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Dieser Artikel behandelt das Drama Lanval Der Artikel zum gleichnamigen Lai von Marie de France befindet sich unter Lanval Lai Lanval ist ein Drama von Eduard Stucken welches 1903 entstand Es ist in vier Akte aufgeteilt Die erfolgreichste Inszenierung fand 1911 im Wiener Burgtheater statt Es gehort zum achtteiligen Dramenzyklus Der Gral 1924 Daten des DramasTitel LanvalGattung DramaOriginalsprache deutschAutor Eduard Stuckenbekannteste Auffuhrung 1911Ort der Auffuhrung Wiener BurgtheaterPersonenLanvalFinngula ein SchwanenkindLionorsAgravin Bruder der LionorsArtusGinover Frau von ArtusBriant Lanvals BruderBischof Baldewin Lanvals OnkelArtusritter Lancelot Gawan Bors Bischof Kadur von CornwellSchwanenkinder Aod Fiachra KonnHofangestellte Clarisin FloridasRitter der TafelrundeEdeldamenVolksmengeSieben PagenInhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Akt 1 1 2 Akt 2 1 3 Akt 3 1 4 Akt 4 2 Mittelalterliche Quellen 3 Inszenierungen 4 Deutung 5 Literatur 6 AnmerkungenInhalt BearbeitenPrinzessin Lionors eine Nichte von Konig Artus verliebt sich in den Ritter Lanval der zu Artus Tafelrunde gehort und zunachst diese Zuneigung erwidert Lanval ist bekannt fur seine vielen glorreichen Siege bei Turnieren Trotz des Ruhmes ist Lionors Bruder Agravain von Anfang an gegen diese Beziehung da er Lanval fur einen unzuverlassigen Frauenhelden halt Als Lanval eines Nachts gemeinsam mit seinem Bruder Briant Lionors und Agravain auf einem See das Schwanenmadchen Finngula trifft verliebt er sich in sie und liiert sich heimlich mit ihr Die Bindung zu dieser anderweltigen Frau kann aber nur bestehen bleiben wenn diese verheimlicht wird und Lanval ihr trotzdem treu bleibt Lanvals plotzliches Desinteresse an Lionors bricht ihr das Herz Da sie Konig Artus Nichte ist droht Lanval seinen Ritterstatus seine Ehre oder gar sein Leben zu verlieren wenn er sich weigern sollte Lionors zu heiraten Er muss nun beweisen dass Lionors selbst nicht der Grund fur eine Ablehnung der Ehe ist sondern er selbst seinen Verpflichtungen nicht entgehen kann Er verrat Finngula und seine Beziehung notgedrungen und verliert so seine Geliebte da er das Versprechen niemandem etwas zu erzahlen bricht Allerdings schenkt niemand Lanval Glauben weil keiner ausser Lionors Finngula je gesehen hat Der Ritterstab berat sich was mit ihm geschehen soll Wahrenddessen beschliesst Lanval seine Ehre und sein Leben zu retten indem er Lionors heiratet Nachdem Lionors und Lanval sich vermahlt haben betreten sie die grosse Halle in welcher eigentlich Lanvals Urteilsverkundung stattfinden soll Sie kommen dem jedoch zuvor indem sie sich als Ehepaar ausweisen Agravain wirft nach der Verkundung der Eheschliessung Lanval eine Doppelehe vor was Lanval leugnet Daraufhin erscheint ein mysterioser schwarzer Ritter der von Lanval in einem Zweikampf getotet wird Erst nach dem Mord erkennt Lanval dass es Finngula war die sich als Ritter verkleidet hatte Er verliert seinen Verstand und wird letztlich von Agravain getotet Akt 1 Bearbeiten Lionors fahrt nachts mit ihrem Bruder Agravain in einem kleinen Boot auf dem so genannten Madchen See in der Umgebung des Schlosses Camelot um die mythischen Schwanenkinder zu beobachten und zugleich Lanval zu treffen Noch auf dem Boot eroffnet sie ihrem Bruder dass Lanval und sie sich nahergekommen sind Agravain ist sehr erbost wegen der Liebschaft zwischen Lionors und Lanval und begegnet diesem mit Feindseligkeit als Lanval mit seinem Bruder Briant erscheint Noch in derselben Nacht trennt sich Lanval unbemerkt von der kleinen Gruppe und sieht tatsachlich die Schwanenkinder als sie gerade in Menschengestalt baden Daraufhin stiehlt er heimlich ein Hemd das die Ruckverwandlung in Schwane ermoglicht damit Finngula ihm naherkommen muss wahrend ihre jungeren