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Die Letzebuerger Exilregierung war vom 10 Mai 1940 bis 23 September 1944 die nach dem deutschen Einmarsch in Luxemburg geflohene Exilregierung des Grossherzogtums Luxemburg die von Staatsminister Pierre Dupong gebildet wurde Wahrend der deutschen Invasion und Besetzung des Landes im Rahmen des Westfeldzugs am 10 Mai 1940 wahlten die Grossherzogin und ihre Regierung den Weg ins Exil Dies hatte die Regierung schon vorher nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1 September 1939 und dem darauf folgenden Sitzkrieg der die Verletzung der luxemburgischen Neutralitat immer wahrscheinlicher werden liess fur den Fall des Angriffs und der vollstandigen Besetzung des Landes durch Hitlers Armeen beschlossen Die Flucht ins Exil war zwar eine im Voraus gefasste Entscheidung allerdings schlecht vorbereitet Die Regierung hinterliess weder eine schriftliche Erklarung fur die verstorte Bevolkerung in der sie die Grunde fur ihre Flucht erklarte noch Anweisungen fur die Kommission die fur die provisorische Verwaltung des Landes zustandig war Die hastige und schlecht vorbereitete Abreise konnte einerseits durch das Bestreben die Absicht der Regierung moglichst lange geheim zu halten begrundet sein andererseits auch durch das Uberschlagen der Ereignisse Der Vorstoss der deutschen Truppen war zumindest so schnell verlaufen dass einer der Minister Nicolas Margue von deutschen Einheiten eingeholt wurde bevor er das Land verlassen konnte Um die Aktion seiner Kabinettskollegen nicht zu gefahrden informierte er die Kammer dass er aufgrund der Umstande vorubergehend auf die Ausubung des Ministeramtes verzichten musse Zunachst nahm die Exilregierung ihren Sitz in Paris Angesichts der drohenden franzosischen Niederlage floh sie weiter nach Portugal Inzwischen hatte in Luxemburg eine Verwaltungskommission aus Regierungsraten unter Leitung von Albert Wehrer die Fuhrung der Regierungsgeschafte ubernommen um die Lucke zu fullen die durch die Flucht der Regierung entstanden war Sie hoffte auf eine Einigung mit den deutschen Militarbehorden Verwaltungskommission und Abgeordnetenkammer forderten die Grossherzogin Charlotte und die Regierung auf ins Land zuruckzukehren Die luxemburgischen Behorden hatten die Hoffnung noch nicht aufgegeben dass das Land auch in einem von Hitler Deutschland dominierten Europa unabhangig bleiben konnte Die Exilregierung nimmt dazu wahrend des gesamten Juli in Lissabon eine unentschiedene Haltung ein Wahrend sich Pierre Dupong und die Grossherzogin fur eine Ruckkehr aussprachen nahm Aussenminister Joseph Bech eine skeptische Haltung ein Die faktische Annexion des Landes durch Deutschland setzte diesen Diskussionen ein jahes Ende Am 29 Juli 1940 wurde Gustav Simon der Gauleiter des Gaues Koblenz Trier zum Chef der Zivilverwaltung CdZ in Luxemburg ernannt Alle Institutionen des luxemburgischen Staates wurden aufgehoben Daraufhin entschied die Exilregierung sich dem Lager der gegen Deutschland verbundeten Alliierten beizutreten und einen doppelten Regierungssitz zu nehmen Die grossherzogliche Familie Pierre Dupong und zunachst auch Victor Bodson liessen sich im kanadischen Montreal nieder 1 Joseph Bech und Pierre Krier blieben hingegen in London das Hauptsitz auch anderer Exilregierungen war insbesondere der Exilregierungen Belgiens und der Niederlande Die erste Aktion der Exilregierung war der Protest gegen die Verletzung der Unabhangigkeit und Neutralitat durch Deutschland zu protestieren und ein Hilfeersuchen an Frankreich und Grossbritannien Durch die Entscheidung ins Exil zu gehen zuerst in Frankreich und schliesslich in Grossbritannien und Kanada gab die luxemburgische Regierung ihre traditionelle Neutralitatspolitik auf und schloss sich dem Lager der Lander an das Krieg gegen die Achsenmachte fuhrte Trotz seiner geringen Grosse halt Luxemburg unterstutzte die Regierung die grossen Vereinbarungen die die Kriegsanstrengungen der Alliierten vereinten und die Grundlagen fur die Nachkriegszeit legten Luxemburg unterzeichnete die Erklarungen des St James s Palace 12 Juni 1941 die Deklaration der Vereinten Nationen 1 Januar 1942 unterstutzte die Atlantik Charta 14 August 1941 und nahm an der Bretton Woods Konferenz Juli 1944 teil die ein neues internationales Wahrungssystem einrichtete Die Regierung hatte die Lehren aus dem Ersten Weltkrieg gezogen Alles diplomatische Handeln war auf ein einziges Ziel ausgerichtet das Uberleben des Landes sichern und verhindern dass es am Ende des Krieges zu einer Luxemburg Frage kommt Trotz seines nur geringen militarischen Beitrags sollte Luxemburg von den anderen Machten als eigenstandiger Verbundeter anerkannt werden Durch die Schaffung einer Einheit aus luxemburgischen Freiwilligen im Jahr 1944 konnte die Regierung einen kleinen militarischen Beitrag zu den alliierten