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Das Kloster St Burchardi ursprunglich Kloster St Jacobi ist ein ehemaliges Kloster der Zisterzienserinnen in Halberstadt in Sachsen Anhalt St Burchardi Kirche zu Halberstadt mit der Metallskulptur von Johann Peter HinzTor der Klosteranlage vom Innenhof aus gesehen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Von der Grundung bis zur Aufhebung 1 2 Entwicklung nach der Sakularisation 1 3 Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg 1 4 Entwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVon der Grundung bis zur Aufhebung Bearbeiten Bischof Burchard I von Halberstadt ist der Namensgeber des Klosters Er weihte 1036 die Kapelle St Nikolai ein Nach dem Abbrand des Domes im Jahr 1060 wurde er in dieser Kapelle beerdigt die wesentlich spater Teil der Klosteranlage wurde 1 1186 zogen die Pramonstratenser dort ein Sie wurden bald durch Templer ersetzt die hier eine Kommende stifteten 1206 siedelten die Templer in das Kloster St Thomae am Breiten Tor um woraufhin die Zisterzienserinnen das Kloster 1208 ubernahmen Wegen Uberbelegung gingen mehrere Nonnen in der Mitte des 13 Jahrhunderts in das Kloster Adersleben Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges wurde das Kloster 1631 und 1632 geplundert in einem Fall die Abtissin und Nonnen von den Schweden verschleppt Ferner ereigneten sich im 18 Jahrhundert drei Uberschwemmungen Mit teilweise grossen Beeintrachtigungen verbunden traten von der Holtemme ausgehende Uberschwemmungen der Gebaude und Hofstelle wie auch der Klosterkirche in den folgenden Jahren noch ofter auf Auch etliche Brandkatastrophen ereigneten sich Im Zuge der Sakularisation ist das Kloster aufgehoben und am 1 Oktober 1810 auf Beschluss der Behorden des Konigreichs Westphalen verkauft worden Entwicklung nach der Sakularisation Bearbeiten Seit dem Verkauf des Klosters 1810 unterlagen sein Gesamtgelande und die dazugehorigen Gebaude einer wechselvollen Geschichte Spricht man heute vom Kloster St Burchardi vom Burchardi Kloster von St Burchard vom Kloster so wird meist nur noch an den um die inzwischen stillgelegte Hofstelle zusammen mit der Kirche gruppierten Gebaudekomplex gedacht Es ist das ursprungliche Zentrum des Klosters und nimmt einen nur noch kleinen in der sudwestlichen Ecke angesiedelten Teil des ursprunglich viel grosseren Klostergelandes ein Gelegen an der Nordseite der Holtemme zeigte sich dieser engere Bereich ganzlich eingeschlossen zum Westen hin durch die Klostergebaudeanlage mit dem Torgebaude und in dessen Verlangerung zum Norden und gegen Norden und Osten hin innerhalb des grossen Gelandes durch eine fest gefugt Mauer aus Feldsteinen Das Gesamtterrain des ursprunglichen Klostergelandes ist kaum noch nachvollziehbar Es bot genug Raum fur den Anbau von Garten und Feldfruchten und die Anpflanzung von Obstbaumen fur die Eigenversorgung des Klosters Seine Ausdehnung von Westen nach Osten hatte es an der Nordseite der Holtemme Gegen Westen in Verlangerung der vorhandenen Eingrenzung nach Norden und gegen die zwei weiteren Himmelsrichtungen errichtete man eine ebenfalls sehr solide Mauer Entlang der Aussenseiten dieser Einfriedigung siedelten sich schliesslich Bauern Handwerker und das sogenannte einfache Volk an An der heutigen Situation festgemacht entstanden die Strassenzuge