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Die Judische Gemeinde Sachsenhausen im nordhessischen Sachsenhausen einer bis 1971 selbststandigen Stadt und einem heutigen Ortsteil der Stadt Waldeck bestand vom 18 Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus Standort ehem SynagogeStandort ehem Synagoge Richtung Wildunger StrasseGedenktafelAusschnitt Gedenktafel Ansicht aus der Wildunger StrasseAusschnitt Gedenktafel Ansicht aus der Freienhagener StrasseAusschnitt Gedenktafel Ansicht Standort heutige StrassenfuhrungInhaltsverzeichnis 1 Gemeindeentwicklung 1 1 Auswanderung und Ende der Gemeinde 2 Gemeindeeinrichtungen 2 1 Friedhof 2 2 Synagoge 2 2 1 Verkauf und spatere Nutzung 3 Anmerkungen 4 Weblinks 5 LiteraturGemeindeentwicklung BearbeitenNachdem Furst Karl August Friedrich regierte 1728 1763 von Waldeck Schutzbriefe an judische Personen verlieh sofern sie ein Vermogen von mindestens 1000 Talern nachweisen konnten begann die Zuwanderung judischer Einwohner In Sachsenhausen sind nach 1770 drei mit solchen Schutzbriefen versehene judische Familien bekundet Bald kamen auch armere Juden ins Waldecker Land die das Schutzgeld nicht bezahlen konnten aber auf bestimmte Zeit und auf Widerruf toleriert wurden 1 Fur die Zeit zwischen 1771 und 1945 konnen 24 verschiedene Namen von Familien in Sachsenhausen nachgewiesen werden Zunachst waren die neuen Einwohner nur mit der Berufsbezeichnung Handelsmann zugelassen und erst um die Mitte des 19 Jahrhunderts nahm die Zahl der Berufsbezeichnungen zu Neben den ursprunglich typischen reisenden Handlern gab es eine wachsende Zahl niedergelassener Handler Getreide Vieh Branntwein Felle Topfer und Backereiwaren und Gewerbetreibender je ein Metzger Seiler Sattler Schlachter Farber Blechschmied Kalkbrenner und Schuhmacher sind bekundet Schliesslich entstanden auch eine judische Schnapsbrennerei und eine kleine Textilmanufaktur Der landwirtschaftliche Besitz der judischen Bevolkerung war gering und bestand vornehmlich aus Garten oder Wiesen Die wirtschaftliche Lage der judischen Burger war ebenso differenziert wie die der anderen Einwohner Einige Familien lebten in mehreren Generationen und uber mehr als hundert Jahre in Sachsenhausen brachten es zu Wohlstand und wurden fur viele Leute zu Arbeitgebern Ihre Hauser standen inmitten der Stadt die Manner gehorten ortlichen Vereinen an und die Frauen engagierten sich sozial und karitativ Eine dieser Familien stiftete der Stadt im Jahre 1906 ein Haus fur die damalige Kleinkinderschule das Gebaude mit dem Schild Bloch sche Stiftung dient noch heute diesem Zweck Im Jahr 1919 spendete die Familie noch einmal 50 000 Mark als Kapital fur den laufenden Unterhalt der Stiftung Uber die armeren Familien von denen sich auch Namen in den Armenlisten finden ist nur wenig bekannt Sie wohnten am Stadtrand am Oberen und Unteren Tor Bis etwa 1875 wuchs die judische Einwohnerzahl stetig an sowohl durch Zuwanderung als auch durch einen leichten Geburtenuberschuss Fur die Jahre 1838 bis 1875 weist das Synagogenbuch 15 Hochzeiten 74 Geburten und 63 Todesfalle aus 1874 gab es 16 judische Familien im Ort Danach begann eine zunehmende Auswanderung nach Nordamerika und Abwanderung in die grosseren deutschen Stadte und die Zahl der judischen Einwohner Sachsenhausens nahm ab Zur Synagogengemeinde Sachsenhausen gehorten auch Familien aus den benachbarten Orten Netze Waldeck Nieder Werbe und Meineringhausen Mit der benachbarten