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Kondensationslokomotiven sind eine spezielle Bauart der Dampflokomotive Richard Roosen mit einem Modell der Kondenslok Klasse 25 der SAR 1953Die Wirtschaftlichkeit von Dampflokomotiven leidet in hohem Masse unter der grossen Energiemenge die benotigt wird um das Kesselspeisewasser uberhaupt erst zu verdampfen Diese Energie und das Wasser sind fur den Betrieb verloren wenn der Dampf aus dem Schlot ausgestossen wird Daraus ergab sich schon fruh die Idee zur Wiedergewinnung aus der Abdampf Kondensation Inhaltsverzeichnis 1 Technik der Abdampfkondensation 2 Anwendungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseTechnik der Abdampfkondensation BearbeitenBereits 1854 leitete man bei Lokomotiven nach dem System Kirchweger einen Teil des Zylinderabdampfes in die Wasserkasten um so das Speisewasser vorzuwarmen Um 1890 verbesserte man das System indem man den Abdampf erst durch mit Kuhlrippen besetzte Rohren schickte Dieser Kondensator war auf dem Dach der Lokomotive angebracht Diese sogenannten Dummylokomotiven wurden besonders in Amerika im innerortlichen Trambahn Verkehr eingesetzt aber auch in Grossbritannien Deutschland und Russland wurden viele Lokomotiven dieses Typs gebaut Prinzipiell wurde also der Abdampf durch Rohrensysteme im Fahrzeug geleitet in denen der Dampf durch Kuhlung wieder zu Wasser kondensierte und in die Vorratsbehalter zuruckgeleitet wurde Die Rohrensysteme waren teils mit Kuhllamellen ausgestattet und lagen im Fahrtwind um den Kuhleffekt und damit die Kondensation zu erhohen Baulich besonders gunstig war die reihenweise und parallele Anordnung der Kuhlrohren an den langen flachen Wanden der Lokomotiv Tender die dazu teilweise besonders lang gebaut wurden Nach dem spateren System von Henschel amp Sohn konnte bis zu 95 des Kesselspeisewassers zuruckgewonnen werden Das Destillat war von grosser Reinheit und minderte erheblich die Verkalkung des Kessels die sogenannte Kesselsteinbildung Ausserdem konnten die Maschinen grossere Strecken je nach Lokomotivtyp und Einsatzort bis zu 1200 km fahren ohne Speisewasser nachfassen zu mussen Ein weiterer Vorteil war dass das Kesselspeisewasser durch die Warme aus dem Abdampf bis fast auf 100 C vorgewarmt und dadurch weniger Energie benotigt wurde um das Wasser im Kessel zum Verdampfen zu bringen Bei den einzelnen versuchsweise gebauten Lokomotiven mit Turbinen Antrieb statt der Kolbendampfmaschine wurde durch die mit der Abdampfkondensation verbundene Dampfkuhlung am Dampfauslass der Turbine ein Unterdruck erzeugt der die Leistung der Turbine steigerte Bei konventionellen Lokomotiven wird der Zylinderabdampf durch das Blasrohr in die Rauchkammer entlassen er reisst dabei auf dem Weg zum Schlot die Rauchgase aus der Feuerbuchse mit und erzeugt zugleich den typischen Auspuffschlag der Dampflokomotive Bei der Kondenslokomotive ersetzte man das Blasrohr durch eine vom Abdampf angetriebene Turbine mit Lufterflugeln die die Rauchgase ansaugte und fur die Feueranfachung sorgte Deshalb ist bei der Kondenslok zudem kein Auspuffschlag zu horen Der Abdampf wird so ohne Aschenteile in die Kondensatoren gefuhrt Es muss jedoch das im Zylinderabdampf enthaltene Ol mit Olabscheidern abgefangen werden Uber