Bruder als Schwane davonfliegen Als dies passiert verliebt sich Lanval augenblicklich in das Schwanenmadchen Bei diesem ersten Treffen kommt es zum ersten Kuss welcher von Lionors gesehen wird Sie aber schweigt uber diesen Vorfall Akt 2 Bearbeiten Dieser Akt beginnt mit der typischen Konstellation des Tagelieds Lanval und Finngula haben gemeinsam die Nacht verbracht und reden uber ihre Liebe und von der gesellschaftlich erzwungenen Trennung In ihrem Gesprach erfahrt man dass Finngula jeden Abend auf magische Art und Weise in seinem Zimmer erscheint Jedoch ahnt Finngula bereits dass Lanval ihr nicht treu bleiben kann Lionors heiraten und sie somit verraten wird Wenn es zu einem solchen Betrug kommen sollte muss Finngula Lanval ermorden Lanval jedoch leugnet die bevorstehende Tragodie und glaubt fest an seine Liebe zu Finngula Wahrenddessen ahnt Briant dass etwas mit Lanval nicht stimmt berat sich mit seinem Onkel und sie beschliessen gemeinsam Lanval durch kleine Fallen wieder in die Arme Lionors zu drangen Als es dann zum Treffen mit Lanval kommt erhebt Briant gegen ihn heftige Vorwurfe da Lanval Lionors das Herz gebrochen habe Kurz darauf erscheint Agravain am Hof der gegen seinen Willen beauftragt wurde Lanval zum Pfingst Turnier am Artushof einzuladen Dieser jedoch weigert sich zu erscheinen was eine offentliche Beleidigung Artusʼ und Verletzung des Vasallenrechts bedeutet Daraufhin sturzen Lanval und Agravain rasend aufeinander zu werden jedoch zuruckgehalten und beschliessen diesen Kampf auf dem Turnier offiziell auszutragen Akt 3 Bearbeiten Am Artushof beschliessen Artus Ginover Bischof Baldewin und Briant Lanval zur Ehe mit Lionors zu drangen jedoch weigert sich nun auch Lionors Lanval zu heiraten solange er dies nicht freiwillig tate Die List der Artusgesellschaft ist dass sie als Preis des Turniers Lionors Hand setzen Da Lanval als ungeschlagen gilt und sein Ehrempfinden ihm eine freiwillige Niederlage verbietet gehen sie davon aus dass er der Gewinner und somit zur Ehe gezwungen sein wird Gleichzeitig furchten alle das bevorstehende Aufeinandertreffen von Agravain und Lanval Agravain stellt sich weiterhin gegen die Ehe seiner Schwester mit Lanval Er verabscheut die Plane des Artushofs Das Aufeinandertreffen von Agravain und Lanval nimmt eine uberraschende Wende da Lanval Agravain zwar besiegt aber ihn verschont und am Leben lasst Als Belohnung fur Lanval mochte Artus ihm seine Nichte Lionors als Braut uberreichen jedoch schlagt Lanval das Angebot zur Besturzung aller aus und erzahlt widerwillig und zur Rechtfertigung gezwungen von seiner Liebschaft mit Finngula Niemand glaubt ihm sodass er sie als Beweis magisch herbeirufen soll damit jeder sehen kann dass er bereits in festen Handen ist Doch Finngula erscheint nicht Durch das Aufdecken ihres Geheimnisses hat er sein Versprechen gegenuber Finngula gebrochen verliert sie und zudem sein Anrecht auf seinen Ritterstatus Durch eine Burgschaft von Ritter Gawan wird erst im Ritterstab besprochen was mit Lanval geschehen soll anstatt ihn auf der Stelle zu richten Akt 4 Bearbeiten Die Tafelrunde hat sich in einer grossen Halle versammelt um Lanvals Urteil zu verkunden Lionors bespricht mit Lanval dass seine einzige Rettung die Eheschliessung mit ihr ware Lanval beschliesst Lionors zu heiraten da er Finngula nur noch fur eine vergangene Wahnvorstellung halt und seine Ehre retten mochte Als die Ritter der Tafelrunde des frischen Brautpaars ansichtig werden beschuldigt Agravain Lanval der Doppelehe was Lanval leugnet Er erzahlt in offentlicher Runde wie sehr ihn die Liebe zu Finngula verwirrt habe und spottet uber seine Beziehung mit ihr Plotzlich wird es dunkel und ein schimmernder Frauenfuss ist im Saal zu sehen Lanval erkennt das Zeichen als sein Menetekel woraufhin ein schwarzer Ritter in der Halle erscheint