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Julius Carl Friedrich Pintsch 6 Januar 1815 in Berlin 20 Januar 1884 in Furstenwalde war ein deutscher Klempnermeister und Unternehmer Nach ihm sind das Pintsch Gas System und die Pintsch Boje benannt 1 Julius Pintsch 1815 1884 Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Selbststandigkeit 2 Aufstieg zum Industriellen 2 1 Von der Mitte des 19 Jahrhunderts bis zum Tod des Firmengrunders 2 2 Von 1884 bis 1945 2 3 Weiterfuhrung von Teilen des Unternehmens 2 4 Beispiele von Erzeugnissen der Julius Pintsch Aktiengesellschaft 3 Geschichte der Gebaude 4 Familie 5 Ehrungen 5 1 Denkmal 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusbildung und Selbststandigkeit BearbeitenJulius Pintsch absolvierte bis 1833 eine Klempnerlehre Als Geselle ging er nach altem Brauch auf die Wanderschaft und war drei Jahre in Dresden tatig Wieder zu Hause in Berlin arbeitete Pintsch funf Jahre lang bei der Firma Koeppen amp Wenke einer Lampen und Lackierwarenfabrik Er legte in dieser Zeit die Meisterprufung bei der Berliner Klempner Innung ab und grundete am 26 April 1843 am Stralauer Platz 4 in Berlin Friedrichshain in einem Kellerraum seine eigene kleine Werkstatt Die Stadt Berlin hatte sich zu der Zeit entschlossen eine eigene Gasversorgung speziell fur die Strassenbeleuchtung aufzubauen und errichtete dafur eine weitere Gasanstalt am Stralauer Platz also ganz in der Nahe der Werkstatt von Julius Pintsch In der Folge erhielt er von den Berliner Gaswerken Gasag Reparaturauftrage und kam auf diese Weise fruhzeitig mit der Gastechnik in Beruhrung Viele der bis dahin teuer aus England eingefuhrten Geratschaften waren reparaturanfallig sodass fur Julius Pintsch der Gedanke nahe lag bessere Armaturen und Apparate zu produzieren Im Jahr 1847 stellte er einen sorgfaltig gebauten Gasmesser eigener Konstruktion vor Aufstieg zum Industriellen BearbeitenVon der Mitte des 19 Jahrhunderts bis zum Tod des Firmengrunders Bearbeiten Im Jahr 1848 erwarb Julius Pintsch das Haus Stralauer Platz 6 7 und liess eine Fabrik errichten in welcher die neuen Messgerate serienmassig produziert werden konnten Jedoch dauerte es noch mehrere Jahre bis ihm der Berliner Magistrat 1851 einen Auftrag uber 50 Gasmesser erteilte Die uberlegene Qualitat dieser Gerate fuhrte dann zu weiteren Bestellungen aus anderen Stadten und sogar aus dem Ausland Der Bedarf war immens weil Gasmesser eine notwendige Voraussetzung fur die Installation von Gasbeleuchtung in Privathausern waren Die Auftragslage entwickelte sich in den folgenden Jahren derart positiv dass Pintsch 1863 eine Fabrik in der Andreasstrasse 73 eroffnen konnte Er firmierte nun unter Fabrikant fur Gasmesser und Gasapparate ausserdem hatte sich im gleichen Haus in der zweiten Etage sein Bruder Richard Pintsch als weiterer Produzent von Gasmessern eingerichtet 2 und beschaftigte zunachst 60 Arbeiter 3 Mit diesem Erweiterungsbau legte Julius Pintsch den Grundstein fur den steilen Aufstieg des Unternehmens Zur besseren Versorgung der Abnehmer in den deutschen Provinzen wurden in den Jahren 1866 in Dresden und 1867 in Breslau Filialen eingerichtet Ab 1867 1868 produzierte Julius Pintsch sogar Unterwasser Minen In der Andreasstrasse 71 73 in Berlin entstand ein funfgeschossiges Verwaltungs und Produktionsgebaude Die fortschreitende Verbreitung der Gasbeleuchtung liess schon bald den Gedanken aufkommen diese Beleuchtungsform als Ersatz fur die bis dato vorhandenen Paraffin oder Stearinkerzen sowie den Rubollampen in Eisenbahnwagen zu verwenden Nach vielen Versuchen gelang es der Fa Julius Pintsch ein aus tierischen und pflanzlichen Fetten hergestelltes Olgas herzustellen welches ein geeignetes Leuchtmittel darstellte Ohne Einbussen seiner Leuchtkraft konnte das Olgas gepresst werden um so eine ausreichende Versorgung auf Basis der verhaltnismassig kleinen Vorratsbehalter zu erhalten Ein zusatzlicher Vorteil des Olgases war dass eine damit genahrte Flamme nur die Halfte des Gases wie eine Kohlengasflamme benotigte Die ersten Versuche fanden Ende der 1860er