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Gawan Ein Mysterium ist ein Drama in funf Akten von Eduard Stucken und wurde am 1 Mai 1907 an den Munchner Kammerspielen uraufgefuhrt Es entstand unter dem Einfluss des Fin de siecle und handelt von der Geschichte des Ritters Gawan aus der Tafelrunde des Konig Artus der durch eine Tauschung des Grunen Ritters in seiner Treue und seinem christlichen Glauben gepruft wird DatenTitel Gawan Ein MysteriumGattung RomanzeOriginalsprache DeutschAutor Eduard StuckenLiterarische Vorlage Sir Gawain and the Green KnightErscheinungsjahr 1901Urauffuhrung 1 Mai 1907Ort der Urauffuhrung Residenztheater in MunchenPersonenKonig Artus Konigin Ginover Gawan Der grune Ritter Ritter Hautdesert Der Tod Marie junge Gattin des Ritters Hautdesert Nebenpersonen Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Akt 1 1 2 Akt 2 1 3 Akt 3 1 4 Akt 4 1 5 Akt 5 2 Mittelalterliche Quellen 3 Inszenierungen 4 Zeitgenossische Einflusse Deutungen 5 Literatur 6 WeblinksInhalt BearbeitenAkt 1 Bearbeiten Der erste Akt beginnt mit den Weihnachtsfeierlichkeiten in der grossen Halle der Tafelrunde im Schloss Camelot Artus wunscht gerade eine Geschichte uber die Grosstaten seiner Ritter zu horen da kundigt der Seneschall einen Ritter an der am Tor Einlass begehrt Der Ritter ist ganzlich in grun gekleidet seine Rustung mit Smaragden verziert und ihn umgibt ein hollischer Glanz Bei sich tragt er ein Beil welches er unheilvoll schwingt Nachdem Artus ihn in den Saal gebeten hat reitet er samt seinem Pferd in die festliche Halle ein worauf alles verstummt Der Grune Ritter dem die Grosstaten der Ritter der Tafelrunde zu Ohren gekommen sind ist gekommen um diese in ihrer Ehre zu prufen Er fordert dass einer der Ritter ihn mit seinem mitgebrachten Beil schlagen solle und versichert sich nicht dagegen zu wehren Ein Jahr spater dann solle jedoch auch der Grune Ritter einen Schlag mit dem Beil gegen ebendiesen Ritter ausfuhren durfen Keiner der Ritter will sich zuerst auf diese furchterregende Forderung einlassen doch als Artus selbst die Tat ausfuhren will um die Ehre Camelots zu retten bietet Gawan der Neffe Artus an den grunen Ritter niederzustrecken Gawan besiegelt den Pakt mit dem Grunen Ritter indem er ihm seinen Namen nennt und ihm zusichert in genau einem Jahr bereit zu sein den Schlag des Grunen Ritters zu empfangen Der Grune Ritter lasst sich daraufhin ohne Gegenwehr von Gawan den Kopf abschlagen danach steht der kopflose Korper unter den schockierten Blicken der Anwesenden auf greift sich sein Haupt und steigt zuruck auf das Pferd Bevor er aus dem Saal reitet sagt der Kopf zu Gawan er solle im nachsten Jahr beim ersten Glockenschlag der Christnacht die Grune Kapelle aufsuchen um seinen Schwur zu erfullen Akt 2 Bearbeiten Der zweite Akt spielt im Schloss des Ritters Hautdesert der Gawan welcher sich auf der Suche nach der Grunen Kapelle befindet Nachtquartier gewahrt Es sind nur noch zwei Tage bis Gawan seinen Eid einlosen muss um nicht seine Ehre zu verlieren und er hat noch niemanden gefunden der ihm bei seiner Suche nach dem Grunen Ritter oder der Kapelle weiterhelfen kann Die liebliche Frau des Ritters Hautdesert Marie versorgt Gawan mit Wein und berichtet ihm dass sie den Weg zur Grunen Kapelle kenne Auch Hautdesert kennt den Weg und versichert Gawan dass es nur eine Reise von sechs Stunden sei und er ihm am nachsten Tag einen Fuhrer mitgeben wolle sodass er rechtzeitig ankomme Obwohl Gawan lieber gleich weiterziehen will lasst er sich von der zarten Marie zu einer Nacht im Schloss uberreden Beim Nachtmahl nimmt Hautdesert Gawan das Versprechen ab den Schlaf auszukosten und am nachsten Tag mit seiner Frau zu speisen und sich zu vergnugen solange er selbst auf der Jagd ist Des Weiteren will Hautdesert alles was er erbeutet Gawan zum Geschenk machen Im Gegenzug soll Gawan jeden Schatz und jedes Gut das er in Hautdeserts Abwesenheit bekommt ihm zum Geschenk machen Gawan willigt