www.wikidata.de-de.nina.az
Joseph Anton Helfrich ofter auch Helferich oder Helfferich 18 Januar 1762 in Miltenberg 1 26 Marz 1837 in Bamberg 2 war ein katholischer Priester Kanoniker in Speyer und Domkapitular in Bamberg 1814 1815 fungierte er als Diplomat auf dem Wiener Kongress Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Speyerer Zeit 1 2 Diplomat in Wien 1 3 Spateres Wirken 2 Personlichkeit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenSpeyerer Zeit Bearbeiten Joseph Anton Helfrich wurde 1762 im unterfrankischen Miltenberg geboren Er kam als Sekretar des Weihbischofs Andreas Seelmann 1732 1789 3 gleichzeitig Dekan des Stiftes St German und Moritz nach Speyer 4 5 Seelmann stiftete 1789 kurz vor seinem Tod fur Helfrich eine eigene Vikarie an diesem Stift spater wurde er Prabendar am Speyerer Dom Bis zum Ende der Napoleonischen Zeit blieb der Priester als Seelsorger in Speyer Durch die Zeitereignisse war das Furstbistum Speyer ebenso wie die ubrigen geistlichen Territorien des Heiligen Romischen Reiches untergegangen Diplomat in Wien Bearbeiten Als beim Wiener Kongress uber die politische Neuordnung Europas beraten wurde hatten die ehemaligen geistlichen Fursten Deutschlands dort keine Vertretung Zusammen mit Domdekan Franz Christoph Wambold zu Umstatt 1761 1832 6 aus dem Speyerer Nachbarbistum Worms begab sich Joseph Helfrich zum Kongress nach Wien Beide waren beauftragt von den meisten noch lebenden deutschen Bischofen bzw von den sonstigen Verwaltern der geistlichen Korperschaften und bezeichneten sich auf dem Kongress als sogenannte Oratoren der deutschen Kirche 7 Dort fungierten sie als engste Mitarbeiter des papstlichen Kardinalstaatssekretars Ercole Consalvi mit dem zusammen sie versuchten die alten geistlichen Territorien zu restaurieren bzw Kompensationen fur nicht mehr restaurierbare Gebiete zu erhalten um die deutsche Kirche auf eine solide finanzielle Grundlage zu stellen und staatliche Eingriffe in das kirchliche Leben zu verhindern Helfrich und Wambold gehorten in Wien zum Kreis um den Hl Klemens Maria Hofbauer Mit ihm und Kardinal Consalvi berieten sie sich eingehend bei der Abfassung ihrer politischen Antrage die sie in mehreren Bitt und Denkschriften dem Kongress unterbreiteten Das Buch Beitrage zur Geschichte der Oberrheinischen Kirchenprovinz von Ignaz von Longner 1863 fasst die Hauptforderungen wie folgt zusammen 8 1 dass die katholische Kirche wieder in ihre eigentumlichen Rechte eingesetzt und in dem Besitz ihrer Rechte mit Inbegriff der freien Wahl der Bischofe durch die Kapitel gegen jeden Eingriff erhalten und gesichert werde 2 dass demnach die Verhaltnisse der Kirche zum Staate was die Ausubung der katholischen Rechte betrifft ohne Rucksicht auf alle zum Nachtheile derselben statt gefundenen Neuerungen in jenem Zustand wieder herzustellen seien wie sie fruher in Deutschland bestanden haben und 3 dass jener Grundsatz der alten deutschen Kirchenfreiheit bei allen uber diesen Gegenstand noch weiterhin zu treffenden Bestimmungen als die Grundlage aufgestellt und angenommen werden solle Die deutsche Kirche reklamiere demnach 1 alle ihre kirchlichen Besitzungen welche noch nicht veraussert sind 2 ihre verausserten Besitzungen soweit sie nach den bestehenden Rechts Principien und Gesetzen einlosbar sind 3 in Ansehung des Restes ihres Eigentumes vertraue sie auf die Gerechtigkeit der hochsten Regenten dass der zu reichende Ersatz durch angemessene Entschadigungen in unbeweglichen Besitztumern wenigstens in so weit geleistet werde als zur Fundation der Bistumer ihrer Kapitel und Seminarien sowie ihrer kirchlichen und wohltatigen Institute notwendig und erforderlich ist gemass dem Grundsatz zu geben dem Kaiser was des Kaisers aber auch Gott was Gottes ist Trotz des nachhaltigen Einsatzes der beiden Oratoren und ihres personlichen leidenschaftlichen Auftretens zusammen mit Kardinal Consalvi ignorierte der Wiener Kongress alle ihre Forderungen und entschied zugunsten der weltlichen Souverane Kein geistliches Territorium wurde in irgendeiner Hinsicht wieder hergestellt oder entschadigt Vielmehr blieben die ehemals freien nun enteigneten Bistumer in einer