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Eine Judische Gemeinde Niedenstein bestand in der kleinen Stadt Niedenstein im nordhessischen Schwalm Eder Kreis mindestens seit 1776 mit insgesamt zehn Familien und dann bis zu ihrer Vernichtung durch das NS Regime in den Jahren 1938 1942 Die ersten judischen Einwohner der Stadt sind allerdings schon im Jahre 1664 belegt als dort zwei judische Familien wohnten 1676 waren es drei und 1731 gab es funf Der judische Friedhof 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Gemeindeentwicklung bis 1933 2 Einrichtungen 2 1 Synagoge 2 2 Schule 2 3 Friedhof 3 Ende der Gemeinde 4 Einzelnachweise 5 Weblinks 6 LiteraturGemeindeentwicklung bis 1933 BearbeitenIm 19 Jahrhundert wuchs die kleine Gemeinde sehr betrachtlich und schon 1861 und wiederum in den 1880er Jahren machten die judischen Einwohner 22 Prozent der Gesamtbevolkerung aus Danach ging ihre Prasenz im Ort durch Auswanderung nach Nordamerika und Abwanderung in grossere deutsche Stadte allmahlich zuruck Dennoch lebten zu Beginn der NS Herrschaft noch immer etwa 70 Juden in Niedenstein d h etwas mehr als 10 Prozent der Gesamteinwohnerschaft Jahr Einwohner gesamt Judische Einwohner Anteil in Prozent1812 26 Familien 1834 610 120 19 7 1855 110 1861 643 147 22 9 1871 552 86 15 6 1880 608 132 21 7 1885 541 124 22 9 1895 642 119 18 5 1899 24 Familien 1905 597 101 16 9 1910 587 98 16 7 1925 87 1933 673 ca 70 ca 10 1942 0 0 0 Die kleine Anzahl judischer Bewohner im Nachbardorf Kirchberg nahm am religiosen Leben der Kehillah in Niedenstein oder dem der Gemeinde in Gudensberg teil Im Jahre 1750 sind in Kirchberg drei Schutz und Handelsjuden bekundet 1835 und 1861 sind jeweils 12 Juden im Dorf beurkundet 1 In den nahegelegenen Dorfern Ermetheis Metze und Wichdorf die wie auch Kirchberg seit 1974 Ortsteile der Stadt Niedenstein sind scheinen keine Juden gelebt zu haben Wie auch andernorts so unterlagen die Juden in Niedenstein zunachst der Verpflichtung eine besondere Steuer das Judenregal an den Landesherrn zu entrichten sowie einer erheblichen Einschrankung der ihnen erlaubten Arbeits bzw Einkommensmoglichkeiten Deshalb waren noch um 1855 von den judischen Haushaltsvorstehern 12 als reisende Handler tatig Dennoch gab es zu dieser Zeit bereits auch mehrere jungere Manner die ein Handwerk erlernt hatten und ein Handwerksgewerbe ausubten um 1850 werden zwei Schneider zwei Metzger zwei Drechsler und jeweils ein Farber Kufer und Schuhmacher erwahnt Nur eine judische Familie hatte bedeutenden Grundbesitz In der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts eroffneten dann mehrere judische Familien Handlungen und Laden am Ort die fur die kleine Stadt und die umliegenden Dorfer von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung waren Ein judischer Teilnehmer am Krieg von 1870 71 war unter den Begrundern des Niedensteiner Kriegervereins der ihm bei seiner Bestattung im Jahre 1928 vollzahlig das Geleit gab und uber dem Grab den Ehrensalut abfeuerte Im Ersten Weltkrieg fielen aus der judischen Gemeinde Niedensteins drei junge Manner darunter der Lehrer der judischen Elementarschule Einrichtungen BearbeitenDie Gemeinde gehorte innerhalb des Kreises Fritzlar zum Rabbinatsbezirk Niederhessen An Gemeindeeinrichtungen bestanden eine Synagoge eine Schule eine Mikwe rituelles Bad und ein 1832 eingerichteter Friedhof Fur soziale Zwecke betrieben die Gemeindemitglieder besondere Wohltatigkeitsvereine Im Jahre 1925 sind drei bekundet die Chewra Kadischa die Chevre Bachurim und die 1878 gegrundete Chevre Anoschim bzw Israelitischer Frauenverein Synagoge Bearbeiten nbsp Die ehemalige Synagoge heute Wohnhaus 2017 Gottesdienste wurden zunachst in Betsalen und schliesslich in einer ersten kleinen Synagoge gefeiert Im Jahre 1807 ist eine Privatsynagoge in Niedenstein nachgewiesen Im Jahre 1816 liess Calmann Heinemann Michaelis dem Vernehmen nach aus Dankbarkeit fur seine Heilung von einer Krankheit durch Seckel Lob Wormser den Baal Schem von Michelstadt eine neue Synagoge in der Oberstrasse heute Hausnummer 16 bauen die er der judischen Gemeinde stiftete Fur die etwa 200 Gulden teure Innenausstattung musste die Gemeinde selbst aufkommen Dies geschah vorwiegend durch Verkauf und Verlosung der