in diese Bitte ohne Weiteres ein Akt 3 Bearbeiten Gawan erwacht am nachsten Morgen aus Alptraumen wahrend der Schlossherr gerade zur Jagd aufbricht Gawan will sofort aufbrechen doch der Schatelier des Schlossherrn uberzeugt ihn dass er die Grune Kapelle alleine nicht finden konne da ein Irrlicht ihn vom Weg abbringen wurde Nur der Schatelier und Hautdesert kennen den Weg und der Diener weigert sich sein Versprechen dem Schlossherren gegenuber sich nicht vom Schloss zu entfernen zu brechen Nachdem Gawan sich damit abgefunden hat im Bett zu bleiben und der Schatelier verschwunden ist taucht Marie de Hautdesert in seinem Schlafgemach auf die vollig verandert scheint Sie versucht ihn zu verfuhren jedoch stosst Gawan sie bereits wahrend des ersten Kusses zuruck da er sich vor ihr und ihrer teuflischen Art furchtet Er versucht ihr klarzumachen dass er weder sie noch eine andere Frau liebe Dennoch will sie ihm zum Andenken einen Gurtel schenken der angeblich unverwundbar macht Gawan der sich zuerst straubt ist im Angesicht des nahenden Todes durch den Grunen Ritter so von Angst ergriffen dass er das Geschenk nicht ablehnen kann Zwar bereut er es kurz darauf da er erkennt dass das Geschenk einen sundigen Charakter hat und ihm daher kein Gluck bringen wird doch will Marie es nicht zurucknehmen Akt 4 Bearbeiten Gawan wartet ungeduldig auf Hautdesert um endlich zur Kapelle reiten zu konnen Dieser befindet sich jedoch noch immer auf der Jagd Gawan versucht Marie vehement davon zu uberzeugen den Gurtel wieder an sich zu nehmen da er sein Leben dem Grunen Ritter versprochen habe und einen Betrug begehen und seine Ehre verlieren wurde wenn er durch den Gurtel unverwundbar ware Er behauptet fur den Tod bereit zu sein auch nachdem Marie ihm anhand einer Geschichte uber Lebenskerzen bewiesen hat dass er eigentlich leben will Hierzu gibt sie vor sein Lebenslicht auszublasen woran Gawan sie hindert obwohl es sich nur um eine einfache Kerze handelt Marie gibt Gawan zu verstehen dass es um ihre aber auch um seine eigene Ehre geschehen ware wenn ihr Mann von dem Gurtel und den damit zusammenhangenden Ereignissen erfuhre Daraufhin nimmt Gawan den Gurt widerwillig wieder an sich und versteckt ihn Als es darum geht die Geschenke auszutauschen und das Versprechen zu erfullen das Hautdesert gefordert hat kann Gawan dementsprechend den Gurtel nicht verschenken Stattdessen gibt er ihm einen Kuss auf die Wange ohne jedoch zu verraten wer ihm diesen Kuss gegeben hat Hautdesert gibt Gawan zu verstehen dass er nicht glaube dass Gawan nur den Kuss erhalten habe kann ihn jedoch nicht davon uberzeugen vor seinem Ritt zur Grunen Kapelle noch zu beichten da Gawan glaubt seine Seele ohnehin verloren und verdorben zu haben Akt 5 Bearbeiten An der Grunen Kapelle verlasst ihn sein Fuhrer Gawan betritt die Kapelle deren Turen sich ihm von selbst offnen und kniet im grunen Licht der Kirche vor einer Madonnenstatue nieder der er sein Leid klagt und ihr den Gurtel bussend vor die Fusse legt um Abbitte fur seine Tat zu leisten Danach ruft er nach dem Grunen Ritter der daraufhin aus seinem Sarg steigt der sich in der Kapelle befindet und Gawan willkommen heisst Der Ritter bezeichnet Gawan als Ehrenmann der seine Versprechen halt und fordert die Axt zuruck Gawan reicht sie ihm und kniet nieder um den Schlag zu empfangen Doch als die Axt schon auf seinen Nacken herniedersaust schreitet die Madonnenstatue die die Gesichtszuge der Marie De Hautdesert tragt ein und ruft dass die Seele Gawans rein sei und er nicht angeruhrt werden durfe Sie erklart Gawan dass er von Gott und Tod gepruft worden sei da er zwar ein Ritter reinen Herzens gewesen sei jedoch niemals durch Sunde und todliche Qual gegangen sei So habe Gott der heiligen Jungfrau die Moglichkeit gegeben Gawan durch Todesschrecken und Sunde zu fuhren und ihn sich bewahren zu lassen Auch habe sie sich in Marie De Hautdesert verwandelt da keine irdische Frau Gawan je hatte locken