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Kant Laplace Theorie werden zwei verwandte aber unabhangig voneinander entwickelte kosmologische Hypothesen uber die Entwicklung des Universums und die Entstehung unseres Planetensystems genannt Immanuel Kant 1724 1804 Pierre Simon Laplace 1749 1827 Inhaltsverzeichnis 1 Die beiden Theorien 2 Bedeutung 3 Einwande und Modifikationen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDie beiden Theorien BearbeitenBereits bei Emanuel Swedenborg lasst sich eine der Kant Laplace Theorie ahnliche Hypothese nachweisen 1 Immanuel Kant entwickelte seine Kosmogonie in der Schrift Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels 1755 Kant geht in seiner Theorie von einem Grundzustand aus in dem die Materie im Universum in einem Urnebel verstreut war und sich dann durch Anziehung und Abstossung in das heutige Gleichgewichtsverhaltnis bewegte Kant erklarte Ich habe nachdem ich die Welt in das einfachste Chaos versetzt keine andere Krafte als Anziehungs und Zuruckstossungskraft zur Entwicklung der grossen Ordnung der Natur angewandt zwei Krafte welche beide gleich gewiss gleich einfach und gleich ursprunglich und allgemein sind Lit Kant 1755 Dieses Werk von Kant wurde jedoch kaum beachtet und erst 100 Jahre spater von Francois Arago wiederentdeckt Unabhangig von Kant entwickelte rund 40 Jahre nach ihm der franzosische Mathematiker und Astronom Pierre Simon Laplace seine Nebularhypothese die 1796 im letzten Band seines funfbandigen Werkes Exposition du systeme du monde Darstellung des Weltsystems erschien Laplace konzentrierte sich darin auf die Entstehung der Planeten des Sonnensystems und ging dabei von der Ausdehnung der erhitzten Atmosphare einer bereits vorhandenen erhitzten Sonne aus Diese habe als Sonnennebel aus analogen Grunden linsenformige Gestalt angenommen Im Zuge der Abkuhlung und entsprechenden Verdichtung der Gashulle habe in ihrem aussersten Bereich mit der Zeit die Zentrifugalkraft uberwogen und sich nacheinander mehrere Gasringe abgelost die sich des Weiteren zu den Planeten verdichtet haben Arthur Schopenhauer und andere sahen spater die gemeinsamen Punkte von Kants und Laplaces Kosmogonien und sprachen von ihnen vereinfacht wie von einer vereinigten Theorie Bedeutung BearbeitenDer Kant Laplace Theorie wird eine hohe philosophie und wissenschaftshistorische Bedeutung zugesprochen da in ihr die Entstehung des Planetensystems ohne Zuhilfenahme einer ubernaturlichen Ordnungskraft zu erklaren versucht wurde Noch Isaac Newton hatte eine solche Erklarung fur unmoglich gehalten und somit Gott als unverzichtbaren Teil jeder Kosmogonie angenommen Kant und Laplace konnen daher als wichtige Vordenker heutiger Theorien zur Kosmogonie gelten Einwande und Modifikationen BearbeitenUber etwa 100 Jahre war die Kant Laplace Theorie anerkannt Thomas See modifizierte sie 1893 noch im Detail um die Entstehung der entdeckten vielen Doppelstern und Mehrfachsternsysteme aus einem Urnebel und rotierenden Gleichgewichtsfiguren zu erklaren 2 Im spaten 19 Jahrhundert wurden jedoch einige gravierende Schwachpunkte der Kant Laplace Theorie gefunden James Clerk Maxwell argumentierte dass wenn die Materie der bekannten Planeten einst in Form von Scheiben um die Sonne verteilt gewesen ware die Krafte der differentiellen Rotation die Kondensation einzelner Planeten im ausseren Bereich verhindert hatte Ein weiterer Einwand war dass die Sonne weniger Drehimpuls besitzt als sie nach der Theorie haben musste Nun bevorzugten die meisten Astronomen mehrere Jahrzehnte lang die Theorie der Beinahe Kollision Die Planeten seien entstanden indem ein anderer Stern sich der Sonne naherte Dabei seien durch die gegenseitigen Gezeitenkrafte grosse Mengen Materie aus der Sonne und dem anderen Stern gerissen worden die dann zu Planeten kondensiert seien Wahrend der 1940er Jahre wurde die Kant Laplace Theorie nochmals leicht abgeandert Hierbei wurde die Masse der ursprunglichen Protoplaneten grosser eingeschatzt und der Mangel an Drehimpuls wurde mit der Wirkung magnetischer Krafte erklart In dieser modifizierten Form wurde die Theorie um 1960 wieder allgemein angenommen und ist es bis heute Literatur BearbeitenImmanuel Kant Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels Deutsch Frankfurt M 2005 ISBN 3 8171 3415 0 Pierre S Laplace Celestial mechanics Chelsea Publications Bronx N Y 1976 ISBN 0 8284 0214 0 5 Bde Darstellung des Weltsystems Band 1 Bucher 1 3 Von der scheinbaren Bewegung der Himmelskorper Von der wahren Bewegung der Himmelskorper Von den Gesetzen der Bewegung ubersetzt von Manfred Jacobi Franz Kerschbaum Reihe Ostwalds Klassiker Bd 301 Harri Deutsch 2008 ISBN 978 3 8171 3301 7 Darstellung des Weltsystems Band 2 Bucher 4 5 Von der Theorie der allgemeinen Schwere Abriss der Geschichte der Astronomie ubersetzt von Manfred Jacobi Franz Kerschbaum Reihe Ostwalds Klassiker Bd 302 Harri Deutsch 2008 ISBN 978 3 8171 3302 4 Joachim Ritter Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Schwabe Verlag Basel 1998 ISBN 3 7965 0115 X 12 Bde Einzelnachweise Bearbeiten Friedemann Stengel Aufklarung bis zum Himmel Emanuel Swedenborg im Kontext der Theologie und Philosophie des 18 Jahrhunderts Tubingen 2011 S 110 L Weinek Atlas der Himmelskunde 1898 p 147 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kant Laplace Theorie amp oldid 206276134