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Eine Dampfturbinenlokomotive ist eine besondere Bauform einer Dampflokomotive Eine erste von einer Dampfturbine angetriebene Lokomotive wurde 1907 entwickelt Bis 1954 folgten 26 Maschinen Mit der Dampfturbinenlokomotive versuchte man eine hohere Wirtschaftlichkeit des Dampfantriebes zu erreichen PRR S 2 eine Auspuff Dampfturbinenlokomotive Inhaltsverzeichnis 1 Konstruktion 2 Geschichte 3 Ubersicht uber die hergestellten Dampfturbinenlokomotiven 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKonstruktion BearbeitenDie Nutzung einer Dampfturbine als Antrieb einer Dampflokomotive versprach eine hohere Wirtschaftlichkeit unter Beibehaltung der oberen Druck und Temperaturgrenze eines normalen Dampfkessels Durch den Einsatz eines Kondensators konnte dabei das Druckgefalle in der Dampfkraftanlage bis in die Nahe des Vakuums geruckt werden Einsparungen von bis zu 30 Dampf bzw Brennstoff wurden errechnet Dazu kam noch dass die Turbine gunstig auf der Lokomotive untergebracht werden konnte Durch die Konstruktion konnten alle dampfberuhrten Teile des Fahrzeugs schmierungs und reinigungsfrei konstruiert werden Der geschlossene Wasserkreislauf fuhrte zu kesselsteinfreiem Speisewasser und die Wasserverluste im System waren ausserst gering Bei der Kraftubertragung gab es verschiedene Moglichkeiten Bei einer mechanischen Kraftubertragung war zusatzlich eine Ruckwartsturbine oder ein Wendegetriebe erforderlich Um wirtschaftlich nutzbare Drehzahlen zu erreichen mussten entsprechende Reduziergetriebe eingesetzt werden Gunstiger war deshalb eine elektrische Kraftubertragung Hierbei trieb die Turbine einen Generator an Die elektrische Energie wurden dann mittels Elektromotoren auf die Rader ubertragen Diese Bauform bedingte jedoch eine grossere Masse ausserdem war der Wirkungsgrad geringer Nachteilig wirkte sich aus dass eine Turbine am besten bei einer konstanten Drehzahl arbeitet Diese Anforderung deckte sich jedoch in den wenigsten Fallen mit dem Einsatzprofil einer Lokomotive So konnten die Dampfturbinenlokomotiven nur im Langstreckendienst uberzeugen Dazu kam noch der hohere Wartungsaufwand der komplizierten Maschinen Durch verbesserte Turbinen konnte gegen Ende der Entwicklung der Dampfturbinenlokomotive auf die Kondensation verzichtet werden Damit fiel der Nachteil der platz und unterhaltungsaufwandigen Konstruktion weg Eine Weiterentwicklung dieser Technik unterblieb jedoch mit dem Aufkommen der Dieselloks Geschichte Bearbeiten nbsp Dampfturbinenlokomotive von Belluzzo 1908Der italienische Professor Giuseppe Belluzzo entwickelte 1908 die erste Dampfturbinenlokomotive Bei dieser als Rangierlokomotive verwendeten Maschine trieben vier stromungstechnisch nacheinander geschaltete Dampfturbinen die Lokomotivrader direkt an Die Leistung der Lokomotive konnte noch nicht befriedigen Belluzzo verbesserte deshalb seinen Entwurf der 1931 zu einer von Breda gefertigten Maschine fuhrte Ein weiterer Vorlaufer fur die Dampfturbinenlokomotive war die von dem elsassischen Ingenieur und Erfinder Jean Jacques Heilmann propagierte Dampf elektrische Lokomotive deren Entwicklung er seit 1884 betrieb Die erste dieser Lokomotiven mit einer Zweizylinder Verbund Dampfmaschine und Elektromotor Fahrwerk mit der Achsfolge Do Do wurde 1892 93 gefertigt Die elektrische Ausrustung lieferte Brown Boveri amp Cie 1897 stellte er die zweite Lokomotive genannt 8001 auf einer Fahrt von Bahnhof Paris Saint Lazare nach Mantes vor Sie war von der franzosischen Westbahn in Auftrag gegeben worden nbsp Dampf elektrische Lokomotive Nr 8001 von 1897 nbsp Dampfturbinenlokomotive von ZoellyEinen ahnlichen Weg beschritten die britischen Ingenieure Hugh Reid und Ramsay 1910 Sie koppelten an die Dampfturbine einen Generator fur Gleichstrom der den elektrischen Strom fur vier Reihenschlussmotoren lieferte Diese Bauart wurde von Ramsay weiterentwickelt und 1922 wurde bei Armstrong Whitworth amp Co eine Probelokomotive gebaut James Mac Leod und Hugh Reid entwarfen die 1924 vorgestellte Dampfturbinenlokomotive mit mechanischer Kraftubertragung Die