verhangnisvollen politisch finanziellen Abhangigkeit der jeweiligen Landesfursten welche auch Neugrundungen von Diozesen und die Besetzungen der Bischofsstuhle weitgehend bestimmten Aus dieser Situation erwuchs in der Folge ein strenges Staatskirchentum wie etwa in Bayern und Hessen oder ein regelrechter Kirchen bzw Kulturkampf wie z B in Baden und Preussen Spateres Wirken Bearbeiten Nach dem Kongress folgte Joseph Anton Helfrich zunachst dem Kardinalstaatssekretar Ercole Consalvi nach Rom wo er sich weiterhin fur die Belange der deutschen Katholiken einsetzte 1817 war er neben dem bayerisch pfalzischen Bischof spater Kardinal Johann Casimir Haffelin und Ercole Consalvi am Zustandekommen des Bayerischen Konkordates beteiligt durch welches das katholische Gemeinwesen wenigstens in Bayern und der Rheinpfalz wieder einigermassen konsolidiert wurde Schliesslich kehrte Helfrich nach Deutschland zuruck und avancierte am 28 Oktober 1821 zum Domkapitular des Erzbistums Bamberg Als solcher starb er dort 1837 9 Personlichkeit BearbeitenJoseph Anton Helfrich stand mit vielen Geistesgrossen seiner Zeit in personlichem Kontakt Karl August Varnhagen von Ense 1785 1858 beschrieb den Priester als kleine gesetzte Gestalt mit lebhaftem Temperament die ihn an Fichte erinnere Franz Bernhard von Bucholtz 1790 1838 10 bezeichnete ihn als wunderbaren Mann von vielen Kenntnissen guten Anlagen und einer durch Tugend geleiteten Eitelkeit 11 12 Auch Friedrich Schlegel 1772 1829 und Friedrich Christoph Perthes 1772 1843 13 gehorten zu Helfrichs Bekannten ebenso wie der ungarische Politiker Ferenc Szechenyi 1754 1820 in dessen Haus er in seiner Wiener Zeit lebte 14 Uberdies zahlten zu den Freunden des Speyerer Priesters auch Adam von Muller 1779 1829 Josef von Penkler 1751 1830 15 und Joseph Anton von Pilat 1782 1865 16 Die drei Letztgenannten halfen bei der Formulierung der an den Wiener Kongress gerichteten Antrage 17 Seit 1814 zahlte Joseph Anton Helfrich ausserdem zu dem konservativen Kreis um den Wurzburger Weihbischof Gregor von Zirkel 1762 1817 der vehement die Idee des Konstanzer Weihbischofs Ignaz Heinrich von Wessenberg einer von Rom mehr oder weniger unabhangigen katholischen Nationalkirche bekampfte 18 19 Literatur BearbeitenMax Bierbaum Domprabendar Helfferich von Speyer und der Munchener Nuntius Serra Cassano Ferdinand Schoningh Verlag 1926 173 Seiten Wilhelm Binder Allgemeine Realencyclopadie oder Conversationslexicon fur das katholische Deutschland Band 11 Verlag Joseph Manz Mainz 1849 Seite 737 Scan des Abschnittes uber Joseph Anton Helfrich Helmut Rumpler Bernard Bolzano und die Politik Bohlau Verlag Wien 2000 ISBN 3205993276 Scan der Angaben uber Joseph HelfrichWeblinks BearbeitenRezension zu Max Bierbaums Publikation uber Joseph Anton Helfrich Nr 2112 Einzelnachweise Bearbeiten Quelle zum Geburtsdatum Quelle zum Todesdatum Zu Weihbischof Andreas Seelmann Quelle zum Amt als Bischofssekretar Quelle zum Amt als Sekretar von Weihbischof Seelmann Zu Domdekan Wambold Auftreten auf dem Wiener Kongress Die Antrage der Oratoren Wambold und Helfrich in einer Ubersicht Bestellung als Domkapitular Vgl Victor von Kraus Bucholtz Franz Bernhard Ritter von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 490 f Quelle zu den Zitaten von Varnhagen und Bucholtz Zur Beurteilung durch Karl August Varnhagen Quelle zur Bekanntschaft mit Schlegel und Perthes Quelle zur Freundschaft mit Ferenc Szechenyi Zu Josef von Penkler PDF 157 kB Vgl Franz Ilwof Pilat Joseph Edler von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 59 61 Quelle zur Freundschaft mit Muller Penkler und Pilat Quelle zur Verbindung mit Gregor von Zirkel Der Kreis um Weihbischof von ZirkelNormdaten Person GND 1011925559 lobid OGND AKS VIAF 170604921 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Helfrich Joseph AntonALTERNATIVNAMEN Helfrich Joseph Anton vollstandiger Name Helferich HelfferichKURZBESCHREIBUNG deutscher katholischer Priester Domkapitular in BambergGEBURTSDATUM 18 Januar 1762GEBURTSORT MiltenbergSTERBEDATUM 26 Marz 1837STERBEORT Bamberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Anton Helfrich amp oldid 223040523