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53 555037 9 988828 Koordinaten 53 33 18 1 N 9 59 19 8 O Das Lessing Denkmal auf dem Gansemarkt 2018 Das Lessing Denkmal auf dem Gansemarkt in Hamburg ist ein vom Berliner Bildhauer Fritz Schaper geschaffenes Kunstwerk Es wurde 1881 anlasslich des 100 Todestags von Gotthold Ephraim Lessing aufgestellt Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Denkmalschutz 2 Beschreibung 2 1 Figur 2 2 Sockel 3 Geschichte 3 1 Lessing in Hamburg 3 2 Entstehung des Denkmals 3 3 Das Denkmal in der Kriegs und Nachkriegszeit 4 Einordnung in Fritz Schapers Gesamtwerk 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLage und Denkmalschutz BearbeitenDas Denkmal befindet sich in der Mitte des Gansemarkts Es steht unter Denkmalschutz nach 6 Absatz 1 Hamburgisches Denkmalschutzgesetz Zum geschutzten Ensemble gehoren ausserdem die Gebaude Gansemarkt 13 21 22 23 30 31 33 35 Lessing Haus 36 44 Gerhofstrasse 29 und Neue ABC Strasse 11 13 1 Beschreibung Bearbeiten nbsp Bronzefigur LessingDas Lessing Denkmal besteht aus einer 2 20 Meter hohen Bronzefigur auf einem 2 50 Meter hohen Granitsockel 2 Es wiegt rund 4 5 Tonnen 3 Figur Bearbeiten Lessing wird uberlebensgross und auf einem Stuhl sitzend dargestellt Er tragt ein Kostum des 18 Jahrhunderts bestehend aus Rock Ruschenjabot Weste Kniehose Seidenstrumpfen und Schnallenschuhen Seine Kleidung weist viele Details auf bis hin zu den Falten der Strumpfe und Nahten der Hose 4 Lessings Gesichtszuge sind leicht idealisiert dargestellt Im Gegensatz zu lebensnahen Portrats sind die Augen etwas kleiner die Stirn weniger hoch die Wangenknochen starker herausgearbeitet Dies kann als Versuch Schapers interpretiert werden Lessings Gesicht den Ausdruck von Tatkraft und intellektueller Kuhnheit zu geben 4 Die beiden Gesichtshalften drucken unterschiedliche Empfindungen aus die rechte wirkt etwas melancholisch die linke zeigt die Andeutung eines Lachelns Der Stuhl auf dem Lessing sitzt ist durch dessen faltenreichen Reisemantel verhangt Lessing Sitzhaltung wird als lassig beschrieben Sein Korper ist etwas zur Seite und nach hinten gedreht der Kopf dem entgegen nach rechts gewandt Sein rechter Arm stutzt sich auf den Oberschenkel wahrend der linke auf der Lehne des Stuhls ruht In seiner linken Hand halt Lessing ein zugeschlagenes Buch wobei er den Zeigefinger als Lesezeichen verwendet Lessings rechtes Bein ist nach hinten angewinkelt das linke dafur nach vorn geschoben eine Haltung die der von Buhnenschauspielern und Orchestermusikern ahnelt 4 Als Untergrund fur den Stuhl und Lessings Fusse dient eine runde Bronzeplatte in die Signaturen von Fritz Schaper und der Giesserei H Gladenbeck und Sohn eingefugt sind Sockel Bearbeiten Der Sockel besteht aus poliertem roten Granit Er hat drei Seiten die leicht konvex geschwungen sind An jeder Seite befindet sich eine Bronzetafel Die vordere zeigt eine Inschrift mit Lessings Lebensdaten die anderen beiden Portratreliefs Hamburger Personlichkeiten Ein Portrat zeigt den Schauspieler Conrad Ekhof der am Hamburger Nationaltheater mit Dramaturg Lessing zusammenarbeitete Das zweite Portrat stellt den Aufklarer Hermann Samuel Reimarus dar dessen Schrift Apologie Lessing posthum veroffentlichte was zum Fragmentenstreit fuhrte Die Profile der beiden Manner erscheinen in Form munzenahnlicher Plaketten die an Lorbeer und Eichenlaubzweigen aufgehangt sind Die drei Voluten des Sockels sind relativ breit In ihren Kehlen befinden sich schmale Bronzetafeln mit allegorischen Motiven Die zwei vorderen zeigen eine Gorgo und eine Satyrmaske als Symbole fur die tragische