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Uber den Kanalhafen und den zugehorigen Frankenthaler Kanal war die vorderpfalzische Stadt Frankenthal Rheinland Pfalz fruher mit dem 4 km ostlich vorbeifliessenden Rhein verbunden Das zugeschuttete alte Hafenbecken ist nach aufwendiger Sanierung seit 2011 eine parkartige Erholungsanlage am ostlichen Stadtrand von Frankenthal KanalhafenHafenbecken um 1830 Blick nach WestsudwestDatenOrt Frankenthal Pfalz Baumeister Jacob DyckerhoffBauherr Kurfurst Karl TheodorBaustil HafenbeckenBaujahr 1781 1787Abriss 1954 1955Koordinaten 49 32 4 2 N 8 21 40 8 O 49 534506 8 361342 Koordinaten 49 32 4 2 N 8 21 40 8 OKanalhafen Rheinland Pfalz BesonderheitenDas fruhere Hafenbecken wurde zugeschuttet und 2011 in eine Parkanlage umgewandelt Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Anlage 3 Geschichte 3 1 Erste Arbeiten 3 2 Fertigstellung 3 3 Krieg und Hochwasser 3 4 Bedeutungsverlust und Stilllegung 4 Neuzeit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDas alte Hafenbecken liegt im Osten der Altstadt unmittelbar ausserhalb der ehemaligen Stadtmauer auf 90 m Hohe 1 Es wird im Norden durch die Strasse Am Kanal begrenzt im Suden durch die Edigheimer Strasse die Frankenthal anschliessend als B 9 in Richtung Osten verlasst und in der Nachbarstadt Ludwigshafen dann Kanaldamm heisst Die B 9 begleitet die Trasse des einstigen Kanals die heute zu drei Vierteln uber Ludwigshafener Gebiet fuhrt auf den Rhein zu Anlage BearbeitenDer Kanal folgte der alten geologischen Abflusslinie des Fuchsbachs der damals nordlich parallel der Isenach verlief und wie diese von links direkt in den Rhein mundete Der noch offen durch die Stadt fliessende Fuchsbach wurde gleich ostlich der Frankenthaler Wohnbebauung ins Hafenbecken eingeleitet die Isenach etwa 900 m ostlich in den Kanal uber einen eigens ausgehobenen Graben der sie nach Norden fuhrte und mit dem aktuellen Bachbett zwischen Kleiner Wald Monte Scherbelino und der Stadtgrenze Frankenthal Ludwigshafen identisch ist Der Fuchsbach wurde in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts oberhalb von Frankenthal aufgeteilt Seine grossere Wassermenge wird nun nach links in den Schrakelbach abgeleitet nur ein kleiner Rest fliesst noch in Lambsheim in die Isenach Der Kanal war 4467 m lang 8 bis 19 m breit und 2 m tief Er verlief von West nach Ost und mundete an der Stelle des heutigen Nordhafens der BASF in den Rhein Das Hafenbecken besass eine Lange von 95 m von West nach Ost und eine Breite von 48 m Die Stirnseite des Beckens aus massiven Sandstein quadern war die westliche Kaimauer die heute noch erhalten ist Etwa in ihrer Mitte stand wie alte Bilder belegen ein quadratisches Kranhaus mit einem holzernen Drehkran dahinter lag parallel zur Stadtmauer ein langgestrecktes Lagerhaus in dem auch die Zollbehorde untergebracht war nbsp Februar 2008 Wahrend des Umbaus nbsp November 2009 Die neue Erholungsanlage nbsp Die neue Erholungsanlage 2023 bei Tage nbsp Rest der Schleuse nbsp Erhaltenes KanalteilstuckEinzige Uberbleibsel des eigentlichen Kanals sind ein Ruckhaltebecken kurz vor dem Ende der Frankenthaler Gemarkung am Ort einer ehemaligen Schleuse 49 53616 8 377643 sowie ein etwa 300 m langes Teilstuck 49 538772 8 406454 jenseits der Gemarkungsgrenze in Ludwigshafen Pfingstweide nahe beim BASF Tor 15 Geschichte BearbeitenErste Arbeiten Bearbeiten Im Verlauf des Mittelalters verschob sich der damals noch nicht begradigte Rhein aus der Peripherie Frankenthals um mehrere Kilometer nach Osten Dies erschwerte den Handel der damals in betrachtlichem Masse uber die Wasserwege abgewickelt wurde Deshalb begann 1580 