zwei Stufen kann das Kondensat so gut entolt werden dass es nur noch 2 bis 5 Promille Ol enthalt Bei entsprechender Wartung der Loks kann dieser Wert uber den gesamten Betriebseinsatz aufrechterhalten werden Das Kesselwasser neigte dennoch zum Aufschaumen weil sich das Heissdampfol nicht restlos aus dem Wasser abscheiden lasst und in dem weitgehend geschlossenen Kreislauf immer mehr anreichert wenn die Wartung der Lokomotiven vernachlassigt wird Durch die Vorwarmung und Kondensation sinkt der Wasserverbrauch um 90 95 und die Brennstoffersparnis betragt etwa 10 Beim Vergleich einer normalen Dampflokomotive mit einer Lok mit Abdampfkondensation ergibt sich kein nennenswerter Leistungsverlust durch zusatzlich angetriebene Aggregate wie Lufter und Saugzugturbinen Die Betriebskosten werden wegen der zu wartenden zusatzlichen Baugruppen jedoch etwa doppelt so hoch so dass der Einsatz nur auf Strecken mit Wasserversorgungsmangel sinnvoll war Anwendungen Bearbeiten nbsp Lokomotive der Baureihe 52 mit Kondenstender in Altenbeken 1953Insgesamt sind einschliesslich Dampfturbinenlokomotive mehr als 50 Lokomotivtypen mit Abdampfkondensation bekannt Fur die Sudan Military Railway wurden spezielle Kondensatwagen entwickelt die Betriebsstoffe aber weiterhin auf der Lok mitgefuhrt da diese auch ohne den Kondensatwagen gefahren werden konnte Ein Nebeneffekt der Kondensation war die Verminderung des Abdampfs was bei Tunnelfahrten und in Stadtgebieten von Vorteil war So setzte die Londoner District Railway schon um 1880 Kondenslokomotiven in den U Bahn Schachten ein um dort das Klima fur die Passagiere nicht so stark zu beeintrachtigen Ahnliche Maschinen waren auch in anderen englischen Stadten und bei der Wiener Stadtbahn im Einsatz Ein weiterer Nebeneffekt war dass Lokomotiven mit Kondensationseinrichtung im Krieg insbesondere bei kalter Witterung wegen der geringeren Abdampffahne von Tieffliegern weniger gut entdeckt werden konnten In den 1920er Jahren wurden Dampflokomotiven mit Turbinenantrieb erprobt so etwa die deutschen Lokomotiven T18 1001 T18 1002 beide nach System Zoelly Schweiz T38 3225 mit einer Ljungstromturbine bzw ahnliche Lokomotiven in den USA in der Schweiz in Schweden und in Grossbritannien Um den Wirkungsgrad der Turbine und damit auch die Leistung zu verbessern musste der Druckunterschied vor und hinter der Turbine moglichst gross eingerichtet werden was durch eine Abdampfkondensation herbeigefuhrt werden konnte Beim Turbinenantrieb reisst der Dampf vorteilhafterweise kein Ol mit da keine dampfberuhrten Teile vorhanden sind die geschmiert werden mussen In den 1930er Jahren lieferte Henschel erstmals Henschel Patent Kondenslokomotiven nach Argentinien in die Sowjetunion und in den Irak spater bauten russische Lokomotivfabriken uber 1400 Lokomotiven nach dieser Technologie 1 nbsp Kondenstender 52 1972 im DDM in NeuenmarktIn der ersten Halfte der 1940er Jahre wurden in grossem Umfang Lokomotiven der Baureihe 52 der Deutschen Reichsbahn mit Kondenstendern der Typen 3 2 T16 Kon 128 oder 2 2 T13 5 Kon 41 ausgerustet Sie wurden zunachst in Kriegsgebieten ostlich Deutschlands eingesetzt spater auch in Nordfrankreich und Belgien Sie fielen wegen der fehlenden Dampffahne den Besatzungen feindlicher Flugzeuge nicht