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Die Uberschwemmung des Dorfbachs von Kusnacht im schweizerischen Kanton Zurich am 8 Juli 1778 zerstorte zahlreiche Gebaude und riss 63 Menschen in den Tod Kusnacht vor 1778Stich von Heinrich Bruppacher Inhaltsverzeichnis 1 Vor der Flut 2 Die Flutwelle 3 Nach dem Ungluck 4 Wiederaufbau 5 Dokumentation 6 Sage 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVor der Flut BearbeitenDem Ungluckstag vorausgegangen waren drei Tage schwuler und druckender Hitze Ein fur die Jahreszeit ungewohnter Nebelteppich wurde am Vormittag durch einen kuhlen Nordwind aufgelost Am Nachmittag blitzte und donnerte es ein Regenschauer liess bald wieder nach Am spateren Nachmittag brauten sich von mehreren Seiten dunkle Wolken zusammen Heftige Scherwinde trieben die Wolkenmassen an den Kusnachterberg der sich oberhalb des Orts zur Forch hochziehenden westlichen Flanke des Pfannenstiel Hohenzugs Dort entluden sich die Wolken sintflutartig in einem gewaltigen Gewitter Am heftigsten regnete es zwischen 19 und 20 Uhr wahrend gleichzeitig der Himmel voller Feuer stand wie ein Augenzeuge berichtete Nach 21 Uhr schwachte sich das Unwetter ab um 22 Uhr kehrte Ruhe ein Die Wolken verzogen sich der Mond schien Die Flutwelle BearbeitenDie riesigen Wassermassen die in der weiten flachen Mulde zwischen Zumikon und Limberg niedergegangen waren sammelten sich wie in einem Trichter am tiefsten Punkt bei der Tobelmuhle im Bachbett des Tobelbaches oberhalb Kusnacht nordlich des Weilers Limberg Sogleich trat der Kusnachter Dorfbach uber die Ufer und zerstorte Wohnhaus und Betriebsgebaude des Landwirts Mullers und Sagereibesitzers Schulthess Genahrt durch Zuflusse aus mehreren Seitenbachen entwurzelten die Wassermassen auf ihrem Weg durch das enge Kusnachter Tobel zahlreiche Baume losten Erdrutsche aus und rissen Steinblocke mit sich Keine Stunde nach Beginn des Unwetters erreichten die Fluten gegen 22 Uhr den Ausgang des Tobels oberhalb des Dorfes Die Flutwelle traf das Dorf mit seiner noch schlafenden Bevolkerung unvorbereitet und mit gewaltiger Wucht Am oberen Ende des Dorfes prallte die Welle bei der oberen Muhle auf die eben fertiggestellte Steinbrucke wo sie durch das noch nicht entfernte Gerust kurz aufgehalten wurde und sturzte sich darauf mit umso grosserer Kraft auf das Dorf Das erste Haus das dem Wasser zum Opfer fiel war das Dreifamilienhaus der Familien Kuser Hardmeyer und Fenner 17 Bewohner kamen ums Leben darunter sieben Kinder Weiter bachabwarts starben 28 Menschen in den Trummern ihrer Hauser auch das damalige Schulhaus an der Stelle des heutigen Jorgenhauses fiel den Wassermassen zum Opfer Zwischen Obermuhle und reformierter Kirche kamen allein 48 Menschen ums Leben Augenzeugen versicherten das Wasser sei im oberen Dorfkern auf eine Hohe von zwanzig Schuh rund sechs Meter angestiegen eine Hohe die ausreichte auch die oberen Stockwerke der Hauser zu uberfluten Nach den Verheerungen im oberen Dorfteil erreichte der Bach mit ungebrochener Kraft die weiter seewarts stehenden Hauser riss Brucken weg zerstorte den Friedhof und schwemmte Gebeine und Sarge in den See hinaus Betroffen waren auch Teile der 2018 entdeckten Grablegungen aus dem 9 bis 11 Jahrhundert 1 2 Am linken Ufer wurde die Dorfmetzgerei zerstort und das Kornhaus des Amtshauses der ehemaligen Johanniterkomturei bei der heutigen Kantonsschule Darauf verliess der Bach sein Bett und schoss anstatt dem sudlichen abzweigenden Bogen zu folgen geradeaus direkt dem Zurichsee zu wo er die Untere Schmiede von Hans Rudolf Weinmann und die Untere Muhle von Josua Trueb zerstorte Niemand uberlebte 15 Menschen starben Nach dem Ungluck BearbeitenAm folgenden Morgen bot sich den verstorten Uberlebenden ein erschutterndes Bild Der Bach hatte vom Ausgang des Tobels bis zum See ein breites Band der Zerstorung geschlagen Entwurzelte Baume Felsblocke Balken umgesturzte Wagen Fasser Kies und Schlamm lagen beidseits des Bachbetts aufgehauft Sieben Opfer wurden aufgefunden 56 blieben unter den Trummern ihrer Hauser oder wurden in den See hinaus geschwemmt Am 12 Juli hielt Pfarrer