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Jerzy Aleksander Popieluszko ˈjɛʐɨ alekˈsander popʲɛˈwuʂko 14 September 1947 in Okopy als Alfons Popieluszko 19 Oktober 1984 bei Wloclawek war ein polnischer romisch katholischer Priester der aufgrund seiner Unterstutzung der Opposition um die Solidarnosc von Offizieren des polnischen Staatssicherheitsdienstes ermordet wurde 2010 wurde er seliggesprochen Jerzy PopieluszkoBeerdigung von Jerzy PopieluszkoBeerdigung von Jerzy Popieluszko Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachleben 3 Werk 4 Literatur 5 Film 6 Bildende Kunst 7 Weblinks 8 FussnotenLeben BearbeitenPopieluszko wurde in Okopy geboren und im selben Jahr in Suchowola von Antoni Sawicki getauft 1 Er stammte aus einfachen dorflichen Verhaltnissen und wuchs im landlichen Podlachien im Nordosten Polens auf Nach dem Gymnasium trat er ins Priesterseminar in Warschau ein Den Wehrdienst musste er daher von 1966 bis 1968 in einer gefurchteten Sondereinheit fur Priesteramtskandidaten in Bartoszyce ableisten Nach mehreren Stellen in der Pfarrseelsorge wurde er Studentenseelsorger 2 Wahrend der 1980 gefuhrten Streiks wurde Popieluszko damals im Amt eines Kaplans als Seelsorger zur Unterstutzung der Warschauer Stahlarbeiter eingesetzt 2 Nach dem Verbot der Gewerkschaft Solidarnosc wurde seine Sankt Stanislaw Kostka Gemeinde zum Sammelbecken fur oppositionelle Burgerrechtler 2 In seinen Predigten kritisierte er scharf das damalige kommunistische Regime in Polen das 1981 verhangte Kriegsrecht und das Verbot der Gewerkschaft Solidarnosc Seine monatliche Messe fur das Vaterland fand so regen Zulauf dass sie mit Lautsprechern ins Freie ubertragen wurde 2 Wie viele andere polnische Kirchengemeinden unterstutzte Popieluszkos Gemeinde die Familien der Regimegegner die ihren Arbeitsplatz verloren hatten oder im Gefangnis sassen Hilfsguter erhielt die Gemeinde unter anderem von der Internationalen Gesellschaft fur Menschenrechte Diese Kontakte sah die polnische Staatsfuhrung als staatsfeindliche Verbindungen an Folgen waren Bespitzelung Bedrohung und Verhore Im Dezember 1983 wurden Popieluszko bei einer Durchsuchung seiner Wohnung u a Sprengstoff Granaten und Munition untergeschoben 2 3 Aufgrund dieser fingierten Beweise wurde er wegen Sabotage verhaftet bald aber auf Druck der Offentlichkeit und auf Intervention des Bischofs Bronislaw Dabrowski beim Innenminister Czeslaw Kiszczak freigelassen und anschliessend im Rahmen einer Amnestie begnadigt 4 Am 13 Oktober 1984 scheiterte ein Anschlag durch den Sicherheitsdienst mittels eines Steinwurfs auf sein vorbeifahrendes Auto 2 Am 16 Oktober 1984 bot ihm der damalige Primas Jozef Glemp einen Studienaufenthalt in Rom an den er ablehnte 5 Am 19 Oktober 1984 stoppten drei Offiziere des polnischen kommunistischen Staatssicherheitsdienstes Sluzba Bezpieczenstwa unter Leitung von Grzegorz Piotrowski seinen Wagen bei Torun Thorn und entfuhrten ihn Sie schlugen ihn mit Fausten und Holzknuppeln banden Steine an seine Fusse und ertrankten ihn im Weichsel Stausee bei Wloclawek Dort wurde seine Leiche am 30 Oktober gefunden Die Tater Grzegorz Piotrowski Leszek Pekala und Waldemar Chmielewski wurden entdeckt da der Fahrer des Priesters fliehen konnte und sich das Autokennzeichen gemerkt hatte Die Offentlichkeit reagierte auf den Fund der Wasserleiche