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Das ehemalige Kabinetthaus ist ein reprasentatives Bauwerk des 18 Jahrhunderts in der Innenstadt von Potsdam am Neuen Markt Es besitzt die Adresse Am Neuen Markt 1 und bildet die Eckbebauung zwischen der Schlossstrasse und dem Neuen Markt Das ursprunglich als burgerliches Wohnhaus errichtete Gebaude ist 1765 mit dem benachbarten Eckhaus in der Schwertfegerstrasse 8 verbunden worden der so entstandene Gebaudekomplex bildete fur etwa 20 Jahre die Potsdamer Residenz das Kronprinzen Friedrich Wilhelm Im Anschluss wurde er als Ingenieurakademie verwendet Seinen Namen erhielt das Gebaude durch die Nutzung durch das konigliche Kabinett ab 1833 Am Neuen Markt 1 im Sommer 2008Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Am Neuen Markt 1 2 2 Schwertfegerstrasse 8 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Haus am Neuen Markt wurde im Jahr 1753 anstelle eines Vorgangerbaus als burgerliches Wohngebaude fur den Landprediger Krumbholz und dessen Familie errichtet Daher ist das Gebaude auch unter dem Namen Krumbholzsches Haus bekannt Der Neubau wurde durch Konig Friedrich II im Zuge der unter seiner Regierung vorangetriebenen Umgestaltung Potsdams veranlasst Nach dem Tod des Predigers liess Friedrich II das Haus fur vier hundert Thaler jahrlichen Zins 1 mieten und im Inneren mit dem benachbarten Eckhaus in der Schwertfegerstrasse 8 verbinden Von 1764 bis 1786 diente dieser Gebaudekomplex dem Neffen Friedrichs II dem spateren Konig Friedrich Wilhelm II als Wohnsitz Das Gebaude wurde innen zwar standesgemass eingerichtet eine dem preussischen Kronprinzen angemessene Residenz war damit allerdings nur bedingt entstanden Ungeachtet sehr vieles darinnen geandert eine sehr gute eichene Treppe mit geschweiften Stufen erbauet und zu Beschlagen der Wande viel seiden Zeug und Gallonen hiernachst Spiegel Tische Stuhle Betten u s m angeschafft wurden so blieb es doch immer als ein ehemaliges Burgerhaus fur einen grossen Prinzen viel zu enge und unbequem 2 In dem Eckhaus wurde der spatere Konig Friedrich Wilhelm III geboren Sehr wahrscheinlich kam auch Wilhelm von Humboldt dort zur Welt Dessen Vater war Kammerherr bei der Kronprinzessin Elisabeth der ersten Frau des Kronprinzen Friedrich Wilhelm Zwischen 1788 und 1806 war das gesamte Gebaude Sitz der Koniglichen Ingenieurs Akademie einer halb zivilen halb militarischen Einrichtung Abkommandierte Offiziere lehrten hier uberwiegend militarische Facher darunter Festungsbau und Ballistik Es wurden aber auch naturwissenschaftliche Facher wie Mathematik und Bauzeichnen gelehrt die aber auf die militarische Ausbildung ausgerichtet waren Im Jahr 1807 wurde die Ingenieurs Akademie wieder geschlossen Grunde dafur waren das Desinteresse Friedrich Wilhelm III an der Wissenschaft und die Besetzung Potsdams durch napoleonische Truppen Im damaligen Akademiegebaude lebte von 1788 bis 1806 mit seiner grossen Familie Generalmajor Bonaventura von Rauch seit 1788 Lehroffizier und von 1796 bis 1806 Direktor der Ingenieurakademie Im Akademiegebaude wuchsen u a auf seine beiden Sohne Leopold und Friedrich Wilhelm von Rauch beide wie ihr Vater spater Generale der preussischen Armee und Tochter Cecilie die mit Gustav Freiherrn von Maltzahn Graf von Plessen 1788 1862 Majoratsherr auf Ivenack in Mecklenburg verheiratet war Ab 1833 nutzte das konigliche Kabinett das Gebaude das nunmehr den Namen Kabinetthaus erhielt Ab 1900 war das Kabinetthaus nochmals Kronprinzenwohnung fur den 18 jahrigen Wilhelm von Preussen 