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Als latente Warme lateinisch latens verborgen bezeichnet man vorwiegend in der Meteorologie und der Versorgungstechnik die bei einem Phasenubergang erster Ordnung aufgenommene oder abgegebene Enthalpie in der Einheit Joule Der in der Thermodynamik dafur verwendete Fachbegriff lautet Umwandlungsenthalpie da beim Einsetzen eines Phasenubergang im offenen System bei einem Einkomponentensystem beispielsweise beim Phasenubergang Gas Flussigkeit verflussigen der Druck im System isobar und die Temperatur isotherm konstant bleibt bis das Gas vollstandig verflussigt wurde Hierbei wird das spezifische Volumen erniedrigt Ein Sonderfall ist das Verwenden von Kaltemittelgemischen Hier konnen die Kaltemittelkomponenten unterschiedliche Siedepunkte haben was beim Verdichten bzw Expandieren zu unterschiedlichen Phasenwechsel Temperaturen fuhrt Daher kann sich dort auch ein Temperaturgleit entlang einer isobaren Verflussigung einstellen 1 In der Thermodynamik wird je nach Art des Phasenubergangs zwischen Sublimations Schmelz Verdampfungs oder Kondensationsenthalpie unterschieden Der Begriff der latenten Warme ist aus thermodynamischer Sicht veraltet da Warme neben Arbeit als Ubertragungsgrosse von Energie uber die Systemgrenze eines thermodynamischen Systems definiert ist Dagegen heisst die fur eine Temperaturerhohung aufgebrachte Energie umgangssprachlich Sensible oder fuhlbare Warme In der Thermodynamik lautet der dafur verwendete Fachbegriff thermische Energie Ihr Verhaltnis zur latenten Warme wird Bowen Verhaltnis genannt Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Ursache 3 Bedeutung 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBeispiele BearbeitenPhasenubergang flussig gasformig Bis zum Siedepunkt erhitztes Wasser hat bis dahin thermische Energie aufgenommen Bei weiterer Energiezufuhr wird das Wasser nicht heisser sondern verdampft unter erheblicher Volumenzunahme Als Dampf enthalt das Wasser mehr Energie als vorher in flussiger Form obwohl der Dampf nicht heisser ist Bei der Kondensation des Wasserdampfs zu flussigem Wasser wird die Energie wieder frei wobei die Temperatur konstant bleibt isothermer Prozess und das Volumen abnimmt Die vom Betrag her identische Energiemenge heisst beim Verdampfen Verdampfungsenthalpie und beim Verflussigen Kondensationsenthalpie lediglich die Vorzeichen unterscheiden sich Beim Phasenubergang fest flussig heisst die aufzuwendende oder freiwerdende Energie je nach Richtung Schmelzenthalpie bzw Kristallisationsenthalpie Ursache BearbeitenDie molekulare Struktur von Stoffen liefert die Erklarung weshalb trotz der Zu oder Abfuhr von Energie keine Temperaturanderung zustande kommt Auf die Verdampfungsenthalpie angewandt bedeutet das Die Molekule einer Flussigkeit liegen viel dichter beisammen als in einem Gas Folglich muss bei der Verdampfung der Abstand zwischen den Molekulen vergrossert werden was mit einer Zunahme der potentiellen Energie Epot einhergeht Die dazu notwendige Arbeit wird von der zugefuhrten Warmemenge verrichtet Eine positive Temperaturanderung entspricht hingegen der kinetischen Gastheorie zufolge einer Zunahme der kinetischen Energie Ekin der Molekule was nicht direkt mit einer Abstandszunahme einhergeht Dieselbe Argumentation gilt auch fur die Schmelz und die Kristallisationsenthalpie Wenn eine kristalline Substanz zu schmelzen beginnt nahert sie sich sehr schnell einem neuen und zwar dem wahrscheinlichsten Zustand Das ist der Makrozustand mit der grossten Anzahl unterschiedlicher Anordnungsmoglichkeiten Mikrozustande der Teilchen Vom energetischen Standpunkt aus ist die Aufteilung zwischen Ekin und Epot nicht festgelegt Aber in einem Zustand hoherer potenzieller Energie konnen sich die Gitterbausteine von ihren Platzen entfernen Dies ermoglicht eine sehr grosse Anzahl neuer raumlicher Anordnungen und macht daher diesen Zustand wahrscheinlicher als einen mit hoher kinetischer Energie Zugefuhrte Energie wird also so lange in potenzielle umgewandelt wie neue Mikrozustande gebildet werden konnen Da nur Stosse Energie auf ein Thermometer ubertragen konnen die Bewegungsenergie wahrend des Schmelzens aber nicht ansteigt bleibt die Temperatur konstant Bedeutung BearbeitenDie latente Warme spielt vor allem in der Meteorologie eine wichtige Rolle in Bezug auf die Phasenubergange des Wassers in der Erdatmosphare Auf einer feuchten Erdoberflache oder gar Wasserflache wird ein Grossteil der Sonnenenergie in die Verdunstung von Wasser investiert Dabei werden bei 20 C etwa 2450 Kilojoule pro Kilogramm Wasser umgesetzt Eine Anderung der Lufttemperatur tritt dabei nicht auf die Energie wird also sozusagen im gasformigen Aggregatzustand des Wassers gespeichert Da diese Speicherung reversibel ist wird die gleiche Energiemenge wieder frei wenn ein aufsteigendes Luftpaket das Kondensationsniveau erreicht und der Wasserdampf kondensiert Die ursprunglich am Boden durch die Sonneneinstrahlung bereitgestellte Energie wird also in grosseren Hohen wieder frei und tragt dort zu einer Temperaturerhohung bei Dadurch kommt es zur Ausbildung eines feuchtadiabatischen Temperaturgradienten die Atmosphare wird also nach oben langsamer kalter als ohne die latente Warme bei einem trockenadiabatischen Gradienten zu erwarten ware Latente Energie ist Ursache der ausserordentlich hohen Warmeleitung eines Warmerohres Siehe auch BearbeitenLatentwarmespeicherWeblinks BearbeitenWEBGEO Modul Energieumsatze bei den Phasenubergangen des Wassers WEBGEO E Learning Portal fur Geographie und NachbarwissenschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Einsatz von Kaltemitteln mit grossem Temperaturgleit In Kka online Abgerufen am 24 Mai 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4399192 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Latente Warme amp oldid 237764683