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Iwan Iwanowitsch Iljitschow russisch Ivan Ivanovich Ilichyov 14 Augustjul 27 August 1905greg in Nawoloki heute zur Oblast Kaluga 2 September 1983 in Moskau war ein sowjetischer Offizier zuletzt Generalleutnant Er war von 1942 bis 1945 Direktor des Militargeheimdienstes GRU und massgeblich an dessen kriegsbedingter Umstrukturierung beteiligt Danach wechselte er in den diplomatischen Dienst war 1952 sowjetischer Botschafter in der DDR und von 1953 bis 1955 Botschafter im besetzten Osterreich Ab 1956 leitete er zehn Jahre lang die fur Osterreich und die beiden deutschen Staaten zustandige 3 Europa Abteilung des Aussenministeriums der UdSSR Iwan Iwanowitsch Iljitschow Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Chef des Militargeheimdienstes GRU 1 2 Diplomat der UdSSR 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenIljitschow wuchs in der Nahe der Stadt Kaluga in einer Bauernfamilie auf Als Jugendlicher erlebte er die Oktoberrevolution und den Russischen Burgerkrieg Danach arbeitete er in einer der elektromechanischen Werkstatten in Kaluga und war ab 1924 beim Komsomol der kommunistischen Jugendorganisation aktiv 1925 trat er in die KPdSU ein In dieser Zeit benotigte das Land gebildete Fachkrafte und ermoglichte jungen Menschen aus der Arbeiterklasse rasche Aufstiegsmoglichkeiten Im Jahr 1929 trat er in die Rote Armee ein und studierte an der politischen Militarakademie Tolmatschow in Leningrad die spater nach Moskau verlegt wurde und dann Lenin Akademie hiess 1938 wurde er in seinem letzten Studienjahr von einem NKWD Agenten denunziert als junger Komsomol Sekretar einmal an einer Versammlung von Trotzkisten teilgenommen zu haben Er wurde aus der Partei ausgeschlossen seine Freunde distanzierten sich aus Angst vor ihm und er erwartete seine Verhaftung Doch genau zu diesem Zeitpunkt hatten die stalinistischen Sauberungen ein solches Ausmass angenommen dass das ZK der Kommunistischen Partei der Sowjetunion die Intensitat der Verfolgungen limitierte Eine Kommission unter Jemeljan Jaroslawski wurde nach Leningrad entsandt die mehrere hundert Falle revidierte Im Zuge dessen erhielt Iljitschow sein Parteibuch zuruck und wurde vollig uberraschend sogar befordert Er wurde im Range eines Brigadekommissars zum Leiter der Politabteilung der Roten Armee berufen wahrend nun seinem Denunzianten der Prozess gemacht wurde 1 Chef des Militargeheimdienstes GRU Bearbeiten Damit war er als 33 Jahriger im Zentrum der Macht angelangt und einer von funf Abteilungsleitern der Verwaltung Aufklarung der Roten Armee Nach den politischen Sauberungen musste die Struktur dieses Militargeheimdienstes neu aufgebaut werden insbesondere da sich der Krieg bereits anbahnte In dieser Phase stand er in Rivalitat zu Filipp Iwanowitsch Golikow der aus Angst vor Stalin die Berichte schonte wahrend Iljitschow vor einem nahenden Uberfall des Deutschen Reiches warnte Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Juni 1941 stellte er fest dass die sowjetische militarische Aufklarung nach wie vor schlecht organisiert war und vielfach ins Leere lief Im Januar 1942 verfasste er deshalb ein Dossier das an die Mitglieder des Staatlichen Verteidigungskomitees gerichtet war Darin schlug er eine Reorganisation der militarischen Aufklarung und eine Trennung von Agenturaufklarung und Truppenaufklarung vor Stalin schatze diesen Bericht und machte ihn daraufhin zum Chef der Agenturaufklarung der GRU Im Oktober 1942 wurde die Hauptverwaltung Aufklarung der Roten Armee umgebildet und dem Volkskommissar fur Verteidigung unterstellt Damit war Iljitschow nun Chef aller Agenten der GRU im Ausland inklusive derer im Deutschen Reich Chef der Truppenaufklarung wurde Fjodor Fedotowitsch Kusnezow In dieser Zeit koordinierte er nun ein Netzwerk aus Agenten und Widerstandskampfern das von