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Lassalle fragt Herbert nach Sonja Die Szene ein Salon ist ein Schauspiel drei Akten von Christoph Hein das am 19 November 1980 im Schauspielhaus Dusseldorf unter der Regie von Heinz Engels uraufgefuhrt wurde 1 In Erfurt folgte die DDR Erstauffuhrung am 14 Februar 1987 unter der Regie von Ekkehardt Emig mit Matthias Brenner als Lassalle und Matthias Winde als Vahlteich Das Stuck wurde am 26 Oktober 1989 in Recklinghausen Regie Wolfgang Lichtenstein und am 25 Januar 1990 in Stralsund Regie Fred Grasnick aufgefuhrt 2 Der Text erschien 1981 innerhalb der Sammlung Cromwell und andere Stucke im Aufbau Verlag Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Handlung 2 Rezeption 2 1 Ausserungen nach Buhnenauffuhrungen 2 2 Besprechungen 3 Literatur 3 1 Textausgaben 3 2 Sekundarliteratur 4 Anmerkungen 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenHandlung Bearbeiten Ort der Handlung ist Lassalles Salon in Berlin im Jahr 1864 A 1 1Das Ladenmadchen Marie fragt Lassalles Mitarbeiter Vahlteich besorgt was denn mit dem Fraulein Sonja von Sontzeff ware Vahlteich erwidert Lassalle habe der Russin einen Heiratsantrag gemacht Marie ist tief enttauscht Vahlteich gesteht dem Ladenmadchen seine Liebe Die Angebetete will nichts von Vahlteich wissen Als Lassalle endlich ausgeschlafen hat ist Marie langst fort Der Hausherr findet seinen Sekretar Vahlteich mit Rustow debattierend vor Lassalle entlasst Vahlteich Mit Hilfe seines Dieners Herbert hat der Hausherr herausbekommen Vahlteich korrespondiert mit London Herrn Marx diesen Kommunisten kann Lassalle uberhaupt nicht mehr leiden Rustow aussert sich abfallig uber Lassalles Allgemeinen Arbeiterverein mit seinen 1200 Mitgliedern in Deutschland Die Presse schweige Lassalles Partei tot und der eine Empfang des Parteichefs bei Bismarck bedeute wenig Auch Vahlteich der sich trotz Entlassung immer noch in Lassalles Salon aufhalt schlagt in Rustows Kerbe Lassalle gibt klein bei Er sei nicht der Mann der die proletarische Befreiung forcieren konne Als Ursache vermutet Lassalle bei sich Klassenschranken und gesteht Vahlteich er sei kein Proletarier sondern ein Kleinburger 3 Lassalle hofft sehr die Russin Sonja werde bald im Salon bei den harrenden geladenen Gasten erscheinen um die Verlobung zu feiern Er hatte namlich der noch nicht einmal 20 jahrigen Adeligen einen 39 seitigen Heiratsantrag in der letzten Nacht geschrieben ins Hotel de Rome zustellen lassen 2Aus dem Auftritt von Lassalles Schwager Ferdinand Friedland ergibt sich der Hausherr wird von seiner um zwanzig Jahre alteren Freundin Grafin von Hatzfeld und eben jenem Schwager ausgehalten Besagte Grafin kann nur das Haupt schutteln Immer wieder versuche der Freund eine junge Aristokratin ins Bett zu bekommen und finde bei seinem Ungeschick jedes Mal das Ladenmadchen darin vor Auch Rustow verschweigt Lassalle seine Bedenken nicht Die kleine Russin wurde einen Mann heiraten der die Syphilis 4 noch nicht richtig uberwunden hat Lassalle bagatellisiert die uberstandene Krankheit Zwar spricht Sonjas Papa lediglich zwei Satze Deutsch eine Verneinungs und eine Bejahungsformel A 2 doch der Russe Sontzeff ist immerhin Gouverneur Lassalles Freund von Schweitzer hingegen ist von der Heirat mit einer reichen Russin begeistert Vahlteich wirft Schweitzer Paderastie vor Schweitzer gibt diese zu Statt der herbeigesehnten jungen Braut erscheint Marie als Dame verkleidet im Salon Lassalle will die Geliebte bei der kleinen Feier nicht dabeihaben Marie gibt ihre Rolle sofort auf und geht Der Russe kommt ohne Tochter Sonja hat das Hotel bereits verlassen Ihre Abreise nach Russland steht unmittelbar bevor Das junge Madchen wartet auf