Lanval reagiert panisch fordert den schweigenden Ritter zum Zweikampf auf und ersticht ihn Erst als sein Gegenuber tot ist sieht er dass Finngula der schwarze Ritter war Ihre drei jungeren Schwanenbruder erscheinen tragen sie fort und lassen Lanval gebrochen zuruck Er wird wahnsinnig beschimpft Lionors als sie ihm zur Seite stehen will Er wird schliesslich von Agravain getotet Mittelalterliche Quellen BearbeitenAls Rahmen seines Dramas Lanval bezieht sich Stucken auf die Artussage und auf die irische Sage von Lir Ursprunglich werden in dieser Sage die Kinder des Lirs von der zweiten Ehefrau von Lir direkt in Schwane verwandelt da die Kinder aus erster Ehe stammen und sie der zweiten Frau ein Dorn im Auge sind Allerdings traut sich die zweite Ehefrau ursprunglich nicht sie umzubringen In der Vorgeschichte des Dramas jedoch wurden die Kinder von ihr im Madchensee bei Camelot ertrankt und kehren als Schwane wieder Eine weitere Parallele fuhrt zu Grimms Marchen die sechs Schwane Bei der Beziehung von Lanval zu Finngula ist Stuckens Hauptquelle Marie de France Lai Lanval entsprechend nach dem Erzahlmuster der gestorten Mahrtenehe konstruiert Finngula ist ein uberirdisches Wesen und die Beziehung beruht auf einem Geheimnis welches nicht verraten werden darf Tabu In dem Werk von Marie de France ist Lanval ein ehrbarer Ritter der ebenfalls eine anderweltige Geliebte hat Auch hier darf er die Liebe zu ihr nicht verraten weil er sie sonst verlieren wurde Als sich eines Tages Ginover ihm anbietet lehnt er ab und wird von ihr als homosexuell diffamiert Dies verneint er und erzahlt ihr im Streitgesprach von seiner Geliebten die viel schoner als die Konigin sei Ginover ist sehr gekrankt und beschuldigt ihn offentlich sie bedrangt zu haben Als Lanval vor den Konig treten muss wird auch in diesem Werk von der Ritterschaft fur ihn geburgt und das Erscheinen seiner Geliebten wurde ihn vor der Verurteilung retten Der entscheidende Unterschied zwischen Maries de France und Stuckens Lanval ist dass Lanval bei Marie tatsachlich von seiner Geliebten gerettet wird Sie erscheint bei der Urteilsverkundung beweist ihre Existenz und uberragende Schonheit Zusammen reiten sie nach Avalon Inszenierungen BearbeitenBesetzung der Auffuhrung am Wiener Burgtheater Alfred Gerasch als Lanval Else Wohlgemuth als Ginover Lotte Medelsky als Lionors Ida Orloff als Finngula und Ernst Pittschau als Konig Artus Regie Alfred von Berger Die Kritiken der Schaubuhne zu Lanval fielen zum grossten Teil negativ aus der meistgenannte Kritikpunkt war die unnaturliche und erzwungene Sprache Alfred Polgar schrieb uber die Inszenierung ebenfalls in Die Schaubuhne folgendes Von der Sprache des Lanval ware viel Ruhmliches und viel Zweifelndes zu sagen Sie ist kunstvoll von einer virtuosen Steifheit Das mit dem Innenreim der Verse gilt nur furs Auge Furs Ohr ist es eine unendliche Folge von kurzgehackten reimenden Zeilen die oft nur um zum Reim zu kommen zwangvoll gedehnt verbogen geringelt und gestuckelt sind Man sah einen schonen nebelreichen zwischen Klippen hingezwangten Marchensee spater das obligate Alpengluhen und horte die Drossel schmettern als ihr Stichwort fiel Ansonst trug die Inszenierung die ublichen Zeichen einer phantasielosen bunten Nuchternheit An der Grenze des Opernhaften stand das Meiste Buhnenbilder in sussestem Modellierbogenstil Waffenszenen die bewegt waren wie das Kornfeld im Winde bald alle nach rechts oder alle nach links oder alle in steifer Ruhe beim Turnier standen sieben bis neun Damen auf hohem Balkon und winkten tatmassig und grenzenlos wurschtig mit ihren sieben bis neun Taschentuchern wahrend Konig Artus hinter ihrem Rucken mit sich selbst Cercle hielt Als die Ritter unmittelbar nach dem Zweikampf dessen morderische und blutige Schrecklichkeit homerisch grell beschrieben wird in den