aufgebracht 2 Die Beerdigung am 3 November 1984 in seiner St Stanislaw Kostka Gemeinde in Warschau an der 800 000 Menschen teilnahmen 6 wurde zu einer Demonstration gegen die kommunistische Staatsmacht Die Regierung von General Wojciech Jaruzelski liess den Tatern den Prozess machen In dessen Verlauf forderte die Staatsanwaltschaft fur den Haupttater sogar die Todesstrafe Es gab jedoch Urteile zwischen 10 und 25 Jahren Haft die spater gemildert wurden Zudem erklarten die Richter damals Hintermanner habe es keine gegeben Erst im Jahr 2004 wurden Dokumente veroffentlicht nach denen Jaruzelski bereits 1984 seinen ehemaligen Innenminister und Mitglied des Zentralkomitees General Miroslaw Milewski als Drahtzieher verdachtigte 7 der sich jedoch auf den machtigen sowjetischen Geheimdienst KGB stutzen konnte Trotzdem gilt die schnelle Aufklarung der Tat als einer der letzten Sargnagel fur das kommunistische Regime in Polen 2 Nachleben BearbeitenDie Entfuhrung und Ermordung von Popieluszko wurde zum Symbol des Widerstandes der politischen Rolle der katholischen Kirche und der Brutalitat des Sicherheitsapparates in der damaligen Volksrepublik Polen 8 Sein Grab besuchten bis 2009 etwa 24 Millionen Pilger darunter Johannes Paul II Benedikt XVI George H W Bush und Margaret Thatcher Am 8 Juli 1997 leitete Papst Johannes Paul II den Seligsprechungsprozess fur Jerzy Popieluszko ein Papst Benedikt XVI sprach sich fur eine Beschleunigung des Verfahrens aus 9 und erkannte ihm durch ein Dekret am 19 Dezember 2009 den heroischen Tugendgrad zu 10 Am 6 Juni 2010 wurde Popieluszko auf dem Pilsudski Platz in Warschau vor etwa 100 000 bis 250 000 11 Glaubigen und in Anwesenheit seiner Mutter Marianna Popieluszko durch Papst Benedikt XVI vertreten von Pro Prafekt Erzbischof Angelo Amato als Martyrer seliggesprochen 12 Seit dem 13 Juli 1986 wird Jerzy Popieluszko in der Kapelle der Schwarzen Madonna in Illdorf Bayern verehrt 13 Seit 2015 besteht das Museum des Martyriums des Seligen Priesters Jerzy Popieluszko in Wloclawek Werk BearbeitenJerzy Popieluszko Franciszek Blachnicki Ubersetzer und Hrsg An das Volk Predigten und Uberlegungen 1982 1984 Erb Dusseldorf ISBN 3 88458 098 1 Literatur BearbeitenSiegfried Lammich Der Popieluszko Prozess Sicherheitspolizei und katholische Kirche in Polen Bericht und Dokumentation im Auftrag der Internationalen Gesellschaft fur Menschenrechte Mit einem Geleitwort von Josef Stimpfle Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1985 ISBN 3 8046 8663 X Georg Motylewitz Das war Popieluszko Eine Dokumentation Herder Wien Freiburg im Breisgau 1985 ISBN 3 901699 06 6 Zygmunt Malacki Der Diener Gottes Jerzy Popieluszko Ubersetzt von Stephanie Zloch und Magdalena Kurkowska Redaktion Ewa A Zaja c Wydawnictwo Siostr Loretanek Warszawa 2003 ISBN 83 7257 132 5 Ewa Czaczkowska Tomasz Wiscicki Ksiadz Jerzy Popieluszko Swiat Ksiazki Warszawa 2004 ISBN 978 83 7391 682 1 polnisch Anna Meetschen Jerzy Popieluszko und das Wunder seines Lebens fe Kisslegg 2019 ISBN 978 3 86357 229 7 Cesare G Zucconi Jerzy Popieluszko Das Martyrium eines Priesters im kommunistischen Polen Echter Wurzburg 2020 ISBN 978 3 429 05425 0Film Bearbeiten1988 Der Priestermord To Kill A Priest Regie Agnieszka Holland 2009 Popieluszko Die Freiheit in uns Popieluszko Wolnosc jest w nas Regie Rafal Wieczynski 14 Bildende Kunst