Sitzplatze damals noch Stande in der Synagoge ein damals nicht unubliches Verfahren 1828 stellte die Gemeinde den Antrag fur den Einbau einer Frauenempore die aber erst 1845 in Verbindung mit der Renovierung des Baues eingebaut wurde Die Synagoge war ein einfacher eingeschossiger verputzter Massivbau mit Ziegel gedecktem Satteldach im Ostgiebel war ein kleines Kruppelwalmdach Die Eingangstur und die Fenster hatten Segmentbogen Wahrend des Novemberpogroms 1938 wurde der Innenraum geschandet und verwustet Das Gebaude selbst uberstand die Gewalttatigkeiten dieser Nacht und auch die NS und Kriegsjahre Nach 1945 wurde es zu einem Wohnhaus umgebaut Im Jahre 1988 zum 50 Jahrestag der Pogromnacht wurde eine Gedenktafel angebracht mit der Inschrift Ehemalige Synagoge der Judischen Gemeinde Niedenstein Erbaut im Jahre 1816 von Calmann Heinemann Michaelis Gestiftet aus Anlass des 50 Jahrestages des unheilvollen Geschehens in der Nacht des 9 10 November 1938 Zur Erinnerung und Mahnung Stadt Niedenstein Schule Bearbeiten Die judische Elementarschule bestand von 1826 bis 1928 Der von der Gemeinde angestellte Lehrer war gleichzeitig auch Vorbeter und Schochet Schachter Die Entwicklung der Schulerzahlen war wie folgt Jahr Schuler1868 161888 451894 221907 61924 131925 111926 101928 6Die Schule wurde 1928 wegen der geringen Zahl der Schuler aufgelost Der letzte Lehrer wurde nach Gudensberg versetzt und kam noch bis 1932 nach Niedenstein um dort Religionsunterricht zu erteilen 1932 nahmen noch sechs Kinder an diesem Unterricht teil Friedhof Bearbeiten nbsp Linker Torpfosten am Friedhof nbsp Rechter Torpfosten am FriedhofDie Verstorbenen der judischen Gemeinde Niedenstein wurden zunachst auf dem Obervorschutzer Friedhof der grossen Gudensberger Gemeinde beigesetzt Erst 1832 wurde ein eigener Friedhof in Niedenstein angelegt Die beiden steinernen Pfeiler links und rechts des Eingangstores tragen auf hebraisch und deutsch die Inschrift Diese Welt gleicht einer Vorhalle fur die zukunftige Welt 1912 Der Friedhof hat eine Grosse von 26 34 Ar und liegt im Suden des Stadtgebiets an der Friedensstrasse Welch hohen Wert man darauf legte dass Gemeindemitglieder auf einem judischen Friedhof beigesetzt wurden zeigt der Fall einer im September 1898 im nahen Landeshospital Merxhausen an einer ansteckenden Krankheit Verstorbenen Da die Leiche aus sanitaren Grunden nicht transportiert werden durfte war sie auf dem Friedhof des Hospitals bestattet worden Die judische Gemeinde in Niedenstein setzte alle ihr zuganglichen Hebel in Bewegung und erreichte schliesslich dass die Tote im Januar 1900 finanziert durch Spenden der Gemeindemitglieder nach Niedenstein umgebettet wurde Judische Friedhofe im Schwalm Eder Kreis Bad Zwesten Binsforth Borken Falkenberg Felsberg Frielendorf Fritzlar Gilserberg Grossropperhausen Guxhagen Haarhausen Homberg Jesberg Melsungen Merzhausen Neukirchen Niedenstein Niedergrenzebach Oberaula Obervorschutz Spangenberg Treysa Ungedanken ZuschenEnde der Gemeinde Bearbeiten1933 lebten noch etwa 70 Juden in Niedenstein In den folgenden Jahren zog ein Teil davon auf Grund der zunehmenden Repressalien und Entrechtung weg oder wanderte aus Diejenigen denen das nicht gelang wurden wenige Jahre spater ermordet Von den in Niedenstein geborenen und oder langere Zeit am Ort wohnhaften judischen Personen sind in der NS Zeit mindestens 61 namentlich bekannte umgekommen die beiden altesten unter ihnen waren 1856 geboren die jungste erst 1937 2 Einzelnachweise Bearbeiten Kirchberg Schwalm Eder Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Angaben nach den Listen von Yad Vashem Jerusalem und den Angaben des Gedenkbuches Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Weblinks BearbeitenZur Synagoge Niedenstein bei Alemannia Judaica Zum judischen Friedhof Niedenstein bei Alemannia Judaica Niedenstein Schwalm Eder Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Literatur BearbeitenKarl E Demandt Bevolkerungs und Sozialgeschichte der judischen Gemeinde Niedenstein 1653 1866 Schriften der Kommission fur die Geschichte der Juden in Hessen Band 5 Wiesbaden 1980 ISBN 978 3 921434 04 8 Normdaten Korperschaft GND 4526556 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Niedenstein amp oldid 230141136 Friedhof