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Ligombo ist eine seltene sechssaitige Schalenzither oder Trogzither der Hehe in der Region Iringa im Zentrum von Tansania und der Sangu in der Region Mbeya im Westen des Landes die ein Sanger zur Liedbegleitung verwendet Der Saitentrager dieses nur im ostafrikanischen Zwischenseengebiet vorkommenden Instrumententyps besteht aus einem schmalen an der Oberseite schalenformigen Brett das zur Klangverstarkung an einem Ende auf eine Kalebasse gelegt und mit einer Schnur angebunden wird Spieler einer ligombo mit Kalebassen Resonanzkorper in Tansania Postkarte einer Missionsgesellschaft vor 1877 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVerbreitung Bearbeiten nbsp Brettzither der Makere einer Sprachgruppe der Mangbetu im Norden des Kongo mit heterochorden aus fremdem Material bestehenden Saiten Weiterentwicklung der Flosszithern mit idiochorden Saiten Konigliches Museum fur Zentral Afrika in Tervuren Die eng verwandten Grundformen der einfachsten Saiteninstrumente sind Musikbogen mit einem biegsamen und mehr oder weniger gebogenen Saitentrager zwischen dessen Enden eine Saite gespannt ist und Stabzithern oder Musikstabe mit einem geraden Saitentrager uber den eine oder mehrere Saiten meist parallel gefuhrt werden Fur Ostafrika charakteristisch ist die ein oder mehrsaitige Plattstabzither zeze bei der eine Melodiesaite uber der Schmalseite eines hochkant gestellten flachen Saitentragers verlauft Zur Klangverstarkung ist an der Unterseite des Stabes eine Kalebasse befestigt Die zweite Form eines Musikstabes sind Rundstabzithern die fur Uganda den Osten des Kongo einsaitige kingwandikila aus einem Palmblattstiel der Bembe 1 und Westafrika belegt sind Eine besondere Form der Stabzithern ist die in Kamerun vorkommende mehrsaitige Kerbstegzither mvet Das alteste Foto einer solchen mehrsaitigen Stabzither nahm 1911 der Expeditionsleiter Armand Huterau 1875 1914 in der Region Uele im Norden des damaligen Kolonialgebiets Belgisch Kongo auf 2 Die mehrsaitigen Vollrohrenzithern aus einer Bambusrohre sind auf Madagaskar beschrankt und dort unter dem Namen valiha bekannt Sie besitzen in ihrer ursprunglichen Form idiochorde also aus der ausseren Schicht der Bambusrohre herausgeschnittene Saiten entsprechend den ostafrikanischen Flosszithern Diese bestehen aus mehreren parallel verbundenen dunnen Pflanzenstengeln aus denen jeweils eine Saite zwischen zwei Fruchtknoten abgelost wurde Hierzu gehort die litungu namensgleich mit der Schalenleier litungu der Bagisu im Osten Ugandas 3 Sie sind nur ausserlich den Flossrasseln kayamba ahnlich Bei den afrikanischen Brettzithern sind die Saiten parallel uber ein langrechteckiges Holzbrett gespannt Die Saiten werden durch an beiden Seiten als Sattel untergeschobene Querholzer auf Abstand gehalten In ihrem Verbreitungsschwerpunkt Ostafrika und Zentralafrika kommen hauptsachlich Instrumente mit funf sieben und dreizehn Saiten vor Die in Malawi gespielte bangwe mit ublicherweise sieben Saiten wird zur Resonanzverstarkung mit einem Ende in eine Kalebassenhalbschale oder einen offenen Blechkanister gesteckt Ahnlich in waagrechter Position uber dem Boden mit dem fernen Ende in einer Kalebassenhalbschale wird die mbangwe der Makonde in Nordmosambik gespielt Die Brettzither kipango im Sudwesten Tansanias hat sechs Saiten An einem Ende ist eine Kalebasse befestigt In einer modernen Spielposition wird die kipango wie eine Gitarre schrag vor