BearbeitenDer Dusseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim schuf 1985 eine Johannes von Nepomuk Statue mit dem Gesicht von Popieluszko 15 sowie 2007 das Popieluszko Denkmal in Warschau Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jerzy Popieluszko Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikinews Seligsprechung von Pfarrer Popieluszko Nachricht Literatur von und uber Jerzy Popieluszko im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Jerzy Popieluszko in der Deutschen Digitalen Bibliothek Publikationen von und uber Jerzy Popieluszko im Bibliotheks und Bibliographieportal Herder Institut Marburg Interview with Popieluszko mp3 BBC September 1984 archiviert vom Original am 29 Mai 2008 abgerufen am 16 Oktober 2012 polnisch Der Mord an Priester Jerzy Popieluszko Memento vom 31 Marz 2016 im Internet Archive Jerzy Popieluszko Biographie Memento vom 15 Juli 2004 im Internet Archive Jerzy Popieluszko beim Instytut Pamieci Narodowej Beerdigung von Jerzy Popieluszko beim Instytut Pamieci Narodowej Memento vom 1 Juni 2008 im Internet Archive polnisch Jozef Niewiadomski Boses durch das Gute uberwinden Zum Lebensweg von Jerzy PopieluszkoFussnoten Bearbeiten Milena Kindziuk Jerzy Popieluszko Biografia Znak Krakau 2018 ISBN 978 83 240 4956 1 S 21 a b c d e f g h Gerhard Gnauck Ein Martyrer des 20 Jahrhunderts Polens Pfarrer Popieluszko wird seliggesprochen Die Welt 5 Juni 2010 abgerufen am 11 September 2012 Piotr Litka Prowokacja na Chlodnej Onet 9 Oktober 2009 abgerufen am 11 September 2012 polnisch Milena Kindziuk Ksiadz Jerzy Popieluszko Axel Springer Polska Warszawa 2009 ISBN 978 83 7558 255 0 Milena Kindziuk Ksiadz Jerzy Popieluszko Axel Springer Polska Warszawa 2009 S 94 Zuzanna Bogumil The Blessed Jerzy Popieluszko Museum in Warsaw Between History and Religion abgerufen am 12 Januar 2022 Piotr Lipinski Kto kazal zamordowac ks Popieluszke Milewski to nie ja Nicht mehr online verfugbar Gazeta pl 5 Oktober 2004 archiviert vom Original am 19 August 2010 abgerufen am 11 September 2012 polnisch Dieter Bingen Polen 1000 Jahre wechselvoller Geschichte In Informationen zur politischen Bildung Nr 311 2011 S 16 abgerufen am 1 Oktober 2016 Bogumil Lozinski Ksiadz Popieluszko szybciej swietym dziennik pl 4 Februar 2009 abgerufen am 11 September 2012 polnisch Vatikan Johannes Paul II und Pius XII erhalten Tugendgrad Paul Fluckiger Priester des Protests Der Tagesspiegel 6 Juni 2010 abgerufen am 11 September 2012 Gedenken an Popieluszko Memento vom 15 Marz 2012 im Internet Archive Ludwig Wagner Fur den Glauben gestorben Augsburger Allgemeine 17 Juni 2010 abgerufen am 11 September 2012 Popieluszko Film Memento des Originals vom 9 August 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www popieluszko pl Der Bruckenheilige Johannes von Nepomuk in der Deutschen Digitalen BibliothekNormdaten Person GND 118747940 lobid OGND AKS LCCN n85019203 VIAF 89727493 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Popieluszko JerzyALTERNATIVNAMEN Popieluszko Jerzy AleksanderKURZBESCHREIBUNG polnischer Geistlicher der vom polnischen Staatssicherheitsdienst ermordet wurde SeligerGEBURTSDATUM 14 September 1947GEBURTSORT Okopy bei Suchowola PolenSTERBEDATUM 19 Oktober 1984STERBEORT bei Wloclawek Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jerzy Popieluszko amp oldid 235896860