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Das ehemalige Ignatiuskolleg der Gesellschaft Jesu ist ein fruheres Klostergebaude des Jesuitenordens im Kloosterweg 36 in Valkenburg aan de Geul Provinz Limburg Niederlande Es wurde von 1893 bis 1895 errichtet und bis in die 1920er Jahre weiter ausgebaut Heute steht das Gebaude leer Luftaufnahme um 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Klosterbau 2 1 Die Kapelle 3 Geschichte des Kollegs 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenIm Rahmen des Kulturkampfes wurde im Konigreich Preussen 1872 das Jesuitengesetz erlassen Dadurch mussten in der preussischen Rheinprovinz die Niederlassungen des Jesuitenordens in Koln Essen Bonn Kreuzberg Bonn Stadt Aachen Koblenz und Maria Laach geschlossen werden Eine grossere Zahl der vertriebenen Jesuiten kam im grenznahen Bereich der Niederlande in der Provinz Limburg in Schlossern des katholischen Landadels unter Graf Franz Egon von Hoensbroech stellte den Jesuiten ein Schloss in Bleijenbeek zur Verfugung in dem von 1873 bis 1885 die Philosophiestudien durchgefuhrt wurden und das anschliessend das Noviziat der deutschen Ordensprovinz beherbergte 1903 kam es zu einem Brand des Neubaus und 1904 wurde das Schloss an die Familie zuruckgegeben Freiherr Ludwig von Bongart bot den Jesuiten Schloss Wijnandsrade an das bis 1894 das Juniorat aufnahm und von 1894 bis 1910 das Tertiat der deutschen Ordensprovinz Auch dieses Schloss wurde 1910 an die Besitzer zuruckgegeben Weiter wurde ein Landgut in Aalbeek an die Jesuiten verpachtet und 1886 verkauft In Exaten bei Baexem stellte Graf Theodor de Geloes ein Schloss zur Verfugung und verkaufte es anschliessend an die Jesuiten Sie fugten einen grossen Neubau hinzu das Canisiuskolleg und ubergaben alles 1927 an die Franziskaner der sachsischen Ordensprovinz Alle diese Ausweichlosungen wurden schnell zu klein und so beschloss der Orden ein 18 Hektar grosses Grundstuck in Valkenburg zu kaufen und darauf einen Neubau zu errichten Finanziert wurde der Bau durch den Verkauf des Klosters Maria Laach an den Benediktinerorden 1 Der Klosterbau BearbeitenErste Konzepte zum geplanten Bau erstellen Bruder Wipfler und Pater August Strater Die Gesamtplanung wurde dann dem Architekten Hermann Joseph Hurth aus Aachen ubertragen Der erste Entwurf wurde mehrfach uberarbeitet insbesondere reduziert aber die ursprunglich als zu gross eingeschatzte Planung erwies sich bald als zu klein und es mussten weitere Grundstucke zugekauft werden Die Grundsteinlegung erfolgte am 10 September 1893 2 Pater August Strater uberwachte die Bauausfuhrung durch den Valkenburger Bauunternehmer Hubert Habets Die fur den Bau benotigten etwa 7 Millionen Ziegelsteine wurden an Ort und Stelle gebrannt Im Sommer 1894 zog eine erste Gruppe von Patres und Philosophiestudenten ein im Dezember wurde die Kapelle geweiht und im August 1895 bezogen die Theologiestudenten den zweiten Flugel 1 Der E formige Gebaudekomplex bestand aus einem Haupttrakt aus dessen nach Sudwesten ausgerichteter Frontseite der Kapellenbau mittig vorsprang und drei rechtwinklig angesetzten Flugeln auf der Ruckseite Ursprunglich war 1892 93 eine rein sudliche Ausrichtung geplant konnte aber wegen eines nicht erwerbbaren Grundstucks nicht realisiert werden H J Hurth hat eine neugotische Anlage in Ziegelstein mit sparsamer Verwendung von Werkstein fur Fensterumrahmungen entworfen Nur die Gebaudefront wurde mit gelbem Verblendstein eingekleidet Eine Besonderheit des Baus war die Ausstattung mit moderner Technik von Beginn an Es war eine Dampfzentralheizung nach dem Niederdrucksystem mit Koksofen im Keller vorhanden Aus einem Brunnen im Philosophenhof forderte eine Kolbenpumpe mit einem 2 PS Benzinmotor Wasser aus 22 m Tiefe in Wasserbehalter auf den Speichern der beiden Eckturme 1911 wurde der Bau elektrifiziert Es folgten weitere Ausbauten Eine Sternwarte wurde errichtet und ein Verbindungstrakt zwischen dem Sudflugel Philosophenflugel und dem Mittelflugel nahm die Bibliothek auf Im April 1924 wurde mit dem Bau eines weiteren Flugels begonnen