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Dieser Artikel behandelt ritterschaftliche Kreditinstitute zu anderen Bedeutungen siehe Landschaft Begriffsklarung Als Landschaften eigentlich Landschaftliche Kreditinstitute bezeichnet man die seit dem 18 Jahrhundert in den preussischen Provinzen ausser der Rheinprovinz gegrundeten ritterschaftlichen Pfandbriefanstalten Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 2 Organisation und Funktionsweise 3 Folgen und Bedeutung 4 Einzelne Landschaften 5 Einzelnachweise 6 LiteraturHintergrunde BearbeitenBei diesen handelte es sich um Immobilienkreditanstalten fur den adeligen Grundbesitz Der okonomische Hintergrund war die hohe Verschuldung der Guter Dabei spielten nicht zuletzt auch die Auswirkungen der Kriege des 18 Jahrhunderts unter Friedrich dem Grossen eine Rolle Es war zwar moglich Hypotheken aufzunehmen aber fur diese mussten hohe Zinsen gezahlt werden Man hoffte von Seiten des Staates durch einen Zusammenschluss auf standischer Ebene die Kreditwunsche leichter und gunstiger gestalten zu konnen Dabei handelte es sich zumindest anfangs nicht um freiwillige Einrichtungen sondern um Zwangsgenossenschaften Eine Ausnahme war die Landschaft der Provinz Brandenburg ein freiwilliger Zusammenschluss Organisation und Funktionsweise BearbeitenOrganisiert waren die Landschaften als Pfandbriefsystem Die Landschaft stellte einem um Kredit nachsuchenden Mitglied unbefristet geltende Pfandbriefe fur sein Gut aus Die Hohe richtete sich nach dem Wert des Gutes Diese wurde dann an Anleger oft wohlhabende Kaufleute und zunehmend an private Banken verkauft Der Verkauf konnte sowohl von Seiten der Landschaft wie von Seiten des Gutsbesitzers erfolgen Der Kaufer konnte die Anteile weiterverkaufen und mit ihnen handeln Gegenuber dem Kreditgeber haftete nicht der Gutsbesitzer sondern die Landschaft fur das Anlagekapital und die entsprechenden Zinsen Dagegen hatte die Landschaft gegenuber dem kreditnehmenden Gutsbesitzer notfalls das Recht die Guter in Zwangsverwaltung zu nehmen oder sogar der Zwangsversteigerung zuzufuhren Im Einzelnen gab es in den verschiedenen Landschaften von Anfang an unterschiedliche Satzungen die sich im 19 Jahrhundert weiter differenzierten Letztlich stimmten die Landschaften daher nur in ihren Grundprinzipien weitgehend uberein Die Landschaften standen unter Aufsicht des Staates waren aber unabhangig und haben sich selbst verwaltet Innerhalb einer Provinz waren die Landschaften gegliedert in Ritterschaftskollegien In der Kur und Neumark etwa bestanden davon funf Altmark Prignitz Mittelmark Uckermark und Neumark 1 Diese unterstanden der Hauptritterschaftsdirektion in Berlin Anderswo stand an der Spitze die Generallandschaftsdirektion Den adeligen Generallandschaftsdirektoren zugeordnet waren juristisch gebildete Syndici Deren Spitzenkrafte wurden von den Mitgliedern der Landschaften gewahlt und vom Seiten des Staates bestatigt Daneben existierten verschiedene Gremien Als Generallandtage etwa bezeichnete man etwa in Ostpreussen und anderen Landschaften die Vollversammlung der Mitglieder Teilweise dienten diese Gremien auch als Ersatz fur die nicht mehr einberufenen Landtage zumindest bis zur Schaffung der Provinziallandtage Folgen und Bedeutung BearbeitenDie Grundung der Landschaften hatte unterschiedliche Folgen Sie stellten nach der finanziellen Krise infolge des Siebenjahrigen Krieges die Kreditwurdigkeit der Gutsbesitzer wieder her Auf der anderen Seite fuhrte die Leichtigkeit der Kreditbeschaffung dazu dass sie Schulden der Guter weiter anstiegen Fur 1799 wurde geschatzt dass die meist hypothekarische Verschuldung der Guter in der Kurmark bei der Halfte ihres Wertes lag In der Folge kam es zu Zwangsverkaufen und freiwilligen Verkaufen und insgesamt zu einer Mobilisierung des Grundbesitzes Neben den Staatsanleihen wurden die Pfandbriefe zeitweise zur wichtigsten Anlageform fur privates Kapital Die Bauern wurden vom System der Landschaften ausgeschlossen da der Staat eine starke Verschuldung der Hofe verhindern wollte Bereits fruh wurde kritisiert dass der Grossgrundbesitz in Preussen durch dieses System begunstigt wurde weil er leichter an Kredite kommen konnte als die bauerlichen