Jahre statt Auf Grund des Krieges 1870 71 mussten sie aber unterbrochen werden Nachdem die Gasbehalter Rohrleitungen und insbesondere die Druckregler anders konstruiert worden waren entsprachen sie den Anforderungen an den harten Einsatzalltag und wurden 1871 als erste in den Wagen der Niederschlesisch Markischen Eisenbahn installiert Die Produktion von Gasbeleuchtungen in Eisenbahnwaggons fand 1924 durch den Eisenbahnunfall von Bellinzona ein jahes Ende Hier verbrannten 15 Reisende in einem mit Pintsch Produkten ausgerusteten Zug Im Lauf der gesamten Produktentwicklungen entstanden einige wichtige Patente in Bezug auf Gasbeleuchtung in Eisenbahnwagen 4 Auch Dampfheizungsanlagen fur Eisenbahnwaggons und einzig in Europa Gasgluhlichtbrenner wurden produziert Um die zunehmende Zahl von Grossauftragen bewaltigen zu konnen wurde in der Andreasstrasse das Nachbargrundstuck und die daneben liegenden Stadtbahnbogen mit einbezogen 3 und schliesslich 1872 zunachst ein Zweigwerk in Furstenwalde erbaut Im Jahr 1890 wurde dieses Werk um die Gluhlampenfabrik Gebruder Pintsch erweitert die 1936 ca 12 000 Mitarbeiter hatte Im Jahr 1884 eroffnete die Familie noch eine Filialfabrik in Frankfurt Bockenheim Ein weiterer wichtiger Produktionszweig waren mit Gaslicht beleuchtete Bojen 1877 wurde die erste Pintsch Leuchtboje in der Kronstadter Bucht ausgelegt Im Jahr 1908 gab es 2396 sogenannte Pintsch Bojen an den Kusten und Wasserstrassen aller Weltmeere 5 Auch der Suezkanal wurde erstmals mit 105 Pintsch Bojen gesichert sodass die Durchfahrt auch nachts moglich war Von 1884 bis 1945 Bearbeiten Julius Pintschs Sohne Richard 1840 1919 Oskar 1844 1912 Julius 1847 1912 und Albert 1858 1920 fuhrten den Familienbetrieb nach seinem Tode ab 1884 fort Das Privatunternehmen uberstand die Borsenkrise der Rezessionsjahre 1873 bis 1895 unbeschadet und 1907 wurden die Firmen in Berlin Furstenwalde und Frankfurt in eine Aktiengesellschaft die Julius Pintsch AG mit einem Stammkapital von 18 Millionen Mark umgewandelt Ein Pintsch Werk in Osterreich produzierte Flugzeuge Die bekannteste Maschine war die Julius Pintsch A G Wien SCHWALBE II sie flog in der Zwischenkriegszeit bei den osterreichischen Luftstreitkraften mit dem Kennzeichen OE TAA Laut dem American Jewish Committee beschaftigte das Unternehmen wahrend des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter 6 Weiterfuhrung von Teilen des Unternehmens Bearbeiten Im 21 Jahrhundert gibt es die PINTSCH ABEN B V als Nachfolgeunternehmen eines der fuhrenden Hersteller von Weichenheizungen und Sicherheits Systemen im Bereich maritime Verkehrstechnik 1994 wurde sie gegrundet von der PINTSCH BAMAG Antriebs und Verkehrstechnik GmbH Dinslaken und der SINUS ABEN B V Zeist Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Maarssen Niederlande mit einer Niederlassung in Dinslaken Beispiele von Erzeugnissen der Julius Pintsch Aktiengesellschaft Bearbeiten nbsp Original Gasmesser von 1899 Hersteller Julius Pintsch AG Berlin im Gas Museum von Warschau nbsp Zeichnung des Eisenbahnwaggons von 1895 mit Gasbeleuchtung von Julius Pintsch nbsp Zeichnung des Speisewaggons von 1895 mit Gasbeleuchtung von Julius Pintsch nbsp Leuchttonnenaufbau der Firma Julius Pintsch Berlin Furstenwalde Deutsches Technikmuseum Berlin nbsp Auf der Insel Greifswalder Oie steht der lichtstarkste Leuchtturm von Mecklenburg Vorpommern Er erhielt 1911 1914 ein neues Laternenhaus von Pintsch Geschichte der Gebaude BearbeitenAm Giebel des Verwaltungsgebaudes in der Andreasstrasse liess Pintsch zu Beginn des 20 Jahrhunderts auf einer geschwarzten Fassade einen mehrere Quadratmeter grossen weissen Schriftzug Julius Pintsch Aktiengesellschaft aufbringen der von der nahe vorbeifuhrenden Eisenbahnstrecke gut erkennbar war Diese Hauswerbung ist bis in die spaten 2010er Jahre erhalten 4 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte eine Enteignung der Fa Julius Pintsch und in die Gebaude zog ab 1950 der VEB Fahrzeugausrustung Berlin Nun entstanden in den Produktionshallen Ausrustungen fur Schienenfahrzeuge Seit 1997 ist