Am Burchardikloster und Burchardistrasse im Westen Huystrasse im Norden und Groperstrasse im Osten Ob der noch erhaltene Kirchenbau auf dem Gelande des ausserhalb der Stadtmauer von Halberstadt am nordlich Ufer der Holtemme gegrundeten Klosters der Ersatz oder die Vergrosserung der vom Bischof Burchard I erbauten Thomaskapelle Im Gestrupp der Holtemme gewesen ist kann nicht nachgewiesen werden Die romanische Kirche weist einen selten zu findenden rechteckig kreuzgratgewolbten Umgangschor auf Sie soll auf der Westseite einen kleinen Turmaufsatz und eine Dacheindeckung aus Kupferblech gehabt haben Auch die Seitenschiffe der ehemals dreischiffigen Kirche sind nicht mehr komplett erhalten geblieben Ab 1850 entstand im ostlichen Bereich des Klostergelandes die zunachst privatrechtlich gefuhrte Zuckerfabrik Gut St Burchard in Anbindung an die Groperstrasse Im Zeitraum ihres Weiterbestehens anderte sich ihr Firmenname mehrfach und sie firmierte schliesslich nach ihrem Grunder Ferdinand Heine I benannt als Zuckerfabrik Ferdinand Heine OHG Halberstadt Sie erfuhr bis 1945 umfangreiche Um und Erweiterungsbauten und einen hohen Grad an damals moglicher technischer Ausrustung hatte einen entsprechend hohen Wirkungsgrad und agierte als eigenstandiges vom Kloster unabhangiges Unternehmen der Zuckerindustrie als Rohzuckerproduzent Die Fabrik ist nach 1945 bis zu ihrer Stilllegung noch einige Jahre unter dem Firmennamen Zuckerfabrik Halberstadt weiter betrieben worden Das zuletzt als Choleralazarett in den Freiheitskriegen gegen Napoleon genutzte alte Wohnhaus ein einfacher Fachwerkbau ist durch ein Feuer vernichtet und bald durch einen reprasentativen Neubau als Gutshaus ersetzt worden Gegen Ende der 1920er Jahre erhielt es an seiner Nordseite einen Treppenhausanbau Die weiter zugefugten Anbauten an seinen West Hof und Ost Garten Seiten entstanden in der Mitte der 1930er Jahre Anfang der 1940er Jahre wurde die bis dahin aus einer Schieferdeckung bestehende Dachdeckung gegen eine aus schieferfarbenen Biberschwanz Schindeln ausgetauscht Im Zuge einer Sanierungsmassnahme gegen Ende der 1980er Jahre erhielt das Gebaude eine Dacheindeckung aus geschwungenen Dachpfannen Dabei verlor es die alten aus Sandstein gefugten und verzierten Schornsteinkopfe Ferdinand Heine senior erwarb im Oktober 1836 zunachst zusammen mit seinen zwei Brudern das Kloster als landwirtschaftlichen Betrieb mit rd 90 ha Ackern und Wiesen Spater wurde er Alleineigentumer Die fur die Region bedeutende Familie Heyne Heine besass u a Gutsbesitz in Groningen mit dem Vorwerk Heynburg ferner in Hakeborn ausserdem das Kloster Hedersleben Die von Ferdinand Heine zusammengetragenen Vogelsammlung bestehend aus rund 7000 Exemplaren rund 5000 Balgen und einer Vogeleiersammlung war im Raum uber dem Hoftor des Klosters untergebracht Der Grunder der Sammlung Ferdinand Heine senior war ein von der Fachwelt hoch anerkannter Privatornithologe und Verfasser vieler Fachbucher Im Rahmen einer Stiftung in 1907 wurde die Sammlung von seinem Erben Ferdinand Heine junior an die Stadt Halberstadt ubergeben und damals als eine der grossten Vogelsammlungen Deutschlands in einem Seitenflugel des Stadtischen Museums im Museum Heineanum am Domplatz untergebracht weiter ausgebaut und ist noch heute in wechselnden Ausstellungen zu besichtigen Der Betrieb