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Karl Ludwig Schmidt 5 Februar 1891 in Frankfurt am Main 10 Januar 1956 in Basel war ein deutscher evangelischer Theologe und Professor fur Neues Testament Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bedeutung 3 Familie 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchmidt Sohn eines Handwerkers studierte ab 1909 zunachst Klassische Philologie und dann Evangelische Theologie an den Universitaten Marburg und Berlin 1913 promovierte er bei Adolf Deissmann zum Lic Theol Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat schwer verwundet 1918 habilitierte er sich in Berlin als Privatdozent fur Neues Testament mit der Untersuchung Der Rahmen der Geschichte Jesu die ihn gleich beruhmt machte 1921 wurde Schmidt auf die Professur fur Neues Testament der Universitat Giessen berufen 1922 ubernahm er die Schriftleitung der Monatszeitschrift des Eisenacher Kartells die er umbenannt in Theologische Blatter bis 1937 innehatte Hier veroffentlichte er auch Ausserungen zu allgemeinen theologischen und politischen Fragen Zunachst Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei bewegte er sich unter dem Einfluss von Paul Tillich zum Religiosen Sozialismus und trat 1924 in die SPD ein 1925 als Professor fur Neues Testament nach Jena berufen wechselte er 1929 an die Universitat Bonn wo er in der Heinrich Bruning Strasse 18 wohnhaft war Dort kandidierte er unter dem Eindruck der Machtergreifung Hitlers im Marz 1933 fur die SPD und wurde in den Bonner Stadtrat gewahlt Im September 1933 auf Grundlage des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen emigrierte Schmidt in die Schweiz und wurde nach Vertretungsdiensten in Seebach bei Zurich und Lichtensteig im Toggenburg 1935 Professor fur neutestamentliche Theologie an der Universitat Basel Neben Forschung Lehre und Vortragstatigkeit ubernahm er hier 1945 die Herausgabe der neu gegrundeten Theologischen Zeitschrift 1952 durch einen Schlaganfall teilweise gelahmt wurde er 1953 emeritiert Bedeutung BearbeitenAls Fachwissenschaftler ist Schmidts grosstes Verdienst die Begrundung der Formgeschichtlichen Methode innerhalb der neutestamentlichen Exegese die die bis dahin vorherrschende Literarkritik abloste Etwa gleichzeitig mit Martin Dibelius 1883 1947 entwickelte er in seiner Habilitation die These dass die synoptischen Evangelien aus kleinen Einzelperikopen bestunden die erst von den Evangelisten zusammengesetzt seien Die Erkundung von Form Gattung und Sitz im Leben dieser Texteinheiten wurde nun zum Schwerpunkt der Jesusforschung Schmidt erkannte jedoch auch schon dass der Evangelist Matthaus die Texte seiner Vorlagen unter theologischen Gesichtspunkten gruppierte und wurde damit zum Vorlaufer der Redaktionsgeschichte Daneben untersuchte Schmidt das Selbstverstandnis der urchristlichen Gemeinde und konnte einerseits das urchristliche Kirchenbewusstsein auf Jesus zuruckfuhren andererseits die Zusammengehorigkeit der Kirche mit dem alttestamentlichen Gottesvolk herausstellen Am 14 Januar 1933 fuhrte er mit dem judischen Philosophen Martin Buber im Judischen Lehrhaus in Stuttgart ein offentliches Gesprach das als der eigentliche Anfang des erst nach 1945 wieder aufgenommenen christlich judischen Dialoges gilt obwohl Schmidt noch in traditioneller Weise von einer Aufhebung des alten Bundes durch den neuen Bund ausging Familie BearbeitenKarl Ludwig Schmidt hatte mit seiner Frau Ursula von Wegnern 1893 1987 funf Kinder Der alteste Sohn Martin Anton Schmidt war ebenfalls Kirchenhistoriker und langjahriger Professor an der Universitat Basel Seine altere Tochter Dorothea war Krankenpflegerin Der mittlere Sohn Andreas war Tierarzt Die jungere Tochter Veronika war Krankenhausoberin und der jungste Sohn Christopher war Dozent an einer Musikhochschule 1 Schriften Auswahl BearbeitenDie Pfingsterzahlung und das Pfingstereignis Leipzig J C Hinrichs 1919 Der Rahmen der Geschichte Jesu Literarkritische Untersuchungen zur altesten Jesusuberlieferung Trowitzsch amp Sohn Berlin 1919 2 unveranderter reprographischer Nachdruck Darmstadt Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1969 Die Stellung der Evangelien in der allgemeinen Literaturgeschichte In Eucharisterion Festschrift fur Hermann Gunkel Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1923 S 51 134 Englisch The place of the Gospels in the general history of literature Transl by Byron R McCane Columbia SC Univ of South Carolina Press 2002 Die Stellung des Apostels Paulus im Urchristentum Vortrage der theologischen Konferenz zu Giessen 39 A Topelmann Giessen 1924 Die Kirche des Urchristentums Eine lexikographische und biblisch theologische Studie Tubingen J