lange Zeit nicht eindeutig teilweise wurden auch die Reingraben Formation und die Opponitz Formation zu den Lunzer Schichten gerechnet Definition und Verbreitungsgebiet BearbeitenDie Untergrenze der Lunz Formation ist mit dem Einsetzen von Sandstein uber der Reingraben Formation definiert Die Obergrenze mit dem Wiedereinsetzen der Karbonatsedimentation der Opponitz Formation Der palaogegrafische Ablagerungsraum der Lunz Formation befand sich im Sudosten des Bohmisch Vindelizischen Landes Ihr heutiges Verbreitungsgebiet ist der nordliche Teil der ostlichen Nordlichen Kalkalpen 2 wo sie einen Teil der weitgehend unter marinen Bedingungen entstandenen Raibler Schichten vertreten diese erscheinen sudwarts schon in den Gostlinger Alpen und am Toten Gebirge Die Formation erreicht eine Machtigkeit bis zu 500 Meter Saggraben an der Salza 3 Hauptverbreitungsgebiet ist in den Niederosterreichischen Voralpen um Lunz und beispielsweise um Opponitz Lilienfeld Gaming Hier gehoren sie zum Bajuwarikum 3 In den Oberosterreichischen Voralpen erscheinen sie in den Weyrer Bogen und bilden westwarts wichtige Leithorzonte der ebenfalls bajuwarischen tektonischen Decken um Wettersteinkalk so am Ennsberg am Sengsengebirge und sudlich der Steyrling und sudlich im Grenzgebiet von Reichraminger Hintergebirge und Haller Mauern der Ennstaler Alpen Laut der stratigraphischen Tabelle von Osterreich aus dem Jahr 2004 gibt es auch ein Vorkommen im zentralalpinen Semmeringgebiet Unterlagert wird die Formation hier von Kapellener Schiefer und uberlagert von einer Einheit die dort als moglicherweise Bunter Keuper bezeichnet wird 4 Der Begriff wird auch in der Stratigraphie der Karpaten verwendet 5 Das Profil der Typlokalitat BearbeitenAn der Typlokalitat Lunz am See ist die Formation nicht ganz 120 Meter machtig Der Liegendanteil wird durch den uber 50 Meter machtigen Hauptsandstein gebildet Der graue Sandstein der an anderen Orten bis zu 150 Meter Machtigkeit erreicht besteht aus kleinen bis mittelgrossen Quarzkornern und gut erhaltenen Feldspatkornern die durch silikatische Bindemittel verfestigt sind Der Hangendteil wird durch den Schieferkomplex gebildet Er besteht aus dunkelgrauen Schiefern die mehrfach von siltigen Lagen feinkornigem Sandstein und maximal bis zu einigen Metern dicken Kohleflozen unterbrochen werden Der Sandstein im Schieferkomplex ist im Gegensatz zum Hauptsandstein fossilreich und das Bindemittel ist hier calcitisch Im Profil Lunz werden mehrere Kohlefloze unterschieden der erste und der zweite Liegendfloz dann folgt nach einer Schiefer und insgesamt zwei Silt und drei Sandsteinlagen das Mittelfloz Uber diesem folgt Schiefer und ein von Silt oben und unten umgebener Sandstein Daruber befindet sich das Hangendfloz Die Schiefer uber diesem Hangendfloz werden aufgrund ihres Reichtums an Pflanzenfossilien als Schatzkammer bezeichnet Uber der Schatzkammer folgen im Lunzer Profil noch drei Sandsteinbanke dazwischen siltige Schiefer die teilweise auch dunne Kohlelagen fuhren 6 Von der Entstehung her wird der kreuzgeschichtete Hauptsandstein als Bildung eines Deltas interpretiert der im Laufe der Zeit das mindestens 150 Meter tiefe Reiflinger Becken angefullt hat Der Schieferkomplex ist in Kustentieflandern und Sumpfen entstanden die Sandsteinbanke in diesem Komplex werden teilweise als terrigene Ablagerungen teilweise als Ablagerungen in einem sehr seichten marinen oder brackischen Milieu interpretiert 6 Zeitliche Einordnung BearbeitenAufgrund starker Ahnlichkeiten zum germanischen Schilfsandstein die durch Schwermineraluntersuchungen sowie durch die Identitat von zahlreichen Megasporen bestatigt wird wird auch die Lunz Formation in den spaten Abschnitt des fruhen Karniums datiert 7 Man stellt sie in den Kontext des Raibl Ereignis Carnian Pluvial Event einem Klimaereignis des Mittelkarn Julium um vor 230 Mio Jahren Fossilfuhrung Bearbeiten nbsp Pflanzenfossil aus dem Hangenden der Lunz FormationWahrend im Hauptsandstein nur wenige