erfuhr uber die Zeit eine dem Stande der jeweiligen Entwicklung entsprechende Modernisierung Die Wirtschaftsflache vergrosserte sich langsam auf rund 780 Hektar Der Betrieb bestand bis 1945 uber drei Generationen in der Familie zuletzt unter Otto Heine als privatrechtlicher Landwirtschaftsbetrieb Die Gebaude des ehemaligen Klostergelandes einschliesslich der St Burchardi Kirche wurden in dieser Zeit in landwirtschaftlicher Nutzungen als Scheunen Lagerschuppen Stallungen Werkstatten und Brennerei in kleineren Gebaudebereichen auch als Verwaltungs und Wohnraum verwendet Das Burchardi Kloster wurde bei dem Bombenangriff den die US Luftwaffe gegen Ende des Zweiten Weltkrieges noch am 8 April 1945 auf Halberstadt flog nicht in Mitleidenschaft gezogen Dagegen ist bei dem Angriff der fast ganze Innenstadtbereich reines Wohn und Geschaftsgebiet vernichtet worden Nachdem schon in der Kriegszeit das Kloster Heimstatt fur einige Kriegsfluchtlinge geworden war diente es nun auch vorubergehend als Anlaufstelle von etlichen Bombenfluchtlingen die nicht mehr als ihr Leben retten konnten Unter anderem im Gutshaus und in den Verwaltungs und Wohnraumen der Gutsangestellten wurden durch die Initiative der Gutsverwalterfamilie Strohschutten mit Wolldecken fur die Unterbringung der Menschen eingerichtet und die Verpflegung nach den gegebenen Moglichkeiten bereitgestellt Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Mitte April 1945 besetzten US Kampftruppen Halberstadt und zogen auch in das Klostergelande ein Hof und Garten dienten zum Einstellen von Transport und Kampfgerat das Gutshaus als Mannschaftsunterkunft Anfang Juli 1945 zogen die US Truppen aus dem von ihnen besetzten Teilen der Provinz Sachsen Anhalt ab und es folgten sowjetische Truppen als Besatzungsmacht Die sowjetischen Besatzer verlangten unter anderem die entschadigungslose Enteignung der Grossgrundbesitzer und deren Vertreibung Von der deutschen Administration ist dies mit der Verordnung uber die Bodenreform in der Provinz Sachsen Anhalt vom September 1945 zugig durchgesetzt worden Nach der entschadigungslosen Enteignung seines Gesamtvermogens Klostergut St Burchard Anteile an der Vogelsammlung Museum Heineanum private und betriebliche Bankguthaben und Anteile an der Zuckerfabrik Ferdinand Heine OHG Halberstadt verliess der Eigentumer Ende November 1945 sein Gut Der landwirtschaftliche Betrieb wurde vom ehem Gutsverwalter nach Enteignung des Eigentumers im Auftrage der deutschen Administration weiter aufrechterhalten Mit der Umsetzung der Bodenreform wurden Teile der landwirtschaftlichen Nutzflachen aufgesiedelt und das Restgut nach Zusammenlegung mit anderen Wirtschaftsflachen in ein Volksgut umgewandelt Es bestand als eines der wenigen in der DDR erfolgreich wirtschaftenden volkseigenen Guter bis Ende der 1970er Jahre Die vormals am Rande von Halberstadt gelegene Hofstelle wurde durch die urbane Entwicklung von Halberstadt ein Teil der Stadt Sie liess sich als landwirtschaftlicher Betrieb nicht mehr ohne Belastigung der Anlieger fuhren Zudem vergrosserten sich die Anfahrten zu den zugehorigen Landereien Mit der Betriebsauflosung gingen Hofstelle und Gebaudesubstanz vom Burchardikloster an die Stadt uber In diesem Zeitraum wurde das Gelande unter anderem von der Stadtwirtschaft einem Anlagenbauer das Gutshaus von Fachschulen