www.wikidata.de-de.nina.az
Die Leuchtgarnelen oder auch Krill wissenschaftlicher Name Euphausiacea sind eine Ordnung der Krebse mit weltweiter Verbreitung Alle Arten sind marin sie leben im Meer und frei schwimmend pelagisch seltener uber dem Grund im bodennahen Wasser hyperbenthisch Leuchtgarnelen sind mit 86 Arten relativ artenarm diese kommen aber zum Teil in ungeheuren Individuenmassen vor Grosste Art ist Thysanopoda spinicaudata mit einer Korperlange von bis zu 150 Millimeter LeuchtgarnelenMeganyctiphanes norvegicaSystematikStamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Krebstiere Crustacea Klasse Hohere Krebse Malacostraca Unterklasse EumalacostracaUberordnung EucaridaOrdnung LeuchtgarnelenWissenschaftlicher NameEuphausiaceaDana 1852 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Leuchtvermogen 3 Entwicklung und Lebenszyklus 4 Ernahrung 5 Vertikalverbreitung Wanderungen 6 Okologische Bedeutung 7 Phylogenie und Taxonomie 8 Quellen 9 Einzelnachweise 10 WeblinksMerkmale BearbeitenLeuchtgarnelen sind Krebse mit garnelenformigem Habitus die Arten sind untereinander relativ ahnlich und schwer unterscheidbar Der Korper ist meist durchsichtig mit durchscheinenden inneren Organen meist sind ausserdem lebhaft rote Pigmente in unterschiedlicher Ausdehnung und Intensitat vorhanden Er ist ausserlich gegliedert in einen Cephalothorax der auf der Dorsalseite auf dem Rucken von einem durchgehenden Carapax bedeckt ist und einen hinteren Korperabschnitt das Pleon dieses besteht aus sechs freien Segmenten Vorn am Cephalothorax sind zwei gestielte Komplexaugen sichtbar die entweder rund oder zweilappig sein konnen Sowohl die Thorakopoden am Cephalothorax als auch die Pleopoden am Pleon sind typische zweiastige Spaltbeine Die acht Paar Thorakopoden tragen aussen am ersten Glied den Coxae buschelformige Kiemen diese liegen frei und sind nicht vom Carapax verhullt Am zweiten Glied der Basis sitzen die zweigliedrigen Exopodite und die funfgliedrigen Endopodite Das aussere Glied der Exopodite tragt einen Facher aus Schwimmborsten und dient zur Fortbewegung Die laufbeinartig aussehenden Endopodite werden meist unter den Rumpfabschnitt untergeschlagen an ihnen sitzende Reihen von Fiederborsten bilden einen Filterkorb mit dem die Leuchtgarnelen ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren der dazu notwendige Wasserstrom wird von den Nebengeisseln Scaphoceriten der zweiten Antennenpaare erzeugt Bei manchen Arten sind die Endopodite des zweiten und dritten Thorakopoden verlangert und mit langen Dornen besetzt sie nehmen dann nicht am Filtervorgang teil In der grossten Familie Euphausiidae ist der Endopodit des achten Beinpaars ruckgebildet bei vielen Arten auch der siebte teilweise oder ganz Die ersten beiden der funf Pleopodenpaare sind bei den Mannchen der Euphausiidae zu Begattungsorganen umgebildet Das sechste Paar die in zwei Aste die Rami geteilten Uropoden sind etwas blattformig und etwa so lang wie das spitz zulaufende Telson das seitlich zwei Fortsatze tragt zusammen bilden sie einen Schwanzfacher aus Leuchtvermogen BearbeitenDas fur die Leuchtgarnelen namensgebende Leuchtvermogen geht auf besondere Leuchtorgane die Photophoren zuruck Photophoren sitzen an den Augenstielen den Coxae der zweiten bis siebten Thorakopoden und auf den Bauchplatten Sterniten der ersten vier Pleonsegmente zwischen den Pleopoden Zur Lichterzeugung wird ein Luciferin Luciferase System genutzt Das Luciferin entspricht in seinem Aufbau demjenigen der Dinoflagellaten und wird vermutlich mit diesen uber die Nahrung aufgenommen 1 Die Tiere geben Leuchtpulse ab die intensiv beginnen und im Verlauf einiger Minuten ganz langsam verloschen Die Lichterzeugung ist unter neuronaler und hormoneller Kontrolle sie wird zum Beispiel durch Lichtpulse anderer Tiere ausgelost Das Leuchten dient vor allem zur innerartlichen Kommunikation zur Erkennung und Orientierung