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Innsbrucker Pruller Krauterbuch Innsbrucker Pruler Krauterbuch Innsbruck Pruller Krauterbuch Innsbrucker Krauterbuch oder Pruller Krauterbuch sind Bezeichnungen der ersten Abhandlung uber Heilkrauter in deutscher Sprache Die fruhesten bekannten Handschriften Haupthandschriften dieses Krauterbuchs werden ins 12 Jahrhundert datiert 1 Eine erweiterte Fassung aus dem 13 Jahrhundert wird Emmeramer Krauterbuch genannt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Uberlieferung 3 Edition 4 Rezeption 5 Inhalt 6 Literatur 7 AnmerkungenBezeichnungen BearbeitenDie Bezeichnungen leiten sich vom Aufbewahrungsort Innsbruck der einen und vom Entstehungsort Kloster Prull Regensburg der anderen Haupthandschrift ab Die Innsbrucker Handschrift Cod 652 Blatt 78v und 79r folgt im selben Codex auf das Innsbrucker Arzneibuch Cod 652 Blatt 76v 78r Die Pruller Handschrift ist etwas fruher entstanden als die Innsbrucker Handschrift 3 Uberlieferung BearbeitenHandschriftencensus Innsbrucker Pruler Krauterbuch Uberlieferung Munchen Kloster Prull Staatsbibliothek Clm 536 Blatt 86r 87r Entstehungszeit Mitte des 12 Jahrhunderts 1143 1145 Pruller Krauterbuch Digitalisat Innsbruck Universitats und Landesbibliothek Cod 652 Entstehungszeit drittes Viertel des 12 Jahrhunderts Blatt 76v Blatt 77r Blatt 77v und Blatt 78r Innsbrucker Arzneibuch Blatt 78v und Blatt 79r Innsbrucker Krauterbuch Munchen Kloster Sankt Emmeram Staatsbibliothek Clm 14851 Entstehungszeit bald nach 1250 4 Blatt 115v 117r Digitalisat Emmeramer Rezeptar Teilbearbeitung des Innsbrucker Arzneibuchs Blatt 117r 119r Digitalisat Emmeramer Krauterbuch erweiterte Fassung des Innsbrucker Pruller Krauterbuchs 5 Munchen Staatsbibliothek Cgm 5248 11 Fragment bairisch 3 Viertel 12 Jh Digitalisat Wien Osterreichische Nationalbibliothek Cod 1118 Blatt 80v 81v Erweiterte Fassung des Innsbrucker Pruller Krauterbuchs Schreibsprache bairisch osterr Entstehungszeit 1 Halfte des 13 Jh Digitalisat Solothurn Zentralbibliothek Cod S 386 alemannisch Ravensburg 1463 1466 Blatt 72r Streuuberlieferung Digitalisat Edition BearbeitenDie Haupthandschriften wurden durch Friedrich Wilhelm ediert und kommentiert 6 Rezeption BearbeitenIn der erweiterten Emmeramer Version des Krauterbuchs finden Ubereinstimmungen mit den Wettinger Rezepten 7 8 Inhalt BearbeitenDer Text ist wahrscheinlich um 1100 in Bayern entstanden Als Verfasser wird ein Klerikerarzt vermutet Fussend auf vorsalernitanischen und volksheilkundlichen Quellen listete er um die 20 Drogen auf und gab fur sie jeweils ein bis zwei Heilanzeigen an Er schrieb sowohl uber einheimische Gartenkrauter als auch uber Drogen auslandischer Herkunft Seit dem 13 Jahrhundert wurde das Innsbrucker Pruler Krauterbuch durch umfangreichere Werke verdrangt Botanischer Deutungs Versuch Text unter Berucksichtigung der Haupthandschriften Prull und Innsbruck UbersetzungsversuchYſopo Im Mittelalter wurde der Ysop auch nordlich der Alpen angebaut Ysopo iſt gŏt chrut obe diu gebŏrt ſtirbeſt in demo wibe trinke iz mit warmem wazzer ſo uert iz uone ire Er iſt gŏt wr den a Prull ſtenken b Innsbruck stechen unte hilfet och den den der mage ſvirt 9 Ysop ist ein gutes Kraut Wenn die Geburt im Weibe stirbt trinke Ysop mit warmem Wasser so lost sich das tote Kind von ihr Es ist gut gegen das Seitenstechen und hilft auch denjenigen welchen der Magen svirt d h schwart bzw geschwurig entzundet ist Bibinella Wohl Bibernellen Es lasst sich nicht entscheiden ob die Kleine Bibernelle oder die Grosse Bibernelle