dem Stettiner Bahnhof nur noch auf seinen Vater Der Gouverneur uberbringt Sonjas schriftliche Absage und weist alle Annaherungsversuche Lassalles schroff zuruck Der 39 jahrige Lassalle ist zutiefst enttauscht Er braucht unbedingt eine schone Auslanderin furs Bett Vom Revolutionspielen hat der Arbeiterfuhrer die Nase voll Vielmehr mochte Lassalle einige wenige sorgsam ausgewahlte Frauen vogeln 5 3Vahlteich der immer noch im Salon prasent ist liest dem Diener Herbert aus der Zeitung vor Lassalle sei im Krankenhaus an den Folgen eines Duells gestorben Der Gegner kann kein Ehrenmann gewesen sein denn er hatte viel zu tief gezielt und Lasselles Pimmel 6 getroffen Marie kommt und erkundigt sich besorgt bei Vahlteich nach ihrem geliebten Lassalle fragt nach Fraulein von Donniges der Duellursache Vahlteich weiss nichts Genaueres und will da nun Lassalle verstorben ist zusammen mit Marie nach Dresden gehen Erneute Ablehnung des Antrags provoziert bei Vahlteich ungeschickte Zudringlichkeit Marie gibt ihm darauf einen weiteren Korb und geht Herbert nun im Auftrag der Grafin von Hatzfeld endgultig Herr im Haus geworden wirft Vahlteich hinaus Aber der Diener findet in Lassalles Schwager Friedland seinen Meister Der Schwager reisst die Hinterlassenschaft Lassalles routiniert an sich und wirft nebenher Herbert ein paar Brocken zu Rezeption BearbeitenAusserungen nach Buhnenauffuhrungen Bearbeiten Urauffuhrung Dusseldorf Ulrich Schreiber in der Frankfurter Rundschau vom 14 November 1980 7 Jener Zuschauer der die Privatsphare nicht von der Politik trennen konne verdiene diesen Heinschen Lassalle Heinz Engels habe alles Wesentliche falsch gemacht Heinrich Vormweg in der Suddeutschen Zeitung vom 13 November 1980 8 ist irritiert und frustriert Was Wunder Hein habe sich zu viel vorgenommen Heinz Klunker in Theater heute Heft 2 1981 9 Hein habe Lassalle lediglich zu seinem autobiographischen Spiel hergenommen Wahrscheinlich verstehe der Zuschauer das Stuck gar nicht Jochen Schmidt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 13 November 1980 10 Hein hole die historische Personlichkeit Lassalle auf eine fragwurdige Art und Weise vom Sockel dichte ihr schwer wiegende Schwachen an A 3 Andreas Rossmann in Deutschland Archiv 1981 S 125 7 Indem Hein die fruhen Arbeiterfuhrer im Salon auftreten lasse fuhre er sie unhistorisch vor Die Inszenierung von Engels werde dieser offensichtlichen Zweideutigkeit des Textes nicht gerecht DDR Erstauffuhrung Erfurt Georg Menchen in Theater der Zeit Heft 5 1987 11 Zwar mangele es dem Stuck an Tiefe nicht aber an Hintersinn Besprechungen Bearbeiten Janssen Zimmermann 12 Der Egoist A 4 Lassalle wolle die kleinburgerliche Herkunft abstreifen Kiewitz Hein kritisiere mit seinem Stuck den Marxismus Leninismus 13 Herr Herbert Der ungewohnlich lange Titel drucke Lassalles temporare Passivitat in dem Stuck aus A 5 Diener Herbert lasst sich Herr titulieren und ist der Herr im Haus Zum Beispiel schikaniert Herbert Lassalles hinfallige Mutter mit ausdrucklicher Billigung des Sohnes In dem Unterkapitel Der Untertan als Herr 14 geht Kiewitz sogar noch viel weiter Herbert der im 3 Akt ohne Zeugnis seines nach dem 2 Akt gestorbenen Brotherrn Lassalle dasteht macht sich gegenuber Vahlteich seine Gedanken zur Frage Was nun Herbert mochte vielleicht auch ne Partei grunden 15 Fur Kiewitz ist Herbert ein Vorlaufer der Nationalsozialisten und seine ins Auge gefasste Partei eine der zu kurz Gekommenen Christentum versus Judentum Kiewitz 16 widmet diesem Thema ein ganzes Unterkapitel im Zusammenhang mit Lassalles obskurer Liebe zu Sonja Hein schreibt an keiner Stelle dass Lassalle ein Jude ist Doch der Leser des Stucktextes stutzt auf der allerersten Seite