Landbesitzer Mit Hilfe der landschaftlichen Kredite konnten die Gutsbesitzer neuen Besitz erwerben der wiederum beliehen werden konnte um anschliessend mit dem Kapital weiteres Land zu erwerben Die Rittergutsbesitzer nutzten ihre eigene Kreditwurdigkeit und die Schwierigkeiten der Bauern dazu um gunstig an bauerliche Besitzungen zu kommen Teilweise wurden die Bauern etwa in einigen Kreisen in Ostpreussen dabei fast vollig verdrangt ehe nach 1849 landwirtschaftliche Rentenbanken entstanden Nach dem Vorbild der preussischen Landschaften entstanden Stadtschaften als offentlich rechtliche Kreditinstitute der Stadte Die alteste war der Wurttembergische Kreditverein von 1825 in dem stadtische Hauseigentumer und landliche Grundbesitzer zusammengeschlossen waren Acht preussische Landschaften schlossen sich 1873 zur Zentral Landschaft fur die Preussischen Staaten zusammen die gemeinsame zentrallandschaftliche Pfandbriefe herausgab 2 Einzelne Landschaften Bearbeiten nbsp Anzeige 1927 Landschaft Grundung AnmerkungSchlesische Landschaft 1770Kur und Neumarkisches Ritterschaftliches Kreditinstitut 1777 Das Institut wurde nicht Landschaft genannt da es sich nicht um einen Zwangsverband handelte 3 Pommersche Landschaft 1781 Bis 1945 daneben bestand von 1871 bis 1934 die Neue Pommersche Landschaft fur KleingrundbesitzWestpreussische Landschaft 1787 Neue Westpreussische Landschaft ab 1861Ostpreussische Landschaft 1788Neuer Kreditverein fur die Provinz Posen 1857 Posener Landschaft ab 1887Landschaft der Provinz Sachsen 1864 1866 Landwirtschaftlicher Kreditverein genannt 4 Landwirtschaftliches Kreditinstitut fur die Ober und Niederlausitz 1865Neues Brandenburgisches Kreditinstitut 1869Landschaft fur die Provinz Westfalen 1877 In den 1980er Jahren umgewandelt in die WL Bank AG Westfalische Landschaft Bodenkreditbank 2018 fusioniert zur DZ Hyp AGLandschaftlicher Kreditverband fur die Provinz Schleswig Holstein 1882 Schleswig Holsteinische Landschaft ab 1895Markische Landschaft 1934 Fusion des Kur und Neumarkischen Ritterschaftlichen Kreditinstituts mit dem Neuen Brandenburgischen Kreditinstitut 5 Einzelnachweise Bearbeiten vgl zu Brandenburg Rene Schiller Vom Rittergut zum Grossgrundbesitz Okonomische und soziale Transformationsprozesse der landlichen Eliten in Brandenburg im 19 Jahrhundert in Elitenwandel in der Moderne Band 3 Akademie Verlag Berlin 2003 S 86 f ISBN 3 05 003449 1 Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 12 Leipzig 1908 S 122 123 Online Leopold Michael Marzi Das Recht der Pfandbriefe und Hypothekenbanken in Vergangenheit und Gegenwart Dissertation Wien 2000 S 13 Druck Lang Frankfurt am Main 2002 ISBN 3631378300 in Band 7 Forschungen zur Wirtschafts Finanz und Sozialgeschichte ISSN 0941 4754 K v Stengel Bodenkredit und Bodenkredit Anstalten Hrsg G Hirth in Annalen des Deutschen Reiches fur Gesetzgebung Verwaltung und Statistik 1878 Nr 7 8 Selbstverlag Leipzig Munchen 1878 S 864 1866 Landwirtschaftlicher Kreditverein im Konigreich Sachsen Christoph Barth Der landwirtschaftliche Kredit im 19 Jahrhundert in Preussen und im Rheinland Auflage 2 Online Ressource GRIN Verlag GmbH Munchen 2003 S 26 ISBN 978 3 640 11963 9 OnlineLiteratur BearbeitenDie Kredit und Agrarpolitik der preussischen Landschaften in Max Weber Max Weber Gesamtausgabe Band I 4 1 Landarbeiterfrage Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892 1899 Tubingen 1993 S 327 ff ISBN 978 3 16 145733 3 Eckhard Wandel Banken und Versicherungen im 19 und 20 Jahrhundert Gottingen 1998 ISBN 3 486 53691 5 S 6 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 1 Vom Feudalismus des Alten Reiches bis zur defensiven Modernisierung der Reformara 1700 1815 Munchen 1989 S 85 ISBN 3 406 32261 1 Hans Ulrich Wehler Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd 2 Von der Reformara bis zur industriellen und politischen deutschen Doppelrevolution 1815 1845 49 Munchen 1989 S 39 f ISBN 3 406 32490 8 Hartwig Jessen Das landschaftliche Kreditwesen Dissertation Koln 1960 Druck Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler Wiesbaden 1962 DOI 10 1007 978 3 322 98897 3 Neudruck 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landschaft Preussen amp oldid 237702795