www.wikidata.de-de.nina.az
Rabbi Jizchok Arje auch Isac Low Matthes Wormser geboren 1768 in Michelstadt im Odenwald gestorben am 13 September 1847 ebenda 1 2 umgangssprachlich bekannt als Seckel Lob Wormser genannt der Wunderrabbi von Michelstadt und Baal Schem von Michelstadt war Rabbiner und Gelehrter Grab von Seckel Lob Wormser auf dem judischen Friedhof in MichelstadtWormsers Wohnhaus in der Erbacher Strasse 12 in Michelstadt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Legendenbildung 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKlaus Peter Walter ausserte sich uber den Rabbi Wormser in der von ihm herausgegebenen Abhandlung Ein ungelostes Ratsel mit den Worten Wohl kaum ein Jude hat sich dem Gedachtnis der Odenwalder so nachhaltig eingepragt wie Seckel Lob Wormser der von 1768 bis 1846 korr 1847 1 lebte und um dessen Person sich zahlreiche Legenden ranken 3 Seckel Lob Wormser war der Sohn des Michelstadter Tuchhandlers Matthes und der Sorle Es gibt differierende Angaben zu seinem Geburtsjahr Salomon Wininger ging 1932 in der Grossen judischen National Biographie von 1768 aus 4 dem schliesst sich auch das Biographische Handbuch der Rabbiner von 2004 an 5 Die Encyclopaedia Judaica von 1929 gibt das Jahr 1769 an 6 ebenso Franz Babinger in Hessische Biographien 1924 unter Berufung auf Familienpapiere im Besitz seines Urenkels 7 Einer seiner Vorfahren war der Wormser Baalschem Elias Loanz 1564 1636 Nach ihm wahlte er 1808 den Familiennamen Wormser Wormser wurde fur den Kaufmannsberuf erzogen Talmudunterricht erhielt er beim Chasan Ende 1783 ging er nach Frankfurt an die Jeschiwa des Kabbalisten Nathan Adler 8 Dort blieb er funf Jahre und begann sich unter anderem dem Studium der Kabbala zu widmen Im Jahre 1789 heiratete er Adelheid Reiss Tochter des Frankfurter Kaufmanns Eisik Reiss Im gleichen Jahr kehrte er in das Vaterhaus nach Michelstadt zuruck Dort leitete er eine Jeschiwa Um 1800 hatte er ungefahr 70 Schuler Neben rabbinischen Schriften studierte er die Philosophie Schellings und die Padagogik Im Jahre 1789 legte er ein Asketengelubde ab lebte chassidisch verzichtete auf das Haare und Bartscheren und streng vegetarisch was beides spater zu betrachtlichen Spannungen in seiner Gemeinde gefuhrt haben soll Seit 1803 gab es Klagen und Urteile gegen ihn wegen unbefugter Amtsausubung als Rabbiner Dadurch und wegen seiner kabbalistischen Religiositat geriet er in Konkurrenz zum Chasan und in Konflikt mit der Gemeinde So hiess es in einer Begrundung zum Verbot der rabbinischen Tatigkeit vom 3 April 1811 Der Supplicant mag wohl die zu Verichtung der Rabbiner Geschafte nothigen Kentnisse besizzen indem nicht zu leugnen ist dass er eine betrachtliche Bibliothek fuhrt und in dem Ruf eines judischen Gelehrten steht Die Erfahrung hat aber gezeigt dass so oft er sich in judische religiosse Angelegenheiten mischt durch seine cabalistische Schwarmerey Spaltungen Uneinigkeit und Unordnung bey der Judenschaft entstand so dass er daruber einige mahl polizeyliche Correction erhielt 9 Nach dem Tode seiner Ehefrau im Jahre 1809 zog Wormser im Jahre 1810 nach Mannheim Durch die Heilung einer geisteskranken Sechzehnjahrigen begrundete er seinen Ruf als Wundertater Baalschem Er heiratete Hanna Belzinger aus Mannheim die einige Quellen als die Geheilte identifizieren Wormser kehrte dann nach Michelstadt zuruck Zahlreiche Hilfesuchende folgten seinem Ruf als Wundertater Selbst aus dem sudlichen Elsass kamen Juden um einen Talisman gegen Krankheiten zu erhalten 10 Durch ein Reskript vom 21 Dez 1811 durfte er in Michelstadt sowie in den Odenwaldorten Bad Konig Beerfelden Frankisch Crumbach und Reichelsheim die