von Paarungspartnern und zum Zusammenhalt der Schwarme Entwicklung und Lebenszyklus BearbeitenLeuchtgarnelen sind getrenntgeschlechtlich Das Mannchen befruchtet das Weibchen direkt durch Ubertragen einer Spermatophore Fortsatze der ersten Pleopoden als Petasmata bezeichnet greifen wie ein Schlussel ins Schloss in eine taschenformige Struktur Thelycum genannt auf der Unterseite des Thorax die Form der Petasmata ist ein wichtiges Merkmal der Artbestimmung Die Eier werden je nach Art entweder einzeln ins freie Wasser abgegeben oder bei einigen Arten in Eisackchen gesammelt die das Weibchen an Thorakopoden geheftet mit sich herumtragt Die Eierzahl ist von deren Grosse und von der Grosse des Weibchens abhangig und reicht bis etwa 6 000 Eier Tiefseebewohner geben gewohnlich nur sehr wenige aber ungewohnlich grosse Eier ab bei der Art Thysanopoda minyops zum Beispiel nie mehr als 60 Die Larvalentwicklung der Leuchtgarnelen ist sehr komplex und die komplizierteste bei den Hoheren Krebsen Auf das nur bei den Arten ohne Eisackchen ausgebildete erste Larvenstadium einen Nauplius folgt ein Metanauplius Die folgenden drei Hautungen werden als Calytopis Stadium bezeichnet in diesem verlangert sich das Pleon die Pleopoden erscheinen in diesem Stadium beginnt auch die Nahrungsaufnahme Die folgenden Larvenstadien Furcilia genannt sind durch Trennung der Augen vom Carapax gekennzeichnet Anschliessend folgen ein bis drei juvenile Postlarvalstadien mit ahnlicher Morphologie wie die Adulti bis schliesslich die Geschlechtsreife erlangt wird Die Dauer der Larvalperiode ist temperaturabhangig sie dauert beim Eiskrill Euphausia crystallorphias mit 235 Tagen am langsten Die Generationsdauer vieler Arten besonders der tropischen Tiefwasserbewohner ist unbekannt Arten der temperaten Breiten besitzen normalerweise eine Entwicklungsdauer von zwei bis drei Monaten und wahrscheinlich drei Generationen im Jahr so zum Beispiel Meganyctiphanes norvegica im Mittelmeer Die arktischen und antarktischen Arten wie Antarktischer Krill benotigen fur eine Generation zwei Jahre Meist sterben die Tiere unmittelbar nach der Reproduktion ab und werden dann maximal 6 bis 10 Monate alt teilweise konnen sie aber uberwintern und zwei oder selten sogar drei Jahre alt werden Bei der langsam wachsenden antarktischen Euphausia superba sind sogar 4 Jahre nachgewiesen Leuchtgarnelen Arten schliessen sich gewohnlich zu grossen Schwarmen zusammen Organisierte Schwarme in denen die Individuen Orientierung und Geschwindigkeit aufeinander abstimmen werden auch als Schulen bezeichnet Ernahrung BearbeitenLeuchtgarnelen sind Filtrierer die Arten im Kaltwasser uberwiegend von Phytoplankton sie nehmen aber auch tote partikulare organische Substanz Detritus auf Viele tropische Arten filtrieren daneben auch Zooplankton sind also zoophag Wichtigste Beuteorganismen sind Ruderfusskrebse Einige Arten der Tiefsee sind Rauber auch einige Filtrierer vor allem Arten mit abweichend geformten dorntragenden Thorakopoden sind auf bestimmte Beuteorganismen spezialisiert Fur die arktischen und antarktischen Arten insbesondere deren Larvenstadien sind die Phytoplankter der porosen Eisunterseite wichtiger Teil der Nahrungsbasis 2 Vertikalverbreitung Wanderungen BearbeitenDie meisten Arten der Euphausiacea leben in oberflachennahen Wasserschichten Sie fuhren meist taglich Vertikalwanderungen oft von mehreren Hundert Metern durch wobei sie tagsuber im tieferen Wasser nachts in oberflachennahen Wasserschichten vorkommen Als biologischer Sinn der Wanderungen gilt entweder Vermeidung von Energieverlusten im kalteren Tiefenwasser oder aber Vermeidung von Fressfeinden Etwa 15 Prozent der Arten leben dauerhaft in mittleren Meerestiefen bis zu 2 000 aber niemals hoher als 100 Meter Wenige Arten sind Tiefseespezialisten und werden niemals in Tiefen oberhalb von 1 000 Meter angetroffen sie erreichen mindestens 5 000 Meter Tiefseearten