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Karl Themel 26 Februar 1890 in Juterbog 19 Marz 1973 in Berlin war ein deutscher Theologe und evangelischer Pfarrer der zur Zeit des Nationalsozialismus als Leiter der Kirchenbuchstelle Alt Berlin der Reichsstelle fur Sippenforschung zuarbeitete Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Berufseinstieg 2 Politische Betatigung und Zeit des Nationalsozialismus 2 1 Funktionstrager der Deutschen Christen 2 2 Tatigkeit fur das Reichssippenamt und Leiter der Kirchenbuchstelle Alt Berlin 3 Nachkriegszeit 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Berufseinstieg Bearbeiten Themels Vater war Kammerei und Stadtkassenrendant 1 Seine Schullaufbahn schloss er an einem humanistischen Gymnasium in Potsdam ab 2 Anschliessend absolvierte er von 1908 bis 1912 ein Studium der Theologie an den Universitaten Halle Tubingen und Berlin 3 Wahrend seiner Studienzeit trat er dem Hallenser Wingolf bei 4 Nach Studienende und Ordination nahm er freiwillig von November 1914 bis zum Kriegsende 1918 als Feldgeistlicher am Ersten Weltkrieg teil 3 In der Nachkriegszeit ubernahm Themel ab 1919 Pfarrstellen am Diakonissen Mutterhaus Oberlinhaus in Nowawes heute Potsdam Babelsberg und danach in Mertensdorf 3 Ab 1923 war er als Pfarrer in Berlin tatig zuerst bei der Samaritergemeinde und ab 1928 bei der Luisenstadtgemeinde Zusatzlich ubernahm er ab 1931 in Berlin das Nebenamt des Sozialpfarrers 1 Politische Betatigung und Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenThemel sympathisierte seit den 1920er Jahren mit der antikapitalistischen antiliberalen antisozialistischen und antisemitischen Programmatik Adolf Stockers 1 Anfang der 1930er Jahre begann sich Themel politisch den Nationalsozialisten hinzuwenden Ab 1932 war er Mitglied der NSDAP und wurde Blockwalter Im Zuge der Machtubergabe an die Nationalsozialisten trat Themel 1933 der SA bei wo er den Rang eines Scharfuhrers erreichte und als Sippenwart agierte Zudem gehorte er der NSV dem Reichsluftschutzbund und dem Reichsbund der Kinderreichen an 5 Als Pfarrer der Luisenstadtgemeinde liess er dort das Horst Wessel Lied singen und den Fuhrergeburtstag am 20 April feiern 2 Funktionstrager der Deutschen Christen Bearbeiten Zeitgleich mit seinem Parteieintritt war er Mitbegrunder der Deutschen Christen und bekleidete in dieser nationalsozialistisch orientierten Glaubensbewegung bedeutende Funktionen Ab 1932 war er Referent fur Sozialfragen in der Reichsleitung der Deutschen Christen und gehorte der Reichskirchenleitung um den spateren Reichsbischof Ludwig Muller an Vom 24 Juni 1933 bis 18 Juli 1933 leitete er als Staatskommissar und ab Oktober 1933 als Prasident den Central Ausschuss fur Innere Mission 6 Er war zudem Begrunder und Reichsfuhrer des Deutschen Evangelischen Mannerwerkes 3 Er nahm an den Deutschen Evangelischen Nationalsynoden 1933 in Wittenberg und 1934 in Berlin teil 7 Seine Vita wurde in Das Deutsche Fuhrerlexikon aufgenommen 5 Die Erkenntnisse von Blut und Rasse und Vererbung mussen zukunftig in der Arbeit am Volk berucksichtigt werden Karl Themel am 11 September 1933 wahrend der Hundertjahrfeier am Rauhen Haus in Hamburg 8 Im Zuge des rapide schwinden Einflusses Mullers verlor Themel im Herbst 1934 aus kirchenpolitischen Grunden seine Funktionen in der Inneren Mission und bei den Deutschen Christen 1 Tatigkeit fur das Reichssippenamt und Leiter der Kirchenbuchstelle Alt Berlin Bearbeiten Themel bewarb sich im November 1934 mit Verweis auf seine Qualifikation schriftlich bei der Reichsstelle fur Sippenforschung dem spateren Reichssippenamt Er fuhrte dabei seine profunden Kenntnisse der Familien und Sippenforschung sowie Grundkenntnisse der Rassenkunde und Erblehre an verwies auf seine