gemeint war Bibinella iſt gŏt zu allen arbaiten deſ herzen der ſi mit eziche ſŏdit unte ſi ſo niuzet Bibernelle kraftigt das Herz wenn man sie mit Essig siedet und sie so einnimmt Mit Gentiana war nordlich der Alpen der Gelbe Enzian gemeint Hemer oder Hemere wird als Blauer Eisenhut als Nieswurz Art oder als Weisser Germer gedeutet 10 Genciana unte diu hemere gesoteniu mit ezzich iſt gŏt den tobentigen Gelber Enzian und hemere mit Essig gesotten ist gut fur die Tobenden Stainfar Ist am ehesten als Braunstieliger Streifenfarn zu deuten der im Analogiezauber der Volksmedizin verwendet wurde In Frage kommt auch Gewohnlicher Tupfelfarn Stainfar genozzen mit prote iſt den gŏt den lanche we tŏint 11 Steinfarn genossen mit Brot ist denen gut denen die Lende weh tut Scellewrze Schollkraut Scellewrze ſoch ist gŏt den tunchelen ŏgen obe ſi getempert wirt mit wine vnte mit oleo unte mit wizem ingeber Schollkraut Saft ist gut fur die dunklen Augen wenn er mit Wein Olivenol und weissem Ingwer gemischt temperiert wird Biboz Beifuss Biboz iſt gŏt ze dem waganten zane 12 iſt dem wib zediu 13 gŏt da ſi da geniſit bint irz uf den buch ſi geniſet ſa zeſtunte a Prull nim iz ab scire daz daz ineider 14 iht nahcge b Innsbruck nim iz habe ſchire daz daz innader hiut nachge Beifuss ist gut zu dem waganten zane wandernden Harnwegsstein Beifuss ist gut fur die Frau die sich von der Geburt erholt Binde ihr Beifuss auf den Bauch und sie erholt sich schnell Nimm es alsbald wieder weg damit es keinen Vorfall von inneren Organen gebe 15 16 17 Senef Senf Arten Senef genuven 18 mit honige gemiſket iſt gŏt ze der uzgebliuhten hiute Senf zerstossen und mit Honig gemischt ist gut zur verwelkten ausgebluhten Haut Minze Minzen Arten Minze iſt gŏt wr die gelust deſhureſ Minze ist gut gegen den Haarausfall Ebom Gemeiner Efeu Ebom iſt gŏt wr den tropfen 19 ob er das ſoch trinket Efeu ist gut gegen den Schlaganfall wenn man den Saft trinkt Ephich Echter Sellerie Epich iſt gŏt den zornegen liuten unte den den der buch we tuot ob er in trinchet in demo bade Sellerie ist gut fur Choleriker und fur diejenigen denen der Bauch weh tut Man soll Sellerie im Bade trinken Huſwrze Dach Hauswurz Huſwrze sohc ist gŏt den der ubele gehŏret Trophet im iz inz ore miſkiſ mit hiuner ſmalze Hauswurz Saft ist gut dem der schlecht hort Er soll ihm vermischt mit Huhner Schmalz ins Ohr getropft werden Galgan Echter Galgant Daz galgan ist warmer nature iz doievvet 20 unte loſit 21 machet den munt uil ſiuze ſtinkent unte bringet den man unte daz vvib ze mihchelen minnen Galgant ist warmer Natur Er verdaut und lost Macht dem Mund einen angenehmen Geruch und bringt Mann und Frau zu grosser Minne Citwar Zitwerwurzel Citwar iſt alſam war daz iz ſterchet den magen ze dem ezzene unte iſt gŏt vvr di hechunge 22 der eiterwrmei 23 unt ist gŏt wr dei wib Citwar hat die Eigenschaft dass er den Magen starkt Er ist gut gegen Verletzungen durch Eiterwurmer Und ist gut fur die Frauen Ingeber Ingwer Daz ingeber iſt och warmer nature iſt gŏt iohc alten wiben unte alten livten iz ſuentet allan den ſithum iſt och gŏt wr den zandeſuern Ingwer ist auch warmer Natur Ist auch gut fur alte Weiber und alte Leute Er wendet allen Siechtum und ist auch gut gegen Zahnschmerz Perthram Mehrjahriger Bertram Perthtram iſt gŏt wr daz roz iz ſuentet daz unte iſt gŏt vvr ander ſihtŏm deſ mundeſ unte der chelen Bertram ist gut gegen den Rotz er beseitigt den Und ist gut gegen andere Erkrankungen des Mundes und der Kehle Nux muſcat Muskatnussbaum Nux muſcat iſt warmer nature ſi sterchet den