bzw komische Muse 5 Das hintere Bronzerelief zeigt eine Schriftrolle auf der die verkurzten Titel einiger bedeutender Werke von Lessing stehen Hamburgische Dramaturgie Nathan der Weise Laokoon sowie Ernst und Falk Die Reliefs am Sockel im Uhrzeigersinn nbsp Inschrift mit Lessings Lebensdaten nbsp Gorgomaske nbsp Portrat von Hermann Samuel Reimarus nbsp Schriftrolle mit Werken von Lessing nbsp Portrat von Conrad Ekhof nbsp SatyrmaskeGeschichte BearbeitenLessing in Hamburg Bearbeiten Gotthold Ephraim Lessing lebte von 1767 bis 1770 in Hamburg Im April 1767 war er in die Stadt gekommen um als Dramaturg und Berater am neu eroffneten Hamburger Nationaltheater zu arbeiten Sein Stuck Minna von Barnhelm wurde dort uraufgefuhrt und 16 mal gezeigt womit es das erfolgreichste Stuck des Theaters war Zwei Jahre spater musste das Hamburger Nationaltheater jedoch aus finanziellen Grunden bereits wieder schliessen In Hamburg machte Lessing verschiedene Bekanntschaften unter anderem mit Johann Gottfried Herder Matthias Claudius und Philipp Emanuel Bach Er lernte seine zukunftige Frau Eva Konig kennen und Johann Melchior Goeze mit dem er spater den Fragmentenstreit fuhrte Lessing arbeitete wahrend seiner Hamburger Zeit mit Johann Joachim Christoph Bode zusammen und beteiligte sich an dessen Druckerei und Verlag in dem unter anderem seine Hamburgische Dramaturgie erschien Die Unternehmen machten jedoch Verluste so dass Lessing in finanzielle Schwierigkeiten geriet Als ihm 1770 eine Stelle als Bibliothekar in der Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel angeboten wurde verliess er Hamburg Als Lessing 1781 in Braunschweig verstarb wirkte der Fragmentenstreit nach Zwar durfte das Hamburger Theater eine Feier zu seinem Gedenken veranstalten der Hamburger Senat verbot jedoch Zeitungsberichte uber die Ehrung und beschloss auf einer Sitzung dass davon keine Notiz zu nehmen sei 4 Entstehung des Denkmals Bearbeiten nbsp Das Lessing Denkmal bei seiner Enthullung 1881 im Zentrum des Gansemarkts1876 beantragte der Verein fur Kunst und Wissenschaft beim Hamburger Senat die Errichtung eines Lessing Denkmals Dieser stimmte zu woraufhin ein Kunstlerwettbewerb ausgeschrieben wurde Sieben Bildhauer wurden um Entwurfe fur das Denkmal gebeten sechs kamen dem Wunsch nach Schaper war der einzige Mitbewerber der Lessing sitzend darstellen wollte wahrend seine Konkurrenten stehende Figuren oder Kolossalbusten vorschlugen Eine funfkopfige Jury darunter Anton von Werner und Albert Wolff verlieh seinem Entwurf im November 1878 den ersten Preis Der zweite Preis ging an Erdmann Encke der dritte an Hermann Volz 6 Der zum Sieger gekurte Entwurf loste Kontroversen aus Vor allem die sitzende Position Lessings fand Kritiker So setzte sich Georg Karl Hirsche Hauptpastor an St Nikolai nachdrucklich fur ein Standbild statt eines Sitzbildes ein Er initiierte eine Petition an das Denkmalkomitee und hielt einen Vortrag zu dem Thema der 1879 in einer 123 Seiten starken Schrift bei Hoffmann amp Campe erschien 7 Schapers erster Entwurf sah zudem einen Lessing vor der seine Beine mit selbstbewusster Lassigkeit ubereinanderschlagt Nach Kritik der Auftraggeber die darin einen Widerspruch zu Lessings Wesen und Wurde sahen anderte er jedoch dieses Detail Ebenso verworfen wurde seine ursprungliche Idee fur die Ausfuhrung des Sockels die drei Relieffiguren Hammonia Poesie und Kritik vorsah sowie Pilaster mit Portratmedaillons von Eva Konig Johann Friedrich Lowen und Reimarus 6 Am 10 Mai 1879 bekam Schaper unter Anderungsauflagen den Auftrag zur Ausfuhrung des Denkmals Im Marz des darauffolgenden Jahres wurde mit