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Karl Heinrich 25 September 1890 in Munchen 3 November 1945 im Speziallager Nr 3 Hohenschonhausen war ein sozialdemokratischer Aktivist Polizeioffizier und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Gedenktafel zu Ehren Heinrichs in Berlin SpandauHeinrich trat 1909 als Kommissaranwarter in den hessischen Polizeidienst In den Jahren 1911 12 leistete er als Einjahrig Freiwilliger seinen Wehrdienst ab Im Februar 1914 war seine Ausbildung als Polizist beendet Im Ersten Weltkrieg diente Heinrich zunachst in der Infanterie wo er schon im Januar 1915 zum Leutnant befordert wurde Infolge schwerer Verwundung galt er ab Mitte 1916 als nicht mehr kriegsverwendungsfahig und wurde unter anderem mit dem Eisernen Kreuz I Klasse dekoriert in der Militarpolizeiverwaltung eingesetzt Nach seiner Entlassung aus dem Heer nahm Heinrich 1918 seinen Dienst als Offizier bei der hessischen Polizei auf Anfang 1919 trat er in die SPD ein Er wechselte zur preussischen Polizei die ihn 1929 als Major zur Berliner Schutzpolizei versetzte Heinrich kommandierte als stellvertretender Inspektionsleiter der Inspektion Linden die Schutzpolizei im Berliner Regierungsviertel Zu seinen Aufgaben gehorte die Durchsetzung des Bannkreises um das Reichstagsgebaude Wegen der hierbei gezeigten Harte gegen Nationalsozialisten propagierte deren Gauleiter Goebbels fur ihn den Namen Knuppelheinrich den die Kommunisten bei denen er gleichermassen verhasst war ubernahmen Infolge des Preussenschlags 1932 aus politischen Grunden beurlaubt widmete sich Heinrich fuhrenden Funktionen im Reichsbanner Schwarz Rot Gold Nach der Machtubernahme rachte sich die Berliner SA ab Anfang Marz 1933 an Heinrich indem sie ihn fur acht Wochen in mehrere wilde Konzentrationslager verschleppte darunter in das beruchtigte Columbiahaus Seine zeitgleiche Entlassung aus der Polizei war mit einer erheblichen Kurzung der Bezuge verbunden weshalb Heinrich als Versicherungsvertreter auf Provisionsbasis arbeiten musste Nachdem die meisten Fuhrer des Reichsbanners bei seiner Zerschlagung aus Deutschland geflohen waren baute Heinrich 1933 1934 gemeinsam mit Theodor Haubach in Berlin eine uber eintausend Mitglieder zahlende illegale sozialdemokratische Organisation uberwiegend aus Reichsbannerleuten auf Nach der Verhaftung Haubachs im November 1934 ubernahm Heinrich die Leitung der Organisation Doch auch ihn verhaftete die Gestapo im September 1935 In einem Schauprozess verurteilte der Volksgerichtshof Heinrich 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu sechs Jahren Zuchthaus Seine Strafe verbusste er im Zuchthaus Brandenburg und ab Sommer 1938 in verschiedenen Moorlagern dann in Straflagern in Hessen Nach Ablauf der Haftstrafe 1941 beabsichtigte die Gestapo Heinrichs Verschleppung in das Konzentrationslager Sachsenhausen hielt ihn dann aber wegen seines schlechten Gesundheitszustands in ihrem Gefangnis in der Berliner Prinz Albrecht Strasse fest Infolge arztlich festgestellter Haftunfahigkeit entliess die Gestapo ihn von dort im September 1942 Im Juni 1945 nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ernannte die sowjetische Besatzungsmacht die einen erfahrenen Polizeioffizier ohne NS Vergangenheit suchte Heinrich zum Kommandeur der Berliner Schutzpolizei Schon bald nach der Ernennung meldeten sich allerdings KPD Mitglieder bei sowjetischen Stellen die unabhangig voneinander auf Heinrichs Rolle als Schupo Offizier vor 1933 hinwiesen Heinrich sei ein ubler Bursche 1 der sich ausserdem in der Haft gegenuber Mitgefangenen schlecht 2 und schuftig 3 verhalten habe Wesentlicher Hintergrund fur diese Anschuldigungen war ein Machtkampf innerhalb der Berliner Polizei bei dem altere sozialdemokratische Polizeioffiziere den Anspruch erhoben ihre bis 1932 33 kontrollierten Positionen wieder einzunehmen wahrend erstmals in den Polizeidienst eingestellte Kommunisten ihren Einflussbereich zu konsolidieren suchten 4 Nachdem die Westmachte Anfang Juli 1945 ihre Berliner Sektoren besetzt hatten versuchte Heinrich der offenbar mit der Ruckendeckung insbesondere der Briten rechnete die dort seit Mai in die Polizei