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Die Klasse A3 der britischen London and North Eastern Railway LNER ist eine Schnellzugdampflokomotive mit der Achsfolge 2 C1 Pacific und einem Dreizylinder Triebwerk Die ersten 52 Lokomotiven wurden ursprunglich als Klasse A1 bezeichnet sind aber nach und nach in die Klasse A3 umgebaut worden Die bekannteste Lokomotive dieser Baureihe ist die Nr 4472 Flying Scotsman die als erste britische Lokomotive offiziell die 100 Meilen pro Stunde Grenze 161 km h uberwand LNER Klassen A1 und A3Lokomotive Flying Scotsman der Klasse A3 im Zustand wie um 1959 Lackierung der British Rail mit Nummer 60103 doppeltem Schornstein und Witte Windleitblechen Lokomotive Flying Scotsman der Klasse A3 im Zustand wie um 1959 Lackierung der British Rail mit Nummer 60103 doppeltem Schornstein und Witte Windleitblechen Nummerierung A1 2543 2582 4470 4481A3 2500 2508 2595 2599 2743 2752 2795 2797Anzahl 79Baujahr e A1 1922 1924A3 1928 1935Bauart 2 C1 h3Lange uber Puffer 21 600 mmDienstmasse A1 94 1 tA3 97 8 tReibungsmasse A1 60 8 tA3 67 2 tRadsatzfahrmasse A1 20 3 tA3 22 4 tHochstgeschwindigkeit 174 km h Rekord Indizierte Leistung ca 1 655 kWTreibraddurchmesser 2 032 mmLaufraddurchmesser vorn 965 mmLaufraddurchmesser hinten 1 118 mmZylinderdurchmesser 483 mmKolbenhub 660 mmKesseluberdruck A1 12 4 barA3 15 2 barRostflache 3 830 m Uberhitzerflache A1 48 73 m A3 65 30 m Verdampfungsheizflache 249 80 m Tender Schlepptender Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 1 1 Die ersten britischen Pacifics 1 2 Die Klasse A1 1 3 Die neue Klasse A3 1 4 Umbauten der A1 zur A3 1 5 Namen 2 Konstruktion 2 1 Gewichtsverteilung 2 2 Dreizylinder Triebwerk 2 3 Tender 2 4 Umbau Varianten 3 Bemerkenswerte Fahrten 3 1 Nonstop Langstreckenfahrten 3 2 Geschwindigkeitsrekorde 4 Verbleib 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenDie ersten britischen Pacifics Bearbeiten Im Jahr 1908 baute die Great Western Railway die erste britische Lokomotive mit der in Amerika 1901 schon eingefuhrten Achsanordnung Pacific die Nr 111 The Great Bear Diese blieb zunachst ein Einzelstuck erst 1922 konstruierte Sir Nigel Gresley fur die Great Northern Railway wieder eine Pacific Die in der Bahnwerkstatt in Doncaster gebaute Lokomotive trug die Nummer 1470 und den Namen Great Northern Wenig spater folgte die Nr 1471 Sir Frederick Banbury Die Lokomotiven erregten bei den Versuchsfahrten Aufsehen unter anderem legte die Nr 1471 mit einem 620 t schweren Zug eine Strecke von 170 km in 122 Minuten zuruck was einem Schnitt von 83 5 km h entspricht Dabei wurde eine Spitzengeschwindigkeit von 123 km h erreicht Die Klasse A1 Bearbeiten Aufgrund von erfolgreichen Versuchen zeigte sich die Lokomotivtype A1 gegenuber der von Vincent Raven fur die North Eastern Railway gebauten Klasse A2 als der bessere Entwurf Daher wurden von dieser Type zehn weitere Exemplare bestellt Bei deren Ablieferung waren die Great Northern Railway und die North Eastern Railway bereits in der London and North Eastern Railway aufgegangen Die 1470 und 1471 waren dabei in 4470 und 4471 umnummeriert worden und die neuen Maschinen erhielten die Nummern 4472 bis 4481 Bis 1924 folgten weitere 40 Lokomotiven Nr 2543 2582 Die neue Klasse A3 Bearbeiten nbsp A3 60056 Centenary ex LNER A1 2555 in York 1960 wurde 1944 umgebaut nbsp A3 60083 Sir Hugo mit dem Northumbrian bei Metal Bridge 1954 Zwischen 