Verrichtungen eines Rabbi ausuben Im Jahre 1823 wurde er als Bezirksrabbiner der Odenwaldgemeinden Grafschaft Erbach anerkannt Er erhielt zahlreiche Spenden vor allem aus Frankfurt und Mannheim mit denen er Wohltatigkeitsinitiativen sowie seine Jeschiwa und deren Schuler finanzierte Spater konnte er Bar Feuchtwanger als zweiten Talmudlehrer anstellen Im Jahre 1825 wurde sein Wohnhaus mitsamt der umfangreichen Bibliothek durch eine Feuersbrunst vernichtet Rabbi Seckel Lob Wormser hatte aus zwei Ehen zusammen 15 Kinder Seckel Lob Wormser 1768 Michelstadt Odenwald 13 September 1847 Michelstadt Odenwald Erste Ehe Adelheid Reiss 1760 Frankfurt 1808 Michelstadt Odenwald 1790 Jakob Hirsch Wormser 1794 Michelstadt Odenwald 1838 Bohnle Grunbaum Adelheid Wormser geboren am 17 Dezember 1817 Michelstadt Odenwald Emanuel Morgenthau Matthaus Wormser geboren 1822 Michelstadt Odenwald Feistel Wormser geboren am 29 Februar 1824 Michelstadt Odenwald Gnendel Wormser 1800 Michelstadt Odenwald 1878 Eliyahu Elias Straus geboren in Michelstadt Odenwald Schmuel Samuel Straus 2 Oktober 1843 Michelstadt Odenwald Januar 1904 Karlsruhe Isabella Feuchtwanger 13 Juni 1853 Munchen 5 April 1893 Karlsruhe Gertrude Straus Isaak Straus Gabor Straus Judith Straus Fanny Straus Albert Straus Elias Straus Adelheid Straus Raphael Straus2 Ehe Johanna Benzinger 1789 Mannheim 1852 Jaidel Wormser geboren am 9 Oktober 1817 Michelstadt Odenwald Michael Wormser geboren 1819 Michelstadt Odenwald Meier Wormser geboren 1822 Michelstadt Odenwald Simon Wormser geboren am 18 Januar 1824 Michelstadt Odenwald Wolf Raphael Wormser 9 Mai 1825 Michelstadt Odenwald Marz 1892 Michelstadt Odenwald Isaac Wormser 19 Mai 1826 Michelstadt Odenwald Januar 1894 Cleveland Ohio Hannah Emrich 1827 1911 Cleveland Ohio 1850 nach USA Moses Wormser Leopold Wormser Bertha Wormser Esther Wormser Adaline Wormser Amelia M Wormser Abraham Wormser geboren am 14 September 1829 Michelstadt Odenwald gestorben New York Legendenbildung BearbeitenIn der Bevolkerung ging ihm durch Berichte seiner Wundertaten ein Ruf als Beherrscher okkulter Machte voraus der zu der Bezeichnung Baal Schem von Michelstadt in Anlehnung an Baal Schem Tow 11 fuhrte und noch im Ersten Weltkrieg Soldaten unterschiedlicher Religionszugehorigkeiten vor ihrem Transport zur Front dazu veranlasst hat an seinem Grab auf dem judischen Friedhof in Michelstadt zu beten Es wird uberliefert dass all jene aus dem Krieg zuruckgekehrt seien Den Besitz ubernaturlicher Krafte stritt er stets ab doch half er Rat und Hilfesuchenden zuweilen auch mit Amuletten Die Quellen berichten so etwa von seinem aussergewohnlichen Erfolg bei der Behandlung von Mondsuchtigkeit Seine angeblichen Wundertaten blieben in Sudhessen lange in Erinnerung Die grosse Beliebtheit und Anteilnahme bei seinem Tod bezeugt folgender Bericht In welch allgemeiner Verehrung und Liebe er hier und in der Umgegend gestanden war bewies sein Leichenbegangnis bei welchem eine gewiss sehr seltene Teilnahme betatigt wurde denn uber achthundert verschiedener Konfessionen Angehorige schlossen sich dem Leichenzuge an Schon abends vorher und mit kommendem Tagesanbruch sah man von allen Seiten zum Teil aus betrachtlicher Ferne Freunde und Verehrer des Verstorbenen in Menge herbeistromen Weiterhin folgten neben hochrangigen Mitgliedern der israelitischen Gemeinde zwei hiesige evangelische Geistliche die Geistlichen von Erbach viele auswartige israelitische Lehrer und die Lehrer der hiesigen Real und Stadtschulen Auch Seine Erlaucht der regierende Graf zu Erbach Furstenau hatten die Gnade Seine Achtung dem Verblichenen durch eine Deputation zu bezeugen welcher sich nun der