aufgenommenen KPD Mitglieder zu entfernen Daraufhin wurde er am 2 August in einer Dienststelle des NKWD verhaftet Weil Heinrich in seiner Aktentasche eine Pistole mit sich fuhrte hatten die Vertreter der Westmachte keine Handhabe zu seinen Gunsten einzugreifen da Deutschen jeglicher Waffenbesitz streng verboten war Intern teilte die sowjetische Seite den westlichen Alliierten am 8 August mit dass Heinrich uber den Waffenbesitz hinaus im Verdacht stehe mit der Gestapo kooperiert zu haben in der Weimarer Republik rucksichtslos gegen demokratische Krafte vorgegangen zu sein und als Lagerhaftling Mitgefangene misshandelt zu haben 5 Eine offentliche Stellungnahme zu dem grosses Aufsehen erregenden Schritt gab die sowjetische Besatzungsmacht allerdings nicht ab In den geheimen Ermittlungen warf das NKWD Heinrich illegalen Waffenbesitz sowie die Misshandlung und Denunziation von Mithaftlingen wahrend des NS Strafvollzugs vor Die Untersuchung war Ende September 1945 abgeschlossen Die Anklageschrift beschuldigte ihn konterrevolutionarer Verbrechen Da Heinrich inzwischen schwer erkrankt war kam es nicht zur Verhandlung vor einem sowjetischen Militartribunal Im Oktober 1945 in das Haftkrankenhaus des Speziallagers Nr 3 in Berlin Hohenschonhausen eingeliefert starb er am 3 November 1945 an der Paralyse lebenswichtiger Organe Sein Leichnam wurde in der Nahe des Lagers auf einem Schuttablageplatz verscharrt Die sowjetische Besatzungsmacht hielt dies trotz dringender Anfragen der westlichen Besatzungsmachte der SPD Fuhrung und der Berliner Offentlichkeit nach seinem Verbleib und den Beschuldigungen geheim Wahrend des Berliner Wahlkampfes im Herbst 1946 rechtfertigte eine antisozialdemokratische Kampagne der mit NKWD Informationen dosiert ausgestatteten SED Presse die Verhaftung Heinrichs Sein Schicksal konnte erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aufgeklart werden Im Mai 1996 rehabilitierte die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Foderation Karl Heinrich Mit Hans Kanig wurde im Januar 1946 erneut ein Sozialdemokrat Kommandeur der Schutzpolizei 6 An Karl Heinrich erinnern eine Gedenktafel und die Karl Heinrich Brucke im Berliner Ortsteil Spandau Literatur BearbeitenSiegfried Heimann Karl Heinrich und die Berliner SPD die sowjetische Militaradministration und die SED Ein Fallbeispiel Reihe Gesprachskreis Geschichte Heft 70 Friedrich Ebert Stiftung Bonn 2007 ISBN 978 3 89892 651 5 PDF Datei 2 1 MB Erler Peter Polizeimajor Karl Heinrich NS Gegner und Antikommunist Eine biographische Skizze Stiftung Gedenkstatte Berlin Hohenschonhausen Jaron Verlag Berlin 2007 Hans Rainer Sandvoss Die andere Reichshauptstadt Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 1945 Verlag Lukas Berlin 2007 Seite 96 102 weitere Informationen zur Verfolgung Heinrichs und anderer Reichsbannermitglieder Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Heinrich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Siegfried Heimann Karl Heinrich und die Berliner SPD PDF Datei 2 09 MB Steckbrief mit Foto auf Stiftung HSH deEinzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Otto Wilfriede Erich Mielke Biographie Aufstieg und Fall eines Tschekisten Berlin 2000 S 96 Zitiert nach Otto Erich Mielke S 96 Zitiert nach Erler Peter Polizeimajor Karl Heinrich NS Gegner und Antikommunist Eine biographische Skizze Berlin 2007 S 99 Siehe Keiderling Gerhard Wir sind die Staatspartei Die KPD Bezirksorganisation Gross Berlin April 1945 April 1946 Berlin 1997 S 186f Siehe Heimann Siegfried Karl Heinrich und die Berliner SPD die sowjetische Militaradministration und die SED Bonn Bad Godesberg 2007 S 33 Siehe Keiderling Staatspartei S 188 Normdaten Person GND 132716429 lobid OGND AKS LCCN no2008073546 VIAF 20853039 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich KarlKURZBESCHREIBUNG sozialdemokratischer Aktivist Polizeioffizier und antifaschistischer WiderstandskampferGEBURTSDATUM 25 September 1890GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 3 November 1945STERBEORT Speziallager Nr 3 Hohenschonhausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Heinrich Politiker 1890 amp oldid 238892761