unter dem Pfalzgrafen Johann Casimir der Frankenthal drei Jahre zuvor die Stadtrechte verliehen hatte die Errichtung eines Kanals Der Pfalzgraf stellte dabei Bauholz zur Verfugung mit dem die Kanalrander gegen Unterspulung gesichert werden sollten Die Arbeiten gingen nur schleppend voran und zogen sich auch noch unter Johann Casimirs Nachfolgern hin Wahrend des Dreissigjahrigen Kriegs 1618 1648 kamen sie schliesslich ganzlich zum Stillstand Grund hierfur waren hauptsachlich die erfolglosen Belagerungen der Stadt 1621 durch die Spanier unter General Cordoba sowie 1622 durch die Kaiserlichen unter General Tilly Fertigstellung Bearbeiten nbsp Widmungsinschrift des Kurfursten Karl Theodor in der KaimauerErst eineinhalb Jahrhunderte spater wurde das Vorhaben auf Vorschlag des Geheimrats Joseph Fontanesi wieder aufgenommen Kurfurst Karl Theodor liess durch seinen Baudirektor Jacob Arnold Dyckerhoff entsprechende Plane anfertigen und stellte ab 1772 fur die Erdarbeiten 215 Soldaten seiner Mannheimer Garnison ab Bis 1781 wurde der Kanal fertiggestellt und anschliessend zwischen 1781 und 1787 das Hafenbecken gebaut das sudostlich der Altstadt unmittelbar vor der ab 1718 wieder errichteten Stadtmauer lag In die westliche Kaimauer unterhalb eines inzwischen abgerissenen Krans liess der Kurfurst der 1777 auch das Wittelsbacher Erbe in Bayern angetreten hatte nachstehende Inschrift einfugen die bis heute erhalten ist Pfaltzer oder Fremdling wenn du dieses liesest wisse Karl Theodor ein Vatter und Kurfurst der Pfaltz und Baierlandes vollendete dieses Werk 1781 Durch Se Kurfurstlichen Durchlaucht getreue Franz Albr Freyh v Oberndorff Staats und Konferenz Minister Joseph Fontanesi und Karl von Maubuisson geheime Rathe Jakob und Christoph Dyckerhoff Vatter und Sohn Hofkammerrathe 2 Die Kanalschiffe wurden von Menschen oder Pferden gezogen die sich auf Treidelpfaden bewegten Neben der Verbindung zum Rhein bewirkte der neue Kanal ein Trockenfallen der feuchten Niederungen in seiner Umgebung so dass zusatzlich etwa 5000 Morgen Ackerland gewonnen werden konnten Krieg und Hochwasser Bearbeiten Als ab 1793 franzosische Revolutionstruppen die linksrheinischen Gebiete der Kurpfalz eroberten wurden bei den Kampfen die Brucken Damme und Mauern des Kanals so erheblich beschadigt dass er nur sechs Jahre nach seiner Inbetriebnahme nicht mehr zu benutzen war Zudem brachen nachdem aufgrund des Wiener Kongresses 1815 im Folgejahr das Konigreich Bayern die Verwaltung der nun Rheinkreis genannten Pfalz ubernommen hatte bei Hochwassern in den Jahren 1816 und 1817 die ebenfalls schadhaften Rheindeiche Jedes Mal wurde anschliessend die Niederung um den Frankenthaler Kanal grossraumig uberschwemmt Dabei kam es an den Kanalanlagen zu weiteren Schaden vor allem zu Unterspulungen Erst 1821 bewilligte Bayern Gelder zur Wiederherstellung und als eine zusatzliche Schleuse von 76 m Lange gebaut worden war konnte der Kanal ab 1823 wieder befahren werden Doch schon von Oktober 1824 an schrankten neue Uberschwemmungen den Gebrauch des Kanals ein weiteres Mal ein Trotzdem wurden die Sanierungsbemuhungen noch bis 1839 fortgesetzt Bedeutungsverlust und Stilllegung Bearbeiten nbsp Die Kolner Kaiserglocke auf ein Schiff verladen 1875 im Frankenthaler KanalhafenMit dem Bau der Eisenbahnen ging die Bedeutung des Kanals immer weiter zuruck Allerdings wurde noch 1875 die in Frankenthal von Andreas Hamm gegossene und 26 Tonnen schwere Kaiserglocke des Kolner Doms auf einem der Kanalschiffe zum Rhein transportiert Endgultig stillgelegt wurde der Kanal erst im Zweiten Weltkrieg 1944 nachdem er durch Luftangriffe schwer beschadigt worden war 1954 55 wurde