ihm ein Vertrag abgeschlossen der 30 000 Mark Honorar vorsah und ihn zusatzlich mit der Aufsicht uber den Guss betraute 5 Insgesamt verursachte der Denkmalbau Kosten von uber 70 000 Mark finanziert aus Spendengeldern 8 Am 15 Februar 1881 Lessings 100 Todestag wurde der Grundstein des Denkmals gelegt Die Wahl des Standorts Gansemarkt war naheliegend da sich dort Lessings Wirkungsstatte das Hamburger Nationaltheater befunden hatte Es wurde eine Kassette in den Boden eingelassen die unter anderem Spendenlisten Munzen und Tagblatter enthielt heute im Staatsarchiv Hamburg 5 Schaper schuf das Lessing Denkmal in Berlin dort wurden auch die Bronzeteile bei H Gladenbeck und Sohn gegossen und der Sockel von Kessel amp Rohl bearbeitet Das fertige Werk wurde dann mit Bahn und Pferdewagen zum Gansemarkt transportiert 8 Am 8 September 1881 fand die feierliche Enthullung des Denkmals statt Das Interesse an der Veranstaltung war gross daher wurden Tribunen fur die Zuschauer aufgestellt und Eintrittskarten verkauft Burgermeister Gustav Heinrich Kirchenpauer hielt eine Festrede gefolgt von Pastor Rode Prases der Baudeputation Anlasslich der Einweihung des Denkmals erschien ein kauflich zu erwerbendes Gedenkblatt 8 Das Denkmal in der Kriegs und Nachkriegszeit Bearbeiten nbsp Das Lessing Denkmal auf dem Gansemarkt vor der Einmundung der Gerhofstrasse 2003 Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war das Weiterbestehen des Denkmals mehrmals in Gefahr So verlangten Nationalsozialisten die Sockelreliefs mit Symbolen der Freimaurer zu entfernen Dies konnte jedoch das Denkmalspflegeamt abwenden Auch der 1940 vorgebrachte Plan die Figur einzuschmelzen und daraus Granaten herzustellen schlug fehl Bei einem Luftangriff am 18 Juni 1944 fiel die Figur vom Sockel auf das Strassenpflaster Zur Vermeidung weiterer Schaden wurde das Denkmal demontiert und auf dem Heiligengeistfeld eingegraben Nach Ende des Zweiten Weltkriegs brachte man es zur Aufbewahrung in das Museum fur Kunst und Gewerbe 1950 entschied der Senat die Renovierung und erneute Aufstellung am Gansemarkt Am 28 Mai 1955 konnte der Beschluss umgesetzt werden Im Sockel wurde dabei eine Kassette deponiert die Informationen uber die Geschichte des Denkmals Zeitungen und Gedenkmunzen enthielt 3 1985 wurde das Denkmal zerlegt und einige Monate in Billstedt gelagert Auch befand es sich zwischenzeitlich vor dem Museum fur Hamburgische Geschichte 3 1986 wurde es im Zuge einer Umgestaltung des Gansemarktes von der Mitte des Platzes in Richtung Gerhofstrasse versetzt Dreissig Jahre spater im Oktober 2016 fand im Rahmen einer erneuten Umgestaltung und Neupflasterung des Gansemarkts die Ruckversetzung des Denkmals ins Zentrum des Platzes statt Dabei wurde das Fundament mit umlaufenden Sitzbanken versehen und die Figur Lessings so aufgestellt dass sie in die Richtung blickt wo fruher das Nationaltheater stand 9 Einordnung in Fritz Schapers Gesamtwerk BearbeitenFritz Schaper war zum Zeitpunkt des Kunstlerwettbewerbs um das Hamburger Denkmal bereits recht bekannt worauf auch seine Auswahl als einer von sieben Kandidaten hinweist Seit 1873 bekam er zunehmend grosse Auftrage unter anderem fur ein Goethe Denkmal in Berlin dessen Enthullung ihm 1880 den endgultigen Durchbruch verschaffen sollte und eine monumentale Denkmalsplastik Otto von Bismarcks in Koln Vermehrtes Ansehen brachte ihm auch seine 1875 begonnene Tatigkeit als Lehrer im Aktsaal fur Bildhauer unter Direktor Anton von Werner 10 Schapers 1881 enthulltes Lessing Denkmal trug seinen Teil zu diesem wachsenden Erfolg des Bildhauers bei Der mit ihm befreundete Maler Otto Seeck