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Dieser Artikel beschreibt den Chemiker Ludwig Thudichum Zu seinem gleichnamigen Onkel dem Landtagsabgeordneten Ludwig Thudichum siehe Ludwig Thudichum Politiker Johann Ludwig Wilhelm Thudichum 27 August 1829 in Budingen 7 September 1901 in London war ein deutscher Pathologe und Physiologe Er gilt als Pionier der Gehirnchemie Ludwig Thudichum Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung und Beruf 3 Wissenschaft und Medizin 4 Mitgliedschaften 5 Preise und Auszeichnungen 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenThudichum war Spross einer aus Marbach am Neckar stammenden schwabischen Familie Dudichumb die entfernt mit der Familie des Dichters Friedrich Schiller verwandt war Er war Sohn des Sophokles Ubersetzers und Gymnasialdirektors Georg Thudichum des Wolfgang Ernst Gymnasiums in Budingen und seiner Frau Friederike geborene Baist 1805 1879 Im Jahr 1854 heiratete Thudichum in London Charlotte Dupre Schwester des Chemikers August Dupre Aus der Verbindung gingen zwei Sohne und sechs Tochter hervor Sein Bruder Friedrich von Thudichum gehorte zu den grossen Rechtsgelehrten des 19 Jahrhunderts Charlotte geborene Dupre 30 Juni 1828 in Soden bei Salmunster 6 Januar 1914 in London 15 Mai 1854 in LondonKinder 1 Jeanette Friederike 16 Mai 1855 in London 28 Mai 1946 in Icklesham2 Charlotte Louise 8 Juni 1856 in London 25 Juni 1856 in London3 Marie Louise 1 November 1857 in London 5 September 1947 in Icklesham4 Georg Dupre 27 Februar 1859 in London 19 Dezember 1942 in London5 Louis Mader 9 Juli 1860 in London 3 Marz 1937 in Hastings6 Charlotte Ottilie 22 Januar 1862 in London 30 September 1942 in Icklesham7 Henriette 12 September 1865 in London 8 August 1946 in Hastings8 Therese Viktoria 10 Juli 1868 in London 15 Juli 1947 in IckleshamAusbildung und Beruf BearbeitenThudichum besuchte wahrscheinlich das Gymnasium seines Vaters und begann 1847 ein Medizinstudium an der Hessischen Ludwigs Universitat Zu seinen Lehrern zahlten Justus von Liebig und Theodor Bischoff 1848 wurde er Mitglied des Corps Hassia Giessen 1 1850 verbrachte er ein Jahr an der Universitat Heidelberg wo er sich bei Robert Bunsen mit der Spektralanalyse befasste und bei Jacob Henle Anatomie und Pathologie studierte 1851 kehrte er nach Giessen zuruck und wurde zum Dr med promoviert Nach einer erfolglosen Bewerbung um eine Stelle als Pathologe in Giessen man hatte ihm vorgeworfen ein Sympathisant der Revolution von 1848 zu sein 2 emigrierte Thudichum 1853 nach London Dort arbeitete er von 1855 bis 1863 als Dozent an der privaten St George School of Medicine In den Jahren 1856 bis 1858 war er als Arzt am St Pancras Dispensary tatig und fungierte seit 1865 als Dozent und erster Direktor des neu geschaffenen Labors fur Chemie und Pathologie am Londoner St Thomas Hospital 1871 gab er diese Stellung auf und praktizierte als Arzt Wissenschaft und Medizin BearbeitenIm Jahr 1858 erschien A Treatise on the pathology of urine in dem Thudichum 50 Jahre Forschung zusammenfasste und den Eisenchloridtest fur Kreatinin beschrieb Am 17 Oktober 1859 schlug er in seinem Vortrag On the pathology and treatment of gall stones vor der Medical Society of London 3 erstmals eine zweiphasige Operation von Bernhard Riedel zweizeitige Cholecystostomie genannt zur Behandlung von Gallensteinen Cholezystektomie vor die 1878 in den USA und in der Schweiz klinisch erprobt wurde A treatise on gall stones 1863 enthalt historische chemische und mikroskopische Forschungsbefunde eine Klassifizierung von Gallenfarbstoffen und Beobachtungen zur Entstehung von Gallensteinen 1867 publizierte er Arbeiten uber Fluoreszenz ein Vorgriff auf die Photodynamische Therapie und stellte erstmals das eisenfreie Blutpigment Hamatoporphyrin her 1869 isolierte und charakterisierte Thudichum die als Carotinoide bekannten Pigmente Weitere Arbeitsgebiete waren Hygiene offentliches Gesundheitswesen Lebensmittelchemie und Infektionskrankheiten 1874 veroffentlichte Thudichum seine ersten Studien zur Chemie des Gehirns Er charakterisierte etwa 140 Substanzen im Ochsenhirn darunter im Myelin die phosphorhaltigen Kephaline und Lecithine sowie die auf dem neuentdeckten Lipid Sphingosin basierenden zuckerhaltigen Cerebroside Er vermutete auch dass sich im Hirngewebe Amyloid Plaques bilden konnen und lieferte einen fruhen Hinweis auf die Pathologie der Alzheimer Demenz 1884 erschien die Monographie A treatise on the chemical constitution of the brain dt 1901 4 die heute als eine Grundlage der Neurochemie und Klassiker der Medizin gilt 1877 griff der Biochemiker Arthur Gamgee 1841 1909 Thudichums Arbeiten aus heute fachlich nicht mehr nachvollziehbaren Grunden anonym an Die deutschen Kollegen Felix Hoppe Seyler und Richard Maly schlossen sich dieser grundlosen Negativkampagne an 5 6 Wichtige Fachjournale druckten infolgedessen keine Arbeiten mehr von