1928 und 1935 kamen noch weitere 27 Lokomotiven hinzu die als Klasse A3 bezeichnet wurden Nr 2500 2508 2595 2599 2743 2752 und 2795 2797 Ausserlich unterschieden sich diese Fahrzeuge nur minimal von der Klasse A1 sie hatten jedoch dem Stand der Technik entsprechend einen von 12 4 auf 15 2 bar erhohten Kesseldruck und einen grosseren Uberhitzer Dieser erforderte auch einen breiteren Dampfsammelkasten der nicht mehr ganz in die Rauchkammer passte so dass diese mit zwei Aufsatzen seitlich verbreitert werden musste An diesen Deckeln konnte man die Klassen A1 und A3 optisch voneinander unterscheiden Umbauten der A1 zur A3 Bearbeiten Die A3 hatte einen leistungsfahigeren und damit auch schwereren Kessel als die A1 und damit eine etwas hohere Achslast was ihre Verwendbarkeit auf einigen Strecken verhinderte Weil sie jedoch eine deutlich hohere Leistung und zudem noch einen geringeren Wasser und Kohleverbrauch hatte entschloss man sich alle A1 in A3 umzubauen In den meisten Fallen erfolgte der Umbau wenn der Kessel ohnehin ausgetauscht werden musste Der Umbau von A1 mittlerweile als A10 bezeichnet auf A3 war bis Ende 1948 abgeschlossen eine Ausnahme bildete die erste A1 die Nr 4470 die 1945 in die Klasse A1 1 umgebaut wurde ein optisch nicht sehr gelungener Umbau mit einem A4 Kessel und nach hinten versetzten Aussenzylindern um fur den Mittelzylinder eine unabhangige dritte Walschaerts Steuerung unterbringen zu konnen Namen Bearbeiten Wie in Grossbritannien ublich erhielten alle Lokomotiven Eigennamen die auch auf Schildern an der Lok angebracht waren Bis auf funf Exemplare waren alle A1 und A3 nach bekannten Rennpferden benannt weswegen die Namen eine unspezifizierte Herkunft zu haben scheinen Zwei der Lokomotiven wurden im Laufe der Zeit umbenannt Konstruktion BearbeitenDie Gesamtkonstruktion der A3 war von allgemein verbreiteter Art als Einrahmen Dampflokomotive mit der Achsfolge 2 C1 Der Kessel war mit einem Uberhitzer fur den Heissdampf Betrieb ausgestattet die Radsatze wurden von drei Dampfzylindern angetrieben wobei die Kolbenstange des mittig unter der vorderen Rauchkammer platzierten Zylinders die als Kurbelwelle ausgebildete erste Treibachse antrieb Die Aussenzylinder arbeiteten auf die zweite Treibachse Fur die Versorgung mit Brennstoff und Wasser wurde ein Schlepptender mitgefuhrt Gewichtsverteilung Bearbeiten nbsp Rahmen und Fahrgestell des Flying Scotsman in der Ausbesserungswerkstatt des National Railway MuseumObwohl die A3 vom ausseren Eindruck hecklastig wirken war es gelungen das auf der hinteren Laufachse ruhende Gewicht Achslast gering zu halten und damit einen Schwachpunkt vieler Pacific Lokomotiven zu vermeiden wie er beispielsweise auch bei der deutschen Baureihe 10 auftrat Bei Versuchen hatte man festgestellt dass hoch belastete Laufachsen wegen ihres kleineren Durchmessers das Gleis besonders beanspruchten Um das Gewicht der Lokomotive so weit wie moglich nach vorne zu verlagern hat Gresley bei der Konstruktion des Kessels eine stark geneigte vordere Stehkesselquerwand vorgesehen die sich bis zur Kesselmitte erstreckte und nicht wie ublich an der Unterseite des Langkessels endete Dabei entstand in der unteren Halfte des Kessels ansatzweise eine Verbrennungskammer wodurch die schwere Rohrwand und damit der Schwerpunkt des Kessels nach vorne verlagert wurde Auch bei der Schleppachse selbst wurde Gewicht gespart indem auf ein