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Eine Inhaberschuldverschreibung oder Inhaberanleihe 1 englisch bearer bond ist eine Schuldverschreibung die als Inhaberpapier ausgestellt ist Der Besitzer der Urkunde ist also nicht namentlich benannt was die problemlose Ubertragung ermoglicht und damit fur eine hohe Verkehrsfahigkeit sorgt Gegensatz ist die Namensschuldverschreibung Inhaltsverzeichnis 1 Rechtsfragen 1 1 Genehmigungspflicht entfallen 2 Borsenfahigkeit 3 Emittenten von Inhaberschuldverschreibungen 4 Arten von Inhaberschuldverschreibungen 4 1 Inhaberkarte 5 EinzelnachweiseRechtsfragen BearbeitenDie Rechtslage fur Inhaberschuldverschreibungen ist im Gesetz ausdrucklich in den 793 ff BGB geregelt Da das Gesetz allgemein wenig uber Inhaberpapiere aussagt konnen auch fur andere Inhaberpapiere die Bestimmungen uber Inhaberschuldverschreibungen analog angewandt werden etwa bei Inhaberaktien 2 Eigentum an Inhaberschuldverschreibungen wird formlos durch dingliche Einigung und Ubergabe nach den Regeln des sachenrechtlichen Erwerbs ubertragen 929 ff BGB Die Legaldefinition des 793 Abs 1 Satz 1 BGB spricht davon dass jeder Inhaber sofern er zur Urkundenverfugung berechtigt ist vom Schuldner die versprochene Leistung verlangen darf Es besteht mithin eine gesetzliche Vermutung dass der Besitzer einer Inhaberschuldverschreibung auch deren Eigentumer ist Der Besitz des Papiers und die darin verbrieften Rechte sind so eng miteinander verbunden dass der jeweilige Inhaber der Urkunde auch der Glaubiger des Ausstellers ist In 794 Abs 1 BGB wird sogar die fur alle Inhaberpapiere geltende Bestimmung des 935 Abs 2 BGB bekraftigt dass der Schuldner auch an den Inhaber gestohlener verloren gegangener oder sonst ohne Willen des Schuldners in Umlauf gelangter Inhaberschuldverschreibungen leisten muss Die Leistungspflicht des Ausstellers wird allein durch die Vorlage der Urkunde ausgelost 793 Abs 1 BGB Der Aussteller darf deshalb eine Zahlung nur verweigern wenn die Ausstellung der Urkunde ungultig war sich Einwendungen aus der Urkunde ergeben etwa fehlende Falligkeit oder Einwendungen unmittelbar gegen den Inhaber vorliegen 796 BGB Dem Schuldner muss die Schuldverschreibung bei Zahlung ausgehandigt werden 797 BGB was die Inhaberschuldverschreibung neben der in 799 BGB geregelten Kraftloserklarung bei abhandengekommenen oder vernichteten Urkunden im Aufgebotsverfahren zum Wertpapier macht Abdingbar ist die vierjahrige Vorlegungsfrist fur Zinsscheine aus Inhaberschuldverschreibungen 801 Abs 2 und 3 BGB Genehmigungspflicht entfallen Bearbeiten Die Emission von Inhaber und Orderschuldverschreibungen unterlag lange Zeit einem gesetzlichen Genehmigungsvorbehalt durch den Bundeswirtschaftsminister 795 BGB 808a BGB Der bis Dezember 1990 geltende Genehmigungsvorbehalt ubertrug dem Bundesfinanzminister eine gewisse Verantwortung fur die Funktionsfahigkeit des Kapitalmarktes 3 In den Bestimmungen war geregelt dass die Bundesregierung die Emission von Inhaber und Orderschuldverschreibungen zu genehmigen hatte wenn dies zur Erhaltung der Funktionsfahigkeit des Kapitalmarktes oder zum Schutz der Wahrung erforderlich erschien Diese Bestimmungen sind im Dezember 1990 zwecks Liberalisierung des Kapitalmarkts aufgehoben worden Seitdem unterliegt die Ausgabe von Schuldverschreibungen keinen offentlich rechtlichen Beschrankungen insbesondere gibt es keinen offentlich rechtlichen Genehmigungsvorbehalt mehr der als Rechtsgrundlage fur nachtragliche Eingriffe und Anderungen der Emissionsbedingungen begebener Schuldverschreibungen dienen kann 4 Borsenfahigkeit BearbeitenWie alle Inhaberpapiere besitzen Inhaberschuldverschreibungen wegen ihrer formlosen Ubertragbarkeit eine besonders hohe Verkehrsfahigkeit Fungibilitat Heute sind sie aufgrund dieses Vorteils die am Markt vorherrschende Form der Anleihe Die Fungibilitat gewahrleistet die Borsen handelbarkeit der Inhaberschuldverschreibung Sofern sie zum