dem Oberkorper gehalten 4 nbsp Sechssaitige Schalenzither vom Typ E auf eine Kalebasse gebunden Sprachgruppe Shi um Bukavu im Osten des Kongo Konigliches Museum fur Zentral AfrikaDie Schalenzithern sind ein den Brettzithern nahestehender Instrumententyp der ausschliesslich in Ostafrika und mit einer besonderen Variante im sudlichen Afrika verbreitet ist Das rechteckige oder langovale Brett ist zu einer flachen Schale ausgeformt uber welche die Saiten der Lange nach gespannt sind sodass bei den ostafrikanischen Typen keine Querholzer unter den Saiten erforderlich sind Ausserdem wirkt die Schale resonanzverstarkend besonders wenn sie tief ausgehohlt ist In Ostafrika kommen Schalenzithern oder Trogzithern in ganz Tansania und im Zwischenseengebiet zwischen Victoriasee Kivusee und Tanganjikasee vor das Uganda Ruanda Burundi den Westen Tansanias und den Osten des Kongo einschliesst Die inanga auch enanga oder nnanga die zwischen Burundi Ruanda und der Insel Ukerewe an der Sudkuste des Victoriasees in Tansania verbreitet ist enthalt den bantusprachigen Wortstamm nanga der vermutlich ursprunglich allgemein Saiteninstrument bedeutete und auch von den eine nilotische Sprache sprechenden Acholi im Norden Ugandas als Bezeichnung fur ihre Trogzither ubernommen wurde Die Trogzither selbst durften die Acholi durch Vermittlung des Konigreichs Bunyoro von den sudugandischen Bantugruppen erhalten haben Der Wortstamm nanga ist auch im Namen der Bogenharfen ennanga der Baganda und kinanga der Bakonjo im Suden Ugandas enthalten 5 Die Wortverbreitung macht es in Verbindung mit mundlichen Uberlieferungen wahrscheinlich dass zumindest die Schalenzithern im Zwischenseengebiet einen gemeinsamen Ursprung haben 6 Ulrich Wegner 1984 teilt die ostafrikanischen Schalenzithern nach ihrer Form in funf Gruppen ein Die inanga des Zwischenseengebiets mit einer breiten flachen Schalenform und niedrigen Randern gehort zum Typ A Bei diesem wird ein einzelner Saitenstrang durchlaufend um Kerben an den gerundeten Schmalseiten gefuhrt Die ligombo des Typs B ist durch eine sehr schmale flache Form gekennzeichnet die sich zu den Seitenmitten verjungt Ihr Saitenstrang wird durch Bohrlocher an den Schmalseiten gefuhrt Dieser Typ kommt ausser bei den Hehe bei den Wakinga in der Njombe Region in Sudtansania den Sangu in der Mbeya Region im Sudwesten den Bena in der Iringa Region und bei den Kaguru im ostlichen Zentrum des Landes vor Eine kurzere Version der ligombo mit sieben Saiten bei den im Umfeld der Sangu in der Region Mbeya lebenden Safwa heisst sumbi 7 Der Typ C unterscheidet sich vom ansonsten ahnlichen Typ B durch eine tiefere Halbrohrenform und gerade Langswande Er kommt nordlich des Verbreitungsgebiets von Typ B besonders bei den Gogo in der zentraltansanischen Region Dodoma bei den Turu in der Region Singida bei den Sandawe im Kondoa Distrikt und den Isanzu im Iramba Distrikt Region Singida vor Typ D ist wiederum lang und schmal besitzt aber einen flachen Boden und rechtwinklig dazu gerade Seitenwande Sein Verbreitungsgebiet liegt entlang der Ostkuste bei den Zaramo und Kwere in der Region Pwani sowie weiter sudlich bei den Makonde Bei den Makonde und den Nguru Ngulu Sprechern im ostlichen Zentraltansania wurde ausserdem der Typ E mit einer breiten rechteckigen Schalenform und einem flachen Boden beobachtet 8 Die Saiten aller ostafrikanischen Schalenzithern werden mit den Fingern gezupft Im sudlichen Afrika kommt eine andere Gruppe von