der deutschen Propaganda als Rote Kapelle bezeichnet wurde und einige Aufklarungserfolge verzeichnen konnte 2 Es wurden Truppenbewegungen der Wehrmacht erkundet und ab Ende 1942 gelang es der Chiffrierabteilung des GRU die mit der Enigma verschlusselten deutschen Funkspruche zu entziffern 1 Mit zunehmenden Fortschritt des Krieges interessierte sich die Aufklarung aber auch fur die Aktivitaten der eigenen Verbundeten Diese waren gegenuber der Sowjetunion ausserst zuruckhaltend mit dem Austausch von Informationen Iljitschow konnte jedoch auf zahlreiche Informanten im Ausland zuruckgreifen darunter Richard Sorge Ramsay Rudolf Rossler Lucy Sandor Rado Dora Anatoli Gurewitsch Kent Ursula Kuczynski Beurton Sonia Allan Nunn May Alec Arthur Adams Achilles und Klaus Fuchs Der GRU war dadurch nicht nur uber militarische Operationen der Westalliierten informiert sondern auch uber das britische Atomprogramm Tube Alloys und das amerikanische Manhattan Project Auch uber das deutsche Uranprojekt gelangten Informationen nach Moskau 3 In dieser Zeit kam es immer mehr zu einer Rivalitat mit Lawrenti Beria der in Iwan Iljitschow und der GRU eine Konkurrenz zu seinem NKWD sah Beria versuchte mehrmals diesen in Misskredit zu bringen doch Stalin stellte sich immer wieder schutzend vor den GRU und interessierte sich bis ins Detail fur den personlichen Verbleib der Agenten Iljitschow hatte so unter Umgehung aller Instanzen direkten Zugang zu Stalin wahrend dieser auf die Informationen zweier unabhangig voneinander operierender Geheimdienste zuruckgreifen konnte Iljitschow hatte trotz dieser Rivalitat mit Beria gute Kontakte zu einzelnen Abteilungen des NKWD etwa zum Chef der Auslandsaufklarung Pawel Michailowitsch Fitin und dem Leiter der 4 Verwaltung Pawel Anatoljewitsch Sudoplatow Als nach Kriegsende Iljitschow durch seine Aufklarungserfolge auf dem Hohepunkt seiner Macht war fluchtete im September 1945 Igor Gusenko der Chiffrierer des GRU Militarattaches im kanadischen Ottawa und lief zu den Amerikanern uber Dabei hatte er 109 Geheimdokumente teilweise mit personlicher Unterschrift von Stalin mitgenommen Ein grosser Teil des GRU Agentennetzes im Westen war somit auf einen Schlag aufgedeckt viele wurden verhaftet oder konnten noch rasch in die Sowjetunion ausreisen Iljitschow musste wieder einmal mit seiner Verhaftung und Deportierung rechnen Doch auch diesmal zeigte sich Stalin ihm gegenuber gnadig Ihn rettete vor allem die Tatsache dass er noch vor dem Uberlauf Gusenkos dessen Zuverlassigkeit angezweifelt hatte und eine Abberufung nach Moskau empfohlen hatte Dennoch war seine Karriere im Geheimdienst mit diesem Vorfall beendet Diplomat der UdSSR Bearbeiten nbsp Nach der Grundung der DDR Am 11 November 1949 betritt Iljitschow in Zivil gekleidet rechts hinter Marschall Tschuikow den SaalIwan Iwanowitsch Iljitschow schlug darauf hin eine Laufbahn beim diplomatischen Dienst des sowjetischen Aussenministeriums ein Im Jahr 1948 wurde er stellvertretender Leiter der 3 europaischen Abteilung des Aussenministeriums die damals fur Osterreich und die sich formierenden beiden deutschen Staaten zustandig war Im Juli 1949 wurde er erst Stellvertreter im Oktober 1949 dann Erster Stellvertreter der Sowjetischen Militaradministration in Deutschland Nach Ubertragung der Verwaltungshoheit an die Regierung der DDR am 11 November 1949 bekleidete er bis 1952 dasselbe Amt in der Sowjetischen Kontrollkommission 4 Von 1952 bis 1953 war er Chef der diplomatischen Mission der Sowjetunion in der DDR 5 In dieser Zeit startete die Sowjetunion ein Programm zur Unterwanderung der BRD So wurde der Vorsitzende der FDJ in Westdeutschland Jupp Angenfort im Juli 1952 nach Ostberlin zitiert und von Walter Ulbricht und Iwan Iljitschow unterrichtet wie die KPD die westdeutschen Gewerkschaften und die SPD infiltrieren soll 6 Nach Stalins Tod wurde