Deichselgestell verzichtet wurde Die Achse war in einem Aussenrahmen gelagert wobei die spezielle Form der Achslager nicht nur eine seitliche Verschiebbarkeit sondern dabei auch eine Bewegung um einen ideellen Drehpunkt bewirkte Bauart Cartazzi Dreizylinder Triebwerk Bearbeiten nbsp Vordere Sektion des Rahmens mit dem Rauchkammertrager und den ZylindernWie alle Dreizylinderlokomotiven von Sir Nigel Gresley waren die A1 und A3 mit seiner patentierten Steuerung ausgestattet bei der die Bewegung des Schiebers des Innenzylinders uber ein vor den Zylindern liegendes Gestange aus den Bewegungen der Schieber der Aussenzylinder abgeleitet wird die ihrerseits von einer normalen Walschaerts Heusinger Steuerung bewegt wurden Gresleys Bauweise die nur zwei einfache Hebel erforderte hatte den Vorteil dass auf ein schlecht zugangliches drittes Steuerungsgestange zwischen den Radern verzichtet werden konnte wie es beispielsweise bei den deutschen Einheitslokomotiven der Baureihen 01 10 03 10 und 05 verwendet wurde Allerdings wurde mit betriebsbedingt zunehmendem Verschleiss das Lagerspiel so gross dass es nicht mehr moglich war alle drei Zylinder gleichmassig mit Dampf zu versorgen weil sich die spielbedingten Ungenauigkeiten der beiden Aussensteuerungen und des Ubertragungsgestanges addierten Tender Bearbeiten nbsp Lokomotive 4472 Flying Scotsman mit Korridor TenderDie A1 und A3 waren mit einem vierachsigen Schlepptender ausgerustet Dieser hatte keine Drehgestelle sondern fest im Rahmen gelagerte Achsen Wie bei der LNER ublich waren die Tender mit einer Schopfeinrichtung ausgestattet mit der bei laufender Fahrt Speisewasser aus einem Trog zwischen den Schienen nachgetankt werden konnte Die Tender von funf Lokomotiven wurden mit einem schmalen Seitengang fur den Personalwechsel wahrend der Fahrt versehen Korridortender Umbau Varianten Bearbeiten Ab 1954 erhielten einige A3 bei einem falligen Kesseltausch die etwas leistungsfahigeren Kessel der LNER Klasse A4 1957 und 1958 wurden alle A3 mit Kylchap Blasrohranlage ausgerustet die eine der Lokomotiven versuchsweise bereits 1937 erhalten hatte Weil die Schornsteine der A1 und A3 wegen der engen britischen Fahrzeugbegrenzungslinie sehr kurz waren wurde die Sicht des Lokpersonals durch Dampf und Rauchverwirbelungen entlang des Kessels behindert Erst 1960 wurden nach deutschem Vorbild Witte Windleitbleche montiert womit das Problem gelost war Bemerkenswerte Fahrten BearbeitenNonstop Langstreckenfahrten Bearbeiten Durch die Nachtankvorrichtung und die knapp ausreichende Bemessung des Kohlevorrates war es moglich die 632 km lange Strecke zwischen London und Edinburgh ohne Zwischenhalt zu durchfahren Wegen der langen Fahrtdauer war jedoch zunachst ein Zwischenhalt zum Personalwechsel erforderlich Um diesen zu umgehen wurden die Tender von funf Lokomotiven mit einem schmalen Seitengang versehen durch den das Personal vom ersten Wagen her uberwechseln konnte Die erste fahrplanmassige Nonstop Fahrt auf dieser Strecke fand am 1 Mai 1928 statt und war damals eine Sensation Die Fahrzeit auf der Strecke betrug 8 Stunden 1 Geschwindigkeitsrekorde Bearbeiten Die noch im baulichen Zustand der A1 befindliche Nr 4472 Flying Scotsman fuhr am 30 November 1934 als erste britische Lokomotive offiziell 100 mph 161 km h ein Rekord der seit 1904 inoffiziell von der GWR 3700 Class City of Truro gehalten wurde einer 2 B Lokomotive der