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Das Landgraf Philipp Denkmal ist ein nicht erhaltenes Denkmal in Kassel es wurde 1899 zur Erinnerung an den Renaissancefursten Landgraf Philipp von Hessen enthullt und 1942 abgebaut Landgraf Philipp Denkmal auf einer Ansichtskarte von 1903 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Beschreibung 3 Vorbilder in der Kunst 4 Geplanter Ersatz und Zerstorung des Denkmals 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Idee dem einstigen Regenten der Landgrafschaft Hessen Kassel ein Denkmal zu setzen kam bereits 1889 in ultrakonservativen protestantischen Kreisen auf Der Evangelische Bund zur Wahrung deutscher protestantischer Interessen wollte Philipp damit als Schutzherrn der Reformation in seinem Land ehren dessen Residenzstadt Kassel war Ein Komitee zur Spendensammlung wurde gegrundet und in einem Wettbewerb wurde 1898 der Denkmals Entwurf des damals 21 jahrigen Bildhauers Hans Everding mit dem 1 Preis ausgezeichnet und zur Ausfuhrung bestimmt Beschreibung BearbeitenDas Denkmal stand vor dem Langhaus der Martinskirche auf dem Martinsplatz Auf einem neun Meter hohen Sockel aus Granit stand das aus Bronze gegossene etwa sieben Meter hohe Standbild des Landgrafen Die Figur stand in strengem Kontrapost das rechte Bein stand deutlich hervor Das Standbild stellte Philipp als jungen Mann mit athletischem Korperbau dar Die linke Hand umfasste die Scheide des Schwerts Der Herrscher war in modischer und aufwandiger Kleidung seiner Zeit dargestellt Auf der Front des Sockels war als Inschrift ein Zitat Philipps angebracht Ich will eher Leib und Leben Land und Leute lassen denn von Gottes Wort An den beiden Flanken waren zwei Bronzereliefs montiert Das eine Relief zeigte das Marburger Religionsgesprach von 1529 bei dem Martin Luther Philipp Melanchthon und Ulrich Zwingli als Gaste Philipps auf seinem Sitz in Marburg den Protestantismus formen Das andere Relief zeigte die Gefangennahme des hessischen Landgrafen 1547 bei Halle durch kaiserliche Truppen im Zuge der Religionskriege Durch die Motivauswahl wurde deutlich dass es sich hier nicht im engeren Sinn um ein Herrscherstandbild sondern um das Denkmal fur einen bedeutenden Protagonisten der Reformation handelt Vorbilder in der Kunst BearbeitenEverding hatte den Auftrag Landgraf Philipp in idealer Auffassung so jugendfrisch so tatkraftig so kampfbereit zu formen wie die Geschichte uns den Landgrafen in den Lebensjahren schildert in welchen er berufen war so entscheidend in die Reformation einzugreifen Die Uberlieferung schildert jedoch reichlich wenig uber das Aussere des Landgrafen Die bildliche Vorstellung von seiner Person wurde zum grossten Teil erst im 19 Jahrhundert geformt Aus alterer Zeit kommen nur wenige Kunstwerke als Vorlagen in Frage Philipp hatte kein gesteigertes Interesse an Kunst und sah diese wohl eher als Geldverschwendung an So ist es auch nicht verwunderlich dass das bedeutendste Gemalde von ihm von keinem anderen als Tizian geschaffen in kaiserlicher Gefangenschaft entstand Dieses Gemalde ist heute verschollen und auch die anderen uberkommenen Gemalde sind nur Kopien Aufgeschwemmt und korpulent ist der alte Landgraf neben seiner Hauptfrau im Rahmen eines Ehepaar Portrats dargestellt das als postume Kopie zweier Gemalde seines Hofmalers Michael Muller durch diesen selbst um 1585 1590 angefertigt wurde In Kassel selbst gibt es das von seinem Sohn gestiftete Epitaph in Philipps Grabeskirche der Martinskirche Es hat aber keine hohe Relevanz da es sich hier um eine postume hochgradig idealisierte Darstellung handelt Eine weitere Darstellung ist die Kopie eines Cranach Gemaldes von Hans Krell der in Cranachs Werkstatt arbeitete und das etwa 82 cm 67 cm grosse Halbformat anfertigte Es befindet sich heute noch im Besitz der Hessischen Hausstiftung im Fuldaer Schloss Fasanerie Es zeigt den etwa 30 jahrigen Regenten in vergleichbarem Kostum wie das Everding Denkmal und verzichtet auf jegliche Herrschaftsinsignien Ein monumentales Sandsteinrelief von 2 4 m 3 3 m im ehemaligen Kloster Haina zeigt unter anderem Philipp ganzfigurig ebenfalls im Kontrapost mit Federhut Hierbei handelt es sich nicht um ein Epitaph sondern um ein politisches Monument Der Philippsstein wurde 1542 von Philipp Soldan geschaffen Diese Darstellung entstand aber nicht im Auftrag des Landesherrn selbst sondern als Huldigung eines treuen Statthalters Der kunstlerische Wert ist eher bescheiden Geplanter Ersatz und Zerstorung des Denkmals Bearbeiten nbsp Nachguss des Reliefs Marburg 1529 an der Aussenwand der MartinskircheNach der Machtubernahme 1933 planten die Nationalsozialisten den Bau eines neuen Philipp Denkmals Es sollte als monumentales steinernes Reiterstandbild ausgefuhrt werden Zu jener Zeit war Philipp von Hessen ein direkter Nachfahre des Landgrafen Oberprasident der preussischen Provinz Hessen Nassau Diese Plane kamen nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht mehr uber die Planungsphase hinaus Als 1942 das Everding sche Denkmal abgebrochen und seine Bronze Teile fur Rustungszwecke eingeschmolzen wurden nahm man zuvor fur eine nie realisierte spatere Rekonstruktion verschiedene Gipsabdrucke ab 1 Einzelne Teile des Standbilds wurden nach dem Krieg auf einem Schrottplatz gesehen sind aber wohl noch eingeschmolzen worden Der Granitsockel wurde abgebaut und vermutlich zur Verfullung einer Loschwasserzisterne auf dem Martinsplatz verwendet die Datierungsinschrift wurde 1961 an der Sudmauer der Martinskirche vergraben Zwei Bronzereliefs vom Sockel des alten Denkmals wurden in den 1980er Jahren nach den Gipsabdrucken von 1942 nachgegossen und an der Aussenwand der Martinskirche angebracht Literatur BearbeitenStefan Schweizer Geschichtsdeutung und Geschichtsbilder Visuelle Erinnerungs und Geschichtskultur in Kassel 1866 1914 In Gottinger Gesprache zur Geschichtswissenschaft Band 22 Gottingen 2004 ISBN 3 89244 821 3 Einzelnachweise Bearbeiten Gipsabgus des Schomburg Denkmals gefunden In Hessische Allgemeine 17 November 1962 ZDB ID 918652 9 S 18 51 316944444444 9 5011111111111 Koordinaten 51 19 1 N 9 30 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landgraf Philipp Denkmal amp oldid 234639719