Kriegsanstrengungen leisten Die Einheit wurde in die belgische Brigade Piron integriert Wahrend des Krieges betrieb die Regierung eine sehr aktive Kommunikationspolitik die zum einen die Stimme Luxemburgs im Konzert der Vereinten Nationen horbar machen und zum anderen die Moral der luxemburgischen Bevolkerung starken die dem Terrorregime der Besatzer ausgeliefert war Sie veroffentlichte ein Graubuch und Artikel in der angelsachsischen Presse und erhielt Programme in luxemburgischer Sprache bei der BBC Die Sache Luxemburgs profitierte ausserdem stark vom Ansehen das die Grossherzogin bei US Prasident Roosevelt genoss Die Grossherzogliche Familie wurde wahrend des Krieges mehrfach ins Weisse Haus eingeladen Der Krieg brachte Belgien und Luxemburg naher zusammen Das UEBL hatte in der Zwischenkriegszeit viele Krisen erlebt Angesichts der Kriegsgefahren wurden die wirtschaftlichen und geldpolitischen Bindungen zwischen beiden Landern wieder enger Fur die Nutzung der Ressourcen aus der belgischen Kolonie Kongo gewahrte Belgien der luxemburgischen Regierung erhebliche finanzielle Unterstutzung Diese war jeglicher Eigenmittel beraubt da die staatliche Goldreserve die sie 1938 1939 der Belgischen Nationalbank anvertraut hatte in die Hande der deutschen Besatzer geraten war Mit der Befreiung beider Lander wurde durch die Regierungen die Neugrundung der UEBL vorbereitet Am 31 August 1944 beschlossen sie in London die Paritat des belgischen Frankens mit dem luxemburgischen Franken wiederherzustellen Mit der Unterzeichnung der Benelux Zollunion am 5 September 1944 unter Hinzuziehung der Niederlande wurden die Beziehungen noch weiter ausgebaut Ein grosses Problem der Exilregierung war die Aufnahme von luxemburgischen Fluchtlingen denen es gelungen war England zu erreichen Nach dem Krieg kritisierten viele die Regierung dafur dass sie sich nicht ausreichend darum bemuht hat sie zu retten oder ihnen zu helfen die britischen Inseln zu erreichen zum Beispiel diejenigen die in Sudfrankreich oder in spanischen Lagern gestrandet waren Das Exil war eine gute Gelegenheit fur die Regierung uber die Zukunft der luxemburgischen Gesellschaft nachzudenken Die beiden sozialistischen Minister fuhlten sich ausgeschlossen von der luxemburgischen Aussenpolitik die von Bech und Dupong gestaltet wurde und versuchten Losungen fur die innenpolitischen Probleme der Nachkriegszeit zu finden Victor Bodson bereitete eine Justizreform vor um die Kollaborateure strafrechtlich zu verfolgen und zu verurteilen Pierre Krier seinerseits verstarkte die Kontakte zu englischen Gewerkschaftern und Fuhrern der Labour Party Der Luxemburger Minister fur Arbeit und Soziale Sicherheit entdeckte dabei die Ideen des Sozialstaats und war begeistern vom Beveridge Modell Er entwickelte den Traum von einem neuen Luxemburg das die Einfuhrung einer Sozialversicherung fur alle vorsah Auch wenn einige Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Exilregierung an die alten ideologischen Kampfe vor dem Krieg erinnerten wollten alle Kabinettsmitglieder eine neue soziale und politische Krise wie nach dem Ersten Weltkrieg vermeiden Am 23 September 1944 knapp zwei Wochen nach der Befreiung der Hauptstadt Luxemburg durch die amerikanische Armee kehrte die luxemburgische Regierung aus dem Exil zuruck Der Luxemburgischen Exilregierung gehorten folgende Kabinettsmitglieder an Letzebuerger Exilregierung 10 Mai 1940 bis 23 September 1944 BearbeitenAmt Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit ParteiStaatsminister Prasident der Regierung Zentrale Verwaltung Armee Finanzen Sozialhilfe Pierre Dupong 10 Mai 1940 23 September 1944 RPAuswartige Angelegenheiten interimistisch Weinbau Kunst und Wissenschaft Joseph Bech 10 Mai 1940 23 September 1944 RPJustiz offentliche Arbeiten Transport und Elektrizitat Victor Bodson 10 Mai 1940 23 September 1944 APSoziale Sicherheit und Arbeit Bergbau Pierre Krier 10 Mai 1940 23 September 1944 APWeblinks BearbeitenLes gouvernements du Grand Duche de Luxembourg depuis 1848Einzelnachweise Bearbeiten Philippe Bernier Arcand L exil quebecois du gouvernement du Luxembourg PDF Histoire Quebec 2010 S 19 26 abgerufen am 25 November 2022 franzosisch Luxemburgische Regierungen seit 1848 de la Fontaine Willmar Simons de Tornaco Servais de Blochausen Thilges Eyschen Mongenast Loutsch Thorn Kauffman Reuter Prum Bech Dupong Krier Exilregierung vun der Befreiung National Unioun Dupong Schaus Dupong Schaus Bodson Bech Bodson Frieden Werner Schaus I Werner Cravatte Werner Schaus II Thorn Vouel Berg Werner Thorn Flesch Santer Poos I Santer Poos II Santer Poos III Juncker Poos Juncker Polfer Juncker Asselborn I Juncker Asselborn II Bettel Schneider Bettel Schneider Kersch Braz Bausch Regierung Frieden Bettel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Letzebuerger Exilregierung amp oldid 238482489