judischen Gemeinde in Horinghausen bestanden zahlreiche und enge Kontakte Auswanderung und Ende der Gemeinde Bearbeiten Ab 1933 begannen die judischen Burger ihren Besitz zu verkaufen und Deutschland zu verlassen Diejenigen denen dies nicht gelang wurden wenige Jahre spater grosstenteils ermordet Schon nach der Pogromnacht des 8 9 November 1938 wurde einer der wenigen verbliebenen judischen Einwohner ins KZ Buchenwald verschleppt aus dem er erst nach schweren Misshandlungen entlassen wurde er kam zunachst nach Sachsenhausen zuruck floh dann aber in die Schweiz wo er an den Folgen seiner Haft starb 1941 42 wurden die verbliebenen Juden in Ghettos und Konzentrationslager im Osten deportiert und dort umgebracht Die letzten 755 nordhessische Juden wurden am 7 September 1942 per Bahn von Kassel uber Chemnitz nach Theresienstadt deportiert darunter waren 70 aus den Gemeinden im heutigen Landkreis Waldeck Frankenberg 2 Mindestens sechs namentlich bekannte Burger von Sachsenhausen wurden in dieser Zeit verhaftet und deportiert der alteste von ihnen war 80 Jahre alt Es gab eine Ausnahme Moritz Mildenberg lebte mittellos und auf Hilfe und Schutz von Mitburgern angewiesen als einziger Jude bis zu seinem Tod im Januar 1945 in Sachsenhausen Gemeindeeinrichtungen BearbeitenBis 1863 fanden Gottesdienste und religiose Unterweisung offensichtlich in Betsalen und anderen Raumlichkeiten in Privathausern statt Hinweise auf Synagogen bzw Judenschulen in Privathausern gibt es aus den Jahren 1781 1786 1796 1801 1812 und 1831 Ein 1833 erlassenes Waldecker Gesetz verpflichtete die judischen Gemeinden ihren eigenen Lehrer fur die religiose Erziehung ihrer Kinder anzustellen Bewarb sich jemand kam es vor dass er keine amtliche Aufenthaltsgenehmigung bekam Die Stadt erhielt in den Jahren 1832 bis 1835 mehrfach die Anordnung den judischen Lehrer Hellborn wegen unzureichender Papiere auszuweisen der damalige Burgermeister setzte sich fur sein Verbleiben ein und riskierte selbst eine Strafe Friedhof Bearbeiten nbsp Judischer Friedhof nbsp Judischer FriedhofDer Friedhof wurde in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts angelegt Er befindet sich etwa 200 m nordlich der ehemaligen Synagoge am nordlichen Ortsrand an der Strasse Baumschule unterhalb einer bewaldeten Anhohe Die letzte Beerdigung fand dort im Jahre 1933 statt Die Friedhofsflache betragt 20 Ar Heute sind noch 29 Grabsteine erhalten Judische Friedhofe im Landkreis Waldeck Frankenberg Adorf Diemelsee Altenlotheim Bad Arolsen Bad Wildungen Battenfeld Bergheim Edertal Eimelrod Frankenberg Eder Frankenau Frohnhausen Battenberg Gemunden Wohra Goddelsheim Grusen Horinghausen Korbach Landau Bad Arolsen Mengeringhausen Rhoden Sachsenhausen Waldeck Vohl Volkmarsen Waldeck Synagoge Bearbeiten 51 243411 9 009937 Koordinaten 51 14 36 N 9 0 36 O Erst 1863 gelang es der Gemeinde an der Ecke Wildunger Strasse Freienhagener Strasse ein eigenes Synagogengebaude zu errichten nach Planen des Kreisbaumeisters Brumhard aus Wildungen Das Mauerwerk bestand zum grossten Teil aus Abbruchmaterial der Stadtmauer das ein Gemeindemitglied beim Abbruch der Stadtbefestigung im Jahre 1856 gekauft hatte Es handelte sich um ein langgestrecktes rechteckiges massives Steingebaude mit Satteldach zweistockig und auf hohem Sockel mit der Frauenempore im Obergeschoss An der ansonsten glatten ostlichen Giebelseite war eine Apsis angebaut die den Toraschrein enthielt An der in ihrem oberen