Schalenzithern oder Halbrohrenzithern mit einer Saite vor die mit einem kurzen Bogen gestrichen werden Ihr ursprunglichster und heute obsoleter Vertreter ist die vermutlich als Weiterentwicklung aus einem Mundbogen hervorgegangene tshidzholo der Venda in Sudafrika Der Saitenton der uber einen halbierten und rinnenformig ausgeschnitzten Ast gespannten tshidzholo wird mit dem Mundraum verstarkt und klanglich verandert Aus ihr entstand die einsaitige Schalenzither segankuru bei der am oberen Ende des Saitentragers eine Blechdose zur Resonanzverstarkung befestigt ist Die segankuru kommt in Botswana und unter verschiedenen Namen in angrenzenden Landern vor Bauform Bearbeiten nbsp Sechssaitige Schalenzither vom Typ B der Nyamwezi in Zentraltansania Entspricht der ligombo Saiten und Resonanzkorper fehlen Ethnologisches Museum Berlin Die ligombo der Hehe Wahehe und Sanga Wasanga besteht aus einem etwa ein Meter langen sehr schlanken Saitentrager aus Holz der dunnwandig zu einer flachen Rinne ausgearbeitet ist Die Enden der Rinne sind etwas breiter als der mittlere Bereich weil sie der Befestigung der sechs parallel aufgespannten Saiten dienen Am einen Ende das stumpf abschliesst wird der Saitentrager zur Resonanzverstarkung quer uber die kreisformige Offnung von 10 Zentimetern Durchmesser einer runden kissenformigen Kalebasse gelegt deren Durchmesser ungefahr 30 Zentimeter betragt 9 Der Saitentrager wird mit einer umgeschlungenen und an der Bodenunterseite der Kalebasse verknoteten Schnur ablosbar fixiert Die Saitenschwingungen werden wie bei einem Kalebassen Musikbogen ohne Saitenteilung durch direkten Kontakt des Saitentragers auf die Kalebasse ubertragen Neben den erwahnten Stabzithern werden auch einige Lamellophone zur Resonanzverstarkung auf oder in die Offnung von Kalebassen gelegt vgl mbila Das andere Ende des Saitentragers wird durch ein dunnes Rundholz um einige Zentimeter verlangert Aus dem Gebiet der Sukuma am Sudufer des Victoriasees in Tansania sind Schalenleiern bekannt bei denen ein solcher Stielfortsatz in einer vollplastisch geschnitzten weiblichen Figur endet Diese dekorative Figur ist mit bunten Stoffen bekleidet und mit Schmuck behangt und sollte fruher bei Musikwettstreiten der Sukuma die Zuschauer auf die Musiker aufmerksam machen Eine von Friedrich Fulleborn 1898 erworbene ligombo der Hehe die sich im Ethnologischen Museum in Berlin befindet besitzt eine solche Figur am Stielende Das Exemplar ist 106 Zentimeter lang der Kalebassendurchmesser betragt 36 Zentimeter 10 Die Saiten werden durch die in einer Reihe an den verdickten Stirnseiten der Schale gebohrten Locher gefuhrt Wie bei Brettzithern und anderen Schalenzithern handelt es sich nicht um einzeln an den Enden fixierte Saiten sondern um eine durchgangige Saitenschnur Diese wird durch alle Locher von der einen zur anderen Seite gezogen Die an einem Ende mit einem Querholzchen fixierte Saitenschnur wird mit dem anderen Ende am Stielfortsatz festgebunden Die unterschiedliche Spannung der einzelnen Saiten bleibt dank des Reibungswiderstandes an den engen durch zwei Bohrungen fuhrenden Schlaufen erhalten auch wenn die Saiten stark gezupft werden Sie bestehen traditionell aus Darm oder Tiersehnen 11 Spielweise BearbeitenDie Saiten sind tief gestimmt und produzieren einen dumpfen Klang Die ligombo wird allgemein zur Gesangsbegleitung verwendet Bei den Sangu folgt die traditionelle Musik einem hexatonischen oder heptatonischen Tonsystem und die Lieder