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Das Aussenlager Gorlitz war eine Aussenstelle des Konzentrationslagers Gross Rosen in der Stadt Gorlitz Im Volksmund wird das Lager auch als KZ Biesnitzer Grund bezeichnet obwohl es niemals den Status eines eigenstandigen Konzentrationslagers hatte und im Stammlager Gross Rosen als Aussenlager Gorlitz gefuhrt wurde Das Lager existierte von August 1944 bis zum Kriegsende am 8 Mai 1945 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Entstehung und Aufbau des KZ Aussenlagers 3 Haftlinge 3 1 Haftlingstransporte ins Mannerlager 3 2 Funktionshaftlinge 4 Lagerleitung und Wachmannschaften 5 Zwangsarbeit 6 Todesmarsch 7 Gedenken 8 Literatur 9 EinzelbelegeVorgeschichte BearbeitenDie Waggon und Maschinenbau AG Gorlitz WUMAG pachtete 1939 das Gelande der ehemaligen Ziegelei Roscher von der Stadt Gorlitz um dort ein Barackenlager fur Zwangsarbeiter zu errichten Zunachst quartierte man dort 300 franzosische Kriegsgefangene ein Nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion inhaftierte man so genannte Ostarbeiter im Lager Im November 1940 erklarte man die WUMAG zum kriegswichtigen Unternehmen Dies war die Voraussetzung fur die Errichtung eines Zentralen Arbeitslagers ZAL der Organisation Schmelt Ende April 1943 Zwischen 270 und 350 judische Haftlinge aus Oberschlesien arbeiteten bis April 1944 fur die WUMAG und wurden nach der Liquidierung des ZAL Gorlitz in das KZ Aussenlager Kittlitztreben gebracht Das ZAL Gorlitz sowie 27 weitere Lager der Organisation Schmelt liess Adolf Eichmann dem KZ Gross Rosen unterstellen Entstehung und Aufbau des KZ Aussenlagers Bearbeiten nbsp Die ehemalige KrankenbarackeDie erste Erwahnung fand das KZ Aussenlager Gorlitz am 9 Juni 1944 in einem Bericht des SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamtes Am 8 August desselben Jahres ubernahm Winfried Zunker den Posten des Lagerfuhrers Das Lager war umgeben von vier Wachturmen und einem funf Meter hohen elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun Ein weiterer Zaun teilte das Lager in zwei Teile Der kleinere sudlich gelegene Teil bildete ab September 1944 das Frauenlager und der ubrige Teil das Lager war fur die mannlichen Gefangenen bestimmt Das Frauenlager bestand aus drei das Mannerlager aus sechs holzernen KZ Baracken Eine der beiden Krankenbaracken wurde um 1950 hinter der Pfarrei der Heilig Kreuz Kirche wieder errichtet Sie diente bis in die 1970er Jahre als Jugendhaus der katholischen Kirchengemeinde und steht heute noch an Ort und Stelle 1 Haftlinge BearbeitenDie Insassen des Lagers stammten zum Grossteil aus dem Generalgouvernement bzw Oberschlesien und Ungarn bzw der Karpato Ukraine Ferner waren auch Rumanen Deutsche Griechen Niederlander und Tschechoslowaken unter ihnen Im Frauenlager befanden sich bis Februar 1945 ausschliesslich 300 Polinnen und Ungarinnen Haftlingstransporte ins Mannerlager Bearbeiten 10 August 1944 25 Deutsche aus Gross Rosen Mitte August 1944 225 aus der Slowakei Nordungarn und der Karpatho Ukraine uber Auschwitz Ende August 1944 400 Manner aus Ungarn uber das KZ AL Funfteichen 18 19 September 1944 550 Manner aus Litzmannstadt uber AuschwitzFunktionshaftlinge Bearbeiten Oberster Funktionshaftling war der Lageralteste Herman Czech ein deutscher Krimineller Als Lagerkapos amtierten der polnische Jude Jakob Tannenbaum und sein Landsmann Schneebau Daruber hinaus gab es neun Blockalteste die jeweils einen Block Barackenteil kontrollierten und Arbeitskapos seidel 1 Lagerleitung und Wachmannschaften BearbeitenDer zustandige Lagerkommandant fur das KZ Aussenlager Gorlitz sowie fur die Aussenlager Bautzen Kamenz Kratzau Niesky und Zittau war Erich Rechenberg der mit seiner Familie in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lager in einer Holzbaracke lebte Rechenberg wurde beim Fronteinsatz bei der Wehrmacht mehrfach verwundet und schliesslich nach Auschwitz zur SS versetzt seidel 2 Der gelernte Gartner Winfried Zunker 1917 1946 war seit August 1944 Lagerfuhrer im KZ Aussenlager Gorlitz Bereits 1936 trat er in die SS ein und kampfte wahrend des Krieges in der Leibstandarte SS Adolf Hitler bevor er als Buroangestellter bei der Sicherheitspolizei SiPo in Breslau arbeitete Die Wachmannschaften des Lagers bildeten das 9 SS Totenkopfbataillon das sich aus alteren Reservisten und Weltkriegsveteranen zusammensetzte