Johann Heinrich Meister in der reformierten Kirche Kusnacht einen Trauergottesdienst nbsp Zerstorte Hauser nbsp Uberschwemmte Gebiete nbsp Vor dem Unwetter gegen Westen nbsp gleiche Ansicht nach dem Unwetter nbsp Sicht gegen OstenNoch in der Unglucksnacht verfasste der Kusnachter Amtmann Escher einen Bericht an die Regierung und bat um sofortige Hilfe Bereits am nachsten Morgen traf eine Abordnung der Regierung unter der Leitung von Oberstleutnant Salomon Landolt ein und begann mit der Organisation der Aufraumarbeiten Am gleichen Tag eilten Hilfsmannschaften aus den umliegenden Dorfern und aus anderen Regionen des Kantons herbei In den ersten sieben Wochen leisteten zwischen 100 und 350 Manner Frondienst in Kusnacht Um die schweren Steinblocke zu entfernen entwarf der deutsche Konstrukteur August Rentloy aus Augsburg der zufalligerweise im Haus zum Schwert logierte eigens eine starke Hebemaschine Zahlreiche Gegenstande des taglichen Gebrauchs wurden vom Bach weit in den See hinausgetragen und von den Wellen bis hinauf nach Stafa Wadenswil und Horgen getrieben Die Sachen wurden eingesammelt gereinigt fein sauberlich registriert und auf dem Seeweg mit Flossen und Booten den Kusnachtern zuruckgebracht Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Plan der Korrektion des DorfbachsUm dem Bach ein neues und sicheres Bachbett zu graben wurde der renommierte Baumeister Hans Ulrich Grubenmann beigezogen der den Kusnachtern vorschlug ein 15 Meter breites auf beiden Seiten verbautes Bachbett zu graben Zudem wurde der naturliche sich durchs Dorf schlangelnde Bachverlauf in einen Kanal gezwungen der vom Tobelausgang in gerader Linie zum See fuhrte Die Leitung der Arbeiten hatte der Zurcher Ingenieurhauptmann Romer Weitere bauliche Massnahmen wurden 1878 anlasslich einer weiteren Uberschwemmung des Kusnachter Dorfbachs in die Wege geleitet Die Hilfsbereitschaft der Zurcher Gemeinden und Bevolkerung war gross Am 29 November 1778 ordnete der Regierungsrat eine separate Kirchensteuer an die den Betrag von 30 000 Gulden einbrachte Dokumentation BearbeitenUber die Katastrophe ist man gut informiert Der ursprunglichste und ausfuhrlichste Bericht stammt von Pfarrer Johann Rudolf Schinz 1745 1790 damals Pfarrer in Uitikon Auf seiner Schilderung beruhen wohl auch die meisten spateren Beschreibungen des Hergangs Ein weiterer Bericht findet sich im 14 Kapitel des Buches Salomon Landolt von David Hess An einem der Hauser ostlich des Gemeindehauses die vom Unwetter verschont blieben ist die heute fast unglaublich scheinende Hohe des Hochwassers eingezeichnet nbsp Kusnachter Dorfbach nach dem Verlassen des Tobels nbsp Anzeige des nbsp hochsten WasserstandesSage BearbeitenDie steten Uberschwemmungen und Verwustungen fanden ihren Niederschlag in der Sage Der Drache vom Kusnachter Tobel Die Geschichte erzahlt von einem Drachen der immer wieder aus seiner Hohle im Tobel ausbricht und alles verschlingt was ihm begegnet Ein Ritter setzt dem Spuk mit Hilfe einer geweihten Kerze seines Schwerts und Unserer Lieben Frau die den Drachen mit einer diamantenen Kette an den Felsen band ein Ende Im oberen Teil des Tobels liegt das nach der Sage benannte Drachenloch eine Hohle in der Seitenwand des Tobels So ist auch die katholische Kirche Kusnachts dem heiligen Georg geweiht dem Drachentoter Literatur BearbeitenKusnachter Jahresblatter 1966 Bericht von Karl Beck Online Kusnachter Jahresblatter 1967 Bericht von Hans Gattiker und Pfarrer Schinz Online Kusnachter Jahresblatter 1978 Bericht von Alfred Egli Online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kusnachter Uberschwemmung 1778 Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Lena Schenkel Mittelalterliches Graberfeld unter der Kantonsschule Kusnacht entdeckt In Neue Zurcher Zeitung 25 April 2018 nzz ch abgerufen am 29 Juni 2018 Daniel Fritzsche Die Toten unter dem Singsaal Eine Zurcher Schule uberrascht Archaologen mit einem gruseligen Fund In Neue Zurcher Zeitung 26 Juni 2018 nzz ch abgerufen am 29 Juni 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kusnachter Uberschwemmung 1778 amp oldid 234838225