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Das Kirchliche Auslandsseminar ursprunglich Diasporaseminar genannt war die Ausbildungsstatte der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union fur deutsche Auslandspfarrer von 1911 bis 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lehrer und Schuler alphabetisch 2 1 Lehrer 2 2 Schuler wahrend der Zeit des Kirchenkampfes 3 Bibliothek 4 NachweiseGeschichte BearbeitenAnfang 1911 beschloss die Evangelische Landeskirche der alteren Provinzen Preussens fur die deutschsprachigen Kirchgemeinden am Rio de la Plata in Sudbrasilien Rio Grande do Sul Santa Catarina ein eigenes Theologisches Seminar zu schaffen Um 1900 wanderten jahrlich uber 1000 Deutsche nach Brasilien aus Das erste Seminar befand sich als Evangelisches Diasporaseminar in Soest Paulistrasse 15 Manner mit Primareife konnten hier ein Theologiestudium absolvieren Das Examen nahm der Evangelische Oberkirchenrat ab Daran schloss sich ein Vikariat von einem Jahr im Einsatzland an Erster Direktor des Seminars war Johannes Hymmen Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die Kandidaten zum Kriegsdienst eingezogen und das Seminar wurde geschlossen 1919 wurde vergeblich eine Wiederaufnahme des Lehrbetriebs versucht 1920 verlegte der Oberkirchenrat das Seminar in das Martineum in Witten an der Ruhr wo August Krieg die Leitung ubernahm Ruhrbesetzung und Inflation behinderten auch hier den Lehrbetrieb so dass das Seminar in den landlichen Raum verlegt werden sollte 1923 war das kurz zuvor gegrundete Predigerseminar im Johannesstift Berlin Spandau nach Stettin Kuckenmuhle verlegt worden 1924 ging das Diasporaseminar ebenfalls nach Stettin Kuckenmuhle In der Zwischenzeit waren auch Universitatstheologen als Pfarrer nach Sudamerika gegangen so dass es zu Auseinandersetzungen kam welche Ausbildung angemessen und erforderlich sei Daraufhin entschied der Evangelische Oberkirchenrat EOK eine starkere Angleichung der Ausbildung an das Universitatsstudium 1930 wurde das Seminar nach Ilsenburg im Harz verlegt Das Schloss das sich in die alte Benediktinerklosteranlage einfugt das Kloster der Klosterpark und der Marienhof im Ort wurden dafur gepachtet Neuer Direktor wurde ab Mai 1933 Hermann Schlingensiepen Das Kirchliche Auslandsseminar unterstand dem Aussenamt der Deutschen Evangelischen Kirche Da Schlingensiepen und die Mehrheit des Kirchlichen Auslandsseminars den Weg der Reichskirche und auch des Auslandsbischofs Theodor Heckel ablehnten wurde das Seminar Ende 1934 der Leitung der Bekennenden Kirche unterstellt 1 Daraufhin wurde Schlingensiepen vom nationalsozialistischen Staat die Hochschullehrbefugnis entzogen Es kam zu einer Brandstiftung im Arbeitszimmer des Direktors im Ilsenburger Schloss Der EOK untersagt im August 1935 die Neuaufnahme von Studenten Im November wurde das Seminar aus der Deutschen Hochschulliste gestrichen 2 Zugleich untergrub der EOK die Arbeit des Seminars So wurde 1936 im Schloss ein Erholungsheim fur kirchliche Mitarbeiter eingerichtet und es wurden Stipendien fur Auslandspfarrer an den Universitaten ausgeschrieben Im September 1936 liess der EOK Schilder an den Ilsenburger Gebauden anbringen auf denen u a zu lesen war Das Seminar ist geschlossen Betreten der Raume ist nur mit besonderer Genehmigung zulassig Finanzabteilung des Evangelischen Oberkirchenrat