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Johann Nepomuk Hubert Schwerz ab 1821 von Schwerz 11 Juni 1759 in Koblenz 11 Dezember 1844 ebenda war ein deutscher Agrarwissenschaftler Im Auftrag des Konigs von Wurttemberg grundete er 1818 eine staatliche landwirtschaftliche Lehranstalt in Hohenheim heute Universitat Hohenheim Schwerz gilt als der Hauptvertreter der empirisch rationellen Schule der Landwirtschaftslehre 1 Johann Nepomuk Hubert von Schwerz Inhaltsverzeichnis 1 Lebensweg und Lebensleistung 2 Hauptwerke 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLebensweg und Lebensleistung BearbeitenJohann Nepomuk Hubert von Schwerz Sohn eines Kaufmanns besuchte das Jesuiten Kollegium in Koblenz und war dann als Hauslehrer tatig zunachst in St Goar und seit 1783 im Bistum Luttich bei dem Grafen von Renesse Dessen Witwe bestellte ihn 1801 zum Verwalter der graflichen Gutsbetriebe In dieser Funktion fand Schwerz den Weg zur Landwirtschaft Durch Studium der Fachliteratur durch eigene Feldversuche und durch zahlreiche Studienreisen erwarb er sich ein umfassendes Wissen Mit dem dreibandigen Werk Anleitung zur Kenntniss der belgischen Landwirthschaft 1807 1808 1811 begrundete er seinen Ruf als Agrarwissenschaftler Seit 1810 wirkte Schwerz als Steuerinspektor in Strassburg Elsass Auch wahrend dieser Tatigkeit studierte er auf vielen Reisen die Produktionsverhaltnisse in der Landwirtschaft und publizierte 1816 zwei weitere Bucher Beschreibung der Landwirthschaft im Nieder Elsass und Beobachtungen uber den Ackerbau der Pfalzer Er besuchte auch das von Philipp Emanuel von Fellenberg geleitete seinerzeit international beruhmte landwirtschaftliche Institut in Hofwyl Schweiz und veroffentlichte uber diesen Studienaufenthalt ebenfalls ein informatives Fachbuch Auf Vorschlag von Albrecht Daniel Thaer trat Schwerz 1816 in preussische Dienste Als Regierungsrat mit dem Sitz in Munster hatte er den Auftrag die Provinzen Westfalen und Rheinpreussen zu bereisen die dortige Landwirtschaft zu inspizieren und Vorschlage fur deren zukunftige Entwicklung auszuarbeiten Die von ihm verfassten Beschreibungen dieser Provinzen die auszugsweise in den Moglinschen Annalen der Landwirthschaft veroffentlicht wurden bildeten die Grundlage fur sein 1836 erschienenes Alterswerk Im LVR Freilichtmuseum in Kommern wird die Figur des preussischen Agrarokonomen von Schwerz durch Mitarbeiter dargestellt und den Besuchern nahergebracht 2 1818 folgte Schwerz dem Ruf Konig Wilhelm I von Wurttemberg eine in seinem Land neu zu grundende landwirtschaftliche Lehranstalt als Direktor zu ubernehmen Die Anstalt deren Grundung ursprunglich in Denkendorf bei Stuttgart geplant war erhielt ihren endgultigen Sitz im benachbarten Hohenheim wo sie am 20 November 1818 feierlich eroffnet wurde Aus kleinsten Anfangen entwickelte sie sich im Laufe der Zeit zu einer bedeutenden Ausbildungsstatte 1847 Landwirtschaftliche Akademie 1904 Landwirtschaftliche Hochschule 1967 Universitat Hohenheim Das Lehrkonzept von Schwerz war stark gepragt von den sozialpadagogischen Ideen Philipp Emanuel von Fellenbergs Die Feldarbeit der Bauern zu erleichtern war ihm ein besonderes Anliegen Schwerz verbesserte u a die Anfang des 19 Jahrhunderts noch weitgehend ganz aus Holz angefertigten Pfluge Die von ihm aus Belgien mitgebrachten Brabanter oder Flandrischen Pfluge hat er in einer in Hohenheim eingerichteten Werkstatt weiterentwickelt und mit viel Uberzeugungsarbeit in die praktische Landwirtschaft eingefuhrt Aus seiner Hohenheimer Werkstatt entwickelte sich die erste deutsche Ackergeratefabrik in