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Die Judische Gemeinde Prichsenstadt war eine Israelitische Kultusgemeinde in der unterfrankischen Stadt Prichsenstadt im Landkreis Kitzingen Bereits im 14 Jahrhundert sind Juden im Ort nachgewiesen Die Gemeinde wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und die letzten Mitglieder im Jahr 1942 deportiert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ansiedlung und Etablierung bis 1933 1 2 Wahrend des Nationalsozialismus 1933 1942 2 Gemeindeentwicklung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenListe der Lehrer Auswahl Name ErwahntMoses Bar 1799Isaak Falk 1801Low Reichmann 1815Nathan Reichmann 1853Heumann Mandelbaum 1861Abraham Schwarz 1894Moses Herz 1894Bernhard Oppenheimer 1897Salomon Bierschild 1902Alfred Grunebaum 1935 1 Ansiedlung und Etablierung bis 1933 Bearbeiten Eine judische Gemeinde in Prichsenstadt ist spatestens im 14 Jahrhundert nachzuweisen Im Jahr 1368 ein Jahr nach der Stadterhebung durch Karl IV erhielten die Juden eine Aufenthaltserlaubnis mussten allerdings auf die Burgerrechte verzichten Spatestens ab dem Jahr 1381 waren sie verpflichtet einige Abgaben an den Stadtherren die Krone Bohmens zu entrichten Die Aufenthaltserlaubnis wurde im Jahr 1413 bekraftigt und die Abgaben nochmalig festgeschrieben Im Jahr 1434 entrichteten die Prichsenstadter Juden insgesamt neun Gulden Reichssteuer Nach der Eroberung der Stadt durch die Truppen des Hochstiftes Wurzburg im Jahr 1462 fuhrte Bischof Johann III von Grumbach die Juden in Geiselhaft aus der Stadt Ihm gelang es so Schutzgeld zu erhalten Fur das Jahr 1469 sind insgesamt acht erwerbstatige Juden mit ihren Familien in Prichsenstadt nachgewiesen Sie tauchten 1489 in einer Nurnberger Quelle als Kreditgeber erneut auf 2 Durch die Markgrafen von Ansbach die neue Herren uber Prichsenstadt geworden waren wurden wiederum mehrere Schutzbriefe fur die Juden ausgestellt Markgraf Friedrich V und sein Nachfolger erwirkten in den Jahren 1511 1529 1530 1532 und 1537 solche Briefe In der Folgezeit erlaubte man den Juden auch den Gebaudeerwerb so sind 1699 Jakob junior Jakob senior und Salomon als Garten beziehungsweise Hausbesitzer in der Kleinstadt zu finden Zwischen 1713 und 1722 erhielt die Stadt jahrlich 22 Reichstaler als Schutzgeld von den Juden Als Hausbesitzer werden 1734 Sackel David Lammel und Falck erwahnt Zu Beginn des 19 Jahrhunderts lebten 42 Juden in Prichsenstadt sechs Familien waren als markgrafliche Schutzjuden anerkannt wahrend funf Familien als sogenannte Toleranzjuden nur eine begrenzte Aufenthaltserlaubnis besassen Die Juden waren relativ arm und mussten nur geringes Schutzgeld zahlen 3 Bei der Erstellung der sogenannten Matrikellisten im Konigreich Bayern erhielt Prichsenstadt 1817 zunachst neun judische Familien zugesprochen Ein Nachtrag von 1821 erlaubte die Ansiedlung einer weiteren Familie Die Juden ubten unterschiedliche Tatigkeiten aus unter anderem waren sie Schmuser Spengler Landwirt oder als Wirt tatig Um 1800 errichtete die Gemeinde eine erste Synagoge zuvor hatte wohl ein Privathaus als Betsaal gedient Das neue Gebaude wurde 1835 erstmals erwahnt 4 Im Laufe des 19 Jahrhunderts verbesserte sich allmahlich die wirtschaftliche Situation und auch die rechtliche Stellung der in Prichsenstadt ansassigen Juden Gleichzeitig wurden sie auch gesellschaftlich mehr und mehr akzeptiert Der Turnverein von 1861 hatte zwischen 1899 und 1903 mit Bernhard Frank einen judischen Vorstand ebenso engagierten sich die Juden im Rauchclub und im Fahrradverein Im Ersten Weltkrieg fielen drei judische Manner aus Prichsenstadt Alle drei wurden auf dem Kriegerdenkmal von 1932 im Friedhof verewigt In der Weimarer Republik gingen einige Gemeindemitglieder auch in die Kommunalpolitik Im Jahr 1919 wurden Bernhard Frank und Moriz Hahn in den Stadtrat von Prichsenstadt gewahlt Bereits seit dem 19 Jahrhundert sank die Zahl der Gemeindemitglieder allerdings stetig So unterrichtete Lehrer Salomon Bierschild im Jahr 1932 lediglich funf judische Kinder in der neuen Synagoge die bereits im Jahr 1912 eingeweiht werden konnte Wahrend des Nationalsozialismus 1933 1942 Bearbeiten Zur Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahr 1933 lebten noch um die 60 Personen judischen Glaubens in Prichsenstadt Bereits 1934 kam es zu Repressionen gegen die Juden die ersten Verhaftungen wurden ausgesprochen Ein judischer