komplizierte Konstruktion bewahrte sich jedoch nicht Erfolgreicher war da die Konstruktion des schwedischen Ingenieurs Fredrik Ljungstrom Bei seiner 1921 vorgestellten Lokomotive wurden der Kondensator und der Ruckkuhler zu einem ohne Verdunstung arbeitenden Luftkuhler vereinigt Aufgrund der Konstruktion musste die Turbine gemeinsam mit Kuhler im hinteren Fahrzeugteil angeordnet und der Frischdampf durch das Fuhrerhaus zur Turbine geleitet werden Bei einem Umbau wurde die Lokomotive mit einer Vorwarmertrommel im Bereich der Rauchkammer ausgestattet Auf der Basis dieser Konstruktion wurde 1923 eine Lokomotive fur die argentinische Eisenbahn sowie 1926 eine bei Beyer Peacock gefertigt Die Schwedische Staatsbahn bestellte 1927 noch ein einzelnes Exemplar einer Ljungstrom Dampfturbinenlok Weitgehend zeitgleich arbeitete in der Schweiz Heinrich Zoelly an einer Dampfturbinenlokomotive Bei Zoelly war der Oberflachenkondensator direkt hinter der vornliegenden Dampfturbine untergebracht Der Ruckkuhler fand auf dem Tender Platz Als Versuchslokomotive wurde eine Lokomotive der Reihe B 3 4 1920 umgebaut Basierend auf den Patenten von Zoelly konstruierte Krupp 1924 eine Dampfturbinenlokomotive fur die Deutsche Reichsbahn Zeitgleich erhielt auch Maffei einen solchen Auftrag Die Reichsbahn unterzog die als T 18 bezeichneten Lokomotiven einem intensiven Erprobungsprogramm Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhinderte jedoch eine Weiterentwicklung der Konstruktion nbsp Krupp Dampfturbinenlokomotive T18 1001 im Originalzustand 1923Ebenfalls Mitte der 1920er Jahre versah Henschel eine Lokomotive der Preussischen P 8 mit einem Triebtender mit einer Dampfturbine der Bauart Zoelly Betriebsnummer DR T 38 3255 Die hohen Wartungsaufwendungen versprachen keinen wirtschaftlichen Dauerbetrieb Basierend auf den guten Ergebnissen der T 18 war der Bau von Schlepptender Stromlinienlokomotiven vorgesehen Die bei Krupp im Bau befindlichen 1 D2 Lokomotiven 1 der geplanten Baureihe T 09 gingen jedoch 1943 bei Luftangriffen verloren Die weitere Verbesserung der Turbinentechnik machte eine Verwendung der aufwandigen Kondensation unnotig So wurde der Abdampf nach Verlassen der Turbinen als Auspuff ausgestossen Erstmals wurde dies 1932 bei einer von Breda umgebauten Lokomotive erprobt Die Maschine war jedoch eine Fehlkonstruktion Die zur gleichen Zeit bei Nydquist amp Holm durch die Trafikaktiebolaget Grangesberg Oxelosunds Jarnvagar TGOJ in Auftrag gegebene Lokomotive bewahrte sich dagegen hervorragend sodass 1936 zwei weitere Lokomotiven nachbestellt wurden Die als Reihe Mt3 bezeichneten Maschinen waren bis 1954 im Einsatz Die Lokomotive Nr 71 befindet sich im Eisenbahnmuseum Grangesberg und gilt als einzige noch fahrbereite Dampfturbinenlokomotive Dieser Erfolg veranlasste die London Midland and Scottish Railway LMS eine eigene Auspuff Dampfturbinenlokomotive zu entwickeln Die Lokomotive war bis 1944 im Einsatz Eine Weiterentwicklung wurde wegen des Aufkommens der Diesellokomotiven verworfen nbsp Dampfturbinenlokomotiven der Union Pacific Railroad 1939 von General Electric nbsp Dampf elektrische Lokomotive der Chesapeake and Ohio RailwayDas franzosische Unternehmen Schneider et Cie lieferte 1941 an die SNCF die Lokomotive der Baureihe 232 Q 1 Die Maschine besass drei Dampfturbinen die jeweils eine Achse uber eine Hohlwelle und einen Federtopfantrieb antrieben Die Konstruktion konnte nicht befriedigen und 1944 wurde die Lokomotive durch Kriegseinwirkung zerstort Auch die amerikanische Pennsylvania Railroad liess bei Baldwin eine Auspuff Dampfturbinenlokomotive mit mechanischer Kraftubertragung entwickeln Die 1944 ausgelieferte Lokomotive bewahrte sich vor allem im Guter und schweren Schnellzugdienst Bei Geschwindigkeiten unter 50 km h kam es jedoch vielfach zu Stehbolzenbruchen auf Grund des uberdimensionalen Dampfverbrauches und des damit verbundenen Druckabfalles Die Lokomotive wurde nach einem Turbinenschaden 1949 ausgemustert Erfolgversprechender als die Lokomotiven mit mechanischer Kraftubertragung waren Konstruktionen mit elektrischem Antrieb Die Union Pacific Railroad