seidel 3 Zwangsarbeit BearbeitenZwischen August 1944 und April 1945 arbeiteten bis zu 1 450 meist judische Haftlinge in den Gorlitzer Waggon und Maschinenbau AG WUMAG bzw bei Dienstleistungsunternehmen die fur die WUMAG tatig waren seidel 4 Es gibt auch Vermutungen wonach etwa 25 Haftlinge auf dem Gorlitzer Stadtgut in der Gemeinde Kunnerwitz in der Landarbeit eingesetzt wurden 25 bis 50 Haftlinge arbeiteten innerhalb des Lagers als Handwerker Koche und Kutscher Die Gefangenen erhielten schlechte Verpflegung und waren immer wieder den Misshandlungen ihrer Wachter ausgesetzt Die tagliche Arbeitszeit betrug mit Ausnahme des Sonntags zwolf Stunden Todesmarsch BearbeitenAm 11 Februar 1945 befahl NSDAP Kreisleiter Bruno Malitz auf Grund des Vorruckens der Roten Armee die Evakuierung des Lagers Wahrend dieses Evakuierungsmarsches fanden Erschiessungen kranker und gehunfahiger Haftlinge statt Der Marsch fuhrte durch die Dorfer Kunnerwitz Friedersdorf Sohland Lehdehauser und die Buschschenke nach Berthelsdorf und schlussendlich nach Rennersdorf wo sie im provisorischen KZ Aussenlager Rennersdorf untergebracht wurden Ungefahr 25 Gefangene die aus gesundheitlichen Grunden nicht in der Lage waren den Marsch anzutreten erschoss das Wachpersonal noch vor Abmarsch Etwa 40 Haftlinge blieben in Gorlitz zuruck Malitz ordnete am 8 Marz den Ruckmarsch an um die verbleibenden Haftlinge fur Schanzarbeiten und zur Errichtung von Panzersperren einzusetzen Am 8 Mai 1945 wurden die Gefangenen durch die sowjetische Armee befreit Nach Ende des Krieges wurde in den Prozessen gegen Oberburgermeister Hans Meinshausen und NSDAP Kreisleiter Bruno Malitz bekannt dass das KZ Biesnitzer Grund auch als Hinrichtungsort fur sowjetische Kriegsgefangene diente seidel 5 Gedenken BearbeitenAuf dem Judischen Friedhof in Gorlitz sind 323 ehemalige Gefangene des Lagers begraben Fur die im KZ ermordeten und auf dem Friedhof bestatteten judischen Haftlinge wurde dort 1951 ein Mahnmal eingeweiht 2 1959 setzten Schuler und Lehrer der Melanchthonschule einen Gedenkstein das Frobeldenkmal zu Ehren der Haftlinge und ihrer Angehorigen Als Standort wurde ein Platz gewahlt an dem die Haftlinge taglich vorbei marschieren mussten 3 In den 30 Jahren nach seiner Errichtung fanden dort mehrere Gedenkfeierlichkeiten und Appelle statt 2003 wurde das Denkmal restauriert wobei auch Mittel aus der Altstadtmillion zum Einsatz kamen 4 Weitere Gedenkorte fur die Opfer des KZ Aussenlagers Gorlitz befinden sich in Deutsch Paulsdorf an der Waage und auf dem Rennersdorfer Friedhof Literatur BearbeitenNiels Seidel Die KZ Aussenlager Gorlitz und Rennersdorf 1944 45 Ein Beitrag zur Aufarbeitung der Geschehnisse im KZ Gross Rosen Neisse Verlag 2008 256 S S 45 ff S 71 ff S 72 f S 81 ff S 184 Kurt Wolf Das KZ Aussenlager Gorlitz Biesnitzer Grund Stadtverwaltung Gorlitz 2005 Shlomo Graber Schlajme Von Ungarn durch Auschwitz Birkenau Funfteichen und Gorlitz nach Israel Judische Familiengeschichte 1859 2001 HARTUNG GORRE Verlag 2002 160 S Wolfgang Benz Barbara Diestel Hrsg Orte des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 6 Natzweiler Gross Rosen Stutthof Verlag C H Beck Munchen 2007 Karl Heinz Grafe Hans Jurgen Topfer Ausgesondert und fast vergessen KZ Aussenlager auf dem Territorium des heutigen Sachsen Dresden 1996 LG Hamburg 6 November 1951 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VIII bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1972 Nr 297 S 801 812 Misshandlung judischer Mithaftlinge zum Teil mit Todesfolge Urteil gegen den Blockaltesten Adolf Eichner Einzelbelege Bearbeiten Gorlitzer Lokalteil der Sachsischen Zeitung Sensationelle Entdeckung in der Innenstadt 26 Januar 2013 Der judische Friedhof in Gorlitz Abgerufen am 21 Mai 2013 Denkmal Biesnitzer Grund Europastadt Gorlitz Zgorzelec archiviert vom Original am 17 Juli 2012 abgerufen am 21 Mai 2013 siehe Gorlitzer Sammlungen fur Geschichte und Kultur Kulturhistorisches Museum Gorlitz Hrsg Das Wunder der Gorlitzer Altstadtmillion Bonn Monumente Publikationen 2017 ISBN 978 3 86795 129 6 Seite 290 Ubersicht uber die einzelnen Massnahmen Restaurierung des Denkmals fur das ehemalige KZ Biesnitzer Grund und Herstellung einer Inschrift 51 142222222222 14 964444444444 Koordinaten 51 8 32 N 14 57 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenlager Gorlitz amp oldid 233869128