3 Nach dem Ersten Weltkrieg blieb das Gebaude oft ungenutzt Es diente zeitweilig dem ehemaligen Prinzen Oskar von Preussen als Wohnsitz Spater wurde das Kabinetthaus teilweise vom Katasteramt genutzt wahrend ein anderer Teil als normales Wohnhaus diente Wahrend der DDR Zeit waren dort Buros der Geodatisch Kartographischen Inspektion untergebracht Das Kabinetthaus wurde von 1999 bis 2002 mit hohem denkmalpflegerischem Aufwand restauriert Heute befindet sich hier unter anderem das Zentrum fur Zeithistorische Forschung und die Potsdam Tourismus Service PTS der TMB Tourismus Marketing Brandenburg GmbH Architektur BearbeitenAm Neuen Markt 1 Bearbeiten nbsp Am Neuen Markt Nr 1 im Fruhjahr 2001Das Eckhaus zur Schlossstrasse besitzt zur Strasse Am Neuen Markt elf und an der Schmalseite funf Fensterachsen Das unterkellerte Gebaude verfugt uber zwei Vollgeschosse und ein Mezzaningeschoss in der Attikazone Erd und Obergeschoss sind mit einer die Fenster umgreifenden Lisenengliederung versehen Die Erdgeschossfenster werden von geohrten Faschen umrahmt unterhalb der Sohlbanke sind plastische Tuchgehange angeordnet Die Rucklagen um die Fenster sind mit einer Putznutung gegliedert Die Mittelachsen beider Fassaden sind durch besonders geschmuckte Eingange betont Schmuckelement der Hauptfassade ist ein uber dem Zufahrtstor angebrachter freitragender Balkon der von einem Mohren und einer Mohrin als Karyatiden gestutzt wird Die Sandsteinskulpturen stammen von Friedrich Christian Glume 4 Im Scheitel des Tores wird der Balkon von einem geschweiften Schlussstein unterstutzt Die Balkonbrustung aus Sandstein ist als Flechtwerkornament gearbeitet Die mittlere Achse der Fassade zur Schlossstrasse besass einen heute nur noch als Fenster genutzten Eingang mit davorliegender Freitreppe Die ehemalige Haustur wird von einem profilierten Sandsteingewande mit abgerundeten Ecken gerahmt Im Scheitelpunkt befindet sich ein geschwungener Schlussstein mit daruberliegender waagerechter Verdachung Der Raum zwischen Turrahmung und Verdachung wird durch plastische Blumengehange geschmuckt Im Obergeschoss ist die Lisenengliederung um die Fenster um eine weitere Ebene erganzt An den Gebaudeecken ist den Lisenen jeweils ein ionischer Pilaster aufgesetzt Die ebenfalls von Faschen gerahmten Fester werden hier mit Ausnahme der Mittelachse der Hauptfassade von auf kleinen seitlichen Konsolen aufsitzenden Dreiecksverdachungen bekront Die Verdachungen sind mit muschelformigen Ornamenten gefullt Die Sohlbanke der Fenster werden von seitlich ein Ornamentfeld aus Flechtband flankierenden Konsolen unterstutzt Die Balkontur in der Mittelachse ist abweichend von allen ubrigen Fassadenoffnungen mit einem Rundbogen versehen Dessen Mitte wird von einem Schlusssteinkopf mit begleitenden pflanzlichen Ornamenten verziert Das Obergeschoss wird durch ein ausladendes Hauptgesims abgeschlossen welches axial zu den Lisenen zwischen den Fenstern mit kleinen Konsolen gegliedert ist Das daruberliegende Attikageschoss mit seinen querrechteckigen in die glatte Wandflache eingeschnittenen kleinen Fenstern verfugt uber keine Gliederungselemente Die hochrechteckigen Fenster der beiden Hauptgeschosse sind mit mittig angeordneten Kampfern symmetrisch geteilt Die Balkontur ist abweichend dazu in unterschiedlich grosse Rechtecken unterteilt die mit gekurvten Ziersprossen versehen sind Diese aufwendige in Potsdam einmalige Form fuhrt Mielke auf den Einfluss des Kronprinzen Friedrich Wilhelm zuruck 5 Im Inneren hat sich die sehr aufwendig gearbeitete gewundene