der zwischen 1840 und 1850 bereits etwa 500 Pfluge hergestellt wurden In Hohenheim schrieb Schwerz sein Hauptwerk das Lehrbuch Anleitung zum practischen Ackerbau das 1823 1825 und 1828 in drei Teilbanden erschienen ist und das in den folgenden Jahrzehnten mehrmals neu aufgelegt wurde Im ersten Band behandelt Schwerz die klimatischen und bodenkundlichen Standortfaktoren fur den Pflanzenbau und sehr ausfuhrlich die Grunlandlehre im zweiten Band den Anbau der wichtigsten Feldfruchte und im dritten Band die Fruchtfolgesysteme Das Werk gehort zu den besten pflanzenbaulichen Lehrbuchern seiner Zeit Schwerz 1821 vom wurttembergischen Konig durch Verleihung des Ritterkreuzes 3 und 1828 des Kommenturkreuzes des Ordens der Wurttembergischen Krone mit dem personlichen Adelstitel ausgezeichnet war Ehrenmitglied in etwa zwanzig landwirtschaftlichen Vereinen und in mehreren wissenschaftlichen Akademien So wurde er 1822 als korrespondierendes Mitglied in die Academie des sciences in Paris aufgenommen 4 1828 legte er sein Amt als Direktor der Hohenheimer Anstalt nieder Er war unverheiratet geblieben und lebte seit 1829 in seiner Geburtsstadt Koblenz zusammen mit zweien seiner Schwestern Er nahm Waisenkinder in sein Haus auf fur deren Erziehung er aufkam Ausserdem veroffentlichte er mehrere religiose Erbauungsbucher Wahrend dieser Zeit vollendete er auch sein letztes grosses wissenschaftliches Werk Beschreibung der Landwirthschaft in Westfalen und Rheinpreussen 1836 eine der wichtigsten Quellen fur die Geschichte der rheinischen Landwirtschaft am Beginn des 19 Jahrhunderts Zuletzt vollig erblindet verstarb Schwerz im Alter von 85 Jahren Sein Grab auf dem Hauptfriedhof in Koblenz wird als Ehrengrab von der Stadt gepflegt Wie Albrecht Daniel Thaer war auch Schwerz davon uberzeugt dass Landwirtschaft nach wissenschaftlichen Prinzipien betrieben werden muss Aber Schwerz dachte bescheidener uber die Erkenntnismoglichkeiten der Wissenschaft Es ging ihm nicht so sehr um die Erforschung exakter rationeller Grundsatze sondern er vertraute mehr auf Erfahrung Vor allem durch langjahrige Beobachtung und Beurteilung der naturlichen Standortfaktoren versuchte er zu wissenschaftlichen Erkenntnissen im Landbau zu gelangen Mit seinen beispielhaften agrargeographischen Monographien und seiner Lehre von der relativen Vorzuglichkeit der Anbausysteme gilt Schwerz auch als einer der Vater des Regionalen Pflanzenbaus in Deutschland In Koblenz Rauental und in Stuttgart Hohenheim sind Strassen nach Schwerz benannt Hauptwerke BearbeitenAnleitung zur Kenntniss der belgischen Landwirthschaft Verlag Hemmerde und Schwetzke Halle Bd 1 1807 Bd 2 1808 Bd 3 1811 Beschreibung und Resultate der Fellenbergischen Landwirthschaft zu Hofwyl Verlag Bruder Hahn Hannover 1816 Beschreibung der Landwirthschaft im Nieder Elsass Verlag G Reimer Berlin 1816 Beobachtungen uber den Ackerbau der Pfalzer Verlag G Reimer Berlin 1816 Bericht uber die landwirthschaftliche Anstalt zu Hohenheim Nebst dem vergleichenden Fruchtwechsel derselben Verlag Metzler Stuttgart 1821 Anleitung zum practischen Ackerbau Verlag J G Cotta sche Buchhandlung Stuttgart und Tubingen Bd 1 1823 Bd 2 1825 Bd 3 1828 2 Aufl 1837 3 Aufl 1843 4 Aufl 1857 3 u 4 Aufl jeweils in zwei Banden Neubearbeitung von Victor Funk unter dem Titel Praktischer Ackerbau unter Hinzufugung der Viehzucht Verlag Paul Parey Berlin 1882 Beschreibung der Landwirthschaft in Westfalen und Rheinpreussen Mit einem Anhang uber den Weinbau in Rheinpreussen Bearbeitet von Karl Goriz 2 Bde Verlag J G Cotta Stuttgart und Tubingen 1836 Faksimiledruck dieser