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Johann Peter Frank 19 Marz 1745 in Rodalben Markgrafschaft Baden 24 April 1821 in Wien war ein deutscher Arzt und Hochschullehrer Er gilt als Begrunder der offentlichen Hygiene und eines sozialmedizinisch gepragten Gesundheitsdienstes Johann Peter Frank Lithographie von Adolph Friedrich Kunike 1819 Inhaltsverzeichnis 1 Biographie 2 Grundlegende Bedeutung seiner Arbeit 3 Schriften Auswahl 4 Johann Peter Frank Medaille 5 Wurdigung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBiographie BearbeitenJohann Peter Frank war das elfte von vierzehn Kindern eines Gemischtwarenhandlers Zur Schule ging er in Eusserthal in Rastatt bei Baden Baden und im lothringischen Bockenheim wo er eine Jesuitenschule besuchte 1 Er studierte 1761 Philosophie an der Universitat Metz wurde 1762 an der Universitat Pont a Mousson zum Doktor der Philosophie promoviert entschied sich aber 1763 gegen den Willen seiner Eltern die ihn Theologie studieren lassen wollten dazu Medizin in Heidelberg und Strassburg zu studieren Er wurde 1766 in Heidelberg zum Doktor der Medizin promoviert Nach einer Tatigkeit als Landarzt in Rodalben Bitsch Zaisenhausen und Bruchsal wurde Frank 1774 Leibarzt des Furstbischofs von Speyer Spater wurde ihm von diesem die Leitung einer Anstalt in Deidesheim und eines Spitals in Bruchsal ubertragen wo er eine Chirurgenschule errichtete 1767 heiratete er seine Frau Katharine starb am Kindbettfieber der Sohn ein halbes Jahr danach 1770 heiratete er Marianne Wittlinsbach mit der er zwei Sohne darunter den in Rastatt am 23 Dezember 1771 geborenen spateren Mediziner Joseph Frank 1771 1842 2 und eine Tochter hatte Durch ein markgrafliches Dekret vom 11 Juli 1772 wurde Frank zum Hebammenmeister und Landacchoucheur bestellt Seine Lehrer auf dem Gebiet der Geburtshilfe waren der Heidelberger Arzt Franz Gabriel Schonmetzel 1736 1785 und in Strassburg die beruhmte geburtshilfliche Schule Johann Jakob Frieds 1689 1769 3 nbsp Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof1779 veroffentlicht Frank den ersten von sechs Banden seines Hauptwerkes System einer vollstandigen medicinischen Polizey Hierin stellte er im Abschnitt Von der Wiederherstellung der Gymnastik und derselben Vortteilen bei der offentlichen Erziehung die gesundheitliche ethische und kulturelle Bedeutung wie auch die personlichkeitsbildende Funktion der Leibesubungen dar und erlautert eine Reihe nutzlicher Ubungen Dazu gehoren zu Fuss gehen Wandern Laufen Springen Werfen Schlittschuhlaufen Schlittenfahren Ballspiele Fechten Reiten Tanzen Bogenschiessen kalt Baden Schwimmen Stelzengehen und Klettern Nachdem Frank 1784 zunachst einen Lehrauftrag in Gottingen ubernommen hatte 4 wurde er 1785 Professor an der Medizinischen Klinik in Pavia und Generaldirektor des Medizinalwesens in der osterreichischen Lombardei Als Professor am Wiener Allgemeinen Krankenhaus begann Frank ab 1795 mit der grundlegenden Modernisierung des Institutes 1804 wurde er mit seinem Sohn Josef Frank an die Kaiserliche Universitat Vilnius berufen wo er ebenfalls moderne Strukturen und Lehrplane einfuhrte Von 1807 bis 1808 schliesslich war Frank Leibarzt des russischen Zaren Alexander I am Hof in Sankt Petersburg Am 19 Dezember 1814 wurde er korrespondierendes Mitglied der Academie des sciences in Paris 5 Frank starb 1821 in Wien an den Folgen eines Schlaganfalls und ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 32 A Nummer 3 Grundlegende Bedeutung seiner Arbeit BearbeitenJohann Peter Frank gilt als Pionier auf dem Gebiet der sozialen Hygiene und der Sozialmedizin sowie des offentlichen Gesundheitswesens und des Offentlichen Gesundheitsdienstes 6 7 und war einer der Begrunder der Hygiene als universitares Fach 8 Das sechsbandige System einer vollstandigen medicinischen Polizey ist sein Hauptwerk Fur die Abfassung benotigte Frank nahezu vier Jahrzehnte 9 Es war der bis dahin umfassendste Versuch das gesamte offentliche und auch private Leben unter gesundheitlichen Gesichtspunkten regeln zu wollen 10 Sein Eintreten fur eine bessere Ausbildung von Arzten Schwestern und Hebammen eine bessere Finanzierung des Gesundheitswesens sowie fur ein verpflichtendes Medizinstudium der Wiener Chirurgen machten aus Frank einen als unbequem geltenden Zeitgenossen Frank ein Vertreter der Ersten Wiener Medizinischen Schule 11 trat fur eine grundlegende Verbesserung der Hygiene in offentlichen Gebauden mehr Licht in Krankensalen Grunanlagen in Stadten Sport und Gymnastik in Schulen und Pausen in den Arbeitszeiten ein Er scheute sich auch nicht dies den Herrschern fur die er tatig war deutlich zu machen Alexander von Humboldt sagte uber ihn Ich gestehe dass selten ein Mann solchen Eindruck auf mich gemacht hat Durch die Arbeiten von Frank zur medizinischen Polizei wurde die bis heute irreversible und nur schwer zu durchbrechende Entwicklung der Medikalisierung eingeleitet in der sich die Medizin die Deutungshoheit uber nahezu alle gesellschaftlichen Fragen von Gesundheit und Krankheit erarbeitete 12 Bei der Entwicklung einer Sozialen Hygiene im fruhen 20 Jahrhundert