Zugleich erhielten die Studenten Schreiben in denen ihnen Hilfe beim Wechsel der Ausbildungsstatte zugesagt wurde falls sie sich dem Kirchlichen Aussenamt unterwerfen wurden Diesem Ansinnen widersprach eine Vielzahl der Studenten so dass das Seminar ab Oktober 1936 illegal weiterarbeitete Die Lehrtatigkeit fand nun konspirativ an verschiedenen Orten statt u a bei Otto Illies in Wernigerode in Seehausen in Langenweddingen oder in Halle Saale Auch die Examina mussten nun geheim abgehalten werden 3 Schlingensiepen wurde wegen Teilnahme an solch einer Prufung inhaftiert Die letzte Prufungen fand im Sommer 1939 statt Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Ausbildung der evangelischen Pfarrer fur deutsche Gemeinden in Sudamerika notdurftig am Proseminar in Sao Leopoldo statt Dann wurde die theologische Fakultat an der Universitat zu Sao Leopoldo Universidade do Vale do Rio dos Sinos gegrundet Bis in die 1950er Jahre wurden auch einige brasilianische Pfarrer am Missions und Diasporaseminar Neuendettelsau ausgebildet Lehrer und Schuler alphabetisch BearbeitenLehrer Bearbeiten Friedrich Buschtons 1895 1962 von 1924 bis 1928 Max Dedekind von 1920 bis 1924 Ludwig Doormann 1901 1992 Kantor in Gottingen 4 von 1930 bis 1936 Kirchenmusik Gerhard Gloege 1901 1970 von 1930 bis 1933 Johannes Hymmen 1878 1951 von 1911 bis 1920 Alle Facher Hermann Lechler aus Brasilien kommend von 1930 bis 1936 Kirchengeschichte Brasilianische Landeskunde Portugiesisch Ernst Schlieper spater Dozent an der Fakultat in von Sao Leopoldo 1933 bis 36 Hermann Schlingensiepen von 1933 bis 1938 Neues Testament Dogmatik Ethik Thiele Philosophie Griechisch Adjunkte wahrend der illegalen Zeit Friedrich Busch 1909 1944 von 1933 bis 1938 Altes Testament Hebraisch Bibelkunde Johannes Hamel 1911 2002 von 1936 bis 1938Die Examen wurden durch Beauftragte der Kirchenleitung abgenommen Zu den Prufern gehorten u a Fritz Muller aus Dahlem und Heinrich Albertz Schuler wahrend der Zeit des Kirchenkampfes Bearbeiten Edmund Asshauer Otto Beutelmann aus Stanislau Heinrich Buntrock Wilhelm Daum aus Stanislau Fritz Eisele Bernhard Ernst aus Stanislau Rudolf Franz Rudolf Friese Siegfried Hartmann Adolf Kaden Hans Kieckbusch Adalbert Knees Reinhold Meyer Ernst Mittelmann Karl Ossenkop Senior Ernst Quack Bernhard Romisch Philipp Rucker aus Stanislau Friedrich Sander Karl Peter Steglich Edwin Wilm Waldemar ZieglerBibliothek BearbeitenDie Ilsenburger Seminarsbibliothek umfasste circa 14 000 Bande Ein Grossteil der Bibliothek wurde 1985 in die Bibliothek des Predigerseminars zu Wittenberg integriert Nachweise Bearbeiten Auf der Sitzung des Altpreussischen Bruderrates am 26 September 1935 werden die finanziellen Risiken des weiteren Seminarbetriebs vom Bruderrat ubernommen Vgl Wilhelm Niemoller Die Synode zu Steglitz Gottingen 1997 S 137 Friedrich Sander Das Kirchliche Auslandsseminar in Ferdinand Schlingensiepen Hg Theologisches Studium im Dritten Reich Dusseldorf 1998 9 76 51 Die Prufungsunterlagen liegen zum Teil im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland Bestand Schlingensiepen Eine Dokumentation der Untergrundarbeit ist in der Internet Ausstellung Evangelischer Widerstand zu finden Ludwig Doormann Ein Leben fur die Kirchenmusik Gottingen 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchliches Auslandsseminar amp oldid 228875134