Landrat des Bezirks der hiesige Beigeordnete und Gemeinderate anschlossen Artikel in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 18 Oktober 1847 1 Ehrungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Haus Erbacher Strasse 12 in Michelstadt wo S L Wormser von 1826 bis zum Tod im Jahr 1847 gelebt hat Im Jahr 1908 wurde der Rabbiner durch eine Gedenktafel an seinem ehemaligen Wohnhaus geehrt Nach ihm benannt ist auch die alte Birnensorte Seckel Lobs Birne die mit Auswanderern den Weg uber den Atlantik fand und dort in den USA heute noch als Seckelpear bekannt ist 12 Seine Grabstatte wurde von Nazis geschandet und nach dem Weltkrieg u a von Nachkommen zum Teil renoviert Der ursprungliche Grabstein ist verloren Davon existieren Fotografien Das Grab wird immer noch vielfach besucht Literatur BearbeitenLiteratur von und uber Seckel Lob Wormser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Michael Wormser Das Leben und Wirken des in Michelstadt verstorbenen Rabbinen Seckel Lob Wormser 1853 unvollstandig erhaltene Biographie seines Sohnes Arthur Kahn Ein ungelostes Ratsel eine Erzahlung nach einer Wahren Begebenheit in 8 Fortsetzungen in den Sabbath Stunden der Illustrierten Feuilleton Beilage zur Judischen Presse Heft 1 8 Berlin 1893 Judaus d i Dr Herz Ehrmann Kulturgeschichtliche Erzahlung Der Baal Schem von Michelstadt 1907 Frankfurt am Main 1913 1922 Digitalisat in der Freimann Sammlung Mathilde Meier Die Geschichten des Wunderrabbi von Michelstadt Neuthor Michelstadt 1982 ISBN 3 88758 009 5 Izrael Gunzig Die Wundermanner im judischen Volke ihr Leben und Treiben Delplace Koch amp Co Antwerpen 1921 Digitalisat in Freimann Sammlung Franz Babinger in Hessische Biographien Band II 1924 S 171 ff Judisches Lexicon Band IV 2 Auflage Berlin 1927 1930 mit Bildnis Salomon Wininger Grosse Judische National Biographie Czernowitz 125 1931 Band VI S 329 f Jakob Lebermann Das Darmstadter Landesrabbinat In Jahrbuch der Judisch Literarischen Gesellschaft in Frankfurt am Main XX Frankfurt am Main 1929 S 190 Digitalisat in Compact Memory David Hallahmi Hachme Yisra el Ansiqlōpadyah ligedōle Yisra el bedōrōth ha aharōnim Tel Aviv 1958 S 277 f Rahel Straus Wir lebten in Deutschland Erinnerungen einer deutschen Judin 1880 1933 DVA Stuttgart 1961 2 und 3 Auflage 1962 Eli Straus Eine Stammtafel unserer Familie In Bulletin des Leo Baeck Instituts 6 Nr 21 24 Frankfurt am Main 1963 S 52 66 Paul Arnsberg Der Baalschem von Michelstadt In Allgemeine judische Wochenzeitung 16 Februar 1968 Paul Arnsberg Die judischen Gemeinden in Hessen Anfang Untergang Neubeginn Societats Verlag Frankfurt am Main 1971 ISBN 3 7973 0213 4 Band I S 59 298 370 Band II S 73 78ff 210 Gerschom Scholem Die letzten Kabbalisten in Deutschland In Derselbe Judaica 3 Studien zur judischen Mystik Frankfurt am Main 1970 2 Auflage 1977 S 226 f W Stern Der Baalschem von Michelstadt In Allgemeine judische Wochenzeitung 30 November 1973 Martin Schmall Seckel Lob Wormser der Baalschem von Michelstadt In Derselbe Die Juden in Michelstadt 1658 1942 Michelstadt 1978 S 54 62 Raphael Halperin Atlas Es Hayyim Sedar ha dōrōth lehachme Yisra el Bd IX Aharōnim IIIb Ha dōrōth ha ri sōnim sal t e qufath ha h asiduth 5520 5610 1760 1850 Jerusalem 1982 S 162 Raphael Straus The Baal Shem of Michelstadt Mesmerism and Cabbala In Kabbala und Romantik Tubingen 1994 S 207 217 Zu Wormser allgemein vgl das Stichwort von Gershom Scholem in der Encyclopaedia Judaica Band 16 Jerusalem 1971 Sp 197 198 Karl Erich Grozinger Seckel Low Wormser der Ba al Schem von Michelstadt Zum 150sten Tage seines Todes in Aschkenas 10 2000 H 1 S 157 175 Karl Erich Grozinger Der Ba al Schem von