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Die Karl Preusker Bucherei ist die erste offentliche Bibliothek Deutschlands Sie wurde am 24 Oktober 1828 vom Rentamtmann Karl Preusker und vom Arzt Emil Reiniger im sachsischen Hayn als Vaterlandische Burger Bibliothek gegrundet Karl Preusker BuchereiGrundung 1828Bestand 34 000 2011 Bibliothekstyp StadtbibliothekOrt Grossenhain 51 291702 13 528877 Koordinaten 51 17 30 1 N 13 31 44 OISIL DE D207Betreiber Karl Preusker Bucherei e V Website www buecherei grossenhain deSeit 1995 erinnert der Tag der Bibliotheken an das bildungspolitisch wichtige Ereignis Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Wurdigung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach einer Buchhandlerlehre in Leipzig trat der aus Lobau stammende Karl Benjamin Preusker wahrend der Befreiungskriege der Lausitzischen Landwehr bei Er diente in der Verwaltung und stieg bis zum Regimentsquartiermeister auf Nebenher besuchte Preusker Vorlesungen in Kameralwissenschaften Dadurch konnte er nach Ende seiner Militarzeit 1824 nach einer Adjunkturszeit den Posten eines Rentamtmanns in Hayn erlangen Ein Stadtbrand hatte 1744 die Hayner Kirchenbibliothek vernichtet Der Aufbau einer neuen offentlichen Bucherei war ein lange diskutiertes Thema des ortlichen Burgertums Um dieses Vorhaben umzusetzen regte Karl Preusker inzwischen Teil der burgerlichen Hayner Gesellschaft zusammen mit dem Arzt und Dichter Emil Reiniger 1792 1849 die Entstehung eines Bibliotheksvereins am 18 September 1828 an Wahrend Preusker die Administration plante sorgte Reiniger fur die Mittelbeschaffung und bat um Bucherspenden Am 24 Oktober 1828 grundeten sie eine Schulbucherei in der Hayner Knabenschule die neben Schulern und Lehrern auch fur den gewerblichen Burgerstand unentgeltlich zuganglich war Der Grundbestand waren 132 geschenkte Bucher die wahrend einer Stunde sonntags ausgeliehen werden konnten Die Ausleihe verrichteten ortsansassige Lehrer ehrenamtlich Als sich der Bibliotheksverein kurze Zeit spater wieder aufloste ubernahm Preusker die alleinige Fuhrung Eine Versammlung von Bibliotheksfreunden erweiterte das Konzept 1832 zu einer Stadt Bibliothek zu Hain in deren Vorstand neben Preusker der Burgermeister Carl Moritz Hofmann und der Superintendent Karl Wilhelm Hering waren Die Vernetzung mit der ortlichen Sonntagsschule und dem Gewerbeverein hatte bedeutenden Einfluss auf ihre weitere Entwicklung und die Auswahl neuerworbener Titel Innerhalb der nachsten zehn Jahre wuchs der Vorrat an Buchern stetig an Das ursprungliche auf Bildungs und Gewerbswissenschaftswerke beschrankte Angebot wurde nach und nach um historische und naturwissenschaftliche Literatur Biografien und spater auch um Reiseberichte und Belletristik erganzt So entwickelte sich wie von Preusker geplant die Schulbibliothek fur Lehrer und Schuler zu einer umfassenden Burgerbibliothek die kostenlos von jedem Interessierten benutzt werden konnte Ein Problem der jungen Bucherei war ihre Finanzierung hauptsachlich zum Kauf neuer Literatur Karl Preusker hatte auch deswegen 1834 einen Lesezirkel etabliert dessen von den Teilnehmern beschaffte Bucher nach dem Lesen Teil der Bibliothek wurden Die Stadt beteiligte sich erst nach 40 Jahren des Bestehens mit einem regelmassigen Beitrag Auch dadurch waren auch wiederholte Wechsel der Raumlichkeiten