Thronsaal traten sahen sie absolut funkelnagelneu aus Susslich war alles und lauwarm Neben der Dichtung Ohne Poesie ohne Grosse ohne Wucht Oeldruck Genre Deutung BearbeitenInteressant an diesem Drama ist dass sich Mythos und Realitat gegenuberstehen Die Artuswelt wird jedoch realistisch dargestellt wahrend die Sage von den Schwanenkinder auf der mythischen Ebene bleibt und vom Artushof der im Drama die allgemeine Offentlichkeit verkorpert angezweifelt wird Eklatant wird das Aufeinandertreffen von Mythos und Realitat als Lanval Finngulas Hemd stiehlt und sie damit zwingt real zu werden In dieser Szene befinden sich Lanval und Finngula auf einer Zwischenebene da beide aus zwei verschiedenen Welten kommen und doch aufeinander treffen Obwohl Lanval die Mythe kennt lernt er nicht aus ihnen sondern lauft auf die determinierte Tragodie zu Finngulas Tod wird in der letzten Szene mit dem Schwertkampf fur die Buhne konkretisiert Eigentlich hat Lanval Finngula bereits verbal ermordet als er ihren semi realen Status negiert und sie fur ein Traumbild halt Fur die Rolle des Lanvals kommt kein grosses Mitgefuhl auf weil er im ersten Akt zuerst durch Agravain negativ fremdcharakterisiert wird und so eine Distanz zwischen der Figur und dem Rezipienten entsteht Trotz des logisch aufgeklarten Denkens das Lanval an den Tag legt fuhrt vor allem das Gewinnen des Turniers wieder auf das determinierte Schicksal zuruck und lost ein Unverstandnis seitens des Rezipienten Zuschauers aus Der allgemeinen Logik nach hatte Lanval verlieren und somit den Verrat Finngulas verhindern konnen Grund fur sein Verhalten ist der Zeitgenossen Stuckens eventuelle nicht einsichtige Ehrbegriff des Mittelalters Der zeitgenossische Einfluss ist in diesem Stuck nicht zu verkennen Lanval verkorpert das Stereotyp des Nervosen welcher aufgrund seiner ubersteuerten Weltwahrnehmung eine krankliche Erscheinung hat die aber als attraktiv empfunden wird Finngula stellt durch ihr Ausseres das Stereotyp der Femme fragile dar jedoch entspricht ihr Verhalten der Femme fatale zum Beispiel durch das Bestimmen der Regeln der Mahrtenehe und durch ihre eigene Selbstbeschreibung als La Dame sans merci Stucken 1911 Lanvals Rede in der er Finngula als Traum darstellt weist Parallelen zu der damals sehr aufsehenerregenden Traumdeutung Freuds auf Wenn man schliesslich die Figurenkonstellation beachtet ist bei Linors Agravain und Lanval eine Dreieckskonstruktion ahnlich wie bei Hamlet zu erkennen die Figuren der Liebenden Hamlet und Ophelia des alteren den Liebhaber hassenden Bruders Laertes Literatur BearbeitenMarie de France 1980 Die Lais Klassische Texte des romantischen Mittelalters 19 Munchen Wilhelm Fink Verlag S 209 249 Polgar Alfred 1980 Lanval In Die Schaubuhne 7 Jahrgang 1911 vollstandiger Nachdruck der Jahrgange 1905 1911 Konigstein Ts Athenaum Verlag S 19 21 Stucken Eduard 1911 Lanval Ein Drama 4 Aufl Berlin Erich Reiss Verlag Anmerkungen BearbeitenDer Dramenzyklus der Gral von Stucken umfasst u a die drei fruhen Dramen Gawan 1901 Lanval 1903 und Lanzelot 1909 deren Handlungen miteinander verkettet sind Dies wird zum einen deutlich wenn sich Gawan im dritten Akt fur Lanval aufgrund seiner eigenen Vorgeschichte aus Gawan fur ihn einsetzt und Verstandnis zeigt Zum anderen wird auf die Moglichkeit einer Affare von Lanzelot und Ginover angespielt welche allerdings im nachsten Drama Lanzelot schon voruber ist Man kann aufgrund von Lanzelots horiger Reaktion auf Ginovers Antworten spekulieren dass die Affare in Lanval gerade aktuell ist Links Die Ritter der Tafelrunde Memento vom 24 Januar 2008 im Internet Archive 1 0 0 0 Die Artus SageTHE LAIS OF MARIE DE FRANCEBiographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Memento vom 29 Juni 2007 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lanval amp oldid 236953858