Michelstadt und die Frankfurter Kabbalisten In Menora Jahrbuch fur deutsch judische Geschichte 1996 S 324 340 Karl Erich Grozinger Zwischen Wunder und Wissenschaft der Ba al Schem von Michelstadt In Frankfurter Judische Nachrichten Nr 94 95 Oktober 1997 Karl Erich Grozinger Der Ba al Schem von Michelstadt Ein deutsch judisches Heiligenleben zwischen Legende und Wirklichkeit Mit einem Neuabdruck der Legenden aus der Hand von Judaeus und Arthur Kahn Campus Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 593 39282 0 1 Digitalisat Eintrag WORMSER Seckel Lob In Michael Brocke und Julius Carlebach Herausgeber bearbeitet von Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 1 Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 K G Saur Munchen 2004 ISBN 3 598 24871 7 S 921 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Seckel Lob Wormser Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hans Riebsamen Judentum Ein Wunderrabbi fur alle Falle In FAZ net 30 Januar 2005 abgerufen am 18 November 2019 Edmund Ritscher Der Wunderheiler Wormser In worms de Januar 2015 abgerufen am 18 November 2019 Katharina Schmidt Hirschfelder Deutschlands letzter judischer Wunderheiler Ein Buch portratiert den Baal Schem von Michelstadt In Deutschlandfunk Kultur Sendung Aus der judischen Welt 14 Januar 2011 abgerufen am 18 November 2019 Portrat Isac Low Wormser 1768 1847 Bezirksrabbiner zu Michelstadt In Sammlungen des Judischen Museums Berlin Abgerufen am 18 November 2019 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Zum Tod von Rabbi Isaak Lob Seckel Lob Wormser 1847 In Allgemeine Zeitung des Judentums 18 Oktober 1847 abgerufen am 18 November 2019 wiedergegeben in Alemannia Judaica Ellen Wormser Notes for a Familiy History 16 Dezember 1988 S 16 abgerufen am 18 November 2019 englisch auch als pdf Datei 1 3 MB wiedergegeben auf archive org Erster Satz des Vorwortes zu Ein ungelostes Ratsel Arthur Khan Deutsche Geschichte n herausgegeben von Klaus Peter Walter Band 9 Neuthor Verlag Michelstadt 1993 ISBN 3 88758 054 0 Wormser Salomon Leib b Jehuda In Salomon Wininger Grosse judische National Biographie Band 6 Czernowitz 1932 Wormser Seckel Lob In Michael Brocke und Julius Carlebach Herausgeber bearbeitet von Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 1 Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 K G Saur Munchen 2004 S 921 f Baal Schem Seckl Lob ben Jehuda Wormser In Encyclopaedia Judaica Band 3 Eschkol Berlin 1929 Franz Babinger Wormser Isaak Sekl Lob In Hessische Biographien Band II 1924 S 171 ff Encyclopaedia Judaica Band 2 Jerusalem 1971 Sp 284 285 Zitiert nach Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 1 S 922 Daniel Stauben Scenes de la vie juive en Alsace Editions Degorce Horbourg Wihr 2019 ISBN 978 2 491 26200 6 S 135 Kirsten Serup Bilfeldt Tausend Jahre Ba al Shem mp3 Audio 35 3 MB 37 52 Minuten ab Minute 17 53 zu Seckel Lob Wormser ab Minute 25 07 In WDR 5 Sendung Diesseits von Eden 17 November 2019 abgerufen am 18 November 2019 Deutsche Geschichte n Band 9 Neuthor Verlag Michelstadt 1993 ISBN 3 88758 054 0 S 3 Anm 1 Normdaten Person GND 119183757 lobid OGND AKS LCCN n84182621 VIAF 15574108 Wikipedia Personensuche 49 676779 9 005833 Koordinaten 49 40 36 4 N 9 0 21 O PersonendatenNAME Wormser Seckel LobALTERNATIVNAMEN Wormser Isaak Lob Rabbi Jizchok Arje Wormser Isac Low Matthes vollstandiger Name Wunderrabbi von Michelstadt Baal Schem von MichelstadtKURZBESCHREIBUNG deutscher Rabbiner und GelehrterGEBURTSDATUM 1768GEBURTSORT MichelstadtSTERBEDATUM 13 September 1847STERBEORT Michelstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seckel Lob Wormser amp oldid 234218214