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Johann Ferdinand Martin Heyfelder 19 Januar 1798 in Kustrin 21 Juni 1869 in Wiesbaden war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer in Erlangen sowie 1847 einer der ersten deutschen Anwender der Athernarkose Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Publikationen Auswahl 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Ferdinand Heyfelder Sohn eines Deichinspektors zog im Alter von 16 Jahren in die Befreiungskriege gegen Frankreich Anschliessend ging er zum Studium der Medizin an die Universitaten von Berlin Jena Wurzburg Tubingen und Breslau 1817 nahm er am Wartburgfest teil 1 In Breslau wurde er am 15 Marz 1820 mit der Dissertation De prosopalgia Fothergilli adnexa singularis huius morbi historia zum Dr med promoviert Danach reiste er durch Deutschland Osterreich und fur ein Jahr nach Paris wo er etwas Zeit verbrachte um Kontakte zu knupfen Er liess sich nach einer weiteren Reise durch Frankreich 1822 in Trier bis 1831 als praktischer Arzt nieder und begann als wissenschaftlicher Schriftsteller Bucher insbesondere Ubersetzungen aktueller franzosischer medizinischer Veroffentlichungen zu schreiben Heyfelder wurde von der koniglichen Regierung in Trier zum Studium der Choleraepidemie 1831 Richtung Osten Berlin Magdeburg Kustrin und Konigsberg und 1832 nach Frankreich entsandt Sein bald darauf erschienener Bericht fand diverse Anerkennungen 1833 folgte er dem Ruf der Fursten zu Hohenzollern Sigmaringen als Leibarzt und Medizinalreferent der furstlichen Landesregierung im Rang eines Medizinalrats nach Sigmaringen Zudem wurde er Brunnenarzt im hohenzollerischen Kurbad Imnau In dieser Zeit reformierte er in Sigmaringen das Medizinalwesen nach preussischem Muster und konnte auch Erfahrungen als Chirurg sammeln Heyfelder nahm 1841 einen vom Fursten veranlassten Ruf als Nachfolger von Louis Stromeyer an die Universitat Erlangen an Er wurde dort gegen den Willen der Medizinischen Fakultat Professor der Chirurgie und Augenheilkunde sowie Direktor der Chirurgischen Klinik Hier erwarb er sich in kurzer Zeit einen guten Ruf als Operateur und Wissenschaftler Zudem modernisierte er die Ausbildung der Studenten Nachdem er am 21 Januar 1847 die aktuelle Ausgabe der Revue meico chirurgicale de Paris mit einem Artikel uber die erste modernen Narkose mittels Ather Einatmung des Schwefelathers bei chirurgischen Operationen gelesen hatte fuhrte er am 24 Januar 1847 dem Tag der ersten im deutschsprachigen Raum durchgefuhrten Athernarkosen in Erlangen zur Eroffnung eines Glutealabszesses bei dem 26 jahrigen Schuhmachergesellen Michael Gegner zeitgleich mit Kollegen in Leipzig die erste Athernarkose an der Chirurgischen Universitatsklinik Erlangen durch Heyfelders Narkose schlug jedoch aufgrund wiederholter Hustenanfalle beim Patienten fehl und wurde nach mehrmaligen Versuchen abgebrochen Am nachsten Tag gelang dann aber trotz erneuter Unterbrechungen durch Hustenanfalle die Operation 2 Im Marz 1847 erschien Heyfelders Buch Die Versuche mit dem Schwefelather in dem er 108 seiner Athernarkosen detailliert und bereits die numerische bzw franzosische Methode von Pierre Charles Alexandre Louis anwendend beschreibt 3 Zudem wandte er ab 27 Marz 1847 als Erster Salzatherinhalationen mit Chlorethan zur Herbeifuhrung von Narkosen durch 4 Ebenfalls 1847 hatte auch Marie Jean Pierre Flourens in Paris Chlorethan klinisch erprobt und als Inhalationsnarkotikum empfohlen 5 Ab Dezember 1847 verwendete er dazu auch Chloroform Im Jahr 1848 publizierte er uber das Narkosemittel Chlorathyl Bis Mitte Marz 1847 wurden etwa 120 Athernarkosen bei Patienten von 10 Monaten bis 72 Jahren durchgefuhrt vor allem bei Zahnextraktionen aber auch bei grosseren Operationen 6 Im Jahr 1850 wurde er zudem Direktor des Allgemeinen Universitatskrankenhauses Erlangen Im Herbst 1854 legte er dort wegen Differenzen