konnen Der Grune Ritter entblosst daraufhin ebenfalls sein Angesicht und gibt sich als Tod in der Maske des Hautdesert zu erkennen Als Lohn fur seine bestandenen Prufungen darf Gawan den heiligen Gral schauen und aus dem strahlenden Kelch trinken Mittelalterliche Quellen BearbeitenStucken benutzt als Vorlage fur sein Drama die mittelalterliche Erzahlung von Sir Gawain and the Green Knight Nach einer zweistrophigen Einfuhrung beginnt die Geschichte damit dass der Grune Ritter in die Halle der Tafelrunde einreitet Er tragt keinen Helm oder Panzer wie bei Stucken ist jedoch trotzdem grun gekleidet und sogar sein Bart und seine Haare sind grun Bei sich tragt er eine Stechpalme zum Zeichen seiner friedlichen Absicht seine Augen funkeln jedoch wie Blitze Er gibt an dass er im Auftrag gekommen sei sagt aber nicht von wem Ab hier gleichen sich Stuckens Werk und die mittelalterliche Quelle da sich der Ritter ebenfalls fur den Pakt den Kopf von Gawain abschlagen lasst nachdem erst Artus sich angeboten hat Im Gegensatz zu Stuckens Gawan angstigt sich der mittelalterliche Gawain jedoch nicht sodass er nicht sofort auf die Suche nach der Grunen Kapelle geht sondern bis kurz vor Ablauf des Ultimatums am Hof von Konig Artus bleibt Nach langer Reise betet Gawain fur ein Nachtquartier in dem er die Messe horen kann und prompt steht er vor einem Schloss Der Schlossherr wird hier nicht namentlich vorgestellt genauso wenig wie die schone Dame des Schlosses die Gawain samt einer alten Dame in der Messe kennenlernt Gawain verbringt anders als bei Stucken mehrere Tage im Schloss und nimmt an den Weihnachtsfeierlichkeiten teil Auch hier notigt der Burgherr Gawain bis zum Neujahrsmorgen zu bleiben und sich dann von einem Diener zur Kapelle fuhren zu lassen Wie bei Stucken schliessen die beiden dann auch das Geschaft uber den Geschenketausch ab In der Abwesenheit des Schlossherrn kommt ebenfalls die Dame des Hauses in Gawains Schlafraum um ihn zu verfuhren Er wehrt sich jedoch und lasst nur einen Kuss zu worauf sie sich verabschiedet Auch hier kusst Gawain den Burgherrn nach dessen Ruckkehr welcher an der Herkunft des Kusses jedoch weniger interessiert scheint als Hautdesert und gibt sich ohne weitere Erklarung damit zufrieden An dieser Stelle wiederholt sich das Geschehen an drei aufeinanderfolgenden Tagen Der Schlossherr reitet zur Jagd Gawain empfangt Kusse leitet diese zum Geschenk an den Schlossherrn weiter Erst dann weist Gawain die Dame endgultig ab und bekommt von ihr den Gurtel geschenkt der unverwundbar machen soll Diesen legt er dann auch an als er zur Kapelle reitet um sich vor dem todlichen Schlag des Grunen Ritters zu schutzen Anders als Stuckens Gawan der den Gurtel unter schlechtem Gewissen nimmt und ihn eigentlich gar nicht haben will freut sich Gawain uber sein Geschenk Nachdem ihn auch hier ein Diener des Schlossherrn zur Grunen Kapelle gefuhrt hat tritt er dem Grunen Ritter entgegen Dieser fuhrt drei Scheinschlage gegen Gawain mit seiner Axt aus was Gawain erzurnt Beim letzten Schlag verletzt er ihn nur leicht am Hals woraufhin der Schwur Gawains einen Schlag zu empfangen erfullt ist und er verspricht sich gegen jeden weiteren Schlag zu wehren Der Grune Ritter erklart Gawain daraufhin dass die Scheinschlage fur die weitergegebenen Kusse also seine Ehrlichkeit und der Schlag der Gawain verletzte fur die Unehrlichkeit bezuglich des Gurtels gestanden hatten Des Weiteren gibt der Grune Ritter seinen wahren Namen preis namlich Bertilak de Hautdesert und erklart weiter dass alle Geschehnisse durch die Macht von Morgan le Fay geschehen seien Die Erzahlung endet mit der Ruckkehr Gawains an den Artushof und den reumutigen Beschreibungen seiner Taten Abgesehen von den leicht veranderten Namen halt sich Stuckens Stuck in sehr vielen Punkten nah an der mittelalterlichen Quelle Nur das Ende unterscheidet sich wesentlich Stucken setzt den Schlossherrn entgegen seiner Vorlage mit dem Tod gleich und die Gattin