Teil reich gegliederten westlichen Giebelseite befand sich das Portal unter einer grossen und reprasentativen Rundbogenfassade mit einem Fenster im Obergeschoss Der Bau wurde zum Teil durch Spenden der Gemeindemitglieder und aus anderen wohlhabenden Gemeinden zum Teil aus einer von der Gemeinde aufgenommenen Hypothek finanziert Noch bis zum Jahre 1910 lastete auf dem Gebaude eine Hypothek von 3 600 Mark Verkauf und spatere Nutzung Bearbeiten nbsp Tursturz der ehemaligen SynagogeMit der schnell abnehmenden Zahl der Gemeindemitglieder nach 1933 war es bald nicht mehr moglich Gottesdienste zu halten geschweige denn den Erhalt der Synagoge zu finanzieren Sie wurde daher 1938 aufgegeben und verkauft Der neue Besitzer der sie als Baustofflager nutzte erhielt amtliche Anweisung mit bereits ausgearbeiteten und von ihm zu bezahlenden Planen eines Architekten das Gebaude umgehend baulich so zu verandern dass der fruhere Charakter nicht mehr zu erkennen sei Dieser Verkauf bewahrte die ehemalige Synagoge immerhin vor dem Vandalismus der Reichspogromnacht im November 1938 und der Zerstorung Zwar wurde der Besitzer wahrend des Krieges mit dem Auftrag nach Hause beordert das Gebaude abzureissen aber eine Verfugung des damaligen Landrats des Kreises der Eder Hans von und zu Gilsa in Bad Wildungen konnte dies verhindern 1944 wurde der Bau als Lebensmittellager der Wehrmacht benutzt Nach Kriegsende wurde das Gebaude wieder religiosen Zwecken gewidmet Die zunachst noch kleine zumeist aus Ausgebombten und Heimatvertriebenen bestehende katholische Gemeinde der Stadt die ihre Gottesdienste anfangs in der evangelischen St Nikolaus Kirche gefeiert hatte konnte die ehemalige Synagoge mit Hilfe der katholischen Pfarrei Korbach 1947 zunachst mieten und dann 1949 kaufen und als Gotteshaus nutzen Nachdem der 1959 begonnene Bau der neuen katholischen St Bonifatius Kirche im Jahre 1960 abgeschlossen war wurde die alte Synagoge von der Strassenbauverwaltung gekauft die sie 1962 im Zuge einer Strassenerweiterung abreissen liess Heute erinnert dort eine Gedenktafel an den Standort der Synagoge und das Schicksal der judischen Gemeinde Uber der Sakristeitur der St Bonifatius Kirche wurde der Tursturz der ehemaligen Synagoge eingesetzt er tragt die hebraische Inschrift Haus Jacob kommt lasst uns wandeln im Lichte von Ihm Isias 2 5 Anmerkungen Bearbeiten 1814 wurden die Juden in Waldeck den ubrigen Untertanen rechtlich gleichgestellt und die Schutzgelder entfielen WLZ 11 August 2007 Memento des Originals vom 15 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www synagoge voehl de PDF Datei 523 kB Weblinks BearbeitenDieser Artikel beruht in wesentlichen Teilen auf 175 Jahre judische Mitburger aus Magistrat der Stadt Waldeck Festausschuss 750 Jahre Sachsenhausen Hrsg Sachsenhausen 750 Jahre Stadtrechte Beitrage zu Geschichte und Gegenwart Korbach 1995 S 91 97 mit Fotos nbsp Commons Judischer Friedhof Sachsenhausen Waldeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judischer Friedhof Sachsenhausen bei Alemannia JudaicaLiteratur BearbeitenKlaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2Judische Gemeinden im Landkreis Waldeck Frankenberg Adorf Altenlotheim Bad Arolsen Bad Wildungen Bergheim Eimelrod Frankenau Frankenberg Gemunden Grusen Horinghausen Korbach Landau Mengeringhausen Sachsenhausen Vohl Volkmarsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Sachsenhausen Waldeck amp oldid 228817018 Friedhof