fuhren keine Vertikalwanderungen durch Okologische Bedeutung BearbeitenIm kalten Freiwasser der arktischen Meere und der grossen Auftriebsgebiete dominieren in der Regel vier bis funf Leuchtgarnelen Arten insbesondere hier als Krill bezeichnet und bilden nach Biomasse und Energieumsatz die dominierenden Arten dieser Lebensgemeinschaften Durch die Vertikalwanderungen Kotballen und Hautungsreste transportieren sie grosse Mengen der Algenbiomasse in tiefere Wasserschichten und spielen so eine Rolle im globalen Kohlenstoffzyklus 3 Durch ihre hohe Biomasse sind sie ein wesentlicher Bestandteil mariner Nahrungsketten Sie sind die Hauptnahrung zahlreicher Fischarten wie Atlantischer Hering Lodde und Blauer Wittling Selbst Raubfische sind in hohem Masse auf sie angewiesen bei Darmanalysen hatte Weisser Thun in der Biskaya 10 bis 40 Prozent Euphausiacea als Mageninhalt Bartenwale wie der Blauwal sind in ihrer Ernahrung vollkommen auf sie angewiesen Speziell im antarktischen Ozean bildet Euphausia superba mit einer jahrlichen durchschnittlichen Biomasse von 379 Millionen Tonnen 4 entweder direkt oder indirekt die Basis des gesamten Nahrungsnetzes und ist wesentlich fur das Uberleben fast aller hier lebenden Wirbeltiere Fische Wale Robben Vogel und Tintenfische zusammen konsumieren abgeschatzt 250 Millionen Tonnen Krill pro Jahr im Antarktischen Meer 5 Okonomische Bedeutung fur die direkte Befischung besitzt im Wesentlichen nur Euphausia superba vergleiche unter Antarktischer Krill Phylogenie und Taxonomie BearbeitenNach morphologischen Argumenten sind wahrscheinlichste Schwestergruppe der Leuchtgarnelen die Zehnfusskrebse Decapoda Nach Vergleich der Gensequenz der 28S rDNA konnten allerdings auch die Schwebegarnelen Mysida Schwestertaxon sein 6 Innerhalb der Ordnung werden zwei Familien unterschieden Bentheuphausiidae Colosi 1917 monotypisch einzige Art Bentheuphausia amblyops Augen reduziert ohne Photophoren Euphausiidae Dana 1852 mit folgenden Gattungen Euphausia Pseudeuphausia Meganyctiphanes Nematobrachion Nematoscelis Nyctiphanes Tessarabrachion Thysanoessa Thysanopoda StylocheironQuellen BearbeitenV Spridonov B Casanova Order Euphausiacea In Frederick Schram Carel von Vaupel Klein M Charmantier Daures J Forest Hrsg Treatise on Zoology Anatomy Taxonomy Biology The Crustacea Volume 9 Part A Eucarida Euphausiacea Amphionidacea and Decapoda partim Part 1 Brill Scientific Publishers 2010 ISBN 978 90 04 16441 3 Einzelnachweise Bearbeiten L F Greer A A Szalay Imaging of light emission from the expression of luciferases in living cells and organisms a review In Luminescence 17 1 2002 S 43 74 doi 10 1002 bio 676 L B Quetin R M Ross Feeding by Antarctic krill Euphausia superba Does size matter In W R Siegfried P R Condy R M Laws Hrsg Antarctic Nutrient Cycles and Food Webs Springer Verlag Berlin 1985 S 372 377 Geraint A Tarling Magnus L Johnson Satiation gives krill that sinking feeling In Current Biology Volume 16 Nr 3 2006 S R83 R84 doi 10 1016 j cub 2006 01 044 A Atkinson V Siegel E A Pakhomov M J Jessopp V Loeb A re appraisal of the total biomass and annual production of Antarctic krill In Deep Sea Research Part I Oceanographic Research Papers Volume 56 Nr 5 2009 S 727 740 doi 10 1016 j dsr 2008 12 007 D G M Miller I Hampton Biology and ecology of the Antarctic krill In Biomass Scientific Series No 9 1989 S 1 166 Simon N Jarman Stephen Nicol Nicholas G Elliott Andrew McMinn 28S rDNA Evolution in the Eumalacostraca and the Phylogenetic Position of Krill In Molecular Phylogenetics and Evolution Volume 17 Nr 1 2000 S 26 36 doi 10 1006 mpev 2000 0823Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leuchtgarnelen Euphausiacea Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Euphausiids of the World Ocean Marine Species Identification Portal mit Artenschlussel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leuchtgarnelen amp oldid 225412126