der im rechten Winkel an das Ende des Philosophenflugels angesetzt wurde Der Entwurf stammte wieder von H J Hurth und Pater Rudolph Fischer ubernahm die Bauaufsicht Die Kapelle Bearbeiten Die dreischiffige Kapelle bestand aus einem Langhaus mit vier Jochen einem Querhaus und einem Funfachtelchor Mittelschiff und Chor hatten durchgangig Kreuzrippengewolbe mit Schlusssteinen Zwei Joche der Querschiffarme hatten Emporen sodass die darunterliegenden Raume durch Turen verschlossen und als Sakristeien genutzt werden konnten In den Seitenschiffen waren die Joche durch Quermauern voneinander getrennt um Platz fur Nebenaltare zu schaffen Uber der Vierung erhob sich ein hoher sechseckiger Dachreiter Die Fenster des Chores wurden von der Glasmalerei Oidtmann in Linnich geschaffen In einem Wettbewerb fur die Gestaltung des Hochaltars siegte Friedrich Wilhelm Mengelberg nach dessen Entwurfen auch die Kapelle durch den Kolner August Rosenthal ausgemalt wurde 1914 wurde eine Kapellenkrypta angelegt um weitere Altare aufstellen zu konnen Geschichte des Kollegs BearbeitenUm 1895 96 bewohnten etwa 260 Personen das Ignatiuskolleg 1 Das Ignatiuskolleg hatte den Status eines Collegium Maximum einer Ordenshochschule an der die Ordensmitglieder samtliche philosophischen und theologischen Studien absolvieren konnten Nachdem die Bibliothek des fruheren Studienhauses in Maria Laach dorthin uberfuhrt worden war verfugte es uber eine der grossten Bibliotheken der Niederlande Sie umfasste 1930 etwa 180 000 Bande darunter 100 Inkunabeln und 400 Zeitschriften und wuchs bis 1942 auf etwa 250 000 Bande an Die Bibliothek uberstand den Zweiten Weltkrieg fast ohne Verluste und wurde 1959 1960 in die Bibliothek der Philosophisch Theologischen Hochschule Sankt Georgen uberfuhrt 3 4 1896 wurde auf dem Dach des Sudflugels eine Sternwarte eingerichtet Das Hauptinstrument unter der 5 m Kuppel war ein aquatorial montierter 23 cm Refraktor Neben der Ausbildung im Rahmen des Philosophiestudiums diente die Sternwarte vor allem der Erforschung veranderlicher Sterne Die Forschungsresultate wurden in sieben Banden der Veroffentlichungen der Sternwarte des Ignatiuskollegs Valkenburg publiziert 5 Die Professoren des Ignatiuskollegs gaben ab 1926 die Zeitschrift Scholastik Vierteljahresschrift fur Theologie und Philosophie heraus Von 1911 bis 1914 befand sich auch die Redaktion der Zeitschrift Stimmen aus Maria Laach in Valkenburg Bedeutende Naturwissenschaftler die in Valkenburg wirkten waren der Astronom Michael Esch der Entomologe Erich Wasmann und der Physiker Theodor Wulf Zu den zahlreichen Jesuiten die in Valkenburg studierten gehorten der spatere Generalobere der Gesellschaft Jesu Pedro Arrupe Rupert Mayer Karl Rahner und Augustin Bea der hier von 1917 bis 1921 Professor fur alttestamentliche Exegese und Studienprafekt war Weitere namhafte Dozenten waren Joseph Braun Wilhelm Klein August Lehmkuhl und Max Pribilla Ab 1939 lebte der islandische Schriftsteller Jon Sveinsson Nonni im Kolleg 6 Nachdem 1940 die Niederlande von der deutschen Wehrmacht uberfallen und besetzt worden waren beschlagnahmten die deutschen Behorden 1942 den gesamten Komplex Die Patres wurden nach Deutschland evakuiert Vorher gelang es ihnen noch mit Hilfe lokaler niederlandischer Widerstandler die Monstranzen Kelche Reliquiare sowie die wertvollsten Paramente und Bucher vor dem Zugriff der Besatzer zu verstecken 7 Im Gebaude des Kollegs wurde die Reichsschule der Niederlande eingerichtet ein von 1942 bis 1944 bestehendes nationalsozialistisches Elite Internat vergleichbar einer Nationalpolitischen Erziehungsanstalt Dafur wurde 1943 die Kapelle abgebrochen Die wissenschaftlichen Instrumente der Sternwarte wurden wahrend des Zweiten Weltkriegs abgebaut der Refraktor befindet sich heute in der offentlichen Sternwarte Limburg in Heerlen Nach der Befreiung der Niederlande wurde in dem Gebaude das 91st Evacuation Hospital ein Lazarett der amerikanischen Armee eingerichtet anschliessend diente es bis August 1945 als Lager fur Displaced Persons und anschliessend als Internierungslager fur