notig 1839 wurde von Preusker eine zusatzliche Wanderbibliothek fur die umliegenden Dorfer geschaffen Karl Preusker verfasste in dieser Zeit mehrere Artikel und Schriften uber Volksbildung und bibliotheken mit dem Ziel Bildung fur alle zu ermoglichen und das Lebenslange Lernen zu fordern Seine Ideen und die praktische Umsetzung der Grossenhainer Modellbibliothek wurden europaweit beachtet und trugen so zum Entstehen von weiteren Burgerbuchereien in Deutschland und in der Schweiz bei Als er 83 jahrig 1869 die Fuhrung der Grossenhainer Stadtbibliothek abgab waren inzwischen uber 3 000 Werke im Bestand Von 1877 bis 1962 befand sich die Stadtbibliothek im neuen Grossenhainer Rathaus Die Literatur fur Kinder und Schuler wurde in eine eigene Schulerbibliothek ausgelagert Mit Beginn des 20 Jahrhunderts verlagerte sich der inhaltliche Schwerpunkt der Erwachsenenbucherei weg von der Bildungs hin zur Unterhaltungsliteratur Zwischen 1945 und 1948 wurde der Buchbestand stark reduziert Nach Grundung der DDR fand eine Aufwertung der Stadtbibliothek statt indem hauptamtliche Mitarbeiter eingestellt wurden In Erinnerung an ihren Grunder erhielt sie 1949 den Namen Karl Preusker Bucherei Mit dem Status einer Kreisbibliothek wurden ab den 1950ern 43 Gemeindebibliotheken nebenamtlich von der Stadt und Kreisbibliothek Karl Preusker betreut Die Grossenhainer Bucherei gab 1955 mit rund 500 Werken die Halfte des erhaltenen Bucherbes von Karl Preusker an die Sachsische Landesbibliothek in Dresden ab Im Jahre 1962 zog die Stadtbucherei in das fruhere Amtsgebaude am Grossenhainer Neumarkt um Bei dem am 10 September neueroffneten Standort wurde auch erstmals ein verandertes Benutzerkonzept angeboten die Freihandausleihe Der ausleihbare Bucherbestand konnte von den Besuchern in den Regalgangen selbst frei durchforstet werden statt bei der Ausleihe oft nur fur den Leser als geeignet erachtete Werke angeboten zu bekommen Der am 10 Dezember 1996 gegrundete Verein Preusker Bibliothek e V spater in Karl Preusker Bucherei e V umbenannt wurde ab 1997 der neue privatrechtliche Trager der Bucherei Finanziell wird sie durch die Stadt Grossenhain getragen Zwischen 2004 und 2005 erfolgte eine Sanierung und Modernisierung des Buchereigebaudes Das Medienangebot umfasst auf zwei Etagen mit insgesamt 777 m Nutzflache inzwischen neben traditionellen Buchern und Zeitschriften auch moderne digitale Datentrager Mehrere Internetarbeitsplatze konnen genutzt werden der Bibliothekskatalog ist online uber Web OPAC einsehbar Es existiert ein eigener Kinderbereich In den Raumen der Bibliothek finden regelmassig Autorenlesungen Kunstausstellungen und Veranstaltungen fur Kinder statt Im Jahre 2011 besuchten 26 000 Leser die Bucherei die uber 34 000 Medien im Bestand hat Architektur BearbeitenDie Karl Preusker Bucherei befindet sich seit 1962 im ehemaligen Grossenhainer Amtshaus Dieses ursprungliche Renaissancebauwerk wurde 1599 auf dem fruheren Wirtschaftsgelande des 1540 ausgebrannten Magdalenenklosters errichtet In der spateren Zeit des Barocks wurde das Gebaude den damaligen Bedurfnissen angepasst In den Jahren 1783 bis 1794 erfolgte eine Aufstockung und Verlangerung des Baus bis direkt an die Klosterkirche Grosse Teile der gotischen Klosterruine wurden zwischen 1862 und 1872 entfernt auch um einen Durchgang von der Innenstadt zum neu errichteten