beauftragte deshalb General Electric mit dem Bau von zwei solchen Maschinen Die 1938 ausgelieferten zwei Lokomotiven besassen eine den Diesellokomotiven von EMD ahnliche Verkleidung Die Lokomotiven besassen einen Hochdruck Zwangsumlaufkessel mit Olfeuerung Die mehrstufigen Turbinen arbeiteten auf ein gemeinsames Getriebe sowie anschliessend auf zwei hintereinander angeordnete Generatoren Die Lokomotiven wurden nach einer Erprobungsphase 1942 an General Electric zuruckgegeben wo sie zum Kriegsende verschrottet wurden Die Chesapeake and Ohio Railway und die Norfolk and Western Railway versuchten als Kohletransportbahnen eine Alternative zu den olverbrennenden Diesellokomotiven zu finden Sie gaben deshalb entsprechende Dampfturbinenlokomotiven mit elektrischer Kraftubertragung in Auftrag 1947 und 1948 lieferte Baldwin an die C amp O drei Lokomotiven als C amp O Klasse M 1 aus Die Lokomotiven verbrauchten jedoch mehr Kohle als herkommliche Maschinen und waren zudem in der Unterhaltung aufwandiger So wurden sie bereits 1950 wieder verschrottet Die Norfolk and Western erhielt 1954 von Baldwin Lima Hamilton eine Dampflokomotive mit einem Dampfturbinen Generator und elektrischem Einzelachsantrieb in der Achsfolge Co Co Co Co als Klasse TE1 2 Die Konstruktion war an die C amp O Maschine angelehnt und konnte funktional weitgehend uberzeugen Jedoch blieb die als Jawn Henry bezeichnete Lokomotive ein Einzelstuck und wurde am 31 Dezember 1957 ausser Betrieb genommen Ubersicht uber die hergestellten Dampfturbinenlokomotiven BearbeitenBezeichnung Baujahr Hersteller BemerkungBelluzzo Dampfturbinenlokomotive 1908 Officine Meccaniche Bauart BelluzzoReid Ramsay Dampfturbinenlokomotive 1909 North British Locomotive Company Dampf elektrische Lokomotive Bauart Reid RamsaySBB Nr 1801 1921 Schweizerische Lokomotiv und Maschinenfabrik Bauart ZoellyLjungstrom Dampfturbinenlokomotive 1921 Nydqvist amp Holm Bauart LjungstromArmstrong Whitworth Dampfturbinenlokomotive 1922 Armstrong Whitworth Bauart RamsayMac Leod Reid Dampfturbinenlokomotive 1923 North British Locomotive Company Bauart Mac Leod ReidT 18 1001 1924 Friedrich Krupp AG Bauart ZoellyDampfturbinenlokomotive der Ferrocarril Provincial de Santa Fe 1925 Nydquist amp Holm Bauart LjungstromBeyer Ljungstrom Dampfturbinenlokomotive 1926 Beyer Peacock Bauart LjungstromT 18 1002 1926 J A Maffei Bauart LjungstromSJ A II Nr 1474 1927 Nydquist amp Holm Bauart LjungstromDR T 38 3255 1928 Henschel amp Sohn Triebtender Bauart ZoellyTGOJ M3t Nr 71 bis 73 1930 1936 Nydquist amp Holm Auspuff DampfturbineBelluzzo Breda Dampfturbinenlokomotive 1931 Breda Bauart BelluzzoFS 685 410 1932 Officine Meccaniche Auspuff DampfturbineLMS Nr 6202 1935 LMS Crewe Works Auspuff DampfturbineSNCF 232 Q 1 1938 Schneider et Cie Auspuff DampfturbineUP Nr 1 und 2 1938 General Electric Dampf elektrische LokomotivePRR Klasse S2 Nr 6200 1944 Baldwin Locomotive Works Auspuff DampfturbineC amp O Klasse M 1 Nr 500 bis 502 1947 Baldwin Locomotive Works Dampf elektrische LokomotiveN amp W Klasse TE1 1954 Baldwin Lima Hamilton Dampf elektrische LokomotiveLiteratur BearbeitenErich Preuss Reiner Preuss Lexikon Erfinder und Erfindungen Eisenbahn 1 Auflage transpress Berlin 1986 ISBN 3 344 00053 5 S 77 81 Raimar Lehmann Dampflok Sonderbauarten 2 unveranderte Auflage VEB Verlag Technik Berlin 1987 ISBN 3 341 00336 3 S 142 155 Rolf Ostendorf Dampfturbinen Lokomotiven Franckh sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1971 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dampfturbinenlokomotiven Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Steam Turbine Locomotive englisch Ubersicht zu den einzelnen Dampfturbinenlokomotiven englisch Ubersicht zu den Dampfturbinenlokomotiven Abdampfkondensation bei TurbinenlokomotivenEinzelnachweise Bearbeiten Karl Ernst Maedel Alfred B Gottwaldt Deutsche Dampflokomotiven Die Entwicklungsgeschichte Transpress Verlagsgesellschaft mbH Berlin 1994 ISBN 3 344 70912 7 S 261 The Norfolk amp Western Info Page C C C C TE1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dampfturbinenlokomotive amp oldid 235201939