schuf 1905 ein Gemalde das Schaper in seinem Atelier arbeitend zeigt Im Hintergrund ist das Lessing Denkmal erkennbar was eine besondere Bedeutung des Werks fur Schaper nahelegt 11 Es existieren einige Repliken der Figur Kleine Bronzerepliken wurden 2000 im Museum Goch ausgestellt eine 1881 von Schaper selbst gefertigte Marmorreplik befindet sich heute im Treppenhaus der Staatsbibliothek Berlin Schapers Œuvre umfasst zahlreiche Werke im offentlichen Raum darunter auch eine Reihe von Dichter Denkmalern und Portrats Neben Goethe und Lessing stellte er unter anderem Novalis dar dessen Grabbuste in Weissenfels von Schaper stammt Ein Standbild von Gustav Freytag 1905 befindet sich in Wiesbaden Wie Lessing wird auch Freytag mit einem Buch in der Hand dargestellt den Zeigefinger als Lesezeichen hineinsteckend Dieses Motiv hatte Schaper bereits in einem Vorentwurf des Goethe Denkmals angedacht dann jedoch verworfen 4 Schaper schuf 33 Jahre nach dem Denkmal in Hamburg noch eine weitere plastische Darstellung Lessings Dabei handelt es sich um eine Buste die er 1915 16 fur die Deutsche Bucherei in Leipzig anfertigte Angefordert war ein Werk nach dem Hamburger Vorbild Wahrend Schaper dort aber Lessings Gesichtszuge noch idealisierte stellt die Buste den Portratierten realistischer dar 12 Literatur BearbeitenJan Philipp Reemtsma Lessing in Hamburg 1766 1770 C H Beck Verlag Munchen 2007 S 101 ff Rolf Appel Lessing am Gansemarkt Die Geschichte eines Denkmals Lessing Gesellschaft e V Druckerei Ruhe Barsbuttel 2004 Angela Graf Rezension zu Rolf Appel Lessing am Gansemarkt die Geschichte eines Denkmals Barsbuttel Ruhe 2004 Band 90 2004 S 344 Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte online Wilhelm Haumann Schapers Lessing In Uwe Honkfoth Hrsg Fritz Schaper Die Wiederentdeckung des Denkmals Katalogbuch zur Ausstellung im Museum Goch Goch 2000 ISBN 3 926245 47 6 S 55 61 Jutta von Simson Fritz Schaper 1841 1919 Prestel Munchen 1976 ISBN 3 7913 0090 3 S 120 122 Georg Karl Hirsche Das projektirte Lessing Denkmal auf dem Hamburger Gansemarkt Soll es ein genrehaftes Sitzbild des Hamburger Dramaturgen oder ein monumentales Standbild des Deutschen Geisteshelden sein eine kunstkritische Zeitstudie uber Professor Schaper s Denkmals Entwurf Hoffmann amp Campe Hamburg 1879 online Staats und Universitatsbibliothek Einzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste Hamburg Mitte S 362 hamburg de abgerufen am 8 Februar 2014 Fritz Schaper Die Wiederentdeckung des Denkmals Goch 2000 S 128 a b c Rolf Appel Lessing am Gansemarkt Barsbuttel 2004 S 66 a b c d e Wilhelm Haumann Schapers Lessing Goch 2000 S 56 a b c Jutta von Simson Fritz Schaper 1841 1919 Prestel Munchen 1976 S 122 a b Jutta von Simson Fritz Schaper 1841 1919 Prestel Munchen 1976 S 120 Georg Karl Hirsche Das projektirte Lessing Denkmal auf dem Hamburger Gansemarkt Soll es ein genrehaftes Sitzbild des Hamburger Dramaturgen oder ein monumentales Standbild des Deutschen Geisteshelden sein eine kunstkritische Zeitstudie uber Professor Schaper s Denkmals Entwurf Hoffmann amp Campe Hamburg 1879 a b c Rolf Appel Lessing am Gansemarkt Barsbuttel 2004 S 52 und 55 Friederike Ulrich Das Lessing Denkmal ist zuruck auf dem Gansemarkt In Hamburger Abendblatt 3 November 2016 Abgerufen am 27 August 2019 Fritz Schaper Die Wiederentdeckung des Denkmals Goch 2000 S 114 Wilhelm Haumann Schapers Lessing Goch 2000 S 58 Wilhelm Haumann Schapers Lessing Goch 2000 S 58 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lessing Denkmal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lessing Denkmal Hamburg amp oldid 219534269