man ſi machet ſiuzez kuſſen ſi iſt gut wr den ſihtum der lebere unte des milzes Muskatnuss ist warmer Natur Sie starkt den Mann und bewirkt angenehmes Kussen Sie ist gut gegen Krankheiten der Leber und der Milz Peonia Pfingstrosen Peonia iſt gut fur ze bringen den wiben ir nature blŏt ſi dewinget unt iſt gŏt fur di gith unte wr die ſwellunge deſ libeſ Pfingstrose ist gut den Frauen ihre Blutung zu bringen Sie lost und ist gut fur Gicht und gegen Schwellungen des Leibes Liquiritia Echtes Sussholz Liquiritia iſt gŏt uur die huſten unte wr den bruſtſweren Sussholz ist gut gegen Husten und gegen Brustbeschwerden Collirium ualde mirabile caligantibuſ oculiſ et omnibuſ doloribuſ oculorum prodeſt Ein Augenheilmittel das sehr gut bei Verdunkelung der Augen und bei Augenschmerzen wirkt Mel coctum abſque fumo oleum oliue dulce acetum lac femineum ſucum edere terrestis ſaliſ gemme ſucum rute De omnibuſ equiſ ponderibuſ commiſce in eneo uaſe dimitte donec fiat uiride et ſic in oculis mitte probatum est Uber rauchlosem Feuer gekochter Honig Olivenol susser Essig Frauenmilch Saft der Gundelrebe Steinsalz und Saft der Weinraute Von jedem das gleiche Gewicht Mische zusammen in einem kupfernen Gefass bis es sich grun zu verfarben beginnt Und bringe sie so auf die Augen Es ist bewahrt Rutam ſiccam et mel atticum equiſ ponderibus miſce et oculoſ inunge certum eſt lacrimaſ reſtringere Mische gleiche Teile von getrockneter Weinraute und attischem Honig Bestreiche damit die Augen Es ist ein sicheres Mittel um den Tranenfluss einzudammen Ad lapidem oculorum uel ad eoſ qui anguloſ oculorum confractoſ ab humore habent Roſe et feniculi radiceſ et ex aqua fontana et olei par coctioni Zum Augen Stein bzw fur diejenigen die durch die Safte bedingte Schuppen in den Augenwinkeln haben Rosen und Fenchel Wurzeln werden in einer Mischung aus gleichen Teilen von Quellwasser und von Ol gekocht Literatur BearbeitenGundolf Keil Innsbrucker Pruler Krauterbuch In Die deutsche Literatur der Mittelalters Verfasserlexikon 2 Auflage Band 4 1983 Sp 396 398 Bernhard Schnell Von den wurzen Text und uberlieferungsgeschichtliche Studien zur pharmakographischen deutschen Literatur des Mittelalters Medizinische Habilitationsschrift Wurzburg 1989 S 82 91 Bernhard Schnell Das Pruller Krauterbuch Zum ersten Herbar in deutscher Sprache In Zeitschrift fur deutsches Altertum und Literatur Band 120 1991 S 184 202 Gundolf Keil Innsbrucker Pruller Krauterbuch In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 675 Valeria Di Clemente Il Pruller Krauterbuch Aspetti paleografici e grafematici del testimone Clm 536 In I Germani e la scrittura Atti 2007 S 113 125 Valeria Di Clemente Pruller Krauterbuch In Valeria Di Clemente Testi medico farmaceutici tedeschi nellʼ XI e XII secolo Edizioni dellʼ Orso Alessandria 2009 ISBN 978 88 6274 177 4 S 120 130 Bernhard Schnell Das Pruller Krauterbuch Zu Uberlieferung und Rezeption des altesten deutschen Krauterbuchs In Ralf Plate Martin Schubert Hrsg Mittel Hochdeutsch Beitrage zur Uberlieferung Sprache und Literatur De Gruyter Berlin Boston 2011 ISBN 978 3 11 026234 6 S 282 Valeria Di Clemente L Emmeramer Rezeptar und Krauterbuch Clm 14851 ff 115v 119r In Elisabetta Fazzini Hrsg Il tedesco superiore Tradizione scritta e varieta parlate Alemannica Band 4 Alessandria 2011 S 277 304 Anmerkungen Bearbeiten Bernhard Schnell Das Pruller Krauterbuch Zum ersten Herbar in deutscher Sprache In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 120 1991 S 184 202 Valeria Di Clemente L Emmeramer Rezeptar und Krauterbuch