Mitburger wurde in das KZ Dachau eingeliefert und nahm sich dort aufgrund der Qualereien durch die SS Aufseher schon nach wenigen Wochen selbst das Leben Bis zum Jahr 1938 hatte sich die Gemeinde weiter dezimiert Viele Familien verliessen Prichsenstadt und versuchten zu emigrieren Bevorzugte Auswanderungsziele waren die USA und Palastina 5 Die Novemberpogrome des Jahres 1938 begannen in Prichsenstadt in den Morgenstunden des 10 November Zunachst wurden von SA Leuten und Parteifunktionaren die judischen Hauser nach Waffen und verbotener Literatur durchsucht Am fruhen Nachmittag drangen SS Manner in die Synagoge ein und zerstorten die Einrichtung Ausserdem versuchten sie das Gebaude anzuzunden wurden allerdings vom Burgermeister abgehalten weil der das Ubergreifen der Flammen auf andere Gebaude verhindern wollte aber auch an eine zukunftige Verwendung des Gebaudes als HJ Heim dachte nbsp Die Stolpersteine am Karlsplatz 9 erinnern an die judischen Opfer des NationalsozialismusDas Schulzimmer fur den Religionsunterricht und die Wohnung des Religionslehrers Alfred Grunebaum im Synagogengebaude wurden demoliert Mobiliar und Lebensmittelvorrate auf die Strasse geworfen Die Gebetbucher der Synagoge wurden sogar auf der Strasse verbrannt Man zwang die Frau des Lehrers Grunebaum sogar die Thora aus der Synagoge selbst ins Feuer zu werfen Mehrere judische Personen wurden im Zuge der Pogrome festgenommen Lehrer Alfred Grunebaum und Berthold Frank wurden ins KZ Dachau gebracht Die SS Manner zogen nach Altenschonbach weiter Ab dem Jahr 1939 mussten die Juden ihre Hauser verkaufen meist unter dem eigentlichen Wert Die Prichsenstadter Juden wurden daraufhin im Freihof untergebracht Ende September 1939 wurde verfugt dass die Juden nur noch in ausgewahlten Geschaften einkaufen sollten Trude Fleischmann das letzte schulpflichtige Madchen in Prichsenstadt war vom Besuch der Volksschule in Prichsenstadt ausgeschlossen und musste jeden Tag nach Kitzingen fahren um dort die judische Volksschule zu besuchen Unter dem Druck dieser Repressionen nahm die Auswanderung weiter zu sodass 1942 noch zehn Personen judischen Glaubens in Prichsenstadt lebten 6 Am 20 April 1942 erhielten sieben Personen die Information sie sollten evakuiert werden Am 22 April ging es mit der Bahn nach Wurzburg ehe am 25 April der Transport nach Izbica stattfand Die verbliebenen drei Alten blieben bis in den September 1942 in Prichsenstadt ehe sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden Zusatzlich holte man Klara Grunlaub aus einem Wurzburger Altenheim um sie ebenfalls zu deportieren 7 Im Januar und Februar 1950 kam es vor dem Landgericht Schweinfurt zur Anklage gegen 20 Beteiligte an den Novemberpogromen Der Hauptangeklagte S erhielt zwei Jahre Haft wahrend K acht Monate auf Bewahrung erhielt Weitere drei Verfahren wurden eingestellt wahrend die restlichen 15 Angeklagten aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden 8 Die Synagoge ist heute ein Wohnhaus In Prichsenstadt begann im Jahr 2016 ein Verein mit der Verlegung von Stolpersteinen die an die judischen Mitburger erinnern sollen Gemeindeentwicklung BearbeitenDie Kultusgemeinde war ab dem Jahr 1839 dem bayerischen Distriktsrabbinat Niederwerrn zugeordnet welches ab 1864 ins Distriktsrabbinat Schweinfurt umgewandelt wurde Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder Jahr Mitglieder1813 42 1830 46 1875 59 9 1880 74 1895 68 1900 54 1910 72 1925 55 1933 53 10 Siehe auch BearbeitenListe der Stolpersteine in PrichsenstadtLiteratur BearbeitenWerner Steinhauser Juden in und um Prichsenstadt Prichsenstadt 2002 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judische Gemeinde Prichsenstadt Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 75 Alemannica Judaica Judische Geschichte in Prichsenstadt abgerufen am 25 Mai 2020 Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 24 Alemannica Judaica Judische Geschichte in Prichsenstadt abgerufen am 25 Mai 2020 Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 101 Alemannica Judaica Judische Geschichte in Prichsenstadt abgerufen am 25 Mai 2020 Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 118 Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 131 Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 12 Steinhauser Werner Juden in und um Prichsenstadt S 23 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Prichsenstadt amp oldid 200302965