Thudichum 7 Obwohl die Ergebnisse von Thudichums Forschungen in Regierungsberichten und Blue Books Sammlung von politisch relevanten Dokumenten erschienen wurden sie von seinen Konkurrenten durch verstummelte Wiedergabe oder vorsatzliche Fehlinterpretation wirksam begraben In einem tapferen Versuch grundete Thudichum sein eigenes biomedizinisches Journal die Annals of Chemical Medicine 8 das aber nach nur zwei Ausgaben 1879 amp 1881 scheiterte vor allem weil die Inhalte fast ausschliesslich von Thudichums eigenen Untersuchungen stammten und damit seine europaischen Kritiker Hoppe Seyler Stadeler und Maly zu giftigen Erwiderungen einluden 9 Seit 1878 arbeitete er als fuhrender Otolaryngologe entwickelte die Elektrokoagulation von Nasenpolypen und erfand ein spezielles Nasenspekulum Mitgliedschaften BearbeitenMember of the Royal College of Surgeons of England 1855 Member of the Royal College of Physicians 1860 Fellow of the Royal College of Physicians of London 1878 Member of the West London Medico Chirurgical Society Prasident 1883 84 Member of the Chemical Society Vizeprasident Preise und Auszeichnungen BearbeitenHastings Gold Medal der British Medical Association 1864 Silver Medal der Society of Arts 1866 Dr h c Giessen 1901 Messingtafel am Geburtshaus in Budingen 1965 In diesem Hause wurde am 27 August 1829 Ludwig J Wilhelm Thudichum der Pionier der Gehirnchemie geboren Die Gesellschaft fur physiologische Chemie aus Anlass des 16 Mosbacher Colloquiums Uber Lipoide Schriften Auswahl BearbeitenUber die am oberen Ende des Humerus vorkommenden Knochenbruche Giessen J Ricker Diss 1851 A treatise on the pathology of urine John Churchill London 1858 On the pathology and treatment of gall stones In British Medical Journal Band 2 1859 S 935 ff A treatise on gall stones their chemistry pathology and treatment J Churchill and Sons London 1863 A treatise on the origin nature and varieties of wine being a complete manual of viticulture and œnology Macmillian London New York 1872 A treatise on the chemical constitution of the brain Bailliere Tindall and Cox London 1884 Grundzuge der anatomischen und klinischen Chemie Analecten fur Forscher Arzte und Studierende A Hirschwald Berlin 1886 The spirit of cookery A popular treatise on the history science practice and ethical and medical import of culinary art With a dictionary of culinary terms F Warne London New York 1895 The progress of medical chemistry comprising its application to physiology pathology and the practice of medicine Bailliere Tindall and Cox London 1896 Die chemische Konstitution des Gehirns des Menschen und der Tiere Tubingen Pietzcker 1901 Cookery its art and practice the history science and practical import of the art of cookery with a dictionary of culinary terms F Warne London New York 1905Literatur BearbeitenDavid L Drabkin Thudichum Chemist of the Brain With an Annotated Bibliography of J L W Thudichum University of Pennsylvania Press Philadelphia PA 1958 Theodore L Sourkes How Thudichum came to study the brain In Journal of the History of Neuroscience 2 1993 S 107 119 Volkmar Stein Sven Teschke Peter Zinnkann Ausstellungskatalog Georg Thudichum und seine bedeutenden Sohne Hrsg Magistrat der Stadt Budingen Stadtarchiv 1 Auflage Budingen 27 November 2008 S 52 Eberhard J Wormer Thudichum Johann Ludwig Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 207 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Thudichum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Thudichum Johann Ludwig Wilhelm Hessische Biografie Stand 2 August 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1960 97 612 Peter Dupre Thudichum and Dupre brothers in law In J Royal Soc Med 86 1993 417 Gunter Skibbe Gallenblase und Gallengange In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 72 88 hier S 77 f J Ludwig W Thudichum Die chemische Konstitution des Gehirns des Menschen und der Tiere erschienen im Verlag von Franz Pietzker Tubingen 1901 als PDF Dokument im Internet Archive abgerufen am 1 Mai 2020 Ernst Lindner Ludwig Johann Wilhelm Thudichum der Biochemiker des Gehirns Caoimhghin S Breathnach Johann Ludwig Wilhelm Thudichum 1829 1901 bane of the Protagonisers In History of Psychiatry 12 2001 283 296 Henry McIlwain Thudichum and the medical Chemistry of the 1860s to 1880s In Proc Royal Soc Med 51 1957 127 132 Annals of Chemical Medicine Vol 1 1879 im Internet Archive abgerufen am 1 Mai 2020 Barry Blackwell Thudichum Father of Neurochemistry a BiographyNormdaten Person GND 117356492 lobid OGND AKS LCCN n85826831 VIAF 77091222 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thudichum LudwigALTERNATIVNAMEN Thudichum Johann Ludwig Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Begrunder der GehirnchemieGEBURTSDATUM 27 August 1829GEBURTSORT BudingenSTERBEDATUM 7 September 1901STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Thudichum amp oldid 236606955