das fur nutzlos angesehene Hafenbecken mit 45 000 Tonnen Schutt verfullt der 1943 bei der Bombardierung Frankenthals entstanden war 1966 wurde auch der Kanal bis auf das kleine Teilstuck in Ludwigshafen Pfingstweide zugeschuttet Die Verfullung des Kanals machte es zudem notwendig die Isenach in Richtung Norden nach Morsch und Bobenheim Roxheim weiterzuleiten Neuzeit BearbeitenIm Jahre 1971 ubernahm die Stadt Frankenthal den auf ihrer Gemarkung liegenden Westteil des Kanalgelandes vom Land Rheinland Pfalz mit folgender denkmalschutzerischen Auflage Das westliche Hafenbecken ist auf einer Lange von mindestens 60 Metern zu erhalten und in die vorhandene Grunanlage so einzubinden dass die vorhandenen Kaimauern auf der verbleibenden Gesamtlange von rund 170 Metern in moglichst grosser Hohe vollstandig sichtbar bleiben 3 Auf dem Ostteil des Gelandes wurden spater das Ostparkbad und die Sporthalle Am Kanal errichtet der Westteil wurde unter Erhaltung einiger alter Treppenabgange als Grunanlage genutzt nbsp Treidler mit Schiff von Martin Adam Foeller 1976 An die historischen Bauwerke erinnern heute neben der restaurierten Stiftungstafel von 1781 sowie zusatzlichen Infotafeln vor Ort die Strasse Am Kanal sowie die Kanalstrasse Zudem schuf 1976 der Frankenthaler Kunstler Martin Adam Foeller 1911 1992 eine Bronzeplastik Der Treidler und widmete sie den Menschen die einst die Kanalschiffe gezogen haben 1977 oder 1978 wurde die Plastik durch Max Carius gegossen 2014 kam sie nach Frankenthal zuruck und wurde am Kanalhafen aufgestellt 4 Auch der Kunstverein Die Treidler hat sich nach dem alten Berufszweig benannt Am 9 August 2007 begann im Rahmen des 2001 ausgerufenen Burgerprojekts Gestaltung der Grunanlage im ehemaligen Hafenbecken des Frankenthaler Kanals die Umgestaltung des Hafenbeckens zusammen mit dem angrenzenden Reststuck der Stadtmauer zu einer Erholungsanlage 5 Im November 2009 war das Projekt im Prinzip beendet es waren 230 000 Euro in die Umgestaltung investiert worden Allerdings verzogerte sich die Eroffnung der Anlage denn auf Verlangen der Gemeindeunfallversicherung mussten noch ein Gelander fur 15 000 Euro errichtet und die Treppen fur 20 000 Euro saniert werden Zudem wurde in dieser Zeit an der neuen Beleuchtung durch Vandalismus ein Schaden von 9000 Euro verursacht 6 Die zusatzlichen Arbeiten liessen die Gesamtkosten auf 282 000 Euro anwachsen von denen uber 100 000 Euro durch Geld und Sachspenden sowie personliche Arbeitsleistung gedeckt werden konnten und die Inbetriebnahme als Erholungsanlage konnte erst 2011 erfolgen 5 Literatur BearbeitenVolker Christmann Frankenthal Ein verlorenes Stadtbild 1 Auflage Wartberg Verlag Gudensberg Gleichen 1995 Peter Ruf Der Frankenthaler Kanal Veroffentlichungen des Stadtarchivs Ludwigshafen am Rhein Band 14 Ludwigshafen 1991 ISBN 3 924667 17 9 Weblinks BearbeitenBurgerprojekt Kanalhafen auf der Website der Stadt FrankenthalEinzelnachweise Bearbeiten Hohe und Lage des Kanalhafens auf Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland Pfalz LANIS Karte Hinweise abgerufen am 14 Januar 2021 Anna Maus Die Geschichte der Stadt Frankenthal und ihrer Vororte 1970 S 76 Die Rheinpfalz Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung Ludwigshafen 20 Juni 2007 huf Claudia Hufner Treidler zuruck am Kanal In Die Rheinpfalz Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung Ludwigshafen 20 September 2014 a b Burgerprojekt Kanalhafen Stadt Frankenthal abgerufen am 14 Januar 2021 Die Rheinpfalz Lokalausgabe Frankenthaler Zeitung Ludwigshafen 26 November 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanalhafen Frankenthal amp oldid 234645529