Great Western Railway Umgebaut wurde die 4472 erst 1947 Noch schneller fuhr die A3 Nr 2750 Papyrus am 5 Marz 1935 Auf einer Langstrecken Versuchsfahrt zwischen Newcastle und London erreichte sie mit einem 220 t schweren Zug 174 km h und auf 431 7 km eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 109 km h Damit blieb sie die schnellste unverkleidete Dampflokomotive in Grossbritannien denn schneller waren nur die Stromlinienlokomotiven der LNER Klasse A4 und der Coronation Klasse der London Midland and Scottish Railway LMS Auch im normalen Betrieb uberschritten die Lokomotiven regelmassig 90 mph 145 km h Verbleib Bearbeiten nbsp A3 4472 Flying Scotsman in Chicago 1972 nbsp 4472 im apfelgrunen LNER Farbkleid in Steamtown Carnforth 1982 Alle 79 A3 Lokomotiven uberdauerten den Zweiten Weltkrieg Die erste Lokomotive wurde 1959 ausgemustert die ubrigen folgten zwischen 1961 und 1966 Die einzige bis heute erhaltene Lokomotive der Klasse A3 ist die Nr 4472 Flying Scotsman eine der bekanntesten Dampflokomotiven uberhaupt siehe Bilder Die 1963 ausgemusterte Lokomotive die bei der British Railways die Nummer 60103 getragen hatte wurde von Alan Pegler gekauft und wieder mit ihrer charakteristischen grunen LNER Lackierung und ihrer alten Nummer versehen Ausserdem erhielt sie einen zweiten Tender um langere Strecken ohne Wassernehmen zurucklegen zu konnen In dieser Form wurden mit der Lokomotive zahlreiche Sonderfahrten unternommen unter anderem auch in den USA und Australien wo sie im Jahr 1989 einen weiteren Rekord aufstellte In 9 Stunden und 25 Minuten wurde ohne Halt eine Strecke von 422 Meilen 679 km zuruckgelegt die langste jemals durchgefuhrte Nonstopfahrt mit einer Dampflokomotive Weitere private Eigentumer folgten aber schliesslich liess der Zustand der Lokomotive keinen Einsatz mehr zu Nachdem die Besitzer die finanziellen Mittel fur eine Restaurierung nicht aufbringen konnten stand die Flying Scotsman fur einige Jahre zerlegt und mit ungewissem Schicksal in London 1996 erwarb Tony Marchington die Lokomotive und sie wurde fur 750 000 sehr aufwendig restauriert Seit 1999 ist die Flying Scotsman wieder betriebsfahig und im Jahr 2004 wurde sie an das National Railway Museum in York verkauft Die Lokomotive wurde weiterhin regelmassig auf Sonderfahrten eingesetzt meist auf der Bahnstrecke York Scarborough Ab 2006 wurde sie grundsaniert und dabei vollstandig zerlegt Anfang 2016 war die Flying Scotsman wieder einsatzbereit die erste Testfahrt erfolgte am 8 Januar 2016 in Bury 1 Am 15 Mai 2016 wurde die Lokomotive bei ihrem ersten Einsatz in Schottland auf Fahrten uber die Borders Railway und die Forth Bridge von tausenden Zuschauern begrusst 2 Literatur BearbeitenWilhelm Reuter Rekordlokomotiven Motorbuch Verlag Stuttgart ISBN 3 87943 582 0Weblinks Bearbeiten nbsp Commons LNER Gresley Classes A1 and A3 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Englische Seite mit einer Aufstellung aller A1 und A3 Lokomotiven Seite des National Railway Museum zum Flying Scotsman englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Flying Scotsman dampft wieder SPIEGEL 8 Januar 2016 Thousands celebrate Flying Scotsman s return to Scotland BBC Reportage anlasslich der Wiederinbetriebnahme der Flying Scotsman am 15 Mai 2016 nbsp Dieser Artikel wurde am 14 Dezember 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title LNER Klasse A3 amp oldid 231762780