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Joachim Julius Friedrich Heinrich Teichmuller 4 Marz 1866 in Bernburg Herzogtum Anhalt 17 Juni 1938 in Marburg war ein deutscher Elektroingenieur Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe und Begrunder des dortigen Lichttechnischen Instituts Als Experte fur Lichttechnik pragte er ab 1926 den Begriff Lichtarchitektur Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoachim Teichmuller war ein Sohn des Bernburger Apothekers und Fabrikbesitzers Gustav Teichmuller 1828 1913 Sein alterer Bruder war der Architekt und Baubeamte Gustav Teichmuller Ein Cousin war der Offizier und Historiker Gustav Eisentraut Nach dem Gymnasium das er 1884 ohne Abitur verlassen hatte studierte Teichmuller in den Jahren 1884 bis 1890 an der Technischen Hochschule Hannover an der Koniglich Technische Hochschule zu Berlin in Charlottenburg und an der Technischen Hochschule zu Darmstadt 1890 trat er in die Berliner Firma Telegraphenanstalt Gebr Naglo der Bruder Wilhelm und Emil Naglo ein wo er 1886 1887 eine elektrotechnische Werkstattpraxis durchlaufen hatte 1893 wechselte er zur Firma Felten amp Guilleaume nach Mulheim bei Koln um dort das elektrotechnische Laboratorium zu leiten Im Marz 1895 wechselte er erneut seinen Arbeitsplatz und wurde 1 Assistent am Elektrotechnischen Institut der Technischen Hochschule Karlsruhe 1897 wurde er an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg mit einer Schrift uber die Theorie und Anwendung des Phasometers zum Dr phil promoviert Im folgenden Jahr habilitierte er sich mit der Arbeit Die elektrischen Gleichstromleitungen mit Rucksicht auf ihre Elastizitat an der Technischen Hochschule Karlsruhe im Fach Elektrotechnik Am 16 Marz 1899 vermahlte sich Teichmuller mit Auguste Gaule 1879 aus Darmstadt Das Paar bekam einen Sohn und vier Tochter 1899 erhielt er an der Technischen Hochschule Karlsruhe ein Lehramt als ausserordentlicher Professor ab dem Jahr 1900 wurde er als etatmassig ausserordentlicher Professor gefuhrt Mit Engelbert Arnold der den Lehrstuhl an dem Teichmuller lehrte autokratisch fuhrte uberwarf er sich im Streit uber private Nebentatigkeiten die Benutzung von Institutseinrichtungen und die Gestaltung des Studienplans Allerdings konnte Teichmuller durchsetzten dass als Unikum an deutschen Technischen Hochschulen ein Studiengang fur Beleuchtungstechnik eingerichtet wurde 1 Am 30 Oktober 1919 ernannte man ihn zum ordentlichen Professor der Elektrotechnik und Lichttechnik der Technischen Hochschule Karlsruhe Gleichzeitig wurde dort sein Lehrstuhl fur Lichttechnik eingerichtet Mit Industriespenden die er eingeworben hatte richtete er im Elektronischen Institut ein lichttechnisch photometrisches Laboratorium ein das er bis zum 1 Juni 1922 als Lichttechnisches Institut ausgliederte Dessen Leitung hatte er bis zu seiner Beurlaubung durch Ministerialrat Eugen Fehrle am 12 April 1934 inne Ein Emeritierungsgesuch hatte er im Zusammenhang mit der Habilitation seines Assistenten und Nachfolgers Rudolf Weigel im Sommer 1933 eingereicht und wieder zuruckgezogen Seine Beurlaubung dauerte bis zur Pensionierung im Jahr 1937 Auch ausserhalb seines Lehramts war Teichmuller besonders engagiert So war er Grundungsmitglied des Verbands Deutscher Elektrotechniker 1893 des Ausschusses fur Einheiten und Formelgrossen 1908 der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft 1912 und der Sudwestdeutschen Lichttechnischen Gesellschaft Der deutschen Delegation der Internationalen Beleuchtungskommission gehorte er an Bellagio 1927 Saranae 1928 Die Illuminating Engineering Society London ernannte ihn zum Ehrenmitglied Teichmuller war praktizierender Christ in der Evangelisch Lutherischen Kirche in Baden Abgesehen von Kriegstagebuchern die er von 1914 bis 1918 fuhrte enthalten 560 tagebuchahnliche Oktavheftchen die er zwischen 1911 und 1935 mit Notizen und Gedanken fullte nur selten politische Ausserungen Parteipolitische Stellungnahmen fehlen nahezu vollig obwohl Teichmuller bis 1918 den Deutschkonservativen mindestens nahestand und nach 1918 eine Weile der Deutschnationalen Volkspartei angehorte Teichmuller galt zu seiner Zeit als Autoritat und Experte fur Lichttechnik einem jungen Fach der Elektrotechnik dem er sich um 1917 zugewandt hatte Ihn interessierte die Lichtanwendung und deren Verbindung zur Physiologie und Psychologie des Menschen was er die menschenkundliche Lichttechnik nannte Auf diesem Gebiet entwickelte er grundlegende Gedanken zur Architektur die er ab 1926 1927 unter dem von ihm gepragten Begriff Lichtarchitektur umriss Darunter verstand er eine Verbindung von Licht und Architektur in einer Weise die besondere architektonische Lichtwirkungen hervorruft die gleichzeitig mit dem Licht entstehen und verschwinden Lichtarchitektur in seinem Sinn sind Bauwerke die mit gestalterischen Mitteln selbst leuchten oder beleuchtet