www.wikidata.de-de.nina.az
Kapitalismus und Freiheit Capitalism and Freedom ist ein Sachbuch des US amerikanischen Okonomen Milton Friedman das ursprunglich 1962 von der University of Chicago Press veroffentlicht wurde und die Rolle des Kapitalismus in der liberalen Gesellschaft diskutiert 1 Es verkaufte sich in den ersten achtzehn Jahren nach seiner Veroffentlichung uber 400 000 Mal und seit 1962 mehr als eine halbe Million Mal Es wurde in achtzehn Sprachen ubersetzt Stand 2020 Die deutsche Fassung des Buches erschien erstmals 1971 und wurde 2002 neu aufgelegt 2 Friedman pladiert in dem Buch fur wirtschaftliche Freiheit als Voraussetzung fur politische Freiheit und stellt sich der damals vorherrschenden okonomischen Theorie des Keynesianismus entgegen Es gilt heute als eines der bedeutendsten wirtschaftspolitischen Werke und erfreut sich besonders grosser Beliebtheit unter US amerikanischen Konservativen und Libertaren 2 Inhaltsverzeichnis 1 Kontext 2 Inhalt 3 Rezeption 4 Textausgaben 5 EinzelnachweiseKontext BearbeitenKapitalismus und Freiheit wurde fast zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg veroffentlicht zu einer Zeit als die Grosse Depression noch im kollektiven Gedachtnis war Unter der Regierung Kennedy und den vorangegangenen Eisenhower Regierungen wuchsen die Staatsausgaben in den Bereichen Landesverteidigung Sozialfursorge und Infrastruktur rasch an Beide grossen Parteien die demokratische und die republikanische unterstutzten die Erhohung der Ausgaben auf unterschiedliche Weise Dies wie auch der New Deal wurde von den meisten Intellektuellen mit der Begrundung der keynesianischen Okonomie unterstutzt Kapitalismus und Freiheit fuhrt die Idee ein wie ein wettbewerbsorientierter Kapitalismus dazu beitragen kann wirtschaftliche Freiheit zu erreichen und wendet sich gegen eine zu dominante Rolle des Staates in der Wirtschaft 3 Inhalt BearbeitenEinfuhrungIn der Einleitung werden die Prinzipien von Friedmans archetypischem Liberalen dargelegt einer Person welche begrenzte und foderalisierte Regierungsgewalt unterstutzt Friedman entscheidet sich fur die kontinentaleuropaische und nicht fur die amerikanische Definition des Begriffs Liberalismus im Sinne des Klassischen Liberalismus bzw Wirtschaftsliberalismus anstatt Linksliberalismus 4 I Die Beziehung zwischen wirtschaftlicher und politischer FreiheitIn diesem Kapitel wirbt Friedman fur die wirtschaftliche Freiheit als eine wichtige Voraussetzung fur die politische Freiheit Er argumentiert dass mit den Produktionsmitteln unter der Schirmherrschaft des Staates echte Meinungsverschiedenheiten und ein echter Gedankenaustausch nahezu unmoglich seien Daruber hinaus sei die wirtschaftliche Freiheit wichtig da jede zweiseitig freiwillige und informierte Transaktion beiden Parteien der Transaktion zugute kame Friedman stellt fest dass die wirtschaftliche Freiheit Minderheiten vor Diskriminierung schutze da der Markt ihren Ansichten oder ihrer Hautfarbe gegenuber gleichgultig sei II Die Rolle des Staates in einer freien GesellschaftNach Ansicht des Autors sollte die Regierung einer liberalen Gesellschaft Recht und Ordnung und Eigentumsrechte durchsetzen sowie Massnahmen gegen bestimmte allokative technische und qualitative Monopole ergreifen und negative Effekte verringern Die Regierung ist einmal wichtig als das Forum das die Spielregeln bestimmt und zum anderen als der Schiedsrichter der uber die Regeln wacht Die Regierung sollte auch die Kontrolle uber die Geldemission haben wie dies in der Verfassung und der Gesellschaft seit langem anerkannt ist III Die Kontrolle uber das GeldEr erortert die Entwicklung des Geldsystems in Amerika die im Federal Reserve Act von 1913 gipfelte Weit davon entfernt