mit Kollegen und deren Habitus nachdem er zeitlich quiesciert worden war alle Amter nieder und ging nach Finnland Dort war er in russischen Diensten als Oberchirurg der finnischen Truppen und als Chirurg an mehreren Hospitalern tatig und war dabei unter anderem an der Versorgung von Verwundeten aus dem Krimkrieg beteiligt Mit seinen Forderungen dass sich bei chirurgischen Eingriffen in Narkose ein Gehilfe voll und ganz der Anasthesiefuhrung zum Beispiel bei der Inhalation von Chloroform und dem Patienten zur Uberwachung der Vitalfunktionen widmen solle und dass der Gebrauch der Aetherinhalationen dem niedern arztlichen Personale wie Hebammen Badern und wie sie sonst heissen nicht gestattet werden sollte wie solches von einzelenen Bayerischen Kreisregierungen schon mit richtigem Tacte angeordnet worden ist war er ein Vorlaufer ders modernen Anasthesisten 7 Der Krimkrieg endete mit dem am 30 Marz 1856 geschlossenen dritten Pariser Frieden Heyfelder zog danach 1856 nach Sankt Petersburg Dort war er wieder als Professor der Chirurgie und als Hospitalarzt tatig 1866 wurde er von der russische Regierung damit beauftragt die Kriegsschauplatze in Bohmen die Lazarette im Konigreich Sachsen und die Lazarette im Konigreich Preussen zu inspizieren Die Eindrucke verarbeitete er in Publikationen 1867 war er amtlicher Vertreter Russlands auf dem Congres medical international de Paris Kurz vor seinem Tod bereits schwer erkrankt ubersiedelte er nach Wiesbaden Ehrungen BearbeitenHeyfelder wurde am 19 Mai 1828 mit dem Beinamen Rosen zum Mitglied Matrikel Nr 1322 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt 8 1832 erhielt er fur seine Ausarbeitungen zur Cholera die koniglich preussische kleine Goldmedaille fur Kunst und Wissenschaft sowie einen Preis der Medizinischen Gesellschaft von Lyon In Sankt Petersburg wurde ihm der Titel Kaiserlich russischer wirklicher Staatsrat verliehen Publikationen Auswahl BearbeitenBeobachtungen uber die Krankheiten der Neugeborenen etc nach eigenen Erfahrungen in den Hospitalern zu Paris 1825 Der Selbstmord in arznei gerichtlicher und in medicinisch polizeilicher Beziehung Enslin Berlin 1828 Ueber Bader und Brunnenkuren besonders an den Mineralquellen des Taunusgebirges namentlich Ems Schlangenbad Wiesbaden und Schwalbach Schlund Stuttgart 1834 Studien im Gebiet der Heilwissenschaft 2 Bande Stuttgart 1838 1839 Die Heilquellen und Molkencuranstalten des Konigr Wurttemberg mit Einschluss der hohenzollernschen Furstenthumer des Grossherzogth Baden des Elsass und des Wasgau 1840 zweite Auflaghe 1846 online Mikroskopische Untersuchung krankhafter Geschwulste Medicinische Annalen Heidelberg 1843 pp 385 407 Das chirurgische und Augenkranken Clinicum der Universitat Erlangen vom 1 Oktober 1842 bis zum 30 September 1843 Kunstmann Erlangen 1843 ff Versuche mit dem Salzather bei Operationen in der chirurgischen Klinik zu Erlangen In Archiv fur Physiologische Heilkunde 6 1847 S 441 446 Die Versuche mit dem Schwefelather und die daraus gewonnenen Resultate in der chirurgischen Klinik zu Erlangen Heyder Erlangen 1847 Die Versuche mit dem Schwefelather Salzather und Chloroform und die daraus gewonnenen Resultate in der chirurgischen Klinik zu Erlangen Heyder Erlangen 1848 online Versuche mit dem Aether muriaticus transchloratus Ether chlorhydrique chlore Liqueur des Hollandais chloree in der chirurgischen Klinik zu Erlangen In Deutsche Klinik 3 1851 S 353 354 Ueber Resectionen und Amputationen Weber Breslau Bonn 1854 online Beobachtungen uber die Cholera asiatica Weber Bonn 1832 online Das Verhalten zur Abwehr der Cholera 2 erweiterte Auflage Deichert Erlangen 1854 Die Anaesthesia hypnotica In Deutsche Klinik 12 1860 S 59 60 Siehe auch BearbeitenJakob HerzLiteratur BearbeitenHeyfelder Johann Ferdinand In Alma Kreuter Deutschsprachige Neurologen und Psychiater Ein biographisch bibliographisches Lexikon von den