Leitungserfahrung in Kirchengremien und seine Mitgliedschaft in NS Organisationen 2 Wie ich gehort habe besteht die Absicht das Kirchenbuchwesen in Berlin zu einer Sippenkanzlei zusammenzufassen Nach Rucksprache mit dem Herrn Bevollmachtigten der Deutschen Evangelischen Kirche fur das Kirchenbuchwesen Konsistorialrat Riehm mochte ich mich ihnen hierfur zur Verfugung stellen Karl Themels Bewerbungsschreiben fur eine Tatigkeit bei der Reichsstelle fur Sippenforschung im November 1934 9 Mit weiteren nationalsozialistisch gesinnten Kollegen der Berliner Stadtsynode nutzte er sein Methodenwissen zur Auswertung der Kirchenbucher fur die Reichsstelle fur Sippenforschung die zum einen der Erbringung eines Ariernachweises dienten und in dem Zuge Christen judischer Herkunft erfassten Er liess die Kirchenregister zentralisieren rassenkundlich auswerten und verkarten Nach der Auswertung wurden die gesammelten Erkenntnisse an die Reichsstelle fur Sippenforschung oder andere NS Organisationen weitergeleitet Stand 1941 164 830 bearbeitete Antrage mit 332 595 kirchenbuchlichen Feststellungen davon 2612 judischer Abstammung Themel arbeitete damit der Judenverfolgung zu Themel leitete offiziell ab Dezember 1936 die von ihm aufgebaute Kirchenbuchstelle Alt Berlin In der Kirchenbuchstelle die bis 1945 bestand waren zuletzt mehr als 30 Mitarbeiter tatig 1 Stellvertretender Leiter der Kirchenbuchstelle war der SS Fuhrer Henry Baer Themel war Bewunderer des Leiters der Reichsstelle fur Sippenforschung Kurt Mayer 2 In einer besonderen Abteilung sind alle Judentaufen von 1800 bis 1936 die in Berlin stattfanden zusammengetragen Hier werden taglich drei vier Falle einer nichtarischen Abstammung aufgedeckt Die NS Zeitung Volkischer Beobachter uber die Kirchenbuchstelle Alt Berlin 9 Ab 1942 war er Stadtsynodalpfarrer fur das Kirchenbuchwesen in Berlin 1 Zusatzlich wurde er 1935 als Oberkirchenrat in der Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche neben seiner Pfarrstelle tatig 3 Er war von Kurt Mayer zum Obmann des Reichsverbandes der Sippenforscher und Heraldiker bestellt worden und war dort auch selbst Mitglied Mitgliedsnummer 113 10 Aufgrund seiner bis 1933 bestehenden Logenmitgliedschaft wurde Themel 1938 aus der NSDAP ausgeschlossen jedoch durch Gnadenbescheid Adolf Hitlers im folgenden Jahr wieder in die Partei aufgenommen 5 Ab 1939 war er nebenamtlich Konsistorialrat beim Konsistorium Mark Brandenburg 3 Er war ab 1941 Mitglied im Herold Verein fur Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin und wurde dort zu seinem 80 Geburtstag als korrespondierendes Mitglied geehrt 2 Nachkriegszeit BearbeitenKurz vor Kriegsende setzte Themel sich aus Berlin ab und ubernahm Mitte Mai 1945 eine Pfarrstelle in Bertkow Seine Entfernung aus dem Amt aufgrund eines im Dezember 1948 in Berlin abgeschlossenen kirchlichen Spruchkammerverfahrens bzgl seiner Mitgliedschaften in NS Organisationen wurde nicht vollzogen sondern im folgenden Jahr nach einer Berufungsverhandlung auf Versetzung reduziert 2 Von 1952 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1954 war er Pfarrer in Markau Anschliessend wurde er noch mit Tatigkeiten in dem Archiv und Kirchenbuchwesen der Ev Kirche Berlin Brandenburg beauftragt die er in West Berlin wahrnahm 5 Schriften BearbeitenDie religiose Lage auf dem Lande in der Nachkriegszeit Dt Landbuchhandlung Berlin 1925 Der religiose Gehalt der volkischen Bewegung und ihre Stellung zur Kirche Protestantische Studien 3 Verl d Evang Bundes Berlin 1926 Lenin anti Christus Eine Einfuhrung in die Lehre und Methoden der Gottlosen fur jedermann Eckart Verlag Berlin 1931 Dienst an Erwerblosen Ein Merkbuch Ev Pressverband f Deutschland Berlin 1932 Die evangelischen Kirchenbucher von Berlin Ubersicht