Borsenhandel zugelassen ist kann die Inhaberschuldverschreibung jederzeit vom Anleger uber die Borse veraussert werden 5 Diese Borsengangigkeit ist ein wesentliches Kriterium fur Investmentgesellschaften die die Einlagen der Investmentsparer in jederzeit bewertbaren und verausserlichen Wertpapieren anlegen mussen 8 Abs 1 KAGG a F 6 Emittenten von Inhaberschuldverschreibungen BearbeitenAls Emittenten von Inhaberschuldverschreibungen kommen emissionsfahige Unternehmen aus dem Kreditwesen Industrie Handel und Verkehr in Frage Emissionsfahig sind Unternehmen formal insbesondere dann wenn ihre Inhaberschuldverschreibungen zum regulierten Borsenhandel nach den 32 ff Borsengesetz zugelassen worden sind Offentliche Anleihen des Bundes der Sondervermogen des Bundes und der Bundeslander sind durch 37 BorsG automatisch zum Borsenhandel zugelassen und bedurfen keines Zulassungsverfahrens Zum Borsenhandel zugelassene Inhaberschuldverschreibungen erfullen lediglich die technischen Voraussetzungen zum Borsenhandel eine Aussage uber die Bonitat des Anleiheschuldners ist damit nicht verbunden Vielmehr hat der Anleger die Ruckzahlungsrisiken der Anleihen jederzeit zu prufen Unterstutzung hierfur kann er durch von Ratingagenturen vergebene Ratings oder durch Beratung bei Kreditinstituten erhalten Arten von Inhaberschuldverschreibungen BearbeitenOffentliche Anleihen und Unternehmensanleihen werden uberwiegend aber nicht immer als Inhaberschuldverschreibung Schuldverschreibung auf den Inhaber ausgegeben Wandelanleihen Kassenobligationen und Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen Wahrend Sparkassenobligationen regelmassig zu den Orderschuldverschreibungen gehoren 7 konnen Pfandbriefe der Hypothekenbanken als Namenspapiere emittiert werden Sparkassenbriefe und Sparbriefe sind in der Regel Namensschuldverschreibungen Die fruher durch Urkunden verbrieften Inhaberschuldverschreibungen werden zunehmend als elektronisches Wertpapier ausgegeben Die Begebung eines elektronischen Wertpapiers erfolgt gemass 2 Abs 1 eWpG dadurch dass der Emittent an Stelle der Ausstellung einer Wertpapierurkunde eine Eintragung in ein elektronisches Wertpapierregister bewirkt Inhaberkarte Bearbeiten Werden Karten Marken oder ahnliche Urkunden in denen ein Glaubiger nicht bezeichnet ist von dem Aussteller unter Umstanden ausgegeben aus welchen sich ergibt dass er dem Inhaber zu einer Leistung verpflichtet sein will so finden die Vorschriften des 793 Abs 1 und der 794 796 797 BGB entsprechende Anwendung 807 BGB Hierzu gehoren Telefonkarten und nicht personengebundene Eintrittskarten nicht aber Gepackscheine und Garderobenmarken da letztere nur eine Beweisfunktion erfullen das Recht aber auch von dem ausgeubt werden kann der das Papier nicht innehat 8 Auf diesen Karten ist in der Regel der Glaubiger nicht bezeichnet Da sie ein Recht verkorpern haben sie Urkundenqualitat und sind Urkunden Der Aussteller ist nur gegen Aushandigung der Inhaberkarte zur Leistung verpflichtet 797 807 BGB Wo keine tatsachliche Aushandigung an den Aussteller moglich ist genugt die Entwertung Einzelnachweise Bearbeiten Jonathan B Berk Peter M DeMarzo Grundlagen der Finanzwirtschaft Analyse Entscheidung und Umsetzung Pearson Deutschland GmbH 2011 S 739 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Lutz Sedatis Einfuhrung in das Wertpapierrecht 1988 S 186 Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium der Finanzen 1988 Gutachten zur Schuldenstrukturpolitik des Staates vom 28 September 1978 S 274 Deutscher Bundestag Drucksache 13 9347 vom 4 Dezember 1997 Hans E Buschgen Bankbetriebslehre und Bankmanagement 1998 S 387 Willi Albers Handbuch der Wirtschaftswissenschaft 1978 S 417 Kommentar BGB 808 a Rdn 2 und 89 1981 Habersack Munchner Kommentar zum BGB Vorbemerkung 793 7 Auflage 2017 S Rn 21 Normdaten Sachbegriff GND 4161726 5 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inhaberschuldverschreibung amp oldid 231479831