als Internat und Teile des Gelandes von dem angrenzenden Heizkraftwerk benutzt zerstort bzw dem Verfall preisgegeben Umfangreichere Gebaudeteile der Klosteranlage und der Grossteil der das ursprungliche Gesamtgelande des Klosters auch den engeren Klosterbereich umfassenden Einfriedungsmauern sind in der Zeit von 1945 bis zur Wiedervereinigung 1990 abgetragen worden Entwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung Bearbeiten nbsp Orgelaufbau in der Klosterkirche im August 2015Nach der deutschen Wiedervereinigung ruckte ab Mitte der 1990er Jahre das ehemalige Kloster und Gutsgelande wieder in das Interesse der Stadt Als erste Massnahme wurde der bis dahin als Gartnerei genutzte Bereich des Burchardi Klosters von der Stadt an einen Investor verkauft und mit einer Reihenhausanlage Kuchengarten bebaut Weiter sind der romanische Kirchenbau gereinigt Mauerwerk ausgebessert das Gebaude durch eine neue Dacheindeckung vor Wind und Wetter geschutzt neue Fenster eingesetzt und die Kirche somit zumindest in der Substanz gesichert worden Ferner wurde im Rahmen des John Cage Projektes eine Hufken Orgel eingebaut In der romanischen turmlosen Basilika mit dem seltenen rechteckigen Umgangschor wird seit 2001 John Cages Orgelstuck ORGAN ASLSP aufgefuhrt dessen Gesamtdauer 639 Jahre betragen wird 2 3 4 An der Nordseite der Kirche und in einem Teil des dort angeordneten Seitenschiffes hat sich seit der Wiedervereinigung ein Steinmetzbetrieb niedergelassen Seit 1995 befindet sich das Kolping Bildungswerk mit einem Berufsforderungszentrum auf dem Gelande Unter anderem durch diese Nutzung ist die schrittweise Wiederinstandsetzung und Nutzung grosser Gebaudeteile sowie des Hofes erfolgt Auf dem Gelande der Zuckerfabrik im Bereich des fruheren Kohlenlagers ausgedehnt auch auf einen Gelandeanteil des Klosters errichtete man ein leistungsfahiges Kohle Heizkraftwerk fur die Warmeversorgung von alten und neu geschaffenen Wohngebieten der Stadt Nach der Wende 1990 waren auch dessen Tage gezahlt Grosse Teile der Fabrikgebaude Nebengebaude Rubenzwischenlager Schlammteich Gleisanlagen und Schuppen sind abgerissen Ein kleines Gas Heizkraftwerk ist neu an anderer Stelle errichtet Ein Hotel Firmen und ein Sportzentrum haben sich mit ihren Gebauden angesiedelt Filterturm Kesselhaus und Siedehaus der Fabrik sind ausserlich erhalten und umgebaut zu einem Grosskino Das ebenfalls noch vorhandene alte Burohaus in den Anfangen der Fabrik als Produktionsstatte errichtet beherbergt nun eine Gaststatte Das in der Mitte der 1930er Jahre an der Groperstrasse erbaute Buro und Gefolgschaftshaus ist Sitz einer Firma Das Kloster beteiligt sich seit 2008 am Harzer Klostersommer Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster St Burchardi Halberstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Katholische Pfarrei St Burchard HalberstadtEinzelnachweise Bearbeiten Chronik John Cage Orgel Stiftung Halberstadt abgerufen am 22 Juli 2023 Ulrich Stock 639 Jahre bis zum letzten Ton In Geo Magazin September 2001 S 120 128 Petra Kohse Sitzen und Lauschen 9 September 2020 abgerufen am 22 Juli 2023 JOHN CAGE ORGEL KUNST PROJEKT HALBERSTADT Abgerufen am 22 Juli 2023 51 901388888889 11 042222222222 Koordinaten 51 54 5 N 11 2 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Burchardi Halberstadt amp oldid 235707103