als Stabilisator zu fungieren habe die Federal Reserve unter mehreren Umstanden nicht so gehandelt wie sie es hatte tun sollen Friedman schlagt vor dass die Federal Reserve eine konsistente Regel zur Erhohung der Geldmenge um 3 bis 5 pro Jahr haben sollte IV Internationale Finanz und HandelsvereinbarungenDieses Kapitel befurwortet das Ende des Bretton Woods Systems der festen Wechselkurse zugunsten eines schwankenden Wechselkurssystems und das Ende aller Wahrungskontrollen und Handelsschranken selbst freiwilliger Exportquoten Friedman sagt dass dies die einzig wahre Losung fur das Problem der Handelsbilanz sei welche sich bei frei schwankenden Wechselkursen automatisch ausgleichen wurde V FinanzpolitikFriedman argumentiert gegen die standigen Regierungsausgaben die dazu da seien um Schwachen der Privatwirtschaft auszugleichen und der Wirtschaft zu helfen zu wachsen Die Ausgaben des Staates wurden im Gegenteil die Wirtschaft instabiler nicht stabiler machen Friedman verwendet konkrete Erkenntnisse aus seiner eigenen Forschung die zeigen dass der Anstieg der Staatsausgaben im Gegensatz zur keynesianischen Multiplikatorentheorie nur zu einem etwa gleich grossen Anstieg des Bruttoinlandsprodukt fuhren wurde Verschiedene Grunde fur diese Diskrepanz werden diskutiert VI Die Rolle des Staates im ErziehungswesenDie hier befurwortete Politik sind Gutscheine die die Schuler fur den Unterricht an einer Schule ihrer Wahl verwenden konnen Der Autor glaubt dass jeder in einer Demokratie eine Grundausbildung fur die Staatsburgerschaft benotigt Obwohl es eine Unterinvestition in das Humankapital gabe in Bezug auf die Ausgaben fur technische und berufliche Schulen ware es ein Fehler von der Regierung eine kostenlose technische Ausbildung anzubieten Der Autor schlagt mehrere Losungen vor einige private andere offentliche um diese Unterinvestition zu stoppen VII Kapitalismus und DiskriminierungIn einer kapitalistischen Gesellschaft argumentiert Friedman koste es viel Geld zu diskriminieren und es sei sehr schwierig angesichts der unpersonlichen Natur von Markttransaktionen Die Regierung sollte jedoch keine Gesetze uber faire Beschaftigungspraktiken erlassen die schliesslich im Civil Rights Act von 1964 verankert wurden da diese die Freiheit behindern wurde jemanden auf der Grundlage der Qualifikationen die der Arbeitgeber nutzen mochte zu beschaftigen Aus dem gleichen Grund sollten die Gesetze uber das Recht auf Arbeit abgeschafft werden Friedman spricht sich fur das vollstandige Ende der Rassentrennung im Bildungswesen aus halt staatliche Vorgaben aber nicht fur den richtigen Weg diese zu erreichen VIII Das Monopol und die soziale Verantwortung von Arbeitgebern und GewerkschaftenFriedman stellt fest dass es drei Arten von Monopol gibt offentliches Monopol privates Monopol oder offentliche Regulierung Keine dieser Alternativen sei wunschenswert oder allgemein vorzuziehen Monopole kamen aus vielen Quellen aber diese durch direkte und indirekte staatliche Eingriffe seien die haufigsten und sie sollten wo immer moglich unterbunden werden Die Doktrin der sozialen Verantwortung dass sich die Unternehmen um die Gemeinschaft und nicht nur um den Profit kummern sollten sei fur das kapitalistische System hochst subversiv und konne nur zum Totalitarismus fuhren IX Freie Berufswahl und LizenzenFriedman nimmt eine radikale Position gegen alle Formen der staatlichen Lizenzierung ein Die grossten Befurworter von Lizenzen in einer Branche seien in der Regel die Menschen in der Branche die potenzielle Konkurrenten fernhalten wollten Der Autor definiert Registrierung Zertifizierung und Lizenzierung und erklart diese am Beispiel von Arzten Es gabe keine liberale Rechtfertigung fur die Zulassung