politische Gefangene gegen die wegen Delikten wie Kollaboration und Landesverrat ermittelt wurde Ab 1948 stand das Gebaude leer Im April 1961 erwarben die Franziskanerinnen vom hl Josef FSJ den Komplex und liessen vom Buro A Swinkels und B Salemanns aus Maastricht Umbauplane fur ein Mutterhaus mit Altenheim erstellen Sie verkauften ihr in der Stadt gelegenes Kloster und zogen im Oktober 1964 ein Sie betrieben das Altenheim unter dem Namen Huize Boslust Haus Waldeslust Ein neuer moderner Kapellenbau mit deutschen Wiedergutmachungsmitteln errichtet wurde 1965 fertiggestellt 20 Jahre spater musste das Altenheim aufgegeben werden Die verbliebenen Schwestern zogen in das auf dem Gelande des vormaligen Klostergartens neu errichtete St Josef Kloster Fur das alte Gebaude fand sich zunachst kein Kaufer Nachdem im Herbst 1984 bereits die Abbruchgenehmigung erteilt worden war erwarb schliesslich die SABO Stichting Academie voor Bewustzijnsontwikkeling des indischen Gurus Maharishi Mahesh Yogi die Immobilie im August 1985 fur 2 3 Millionen Gulden von den Franziskanerinnen um dort ein Kurszentrum fur Transzendentale Meditation und traditionelle indische Medizin einzurichten Maharishi Mahesh Yogi besuchte das Zentrum zur Eroffnung 1985 und nochmals 1991 als er im nahegelegenen Vlodrop residierte Wahrend dieser Zeit lebten bis zu 200 Anhanger Maharishis im Gebaude Die Kapelle diente als Gruppenmeditationsraum Am 30 November 2001 brach im obersten Stockwerk des Nordflugels aus ungeklarten Grunden ein Feuer aus das erheblichen Sachschaden verursachte die Schaden blieben unrepariert 2009 stellte das Zentrum seinen Betrieb ein im darauffolgenden Jahr wurde das Gebaude an einen Immobilienfonds verkauft 8 Der letzte Bewohner Wolfgang Mockel zog im Marz 2018 aus seitdem steht das Gebaude leer und verfallt Ein neuer Betreiber konnte bislang Stand 2020 nicht gefunden werden Literatur BearbeitenRita Mullejans Kloster im Kulturkampf Einhard Verlag Aachen 1992 Veroffentlichungen des Bischoflichen Diozesanarchivs Aachen Bd 44 ISBN 3 920284 63 1 H J M Keulen Van Ignatiuscollege tot Academie voor Bewustzijnsontwikkeling In Historische en heemkundige studies in en rond het Geuldal Jaarboek 6 1996 S 185 224 niederlandisch Klaus Schatz Geschichte der deutschen Jesuiten 1810 1983 Band II 1872 1917 Aschendorff Munster 2013 ISBN 978 3 402 12965 4 Jos Schols Het paradijs op aarde De markante geschiedenis van het Ignatiuscollege Huize Boslust in Hulsberg Valkenburg aan de Geul 1894 2019 Selbstverlag Valkenburg 2020 niederlandisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ignatiuscollege Valkenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kerkgebouwen in Limburg Jozefklooster en voormalig Jezuietenklooster Valkenburg mit Fotos des Klostergebaudes zu verschiedenen Zeiten De Rode Loper aflevering 9 het Paradijs op Aarde Bericht im Lokalfernsehen TV Valkenburg mit Aussen und Innenaufnahmen des Gebaudes 25 Oktober 2020 niederlandisch abgerufen am 28 Dezember 2021Einzelnachweise Bearbeiten a b c vom 10 September 1893 Das Ignatiuskolleg in Valkenburg auf con spiration de Nach anderen Quellen am 1 Mai 1893 M Stark Art Valkenburg Bibliothek des Ignatiuskollegs in Lexikon des gesamten Buchwesens online 2017 abgerufen am 8 September 2020 Aufgaben Geschichte und Bestande der Bibliothek Sankt Georgen abgerufen am 8 September 2020 Agustin Udias Jesuit Contribution to Science A History Springer Cham 2015 ISBN 978 3 319 08364 3 S 140 141 Ich wuchs auf wie eine wilde Blume Zum 65 Todestag von Nonni In icelandreview com 15 Oktober 2009 abgerufen am 3 November 2022 englisch Widerstand in Valkenburg wahrend des Zweiten Weltkrieges Erinnerungen von Pierre Schunck und andere Originaltexte gesammelt und kommentiert von Arnold Schunck Jos Schols Mens is geboren om gelukkig te zijn Huize Boslust was florerend meditatiecentrum aanhangers van Maharishi In Markant Valkenburg aan de Geul 7 Jahrgang Nr 65 Oktober 2015 S 9 online 50 8732683 5 8326125 Koordinaten 50 52 23 8 N 5 49 57 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ignatiuskolleg amp oldid 231381031