werden Das Faszinosum dass Leuchtstoffkorper mit Kunstlicht bei Dunkelheit zu Teilen der Architektur werden versuchte er durch lichttechnische Ausstellungen u a in Karlsruhe Dusseldorf Frankfurt am Main und Stuttgart einem grosseren Publikum zu vermitteln Auf der Dusseldorfer GeSoLei stand ihm dazu ein ganzer Pavillon zur Verfugung 2 In der Farblichtkuppel dieser Ausstellung wurde seine Lichtarchitektur mit Lichtprojektionen und Klangen eines Farbenklaviers zu Stucken von Johann Schobert Alexander Laszlo Frederic Chopin Felix Mendelssohn Bartholdy Robert Schumann und Edvard Grieg inszeniert 3 1929 beteiligte er sich an der lichttechnischen Abteilung der Weltausstellung Barcelona nbsp Titania PalastLicht und Schatten sollten nach seiner Auffassung als raumgestaltende Kraft den Bauten einen zusatzlichen asthetischen Stellenwert verschaffen Hierzu sollten Lichtingenieure und Architekten in einer gemeinsamen Lichtplanung zusammenarbeiten Verwirklicht wurde eine solche Planung etwa bei dem 1928 eroffneten Titania Palast in Berlin wo Teichmullers fruherer Assistent Ernst Holscher als Lichtingenieur mitgewirkt hatte Jener entwickelte spater die Beleuchtungsanlage des Flughafens Tempelhof Auch Albert Speer ein Horer von Teichmullers Grundkurs zur Einfuhrung in die Lichttechnik 4 griff den Gedanken der Lichtarchitektur in den 1930er Jahren auf Karrierefordernd setzte er den Baustoff Licht zur Vermittlung propagandistischer Botschaften ein Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus liess er Grossbauten nachtlich mit Licht inszenieren Reichsparteitage erhielten eine Lichtregie die Olympischen Sommerspiele 1936 einen Lichtdom Schriften Auswahl BearbeitenDie elektrischen Leitungen 1899 Die Erwarmung der elektrischen Leitungen 1905 Lehrgang der Schaltungsschemata elektrischer Leitungen 2 Bande 1909 1911 1921 1926 Die Empfindlichkeit der Synchronisierschaltungen 1910 Die photometrischen Grundbegriffe 1913 Beleuchtung und Lichtstromdichte 1914 Die Beleuchtung von Giessereien Grundzuge der Lichttechnik In Giesserei Zeitung Sonderabdruck 1919 Das Licht auf der Buhne 1920 Die Berechnung der elektrischen Leitungen auf neuer Grundlage 1921 Uber Lichttechnik und Lichttechniker In Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure Jahrgang 1923 S 438 Lichtarchitektur In Licht und Lampe Sonderband 13 14 1927 S 421 f u 449 558 Moderne Lichttechnik in Wissenschaft und Praxis dargestellt an den Darbietungen der Lichttechnischen Ausstellung auf der Gesolei in Dusseldorf 1928 Die physiologischen psychologischen und asthetischen Grundlagen der Lichttechnik und ihre kulturellen Ziele 1928 Die Transformation der Sehdinge und die Kulturbedeutung der elektrischen Gluhlampe 1928 Das Lichttechnische Institut der Badischen Technischen Hochschule In Das Licht 1 Jahrgang Heft 1 1930 Berlin S 29 30 Heft 2 S 55 59 Das Licht in der Wohnung 1933 Literatur BearbeitenHanns Peter Popp Joachim Teichmuller Lichttechnik In Fridericiana Zeitschrift der Universitat Karlsruhe TH Band 52 1996 S 30 f PDF Joachim Castan Klaus Nippert Teichmuller Joachim In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 7 Digitalisat Weblinks BearbeitenJoachim Julius Friedrich Heinrich Teichmuller Biografie im Portal stadtlexikon karlsruhe de 27049 Nachlass Joachim Teichmuller Bestand Datenblatt im Portal deutsche digitale bibliothek de uber Teichmullers Nachlass im Archiv des Karlsruher Instituts fur Technologie Bestandssignatur KIT Archiv 27049 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Konig Technikwissenschaften Die Entstehung der Elektrotechnik aus Industrie und Wissenschaft zwischen 1880 und 1914 Technik interdisziplinar Band 4 Verlag Fakultas Chur 1995 ISBN 3 7186 5791 0 S 140 Google Books Heinrich Lux Die Deutsche Lichttechnische Gesellschaft In Rudolf Sewig Hrsg Handbuch der Lichttechnik Teil 1 Grundlagen Lichtquellen Lichtmessung Baustoffe Springer Verlag Berlin 1938 S 31 Google Books Jorg Jewanski Eine neue Kunstform In Jorg Jewanski Natalia Sidler Hrsg Farbe Licht Musik Synastesie und Farblichtmusik Zurcher Musikstudien Band 5 Peter Lang Bern 2006 ISBN 3 03910 636 8 S 221 224 Google Books Anne Krauter Die Schriften Paul Scheerbarts und der Lichtdom von Albert Speer Das grosse Licht Dissertation Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Heidelberg 1997 S 181 PDF Normdaten Person GND 101258223X lobid OGND AKS LCCN no2021105149 VIAF 171902941 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Teichmuller JoachimALTERNATIVNAMEN Teichmuller Joachim Julius Friedrich Heinrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Elektroingenieur Hochschullehrer an der Technischen Hochschule Karlsruhe und Begrunder des dortigen Lichttechnischen InstitutsGEBURTSDATUM 4 Marz 1866GEBURTSORT Bernburg Herzogtum AnhaltSTERBEDATUM 17 Juni 1938STERBEORT Marburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim Teichmuller amp oldid 228642315