so leicht ins Auge und konnten auch in Gebieten eingesetzt werden wo durch Zerstorungen keine Infrastruktur zur Aufnahme von Speisewasser mehr zur Verfugung stand Nach dem Krieg waren einige Maschinen der Baureihe 52 kon im Bahnbetriebswerk Mainz Bischofsheim stationiert 1950 waren es 16 Lokomotiven mit den Nummern 1853z 1862 1907 1919 1935 1941 1957 1987z 1997 2001 2005 2013 2014 2015 2017 2020 2021 2022 und 2024z weitere Maschinen waren in Kirchweyhe Duisburg Wedau Rosenheim Munchen Ost und HBf und Nordlingen stationiert wurden aber bis Mitte 1954 abgestellt Auf dem Gebiet der spateren DDR verblieben 25 Maschinen die im Raum Cottbus eingesetzt und unter Beibehaltung ihrer Betriebsnummer in die Normalausfuhrung umgebaut wurden In Deutschland ist der Tender der 52 1972 erhalten geblieben 2 jedoch keine dazu passende Lokomotive Die 52 2006 wurde 1945 in die USA transportiert Sie kam in die Heeres Transportschule Fort Eustis und diente dort als Forschungsobjekt 1952 wurde sie verschrottet 3 nbsp Ruckgebaute 52 Kon bei der DR die Saugzugturbine ist erkennbarDie South African Railway Klasse 25 fuhr auf den langen Strecken durch die Karoo Wuste wo die Reduzierung des Wasserverbrauchs von grosser Bedeutung war Diese Kondenslokomotiven waren bis etwa 1978 im Einsatz dann wurden auch sie durch Diesel und Elektrolokomotiven auf kurze Strecken verdrangt wo sie wegen der hohen Betriebskosten bis auf zwei noch heute erhaltene Exemplare zur Normalausfuhrung 25 NC non condensing zuruckgebaut wurden Aus den sechsachsigen Kondenstendern entstanden dabei konventionelle Tender mit sehr grossem Wassertank an denen die umgebauten Lokomotiven von den von vorneherein als 25 NC gelieferten Exemplaren unterschieden werden konnten Eine der beiden erhaltenen Kondenslokomotiven die Nr 3511 war zuletzt im Jahr 1992 im Einsatz Der Klasse 25 ging eine Probelokomotive der Klasse 20 voraus und auch die Rhodesian Railways erprobte eine Lokomotive Unter den Baugrossen und Gewichtsbeschrankungen sowie belastet durch die spezifischen Vibrationen im Eisenbahnbetrieb uberstiegen die Unterhaltskosten erheblich die Ersparnis durch den geminderten Brennstoffeinsatz Lediglich auf Strecken mit Wasserversorgungsmangel sowie im Kriegseinsatz in Russland u a durch die Tarnung von Zugen durch Abdampfvermeidung uberwogen die Vorteile Literatur BearbeitenPeter Zander Mitbringsel von Maffei uber die Entstehung der Dampflokomotiven mit Kondensationseinrichtung von Henschel amp Sohn Kassel Teil 1 Eisenbahngeschichte Nr 53 2012 S 54 60 Hendrik Bloem Fritz Wolff 52 Kondens Ruhelos uber Rollbahn und Rheinstrecke In BahnEpoche 22 Fruhjahr 2017 Verlagsgruppe Bahn Furstenfeldbruck 2017 ISSN 2194 4091 S 36 47 Jan Henrik Peters Kassel Schoneweide Ostfront Die Entwicklung der Kondenslok fur den Einsatz im Zweiten Weltkrieg Eisenbahngeschichte Nr 12 2005 S 8 25 Leopold Niederstrasser Hrsg Leitfaden fur den Dampflokomotivdienst 9 Auflage 1957 Kapitel 7 7 Kondenslokomotiven S 384 388 Einzelnachweise Bearbeiten Zander Kondenstender Abgerufen am 27 Januar 2023 deutsch Michael U Kratzsch Leichsenring Martin Weltner West 52er aus dem Osten In eisenbahn magazin Nr 1 2023 S 58 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kondensationslokomotive amp oldid 239207097