Iljitschow jedoch aus Berlin abgezogen und im Juni 1953 nach Wien versetzt wo er den Hochkommissar Wladimir Petrowitsch Swiridow abloste Das bisherige sowjetische Hochkommissariat wurde anschliessend in den Rang einer Botschaft erhoben was als Schritt in Richtung einer vollstandigen Unabhangigkeit Osterreichs gedeutet wurde Gleichzeitig wurden innerhalb Osterreichs die Personenkontrollen an den Sektorengrenzen am 8 Juni 1953 aufgehoben 7 Iljitschow war in der Folge massgeblich an den Verhandlungen mit den osterreichischen Vertretern beteiligt insbesondere mit Bundeskanzler Julius Raab Aussenminister Leopold Figl und Staatssekretar Bruno Kreisky Die strittigen Punkte waren im Sommer 1953 die jahrliche Zahlung von 151 Millionen Schilling Besatzungskosten an die Sowjetunion sowie das Ausmass der eingeforderten Neutralitat Osterreich insistierte darauf dass diese Zahlungen nur moglich seien wenn gleichzeitig Handel mit den westlichen Nachbarlandern moglich ware Julius Raab formulierte das so Des mussn s doch einsehen Herr Botschafter dass nur das eine oder das andere geht Entweder wir zahlen dann mussen wir uns das Geld wo verschaffen weil wir s nicht haben Und umsonst ist nix auf dieser Welt Da mussen wir schon was tun dafur Oder wir bleiben neutral dann konnen wir nicht zahlen 8 Am 1 August 1953 verzichtete die Sowjetunion auf die Zahlungen Am 17 Mai 1954 zitierte Botschafter Iljitschow Raab und Figl in die sowjetische Botschaft und warf ihnen vor Osterreich hege heimliche Gedanken an einen Anschluss an Westdeutschland Auch von franzosischer Seite wurde diese Besorgnis geteilt Als Beweis nannte er die offenen Ausspruche zahlreicher Kriegsveteranen bei Bier Abenden Erst die Beteuerungen der osterreichischen Bundesregierung und ein Telegramm von US Aussenminister John Foster Dulles konnte die Situation bereinigen 9 Iljitschow behielt das Amt des sowjetischen Botschafters bis zum Abschluss des Osterreichischen Staatsvertrags im Mai 1955 Er war somit der letzte sowjetische Hochkommissar in der zehnjahrigen Besatzungszeit Er wurde daraufhin nach Moskau zuruckbeordert und ubernahm ab 1956 fur die nachsten zehn Jahre die Leitung der 3 europaischen Abteilung des Aussenministeriums der UdSSR die fur Osterreich die DDR und die BRD zustandig war In dieser Funktion begleitete er Nikita Chruschtschow im November 1961 zu Gesprachen uber den Bau der Mauer nach Berlin 10 Von 1966 bis 1968 war er sowjetischer Botschafter in Danemark danach Abteilungsleiter in der Planungsverwaltung im Aussenministerium Im Jahr 1975 ging er in den Ruhestand Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ivan Ilyichev Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Lebenslauf Memento vom 11 Marz 2009 auf WebCite auf Webcite russisch Einzelnachweise Bearbeiten a b RIA Nowosti Mein Grossvater war Chef der Hauptverwaltung Aufklarung Memento vom 6 September 2009 im Internet Archive Alexej Iljitschow Der Spiegel Gestorben Iwan Iwanowitsch Iljitschow Heft 37 1983 Thuringer Allgemeine Brisanter Brief an Stalin Gottfried Mahling 26 November 2009 Jan Foitzik Sowjetische Militaradministration in Deutschland SMAD 1945 1949 1 2 Vorlage Toter Link books google at Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven Akademie Verlag 1999 ISBN 978 3 05 002680 0 S 138 139 Jan Foitzik Nikita W Petrow Die sowjetischen Geheimdienste in der 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1956Andrei Andrejewitsch Smirnow Sowjetischer Botschafter in Danemark 1966 1968 PersonendatenNAME Iljitschow Iwan IwanowitschALTERNATIVNAMEN Ilichyov Ivan Ivanovich russisch KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Militar und DiplomatGEBURTSDATUM 27 August 1905GEBURTSORT Nawoloki heute zur Oblast KalugaSTERBEDATUM 2 September 1983STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iwan Iwanowitsch Iljitschow amp oldid 234614358