von Arzten Laut Friedman fuhre sie zu einer schlechteren Versorgung und zu einem medizinischen Kartell X Die EinkommensverteilungFriedman untersucht die progressive Einkommensteuer die eingefuhrt wurde um die Einkommen umzuverteilen um die Dinge gerechter zu machen und stellt fest dass die Reichen in der Tat zahlreiche Schlupflocher ausnutzen und die Umverteilungseffekte zunichtemachen Es ware weitaus gerechter wenn es eine einheitliche Pauschalsteuer ohne Abzuge gabe die die Steuereinnahmen mit einem Satz decken konnte der nur geringfugig uber dem der damaligen niedrigsten Steuerklasse lag XI Sozial und WohlfahrtsmassnahmenObwohl sie gut gemeint seien wurden laut Friedman viele Massnahmen der Sozialfursorge den Armen nicht so sehr helfen wie manche glauben Friedman konzentriert sich in seiner Argumentation auf die staatliche Rentenversicherung Social Security als ein besonders grosses und ungerechtes System XII Massnahmen zur Bekampfung der ArmutFriedman pladiert fur eine negative Einkommensteuer um das Problem der Armut zu losen indem allen ein garantiertes Mindesteinkommen gewahrt wird statt der derzeitigen Massnahmen die er als fehlgeleitet und ineffizient ansieht XIII ZusammenfassungDas Fazit des Buches konzentriert sich darauf wie staatliche Eingriffe immer wieder eine entgegengesetzte Wirkung haben wurden Die meisten guten Dinge in den Vereinigten Staaten und der Welt kamen vom freien Markt nicht von der Regierung und sie wurden dies auch weiterhin tun Die Regierung sollte sich trotz ihrer guten Absichten von Bereichen fernhalten in denen sie nicht tatig sein musste Rezeption BearbeitenDas Buch Kapitalismus und Freiheit gilt als das erste bedeutende Werk von Friedman und trug wesentlich zu seiner spateren Bekanntheit bei Das Buch hat zusammen mit einem Grossteil von Milton Friedmans Schriften die Bewegung der libertaren und konservativen Philosophie in Amerika beeinflusst Friedmans Philosophie der wirtschaftlichen und individuellen Freiheit hat ahnlich denkende politische Parteien und Bewegungen wie die Libertarian Party und die Tea Party hervorgebracht Im Jahr 2011 wurde das Buch in die Top 100 der seit 1923 in englischer Sprache verfassten Sachbucher des Time Magazine aufgenommen 5 Das Buch hatte auch grosse und weitreichende Auswirkungen auf den Bereich der politischen Okonomie in verschiedenen Landern Einige von Friedmans Vorschlagen werden vielerorts erprobt und umgesetzt wie etwa die Flat Tax in Estland seit 1994 und der Slowakei seit 2004 ein System freier Wechselkurse der das Bretton Woods System fast vollstandig ersetzt hat und nationale Bildungsgutscheinsysteme in Chile seit 1981 und Schweden seit 1992 um nur einige prominente Beispiele zu nennen Viele andere Ideen sind jedoch kaum berucksichtigt worden wie das Ende der Lizenzvergabe und die Abschaffung der Korperschaftssteuer Textausgaben BearbeitenCapitalism and Freedom Chicago University Press Chicago 1962 Kapitalismus und Freiheit Seewald Stuttgart Degerloch 1971 zuletzt Piper Munchen Zurich 2004 ISBN 3 492 23962 5 Einzelnachweise Bearbeiten Capitalism and Freedom uchicago edu abgerufen am 24 Januar 2020 a b Milton Friedman Kapitalismus und Freiheit NZZ Abgerufen am 24 Januar 2020 A Tract for the Times A Tract for the Times In The Economist ISSN 0013 0613 economist com abgerufen am 24 Januar 2020 Milton Friedman Kapitalismus und Freiheit Geleitwort von Horst Siebert Piper ebooks 2019 ISBN 978 3 492 99535 1 google de abgerufen am 24 Januar 2020 Time Magazine s All TIME 100 Nonfiction Books Abgerufen am 24 Januar 2020 Normdaten Werk GND 1088012159 lobid OGND AKS LCCN no2018172356 VIAF 309275073 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapitalismus und Freiheit amp oldid 222796100