Clm 14851 ff 115v 119r In Il tedesco superiore Tradizione scritta e varieta parlate Alemannica Band 4 Hrsg von Elisabetta Fazzini Alessandria 2011 S 277 304 Bernhard Schnell Das Pruller Krauterbuch Zum ersten Herbar in deutscher Sprache In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 120 1991 S 184 202 Karin Schneider Gotische Schriften in deutscher Sprache I Vom spaten 12 Jahrhundert bis um 1300 Text und Tafelband Wiesbaden 1987 S 178f Zitiert nach Handschriftencensus Bernhard Schnell Die deutsche Medizinliteratur im 13 Jahrhundert Ein erster Uberblick In Christa Bertelsmeier Kierst Christopher Young Hrsg unter Mitarbeit von Bettina Bildhauer Eine Epoche im Umbruch Volkssprachige Literalitat 1200 1300 Cambridger Symposium 2001 Tubingen 2003 S 249 265 Hier S 252 Friedrich Wilhelm Hrsg Denkmaler deutscher Prosa des 11 und 12 Jahrhunderts Munchen 1914 1916 Abteilung A Text S 42 45 Digitalisat Abteilung B Kommentar S 104 115 Digitalisat S 96 101 Emmeramer Handschrift und 101 104 Wiener Handschrift Ortrun Riha Mittelalterliche Heilkunst Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland um 1300 Deutscher Wissenschafts Verlag Baden Baden 2014 ISBN 978 3 86888 071 7 S 21 mit Anm 59 Bernhard Schnell Catrinel Berindei Julia Gold Christopher Kohler Neues zur Medizingeschichte des 13 Jahrhunderts Die Wettinger Rezepte In Grundlagen Forschungen Editionen und Materialien zur deutschen Literatur und Sprache des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit Stuttgart 2013 Zeitschrift fur deutsche Altertumsforschung Beiheft 18 S 439 452 hier S 443 445 Lexer swere swer Digitalisat Hermann Fischer Mittelalterliche Pflanzenkunde Munchen 1929 S 257 Aconitum napellus hemer Gloss S 271 Helleborus spec hemera ah Gloss S 287 Veratrum album hemera ah Lexer lanke lanche Digitalisat Wenn zane durch staine oder durch sant ersetzt wurde so gabe es Sinn denn Beifuss wird in allen Quellen eine abtreibende Wirkung fur Harnwegssteine und fur Harnwegsgries zugeschrieben Hier wurde es bedeuten Ist gut zu dem wandernden vagierenden Harnwegsstein Lexer diu ze diu Digitalisat Lexer in aedere eingeweide Digitalisat Der Text im Pruller Codex daz daz ineider iht nahcge wurde in der Innsbrucker Abschrift als daz daz innader hiut nachge wiedergegeben Also hiut Haut in der Innsbrucker Abschrift statt iht nicht in der Pruller Urschrift Eine ahnliche volkstumliche Anwendung des Beifuss wurde im 13 Jh im Deutschen Macer beschrieben Swelch wip mit einem kinde arbeitet sudet si den bibos mit wine oder mit bire unde nutzet das si geniset an der stunt Oder bindet man ir das gesotene crut an ir rechte dich an ihren rechten Oberschenkel si geniset zuhant Man sal is zuhant als das kint geborn ist abe nemen Sumet man icht is ist engestlich Cpg 226 Elsass 1459 1469 Blatt 179v E 1485 ubernahm der Gart der Gesundheit diese Ausfuhrung aus dem Deutschen Macer Der meister diascorides spricht Welche frauwe mit eynem kinde gait ader in arbeyt lyt eines kindes sudet sye den byfuss mit wyn ader mit bier vnd den also drincket sie geneset zu hant ader bindet man ir daz gesotten krut an ir rechtes diech sie geneset zu hant Man sal auch zu hant wan daz kint geborn wirt daz krut abenemen sumet man sich des das brecht grossen schaden Digitalisat Lexer niuwen genouwen zerstossen Digitalisat Grimm tropfen apoplexie Digitalisat Lexer douwen douwen Digitalisat Lexer loesen losen Digitalisat Lexer heckunge Digitalisat Lexer eiter wurm Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Innsbrucker Pruller Krauterbuch amp oldid 238012501