das denkmalgeschutzte Gebaude ungenutzt Im Jahr 2018 fand sich ein Kaufer fur die Immobilie der sie zu einem Buro und Geschaftshaus umbauen wird 4 Hauptartikel Julius Pintsch AGFamilie Bearbeiten nbsp Familiengrab Pintsch in BerlinJulius Pintschs zweiter Sohn Oskar und dessen Ehefrau Helene Pintsch 1857 1923 stifteten 1905 den Kruppelkinder Heil und Fursorge Verein fur Berlin Brandenburg der 1914 in Berlin Zehlendorf das Oskar Helene Heim fur Heilung und Erziehung gebrechlicher Kinder eroffnete Bis zu dessen Zusammenlegung mit dem Behring Krankenhaus hat es fast 100 Jahre als Krankenhaus gedient Die Familie Pintsch hat auf dem St Georgenfriedhof an der Greifswalder Strasse im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg einen imposanten dorischen Tempel als Grabmal errichten lassen Ehrungen Bearbeiten nbsp Pintschstrasse in Berlin Friedrichshain Namenspatron Julius Pintsch1878 wurde an Julius Pintsch der Ehrentitel eines Koniglich Preussischen Kommerzienrats verliehen Daruber hinaus war Julius Pintsch Namensgeber fur die Pintschstrasse 7 in Berlin Friedrichshain sowie fur den Julius Pintsch Ring in Furstenwalde Denkmal Bearbeiten Im niederschlesischen Bad Flinsberg im Isergebirge errichteten Pintschs Freunde einen Findling mit dem Reliefbild des Unternehmers Literatur BearbeitenKlaus Kuhnel Der Pionier des Lichts vom Klempnergesellen zum Grossindustriellen die Lebensgeschichte des Carl Friedrich Julius Pintsch Trafo Berlin 2015 ISBN 978 3 86465 069 7 Paul Lindenberg Julius Pintsch Blatter der Erinnerung 1914 DNB 361160801 Arno Boetticher Julius Pintsch Berlin 1815 1884 seine berlinisch lausitzischen Vorfahren und seine Abkommlinge Eine Familien und Fabrikgeschichte 1908 DNB 572458819 Ingrid Bauert Keetman Deutsche Industriepioniere Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins Tubingen 1966 DNB 455665672 S 76 Felix Escher Pintsch Karl Friedrich Julius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 459 f Digitalisat Weblinks BearbeitenJulius Pintsch und Furstenwalde Foto eines Flugzeugs Typ Julius Pintsch A G Wien Schwalbe II Zur Baugeschichte des ehemaligen funfgeschossige Verwaltungs und Produktionsgebaudes der Julius Pintsch AG Berlin Friedrichshain Andreasstrasse 71 73 Foto des ehemaligen funfgeschossige Verwaltungs und Produktionsgebaudes der Julius Pintsch AG Berlin Andreasstrasse 71 73 Ansicht Ruckseite des ehemaligen funfgeschossige Verwaltungs und Produktionsgebaudes der Julius Pintsch AG Berlin Andreasstrasse 71 73 Julius Pintsch Kommanditgesellschaft auf albert gieseler de Kathrin Chod Pintsch Julius Carl F In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain Kreuzberg Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2002 ISBN 3 89542 122 7 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Commerzienrath Julius Pintsch In Centralblatt der Bauverwaltung Nr 5 2 Februar 1884 S 46 abgerufen am 23 Dezember 2012 Pintsch C F J Fabrikant fur Gasmesser und Gasapparate Pintsch Richard Gasmesser Fabrikant In Allgemeiner Wohnungs Anzeiger nebst Adress und Geschaftshandbuch fur Berlin 1872 I S 582 a b Ralf Schmiedecke Berlin Friedrichshain Die Reihe Archivbilder Sutton Verlag Erfurt 2006 ISBN 3 86680 038 X S 60 a b c Jochen Knoblach Der Klempner vom Stralauer Platz In Berliner Zeitung Printausgabe 10 August 2018 S 6 Seezeichen der Firma Julius Pintsch aus Furstenwalde In Markische Oderzeitung 14 Januar 2012 archiviert vom Original am 2 Dezember 2014 abgerufen am 21 August 2022 Auszuge der AJC Liste der Firmen die Zwangsarbeiter beschaftigt haben sollen Dokumentation Abgerufen am 23 September 2020 Pintschstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Normdaten Person GND 139211497 lobid OGND AKS LCCN n85043632 VIAF 45723739 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pintsch JuliusALTERNATIVNAMEN Pintsch Julius Carl FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher UnternehmerGEBURTSDATUM 6 Januar 1815GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 20 Januar 1884STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Pintsch amp oldid 225507870