Pflanzenfossilien vorkommen bietet der Schieferkomplex im Hangenden eine reiche Flora vor allem im Bereich der Schatzkammer Diese fachlich Lunz Flora genannte Fossiliengruppe enthalt unter anderem Farne Samenfarne Riesenschachtelhalme Ginkgogewachse Bennettitales und Palmfarne Cycadeen Selten kommen auch Coniferen vor Elemente der Fauna sind Muscheln brackisch lebende Schnecken Blattfusskrebse und selten auch Vertebraten wie der Mastodonsaurus oder der Nothosaurus Die im Hauptgestein gefundenen fossilen Harze Schlierseerit gleichen Alters enthalten organische Einschlusse verschiedener Mikrofossilien Wimpertierchen Schalamoben Cyanobakterien und Grunalgen Einige dieser Inklusen liegen in Weichteilerhaltung vor und gehoren zu den altesten Vertretern ihrer Formengruppe 8 Durch die Schliessung samtlicher Bergwerke sind die Fundmoglichkeiten fur Fossilien heute eingeschrankt 9 10 11 Kohlebergbau Bearbeiten nbsp Bergarbeiter im 19 Jahrhundert in Hollenstein an der YbbsDie Lunzer Steinkohle wurde vor allem im 19 Jahrhundert teilweise aber auch noch im 20 Jahrhundert an vielen Orten in Niederosterreich als Schmiedekohle abgebaut Die oft feingrusig zerfallende Kohle wurde vor allem als Schmiedekohle genutzt Am langsten kontinuierlich in Betrieb war das Bergbaurevier Schrambach Lilienfeld Grossere Abbaue gab es auch bei Gaming und am Sulzbach bei Lunz am See 12 11 1962 wurde der letzte Bergbau in der Lunzer Kohle in Gaming stillgelegt 13 Literatur BearbeitenAlexander Bittner Ueber die stratigraphische Stellung des Lunzer Sandsteins in der Triasformation In Jahrbuch der k k Geologischen Reichsanstalt Jahrgang 47 1897 S 429 454 zobodat at PDF Manfred Behrens Schwermineralverteilungen und Sedimentstrukturen in den Lunzer Schichten Kam Trias Osterreich In Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt Jahrgang 116 1972 S 51 83 pdf geologie ac at Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lunz Formation Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Alexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Monographie der Nordlichen Kalkalpen Teil II Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X S 145 Thomas Hornung The Carnian Crisis in the Tethys realm multistratigraphic studies and paleoclimate constraints Dissertation Innsbruck 2007 S 146 a b Lit Behrens 1972 S 54 ff pdf S 4 ff Geologische Bundesanstalt Stratigraphische Tabelle von Osterreich Ausgabe 2004 pdf Memento des Originals vom 24 April 2018 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geologie ist alles at geologie ist alles at Roman Aubrecht et al Provenance of the Lunz Formation Carnian in the Western Carpathians Slovakia In Palaeogeography Palaeoclimatology Palaeoecology Vol 471 2017 S 233 253 doi 10 1016 j palaeo 2017 02 004 a b Thomas Hornung The Carnian Crisis in the Tethys realm multistratigraphic studies and paleoclimate constraints Dissertation Innsbruck 2007 S 146ff Thomas Hornung The Carnian Crisis in the Tethys realm multistratigraphic studies and paleoclimate constraints Dissertation Innsbruck 2007 S 149 Norbert Vavra Fossile Harze aus dem alpinen Mesozoikum In Bernstein Tranen der Gotter Bochum 1996 S 351 356 Alexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Monographie der Nordlichen Kalkalpen Teil II Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X S 148 Thomas Hornung The Carnian Crisis in the Tethys realm multistratigraphic studies and paleoclimate constraints Dissertation Innsbruck 2007 S 148 a b Erich Thenius Niederosterreich Geologie der osterreichischen Bundeslander in kurzgefassten Einzeldarstellungen 2 erweiterte Auflage Wien 1974 S 118 f Alexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Monographie der Nordlichen Kalkalpen Teil II Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X S 149 Rudolf Oberhauser Franz Karl Bauer Der Geologische Aufbau Osterreichs Springer Verlag Wien 1980 ISBN 3 211 81556 2 S 549 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lunz Formation amp oldid 225962567