Treppe aus Eichenholz erhalten Diese ist nach dem Zeugnis Mangers erst im Zusammenhang mit der Einrichtung des Hauses als kronprinzliche Wohnung 1765 eingefugt worden 6 Eine eindeutige Zuschreibung des Entwurfs an einen Architekten konnte bisher nicht erfolgen Manger vermutete einen Berliner Architekten da den damals in Potsdam arbeitenden Baumeistern Johann Boumann und Carl Ludwig Hildebrandt neben deren praktischer Tatigkeit nicht genug Zeit geblieben sei um sich mit eigenen Erfindungen beschaftigen zu konnen 7 Heute wird die Gestaltung des Gebaudes mehrheitlich Friedrich Wilhelm Diterichs zugeschrieben 8 Schwertfegerstrasse 8 Bearbeiten nbsp Schwertfegerstrasse 8 im Fruhjahr 2009Das schlichte Eckgebaude weist zur Schwertfegerstrasse sieben und zur Strasse Am Neuen Markt vier Fensterachsen auf Uber einem oben von einem Gurtgesims abgeschlossenen genuteten Erdgeschoss mit einfach eingeschnittenen Fensteroffnungen erheben sich eineinhalb Etagen Die Fenster des ersten Obergeschosses sind mit umlaufenden Faschen gerahmt die Fenster des als Mezzanin ausgefuhrten zweiten Obergeschosses sind uber zwei dunnen Gurtgesimsen wiederum einfach in die Fassadenflache eingeschnitten Das Dach sitzt ohne Attika direkt dem auskragenden Hauptgesims auf Die mittlere Eingangsachse zur Schwertfegerstrasse ist als Mittelrisalit besonders betont Das Zugangstor befindet sich in einem schwachen Fassadenvorsprung der uber dem Erdgeschoss von einem profilierten Gesims abgeschlossen wird Dieses wird seitlich durch Konsolen und in der Mitte durch einen schlichten Schlussstein gestutzt Die beiden Obergeschosse werden uber dem Portal und an den Gebaudeecken durch Lisenen zusammengefasst die unter dem Hauptgesims mit Konsolen geschmuckt sind Das Mittelfenster des ersten Obergeschosses verfugt uber eine gerade Verdachung Mielke hat den ursprunglichen Grundriss des Gebaudes 1972 publiziert 9 Der Entwurf des 1765 errichteten Hauses stammt von Heinrich Ludwig Manger 10 Literatur BearbeitenHeinrich Ludwig Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam besonders unter der Regierung Konig Friedrichs des Zweiten Erster und Zweiter Band Berlin und Stettin 1789 Dritter Band Berlin und Stettin 1790 Reprint Leipzig 1987 Friedrich Mielke Das Burgerhaus in Potsdam Tubingen 1972 ISBN 3 8030 0017 3 und ISBN 3 8030 0016 5 Rat der Stadt Potsdam Hrsg 1000 Jahre Potsdam Blatter aus der Stadtgeschichte Teil I 1987 FG 010 001 88 Christiane Theiselmann Potsdam und Umgebung DuMont Koln 2 Auflage 1996 ISBN 3 770 13129 0 Vor 90 Jahren Ein Beitrag zur Geschichte des preussischen Ingenieur Corps In Neue Militarische Blatter IX Band 1879 S 1ffWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kabinetthaus Sammlung von Bildern Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09155015 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg Spurensuche Artikel auf potsdam de Artikel Kabinetthaus im PotsdamWikiEinzelnachweise Bearbeiten Manger 1789 S 283 Manger 1789 S 283 Jorg Kirschstein Kaiserkinder Die Familie Wilhelms II in Fotografien MatrixMedia Gottingen 2011 ISBN 978 3932313417 S 18 online PDF 589 kB Manger 1789 S 175 Mielke 1972 S 390f Abb 243 Mielke 1972 Abb Tafeln 272 und 273 Manger 1789 S 176 Paul Sigel Silke Dahmlow Frank Seehausen Lucas Elmenhorst Architekturfuhrer Potsdam Berlin 2006 ISBN 3 496 01325 7 S 10 Mielke 1972 S 188 Abb 90 Manger 1790 S 644 unter Punkt 5 52 395886111111 13 057922222222 Koordinaten 52 23 45 2 N 13 3 28 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kabinetthaus amp oldid 223774991