Ausgabe in zwei Banden Bd 1 Beschreibung der Landwirthschaft in Westfalen Landwirtschaftsverlag Munster Hiltrup Bd 2 Beschreibung der Landwirthschaft in Rheinpreussen Rheinischer Landwirtschafts Verlag Bonn beide Bande ohne Angabe des Erscheinungsjahres um 1980 5 Blumen fur die Ewigkeit Gesammelt von Joh Nepomuk von Schwerz Verlag J Holscher Coblenz 1842 Joh Nep v Schwerz s landwirthschaftlicher Nachlass Enthaltend die Cultur der Handelsgewachse als Erganzung des dritten Bandes seiner Anleitung zum practischen Ackerbau und Sammlung zerstreuter Blatter und Auszuge uber verschiedene landwirthschaftliche Gegenstande Bearbeitet und herausgegeben von Dr H W von Pabst Verlag J G Cotta Stuttgart und Tubingen 1845 Literatur BearbeitenCarl Leisewitz Schwerz Johann Nepomuk Hubert von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 33 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 438 440 Gunther Franz Zum 200 Geburtstag von Johann Nepomuk Schwerz In Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft Jg 74 1959 S 738 739 mit Bild Gunther Franz Johann Nepomuk Hubert Schwerz Gedachtnisrede anlasslich der 200 Wiederkehr seines Geburtstages bei der Jahresfeier der Landwirtschaftlichen Hochschule am 20 November 1959 Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1960 Reden und Abhandlungen der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim Nr 10 mit Schriftenverzeichnis Gunther Franz Johann Nepomuk Hubert von Schwerz Landwirt Begrunder und erster Direktor der landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim In Lebensbilder aus Schwaben und Franken Bd 8 1962 S 149 160 mit Bild Universitat Hohenheim Landwirtschaftliche Hochschule 1818 1968 Herausgegeben von Gunther Franz Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1968 mit Bild Gunther Franz Johann Nepomuk Hubert von Schwerz 1759 1844 In Grosse Landwirte Herausgegeben von Gunther Franz und Heinz Haushofer DLG Verlag Frankfurt Main 1970 S 79 90 mit Bild Wilfried Krings J N Schwerz und die Agrarenquete von 1816 18 in den preussischen Rheinprovinzen In Rheinische Vierteljahrsblatter Jg 42 1978 S 258 297 Herbert Pruns Zum Umgang mit dem Lebenswerk Johann Nepomuk von Schwerz in der Bundesrepublik Deutschland In Zeitschrift fur Agrargeschichte und Agrarsoziologie Jg 41 1993 S 1 10 Hans Geidel Schwerz Johann Nepomuk Hubert von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 24 Duncker amp Humblot Berlin 2010 ISBN 978 3 428 11205 0 S 81 f Digitalisat Regina Wick Johann Nepomuk Hubert von Schwerz 1759 1844 In Stadtarchiv Stuttgart Digitales Stadtlexikon Stuttgart publiziert am 23 Juni 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Hohenheims Direktoren Rektoren und Prasidenten Memento des Originals vom 25 Marz 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot uniarchiv uni hohenheim de Gespielte Geschichte im Freilichtmuseum Kommern Koniglich Wurttembergisches Hof und Staatshandbuch 1828 Seite 33 Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe S Academie des sciences abgerufen am 28 Februar 2020 franzosisch Beschreibung der Landwirthschaft in Westfalen und Rheinpreussen Onlineversion der Universitat KolnNormdaten Person GND 117423661 lobid OGND AKS LCCN n86135509 VIAF 64783759 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwerz Johann Nepomuk Hubert vonALTERNATIVNAMEN Schwerz Johann Nepomuk HubertKURZBESCHREIBUNG deutscher AgrarwissenschaftlerGEBURTSDATUM 11 Juni 1759GEBURTSORT KoblenzSTERBEDATUM 11 Dezember 1844STERBEORT Koblenz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Nepomuk Hubert von Schwerz amp oldid 234220360