Leipziger Bahnhof zu schaffen nur der Kirchturm und eine Wand des Chores bestehen seitdem noch Das Grossenhainer Amtsgericht befand sich bis 1878 im Gebaude danach war das Konigliche Bezirkssteueramt dort ansassig Im Amtshaus war in der Zeit der DDR in der oberen Etage ein Wohnheim fur Studenten untergebracht Im schmalen Nachbarhaus das ab 1788 bis 1854 als Rentamt fungierte lebte und arbeitete Karl Preusker mit seiner Familie von 1824 bis 1853 Auch dieses hatte 1788 innerhalb einer Barockisierung ein weiteres Stockwerk erhalten Im Erdgeschoss befand sich die Arbeitsstatte des Rentamtmanns daruber der Wohnbereich Wahrend der Sanierung 2004 wurde im oberen Geschoss eine mit Akanthus Blattwerkmalereien verzierte Renaissance Holzdecke entdeckt deren Entstehung um 1630 geschatzt wird Das Preuskerzimmer enthalt eine kleine Ausstellung zum Bibliotheksgrunder Der innere Klostergarten in dem seit 2005 eine Auswahl charakteristischer Kuchen und Heilkrauter des Mittelalters angebaut werden kann zum Lesen benutzt werden Der gesamte Gebaudekomplex steht unter Denkmalschutz 1 2 Wurdigung Bearbeiten nbsp Frank Richter Direktor der SLpB spricht wahrend der Auszeichnung als Politischer Ort in Sachsen 2011 uber den Zusammenhang von Bildung und DemokratieKarl Preusker wurde 1840 fur seine Bibliotheksschriften und Bibliotheksgrundung die Konigliche Preussische Medaille fur Wissenschaft und Kunst verliehen Am 167 Grundungstag der Karl Preusker Bucherei 1995 wurde in Grossenhain von der Deutschen Literaturkonferenz unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundesprasidenten Richard von Weizsacker der Tag der Bibliotheken proklamiert Das Motto der ersten Veranstaltung lautete Auch in Zukunft Bibliotheken fur alle Die Sachsische Landeszentrale fur politische Bildung SLpB zeichnete 2012 die Karl Preusker Bucherei zusammen mit der Radebeuler Friedenskirchgemeinde als Politische Orte in Sachsen 2011 aus 3 Literatur BearbeitenKarl Preusker Die Stadt Bibliothek in Grossenhayn Grossenhayn 1833 Felicitas Marwinski Karl B Preusker und die Grossenhainer Bibliothek In Bibliotheksarbeit im Bezirk Dresden Band 2 Stadt und Bezirksbibliothek Dresden Dresden 1979 Ilka Wilkening Karl Benjamin Preusker Leben und Werk Grossenhain 2005 Regina Smolnik Landesamt fur Archaologie Sachsen konzipiert und zusammengestellt von Jens Schulze Forster Hrsg Karl Benjamin Preusker Archaologe Reformer Netzwerker Sax Verlag Beucha Markkleeberg 2011 ISBN 978 3 86729 088 3 Frankdieter Werner Die Karl Preusker Bucher in Grossenhain zur Baugeschichte in Sachsische Heimatblatter 60 2014 3 S 230 233Weblinks BearbeitenKarl Preusker BuchereiEinzelnachweise Bearbeiten Grossenhainer Pflege Werte der deutschen Heimat Band 70 1 Auflage Bohlau Koln Weimar Wien 2008 ISBN 978 3 412 09706 6 S 110 112 Barbara Bechter Wiebke Fastenrath u a Bearb Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Sachsen I Regierungsbezirk Dresden Deutscher Kunstverlag Munchen 1996 ISBN 3 422 03043 3 S 418 Volksbucherei und Friedenskirche Die Politische Orte 2011 im Landkreis Meissen In Sachsische Landeszentrale fur politische Bildung Hrsg Newsletter Nr 3 2012 Dresden 8 Juni 2012 S 14 slpb de PDF abgerufen am 10 Februar 2016 Normdaten Korperschaft GND 5520383 8 lobid OGND AKS VIAF 152199286 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Preusker Bucherei amp oldid 229483670