uber d Bestande d Pfarr u Kirchenarchive d Evang Kirche in Berlin Brandenburg Berlin West u d Sprengels Berlin Ost d Evang Kirche in Berlin Brandenburg ges von Karl Themel Erg bearb u eingeleitet von Wolfgang Ribbe Colloquium Verlag Berlin 1984 Brandenburgische Kirchenbucher Ubersicht uber d Bestande d Pfarr u Kirchenarchive in d Sprengeln Cottbus Eberswalde u Potsdam d Evang Kirche in Berlin Brandenburg ges von Karl Themel Erg bearb u eingel von Wolfgang Ribbe unter Mitw von Rosemarie Baudisch Colloquium Verlag Berlin 1986 Wie verkarte ich Kirchenbucher Berlin 1936 Literatur BearbeitenManfred Gailus Themel Karl In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 2 Personen De Gruyter Berlin u a 2009 ISBN 978 3 598 44159 2 S 826f Manfred Gailus Kirchliche Amtshilfe Die Kirche und die Judenverfolgung im Dritten Reich Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2008 ISBN 978 3 525 55340 4 Rezension bei hsozkul Manfred Gailus Vom evangelischen Sozialpfarrer zum nationalsozialistischen Sippenforscher Die merkwurdigen Lebenslaufe des Berliner Theologen Karl Themel 1890 1973 In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 49 9 2001 S 796 826 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Hannelore Braun Gertraud Grunzinger Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919 1949 Vandenhoeck amp Ruprecht 2006 ISBN 3 525 55761 2 ISBN 978 3 525 55761 7 S Hannelore Braun Carsten Nicolaisen Bearb Verantwortung fur die Kirche Band 1 Sommer 1933 bis Sommer 1935 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1985 ISBN 3 525 55751 5 S 128 Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Quellen Stenographische Aufzeichnungen und Mitschriften von Hans Meiser 1933 1955 S 565Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Themel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Benno Kirsch Taufregister fur den Holocaust Karl Themel und die Kirchenbuchstelle Alt BerlinEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Manfred Gailus Themel Karl In Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 2 Personen De Gruyter Berlin u a 2009 ISBN 978 3 598 44159 2 S 826f a b c d e f Manfred Gailus Fur Gott Volk Blut und Rasse Der Berliner Pfarrer Karl Themel und sein Beitrag zur Judenverfolgung In Die Zeit Ausgabe 44 vom 25 Oktober 2001 a b c d e f Hannelore Braun Gertraud Grunzinger Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919 1949 2006 S 255f Paul Tillich Ein Lebensbild in Dokumenten Briefe Tagebuch Auszuge Berichte Evangelisches Verlagswerk Frankfurt am Main Stuttgart ISBN 3 7715 0199 7 S 34 a b c d Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 621f Jochen Christoph Kaiser Sozialer Protestantismus im 20 Jahrhundert Beitrage zur Geschichte der Inneren Mission 1918 1945 Munchen 1989 S 230 315 Hannelore Braun Carsten Nicolaisen Bearb Verantwortung fur die Kirche Band 1 Sommer 1933 bis Sommer 1935 Gottingen 1985 S 565 Zitiert bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 621 a b Zitiert bei Manfred Gailus Fur Gott Volk Blut und Rasse Der Berliner Pfarrer Karl Themel und sein Beitrag zur Judenverfolgung In Die Zeit Ausgabe 44 vom 25 Oktober 2001 Karl Themel und Bernhard Freudenberg Hrsg Die Deutschen Berufssippenforscher Mitgliederverzeichnis des Reichsverbandes der Sippenforscher und Heraldiker e V Selbstverlag des Reichsverbandes der Sippenforscher und Heraldiker e V Berlin 1941Normdaten Person GND 123439086 lobid OGND AKS LCCN n85017075 VIAF 8295435 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Themel KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe und evangelischer PfarrerGEBURTSDATUM 26 Februar 1890GEBURTSORT JuterbogSTERBEDATUM 19 Marz 1973STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Themel amp oldid 238914548