C B Mohr Paul Siebeck 1932 Kirche Staat Volk Judentum Zwiegesprach mit Martin Buber im judischen Lehrhaus in Stuttgart am 14 Januar 1933 In Theologische Blatter 12 1933 S 257 274 Jesus Christus im Zeugnis der Heiligen Schrift und der Kirche Eine Vortragsreihe Beihefte zur Evangelischen Theologie 2 Kaiser Munchen 1936 Le probleme du christianisme primitif Quatre conferences sur la forme et la pensee du Nouveau testament Librairie Ernest Leroux Paris 1938 ekklesia In Theologisches Worterbuch zum NT Bd III 1938 S 502 539 Englisch The church Adam and Charles Black London 1950 2 Edition 1957 Franzosisch Eglise trad de Helene Alexandre Labor et fides Geneve 1967 Die Polis in Kirche und Welt Eine lexikographische und exegetische Studie Rektoratsprogramm der Universitat Basel fur das Jahr 1939 F Reinhardt Basel 1939 Ein Gang durch den Galaterbrief Leben Lehre Leitung in der Heiligen Schrift Evangelischer Verlag Zollikon Zurich 1942 Die Judenfrage im Lichte der Kapitel 9 11 des Romerbriefes Theologische Studien 13 Evangelischer Verlag Zollikon Zurich 1943 Kanonische und apokryphe Evangelien und Apostelgeschichten H Majer Basel 1944 Aus der Johannes Apokalypse dem letzten Buch der Bibel Heinrich Majer Basel cop 1944 Das Pneuma Hagion als Person und als Charisma Rhein Verlag Zurich 1946 Wesen und Aufgabe der Kirche in der Welt Verhandlungen des Schweizerischen reformierten Pfarrvereins vom 23 25 September 1946 in Romanshorn 85 Tagung Zwingli Verlag Zurich 1947 Die Natur und Geistkrafte im paulinischen Erkennen und Glauben Rhein Verlag Zurich 1947 Basileia London Adam and Charles Black 1957 Neues Testament Judentum Kirche Kleine Schriften Theologische Bucherei 69 Hrsg zu seinem 90 Geburtstag am 5 Februar 1981 von Gerhard Sauter Kaiser Munchen 1981 Literatur BearbeitenOscar Cullmann Karl Ludwig Schmidt In Ders Vortrage und Aufsatze 1925 1962 1966 Peter von der Osten Sacken Text und Deutung des Zwiegesprachs zwischen Karl Ludwig Schmidt und Martin Buber im Judischen Lehrhaus in Stuttgart am 14 Januar 1933 In Leben als Begegnung Ein Jahrhundert Martin Buber 1878 1978 Berlin 1978 S 119 135 Philipp Vielhauer Karl Ludwig Schmidt In 150 Jahre Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn 1818 1968 Bonner Gelehrte Beitrage zur Geschichte der Wissenschaften in Bonn Evangelische Theologie Bonn 1968 S 190 214 Heiner Faulenbach Heinrich Josef Oberheids theologisches Examen im Jahr 1932 und das Geschick seines Prufers Karl Ludwig Schmidt im Jahr 1933 In Jorn Erik Gutheil Sabine Zoske Hrsg Dass unsere Augen aufgetan werden Festschrift fur Hermann Dembowski zum 60 Geburtstag Frankfurt M Bern u a 1989 S 57 97 ISBN 3 631 40582 0 Ekkehard W Stegemann Auf dem Weg zu einer biblischen Freundschaft Das Zwiegesprach zwischen Martin Buber und Karl Ludwig Schmidt In Heinz Kremers Julius H Schoeps Hrsg Das judisch christliche Religionsgesprach Stuttgart Bonn 1988 S 131 149 Otto Schwankl Schmidt Karl Ludwig In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 9 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 058 1 Sp 461 463 Andreas Muhling Die Anfangsjahre der Theologischen Zeitschrift und ihr Redaktor Karl Ludwig Schmidt In Theologische Zeitschrift 50 1994 286 294 Andreas Muhling Karl Ludwig Schmidt und Wissenschaft ist Leben Arbeiten zur Kirchengeschichte 66 de Gruyter Berlin 1997 David R Hall The gospel framework Fiction or Fact A Critical Evaluation of Der Rahmen der Geschichte Jesu by Karl Ludwig Schmidt Carlisle 1998 Andreas Muhling Schmidt Karl Ludwig In Theologische Realenzyklopadie 30 1999 S 231 233 Andreas Muhling Karl Ludwig Schmidt In Wolf Friedrich Schaufele Marcus Vinzent Hrsg Theologen im Exil Theologie des Exils Internationales Kolloquium 17 bis 19 November 1999 in Mainz TASHT 3 2002 49 56 Alf Christophersen Schmidt Karl Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 203 f Digitalisat Anders Gerdmar Roots of theological anti Semitism German biblical interpretation and the Jews from Herder and Semler to Kittel and Bultmann Leiden 2009 S 331 345 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Ludwig Schmidt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Thomas K Kuhn Schmidt Karl Ludwig In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Alf Christophersen Schmidt Karl Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 203 f Digitalisat Normdaten Person GND 118608851 lobid OGND AKS LCCN n86843170 VIAF 114984649 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schmidt Karl LudwigKURZBESCHREIBUNG evangelischer TheologeGEBURTSDATUM 5 Februar 1891GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 10 Januar 1956STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Ludwig Schmidt amp oldid 229872300