www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt eine Orgel mit spezieller Tonerzeugung Zum ahnlich klingenden Gerat zur Erzeugung von Beleuchtungseffekten siehe Lichtorgel Die Lichttonorgel war eine von Edwin Welte in den 1930er Jahren entwickelte elektronische Orgel Tonscheibe Ausschnitt Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Geschichte 2 1 Aufstieg 2 2 Niedergang 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksFunktionsweise BearbeitenDie Lichttonorgel bedient sich der fotoelektrischen Klangerzeugung Die Tonerzeugung wurde mit glasernen rotierenden Tonscheiben vor Photozellen gesteuert Auf die mit einer Photoemulsion beschichteten Tonscheiben wurden Schwingungskurven ubertragen die von Originalquellen aufgenommen und graphisch nachbearbeitet wurden Die Tone wurden dann uber Verstarker und Lautsprecher wiedergegeben Die Aufnahmetechnik wurde aufgrund des im Augustinermuseum liegenden Archivmaterials im Rahmen eines Forschungsprojekts am Technischen Museum Wien weitgehend aufgeklart Geschichte Bearbeiten nbsp Tonaggregat der Lichttonorgel nbsp Spieltisch der Welte LichttonorgelEdwin Welte trat 1931 aus dem in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen 1832 gegrundeten und seit 1872 in Freiburg im Breisgau ansassigen Familienunternehmen M Welte amp Sohne aus Wann er genau mit der Entwicklung der Lichttonorgel begann ist ungewiss Er erwarb jedenfalls die Rechte auf ein 1925 von Richard Michel aus Monaco angemeldetes Patent DRP 443535 fur ein Tasteninstrument zur Erzeugung von Musik auf elektronischem Wege Seit ungefahr 1933 hatte Welte bei der in Weikersheim Wurttemberg ansassigen Orgelbaufirma Aug Laukhuff zusammen mit dem Orgelbauer Wilhelm Faass mit dem Ziel experimentiert einen funktionsfahigen Prototyp zu bauen Mit an der Entwicklung beteiligt war die Harmoniumfabrik Theodor Mannborg in Leipzig auch wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Elektrokonzern Telefunken geschlossen 1935 meldete Welte ein weiteres eigenes Patent fur die Lichttonorgel an DRP 712570 ein Verfahren zum Herstellen von gemischte Stimmen darstellenden Phonogrammen auf Tonscheiben fur Lichttonorgeln Aufstieg Bearbeiten Ende 1935 hatte Mannborg ein serienreifes Exemplar der Orgel mit 16 klingenden Stimmen und 24 Registern fertiggestellt Es wurde am 17 August 1936 im Oberlichtsaal der Berliner Philharmonie in einem Presse Konzert vorgefuhrt Die Presseresonanz war sehr positiv Am 6 November 1936 gab der Organist Kurt Grosse ein Konzert auf der Lichttonorgel wobei er von dem Cellisten Armin Liebermann begleitet wurde Die Kritiken in der Presse waren wiederum wohlwollend So schrieb das Parteiorgan der NSDAP der Volkische Beobachter am 9 November 1936 von einem einzigartigen Wunderwerk Edwin Weltes als ein in seiner Vollkommenheit das gesamte Reich der Tone umfassendes Konzertinstrument Welte hoffte nun auf Auftrage Seine Orgel bot bei geringem Platzbedarf schier unbegrenzte Verstarkbarkeit und schien damit wie geschaffen fur die Massenveranstaltungen des Dritten Reichs Ausserdem schien sein Instrument den Vorteil zu bieten dass es im Gegensatz zu der seit 1935 angebotenen und sehr erfolgreich verkauften Hammond Orgel ein deutsches Produkt war Niedergang Bearbeiten Aber offensichtlich hatte man in Berlin vor einer weiteren Zusammenarbeit die personlichen Verhaltnisse Edwin Weltes uberpruft Dabei stellte man fest dass er mit einer judischen Frau verheiratet war Daraufhin liessen ihn die Nationalsozialisten fallen Telefunken stieg ohne Angabe von Grunden aus dem Kooperationsvertrag aus Wahrend des Zweiten Weltkriegs schlug Friedrich Trautwein Edwin Welte fur die Entwicklung einer Blindenlesemaschine vor die auf der Basis pneumatischer Technik fur das Welte Mignon Reproduktionsklavier beruhte Diese kam allerdings nicht uber das Planungsstadium hinaus da beim Bombenangriff am 27 November 1944 sowohl die Firmengebaude von Welte als auch das beteiligte Universitatsinstitut zerstort wurden Die einzige vorhandene Lichttonorgel wurde 1945 durch Kriegseinwirkung bei Aug Laukhuff in Weikersheim zerstort Alle Versuche Edwin Weltes nach dem Krieg seiner Lichttonorgel doch noch zum Erfolg zu verhelfen waren erfolglos Die verwendete Technik war inzwischen veraltet Das Verdienst von Edwin Welte beruht jedoch in der erstmaligen Verwendung gesampelter analoger Klange zur Wiedergabe der Tone Die Konstruktionsplane und zahlreiche Teile befinden sich heute im Augustinermuseum Freiburg Siehe auch BearbeitenGraphische TonerzeugungLiteratur BearbeitenJohn Eggert Richard Schmidt Einfuhrung in die Tonphotographie Photographische Grundlagen der Lichtton Aufzeichnung Leipzig S Hirzel 1932 Fritz Fischer Kurt Grosse Die Welte Lichtton Orgel Eine Kirchen und Konzertorgel deren Tonerzeugung nicht durch Pfeifen und Zungenstimmen sondern auf elektro optischem Wege geschieht E Welte Freiburg Breisgau 1935 Werner Lottermoser Die Lichttonorgel von Edwin Welte In Akustische Zeitschrift Band 1 Nr 3 1936 ZDB ID 502526 6 S 193 194 Fritz Stege Tonendes Licht In Zeitschrift fur Musik Band 103 Nr 10 Oktober 1936 ZDB ID 203042 1 S 1235 Hermann Matzke Zwei deutsche elektroakustische Orgeln Ein erster Befund In Zeitschrift fur Instrumentenbau Band 56 Nr 24 1936 ZDB ID 955614 x S 404 405 Robert L Eby Electronic organs A complete catalogue textbook and manual van Kampen Press Wheaton IL 1953 Hugh Davies A history of sampling In Organised Sound Band 1 Nr 1 1996 ISSN 1355 7718 S 3 11 hier S 6 f Michael Gerhard Kaufmann Orgel und Nationalsozialismus Die ideologische Vereinnahmung des Instrumentes im Dritten Reich Schriftenreihe der Walcker Stiftung fur Orgelwissenschaftliche Forschung Band 5 Musikwissenschaftliche Verlags Gesellschaft mbH Kleinblittersdorf 1997 ISBN 3 920670 36 1 Zugleich Karlsruhe Universitat Dissertation 1997 Peter Donhauser Edwin Weltes Lichtton Orgel In Gerhard Dangel Red Aus Freiburg in die Welt 100 Jahre Welte Mignon Automatische Musikinstrumente Augustinermuseum Freiburg Breisgau 2005 S 158 ff Peter Donhauser Elektrische Klangmaschinen Die Pionierzeit in Deutschland und Osterreich Bohlau Wien u a 2007 ISBN 978 3 205 77593 5 Artikel In Freiburger Zeitung 20 September 1936 Sonntagsausgabe S 3Weblinks BearbeitenWelte Mignon Portal fur mechanische Musikinstrumente Musikinstrumente Abteilung Technisches Museum WienNormdaten Sachbegriff GND 4448237 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lichttonorgel amp oldid 234589221