Vorlaufern bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Band 1 Sauer Munchen 1996 S 565 Heyfelder Johann Ferdinand In Theodor Westrin Hrsg Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi 2 Auflage Band 11 Harrisburg Hypereides Nordisk familjeboks forlag Stockholm 1909 Sp 643 schwedisch runeberg org Ernst Gurlt Heyfelder Johann Ferdinand In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 12 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 369 371 Ernst Gurlt Heyfelder Johann Ferdinand In August Hirsch Hrsg Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte aller Zeiten und Volker Urban amp Schwarzenberg Munchen Berlin 1962 S 214 216 A Heidacher Johann Ferdinand Heyfelder In Geschichte der Chirurgischen Universitatsklinik Erlangen Semmel Bonn 1960 S 69 84 B Kaulbars Sauer Heyfelder Johann Ferdinand In Personalbiblioghraphien der Professoren der Medizinischen Fakultat der Universitat Erlangen von 1792 1850 Medizinische Dissertation Erlangen 1969 S 32 37 Ulrich von Hintzenstern Johann Ferdinand Heyfelder 1798 1869 A pioneer of German anaesthesia In R S Atkinson T B Boulton Hrsg The history of anaesthesia Roy Soc Med Serv London New York 1989 S 502 505 Ulrich von Hintzenstern Wolfgang Schwarz Fruhe Erlanger Beitrage zur Theorie und Praxis der Ather und Chloroformnarkose Teil 1 Heyfelders klinische Versuche mit Ather und Chloroform In Der Anaesthesist Band 45 Heft 2 1996 S 131 139 zur Biografie S 132 f Willi Ule Geschichte der Kaiserlichen Leopoldinisch Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher wahrend der Jahre 1852 1887 Mit einem Ruckblick auf die fruhere Zeit ihres Bestehens In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig Halle 1889 Nachtrage und Erganzungen zur Geschichte Neigebaur s S 178 Textarchiv Internet Archive Weblinks BearbeitenWerke von und uber Johann Ferdinand Heyfelder in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Bernhard Sommerlad Wartburgfest und Corpsstudenten Einst und Jetzt Band 24 1979 S 38 Nr 32 Ludwig Brandt Karl Heinz Krauskopf Eine Entdeckung in der Chirurgie 150 Jahre Anasthesie In Der Anaesthesist Band 45 1996 S 970 975 hier S 975 Ulrich von Hintzenstern Wolfgang Schwarz Fruhe Erlanger Beitrage zur Theorie und Praxis der Ather und Chloroformnarkose Teil 1 Heyfelders klinische Versuche mit Ather und Chloroform In Der Anaesthesist Band 45 Heft 2 1996 S 131 139 hier S 131 134 Johann Ferdinand Heyfelder Versuche mit dem Salzather bei Operationen in der chirurgischen Klinik zu Erlangen In Archiv fur Physiologische Heilkunde 6 1847 S 441 446 H Orth I Kis Schmerzbekampfung und Narkose In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 1 32 hier S 14 Ulrich von Hintzenstern Wolfgang Schwarz Fruhe Erlanger Beitrage zur Theorie und Praxis der Ather und Chloroformnarkose Teil 1 Heyfelders klinische Versuche mit Ather und Chloroform 1996 S 131 139 Ulrich von Hintzenstern Wolfgang Schwarz Fruhe Erlanger Beitrage zur Theorie und Praxis der Ather und Chloroformnarkose Teil 1 Heyfelders klinische Versuche mit Ather und Chloroform 1996 S 131 135 und 137 Mitgliedseintrag von Johann Ferdinand Martin Heyfelder bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 29 Oktober 2017 Johann Daniel Ferdinand Neigebaur Geschichte der kaiserlichen Leopoldino Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher wahrend des zweiten Jahrhunderts ihres Bestehens Friedrich Frommann Jena 1860 S 259 Textarchiv Internet Archive Normdaten Person GND 11679142X lobid OGND AKS VIAF 69691568 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heyfelder Johann FerdinandALTERNATIVNAMEN Heyfelder Johann Ferdinand Martin vollstandiger Name Heyfelder FerdinandKURZBESCHREIBUNG deutscher Chirurg und HochschullehrerGEBURTSDATUM 19 Januar 1798GEBURTSORT KustrinSTERBEDATUM 21 Juni 1869STERBEORT Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Ferdinand Heyfelder amp oldid 238172136