wurden die Gedanken und Ideen Franks aufgegriffen 13 Schriften Auswahl BearbeitenSystem einer vollstandigen medicinischen Polizey 1779 1819 Kleine Schriften praktischen Inhalts 1779 Digitalisat der UB FreiburgJohann Peter Frank Medaille BearbeitenDie Johann Peter Frank Medaille ist die hochste Auszeichnung des Bundesverbandes der Arztinnen und Arzte des offentlichen Gesundheitsdienstes BVOGD fur besondere Verdienste um das offentliche Gesundheitswesen der Bundesrepublik Deutschland Sie wird seit 1972 beim jahrlichen Bundeskongress des Verbandes verliehen Wurdigung BearbeitenIm Jahr 1875 wurde in Wien Alsergrund 9 Bezirk die Frankgasse nach ihm benannt Er ist einer der 23 ursprunglichen Namen auf dem Fries der London School of Hygiene and Tropical Medicine die Personen auffuhren die sich um offentliche Gesundheit und Tropenmedizin verdient gemacht haben In Wurdigung seiner Verdienste sind die Frank van Swieten Lectures eine von der TU Braunschweig der Universitat von Amsterdam der Universitat Heidelberg der UMIT in Hall bei Innsbruck der Universitat Leipzig und der Fachhochschule Heilbronn gemeinsam durchgefuhrte internationale Lehrveranstaltung uber strategisches Informationsmanagement in Krankenhausern nach ihm benannt Das Niedersachsische Institut fur Sportgeschichte hat ihn 1998 in die Ehrengalerie des Sports in Niedersachsen aufgenommen Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Frank Johann Peter In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 4 Theil Verlag der typogr literar artist Anstalt L C Zamarski C Dittmarsch amp Comp Wien 1858 S 320 323 Digitalisat August Hirsch Frank Johann Peter In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 254 257 Erna Lesky Frank Johann Peter In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 341 f Digitalisat Frank Johann Peter In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 344 Anke Piper Johann Peter Frank Vom Arzt zum Gesundheitspolitiker Dtsch Arztebl 2003 100 28 29 A 1951 B 1618 C 1526 14 Irmtraut Sahmland Johann Peter Frank In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 420 f Rudiger Haag Johann Peter Frank 1745 1821 und seine Bedeutung fur die offentliche Gesundheit Dissertationsschrift Universitat des Saarlandes Saarbrucken 2009 Zugang zum Volltext uber Scidok Uni Saarland Buchausgabe Kovac Hamburg 2011 ISBN 978 3 8300 5628 7 Thomas Moos Johann Peter Frank ein Pionier der praventiven Medizin In Badische Heimat 2 2022 S 222 226Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Peter Frank Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johann Peter Frank im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Peter Frank in der Deutschen Digitalen Bibliothek Johann Peter Frank Seine Selbstbiographie Webseite zu Johann Peter Franks Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof Wien mit Foto Portrait Trager der Johann Peter Frank Medaille Veroffentlichung der Universitat Bonn Frank System einer vollstandigen medicinischen Polizey beim Gottinger Digitalisierungs Zentrum GDZ Heide Soltau 24 April 1821 Mediziner Johann Peter Frank stirbt in Wien WDR ZeitZeichen vom 24 April 2021 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Kurt Baumann Pfalzer Lebensbilder Dritter Band 1977 S 145 ff Werner E Gerabek Frank Joseph In Enzyklopadie Medizingeschichte 2005 S 421 Peter Schneck Johann Peter Frank 1745 1821 und das Hebammenwesen im 18 Jahrhundert In Die Heilberufe 25 Jg Heft 3 Springer Verlag Berlin 1973 S 85 88 Eduard Seidler Geschichte der Pflege des kranken Menschen 3 Aufl Kohlhammer Stuttgart 1972 S 111 113 Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe F Academie des sciences abgerufen am 15 November 2019 franzosisch Heinrich Buess Huldrych M Koelbing Kurze Geschichte der ankylosierenden Spondylitis und Spondylose J R Geigy Basel 1964 Acta rheumatologica Nr 22 S 53 Wolfgang U Eckart Geschichte der Medizin Fakten Konzepte Haltungen 6 Auflage Springer Heidelberg 2009 S 181 7 Auflage unter dem Titel Geschichte Theorie und Ethik der Medizin Springer Lehrbuch Berlin Heidelberg ISBN 978 3 642 34971 3 S 159 und 160 doi 10 1007 978 3 642 34972 0 Peter Schneck Geschichte der Medizin systematisch Uni Med Verlag Bremen Lorch Wurtt 1997 ISBN 3 89599 138 4 zu J P Frank S 103 138 140 141 und 162 Karl Heinz Leven Geschichte der Medizin Von der Antike bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 56252 5 S 48 49 Alfons Labisch Homo Hygienicus Gesundheit und Medizin in der Neuzeit Campus Verlag Frankfurt New York S 88 90 ISBN 3 593 34528 5 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 31 32 Leven Einzelnachweis 4 Wolfgang U Eckart Geschichte der Medizin 2 Aufl Springer Lehrbuch Berlin Heidelberg 1994 S 203 ISBN 3 540 57678 9 6 7 Aufl Einzelnachweis 3 ArtikelNormdaten Person GND 118692674 lobid OGND AKS LCCN n84102213 VIAF 27865721 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frank Johann PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher ArztGEBURTSDATUM 19 Marz 1745GEBURTSORT RodalbenSTERBEDATUM 24 April 1821STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Peter Frank amp oldid 236677820