werden mehrstimmig mit parallelen Terz und Quartabstanden gesungen Die Sangu haben in ihrer Musik weniger mit den benachbarten Ethnien und mehr mit Viehzuchtergemeinschaften in Angola und Sambia gemeinsam Das Siedlungsgebiet der Sangu lag im 19 Jahrhundert an einer Hauptstrecke des ostafrikanischen Karawanenhandels von Bagamoyo nach Tabora weshalb sie vor 1830 in Kontakt mit muslimischen Swahili Handlern von der Kuste kamen und deshalb relativ fruh den Islam annahmen Die ligomba begleitete fruher historische Heldenlieder und Preislieder auf die Oberhaupter Das Oberhaupt musste die Genehmigung zur Auffuhrung dieser Lieder erteilen Nach Angaben der Sangu soll die ligomba ursprunglich ihr eigenes Musikinstrument gewesen sein und die im Osten benachbarten Hehe hatten es von ihnen ubernommen Diese Aussage ist nicht weiter uberprufbar und mit Vorsicht aufzufassen denn die Sanga erhielten im 19 Jahrhundert durch den Kontakt mit Swahili und Arabern Gewehre mit denen sie eine regionale Vormachtstellung erlangten und sich Kampfe mit den verfeindeten aber sprachlich verwandten Hehe lieferten Die ligombo kam aber im 19 Jahrhundert wahrscheinlich von den Hehe zu den Bena in der Region Iringa wo sie den Namen libangobango erhielt Der bekannteste ligombo Spieler der Hehe in den 1940er und 1950er Jahren war Pancras Mkwawa der Onkel des damaligen Hehe Oberhauptes von dem Hugh Tracey 1950 Aufnahmen machte 12 Eines der Lieder wurde zuerst auf Schellackplatte veroffentlicht 13 Gerhard Kubik nahm 1976 das ligombo Spiel des zu dieser Zeit ungefahr 72 Jahre alten Hehe Musikers Msigibuluma auf Bei den Hehe war es ublich dass ein junger Musikschuler an seiner Seite sass und zum Spiel des Meisters den Grundschlag mit den Handen auf den Resonanzkorper des Instruments schlug 14 Die ligombo Musik ist ansonsten wenig dokumentiert und weitgehend verschwunden 15 Literatur BearbeitenGerhard Kubik Ligombo In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 285f Gerhard Kubik Ostafrika Musikgeschichte in Bildern Band 1 Musikethnologie Lieferung 10 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1982 S 144f Ulrich Wegner Afrikanische Saiteninstrumente Veroffentlichungen des Museums fur Volkerkunde Berlin Neue Folge 41 Abteilung Musikethnologie V Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Berlin 1984Weblinks BearbeitenLigombo Europeana Collections Abbildung Schalenzither ligombo 6 vgl Katalog Afrikanische Musikinstrumente Munchner Stadtmuseum 2013 Obj Nr 385 Munchner Stadtmuseum Abbildung Kalebasse fehlt Einzelnachweise Bearbeiten LP An Anthology Of African Life Volume 1 Congo Gabon AST 6001 veroffentlicht 1972 Herbert Pepper Aufnahmen und Text Beiheft Harp Zither Royal Museum for Central Africa Tervuren Ulrich Wegner 1984 S 45 Ulrich Wegner 1984 S 58 Gerhard Kubik 1982 S 27f Ulrich Wegner 1984 S 65f Gerhard Kubik Munchner Stadtmuseum Nachdokumentations und Katalog Projekt der afrikanischen Musikinstrumente 2011 S 37 Ulrich Wegner 1984 S 67 69 Gerhard Kubik 2014 S 285 Ulrich Wegner 1984 S 223 Katalognummer 129 Ulrich Wegner 1984 S 69 Hugh Tracey Recording Tour May to November 1950 East Africa In Newsletter African Music Society Bd 1 Nr 4 Juni 1951 S 38 51 hier S 39 Sengere Memento vom 4 Marz 2018 im Internet Archive ILAM Digital Sound Archive Gerhard Kubik 1982 S 144 Janet Topp Rare Tanzanian music recordings preserved British Library Music Blog 13 Juli 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ligombo amp oldid 208009131