des Schlossherrn mit der Mutter Gottes So ersetzt er die Figur der Morgan le Fay als weibliches Prinzip hinter der Handlung durch eine christliche Weiblichkeit Inszenierungen BearbeitenDas Werk Stuckens wurde am 1 Mai 1907 am Residenztheater in Munchen unter der Regie Runges uraufgefuhrt In der Theaterzeitschrift Die Schaubuhne wird dieser von dem Schriftsteller und Theaterkritiker Leo Greiner besonders hervorgehoben da Runge mit seiner Regie Bilder geschaffen habe und im Szenischen und Darstellerischen mit unsichtbarer Hand einen Zusammenschluss der einzelnen Elemente erwirkt habe Der Schauspieler Albert Heine habe den Tod in Fleisch und Bein materialisiert Insgesamt berichtet Greiner in seiner Kritik sehr positiv uber Stuckens Stuck und dessen Inszenierung In den Berliner Kammerspielen wurde Stuckens Werk 1910 aufgefuhrt Diesmal unter dem Regisseur Eduard von Winterstein vor dem Buhnenbild des Malers Ernst Stern Hier wird angegeben die raumliche Umsetzung des Stucks insbesondere in Bezug auf die weihnachtliche Halle des Konigs Artus sei uberraschend gut gelost worden Jedoch sei die Spiritualitat die hier zu Anfang geherrscht habe in den weiteren Aufzugen zu vermissen Insbesondere die Grune Kapelle welche durch den Dichter als vorweltlich grauenhaft und den Felsen entrissen beschrieben werde sei eher gemutlich dargestellt was die infernalische Geistigkeit der Dichtung Stuckens zu einer milden Wunder Show stilisiere Besetzt wurden die Hauptcharaktere durch die Schauspieler Friedrich Kayssler Gawan Ludwig Hartau Hautdesert und eine Frau Konstantin Marie Kurtz lobt den Darsteller des Gawan fur seine Visualisierung des Herben und Keuschen aber auch der Note der Qual und des Leides Gawans Hartau dagegen empfindet Kurtz als blass in der Prasentation des Hautdesert Die Atmosphare mystischer Einsamkeit die durch den Schauspieler hatte dargestellt werden mussen komme beim Zuschauer nicht an dementsprechend konnten schicksalsvolle Bedeutung und Tiefsinn einzelner Szenen nicht ausreichend wiedergegeben werden Die Darstellung der Marie wird von Kurtz ebenfalls kritisch betrachtet Zwar sei die Schauspielerin sehr talentiert doch sei nichts Teuflisches an ihr zu finden daher wirke sie blass und konventionell in den Momenten in denen sie die reine Verlockung und Leidenschaft darstellen sollte In diesem Punkt wird besonders der Regisseur kritisiert der die Figur der Marie minutenlang in lockender Pose auf der Buhne stehen liess was nach Kurtz im Jahr 1910 nicht mehr zeitgemass sei Die Auffuhrung in den Kammerspielen wird als Ganzes vom Kritiker jedoch gelobt was nicht zuletzt an der Stimmungskraft des Werkes Stuckens liege die aus den Darstellern hervorbreche Zeitgenossische Einflusse Deutungen BearbeitenEduard Stuckens Werk schliesst sich der Bewegung des Fin de siecle auch Dekadentismus an welche sich insbesondere gegen den Realismus und eine uberhohte Objektivitat auflehnt bezuglich der Buhne v a gegen den zu dieser Zeit vorherrschenden Naturalismus Stuckens Artusstoffbearbeitung erscheint im Licht dieses Zusammenhangs als logischer Schluss da der mystische Charakter und der beinahe marchenhafte Inhalt der Sage als Gegenstuck zum Naturalismus gesehen werden konnen Literatur BearbeitenEduard Stucken Gawan Ein Mysterium 7 Auflage Erich Reiss Verlag Berlin 1914 Sir Gawain And The Green Knight Sir Gawain und der Grune Ritter hrsg von Manfred Markus Philipp Reclam Junior Stuttgart 1974 Die Schaubuhne Vollstandiger Nachdruck der Jahrgange 1905 1918 7 Jahrgang 1911 Konigstein Ts 1980 Roger Bauer Fin de siecle zur Literatur und Kunst der Jahrhundertwende Klostermann Frankfurt am Main 1977 Sabine Haupt Handbuch Fin de Siecle Kroner Stuttgart 2008Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Eduard Stucken im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke bei ngiyaw eBooks Romanzen und Elegien Balladen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gawan Ein Mysterium amp oldid 237659394