Lassalles Mutter heisst Frau Lassal Das ist kein Druckfehler Lassalles Vater war der wohlhabende Breslauer Jude Heyman Lassal Ferdinand Lassal hat sich 1846 einfach umbenannt 17 Auf einmal klingt der neue Familienname franzosisch Wer diesen Zusammenhang nicht kennt stutzt wahrend der Lekture ein zweites Mal als Frau Lassal vom Kaddisch 18 spricht Das Warten Die Abordnung Berliner Arbeiter wartet ebenso vergeblich auf Lassalle wie die geladenen Gaste im Salon auf die Russin Sonja 19 Lassalle wolle mehr als eine Partei aus lediglich 1200 Arbeitern Er gibt sich auch nicht mit dem treuen Ladenmadchen Marie als Bettgenossin zufrieden Lassalle wartet vergeblich auf Sonja 20 Kiewitz sieht Lassalle in letzterem Zusammenhang als einen Opportunisten der die Nahe zur Aristokratie suche Auch Marie warte auf Lassalle Ihre Liebe reiche sogar uber dessen Tod hinaus Marie weist Vahlteich auch noch ab nachdem der Geliebte gestorben ist Nach Kiewitz ist Lassalle fur Marie so etwas wie der Lebenssinn spendende Trager einer Utopie 21 Preusser und Hammer 22 nennen 15 Arbeiten Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Verwendete Ausgabe Lassalle fragt Herbert nach Sonja Die Szene ein Salon S 89 159 in Christoph Hein Cromwell und andere Stucke Nachwort von Rudolf Munz Aufbau Berlin 1981 DNB 820239119 Sekundarliteratur Bearbeiten Heinz Peter Preusser Klaus Hammer Auswahlbibliographie Christoph Hein S 92 105 in Heinz Ludwig Arnold Hrsg text kritik Heft 111 Christoph Hein edition text kritik Munchen Juli 1991 ISBN 3 88377 391 3 ISSN 0040 5329 Klaus Hammer Hrsg Chronist ohne Botschaft Christoph Hein Ein Arbeitsbuch Materialien Auskunfte Bibliographie Aufbau Verlag Berlin 1992 ISBN 3 351 02152 6 Antje Janssen Zimmermann Subjektive Objektivitat Drei Theatertexte Christoph Heins eine Trilogie des Sozialismus S 184 194 in Klaus Hammer Hrsg Chronist ohne Botschaft Christoph Hein Ein Arbeitsbuch Materialien Auskunfte Bibliographie Aufbau Berlin 1992 ISBN 3 351 02152 6 Christl Kiewitz Der stumme Schrei Krise und Kritik der sozialistischen Intelligenz im Werk Christoph Heins Stauffenburg Verlag Tubingen 1995 S 86 112 ISBN 3 86057 137 0 Dissertation an der Universitat Augsburg 1994 Anmerkungen Bearbeiten Lassalle starb 1864 Hein gibt das Russische unbekummert in einem Gemisch aus Umschrift und Original wieder Zum Beispiel meint er mit pascholl won Verwendete Ausgabe S 139 3 Z v o Poshyol von Hau ab und wenn der St Petersburger Gouverneur sprachlich nicht mehr weiter weiss muss der Leser auf einmal kyrillische Zeichen verstehen Verwendete Ausgabe S 143 ab 11 Z v u Nevozmozhno unmoglich Kiewitz Kiewitz S 99 relativiert dieses vernichtende Urteil mit ihrer Theorie von Lassalle als dem Trager einer Utopie siehe unten Auch Kiewitz Kiewitz S 96 schreibt bei der Besprechung des 39 seitigen Liebesbriefes Lassalles an Sonja von der Lebensbeichte eines Egoisten Lassalle fragt Herbert ein einziges Mal Wo ist denn das Madchen geblieben Verwendete Ausgabe S 141 4 Z v u Einzelnachweise Bearbeiten Hammer S 264 Eintrag 1980 Hammer S 278 unten Verwendete Ausgabe S 116 oben Verwendete Ausgabe S 126 3 Z v u Verwendete Ausgabe S 146 2 Z v u Verwendete Ausgabe S 149 13 Z v o a b zitiert bei Hammer S 239 unten zitiert bei Hammer S 241 Mitte zitiert bei Hammer S 241 unten zitiert bei Hammer S 242 Mitte zitiert bei Hammer S 243 Janssen Zimmermann S 187 Kiewitz S 86 unten Kiewitz S 107 110 Verwendete Ausgabe S 150 2 Z v o Kiewitz S 101 104 Gosta von Uexkull zitiert bei Kiewitz S 95 Fussnote 18 Verwendete Ausgabe S 138 6 Z v u Kiewitz S 97 Kiewitz S 98 Kiewitz S 99 Preusser und Hammer S 97 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lassalle fragt Herrn Herbert nach Sonja amp oldid 235337451