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Die Honigwespen Masarinae bilden eine Unterfamilie der Faltenwespen Vespidae in der Ordnung der Hautflugler Als Ausnahme innerhalb der Wespen versorgen sie ihren Nachwuchs nicht mit erbeuteten Insekten sondern mit aus Bluten gesammelten Pollen und Nektar Celonites die einzige Gattung die auch Mitteleuropa erreicht ist durch die aposematische schwarz gelbe Warnfarbung der Wespen in Verbindung mit gekeulten Fuhlern hier fast unverkennbar HonigwespenPseudomasaris coquillettiSystematikOrdnung Hautflugler Hymenoptera Unterordnung Taillenwespen Apocrita Teilordnung Stechimmen Aculeata Uberfamilie VespoideaFamilie Faltenwespen Vespidae Unterfamilie HonigwespenWissenschaftlicher NameMasarinaeLatreille 1802 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Phylogenie und Systematik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenHonigwespen sind kleine bis mittelgrosse solitare Wespen mit einem sitzenden freien Hinterleib Gaster d h ein Stielchen Petiolus ist nicht ausgebildet Unterschied zu vielen solitaren Faltenwespen der Eumeninae Eine Langsfaltung der Flugel namensgebend fur die Faltenwespen ist bei den meisten Gattungen nicht ausgepragt sie tritt nur auf bei der Gattung Celonites mit den einzigen mitteleuropaischen Vertretern und der Pollenwespen Quartinia 1 2 Die Unterfamilie ist von anderen Faltenwespen an der Kombination folgender Merkmale unterscheidbar 3 Die Marginalzelle M im Vorderflugel die Zelle vor dem Flugelmal ist zur Flugelspitze hin etwas vom Flugelrand abgeruckt dadurch ist die Radialader mindestens in gleicher Lange wie das Flugelmal vom Rand entfernt das Mesoscutum des Rumpfabschnitts besitzt vor den Tegulae keinen Langskiel der Femur der Mittelbeine hat niemals einen Basalring Bei den meisten Arten ist ausserdem charakteristisch dass die ausseren distalen Glieder der Geisselantenne meist die Glieder 8 bis 12 bzw 13 bei Mannchen eine Fuhlerkeule ausbilden Ausserdem sind im Vorderflugel nur zwei Cubitalzellen ausgepragt nicht drei wie bei den meisten anderen Vespidae 4 Bei den meisten Honigwespen der Tribus Masarini sind in Anpassung an die Ernahrungsweise als Blutenbesucher die Mundwerkzeuge durch Bildung eines Saugrussels modifiziert eine solche Saugrusselbildung ist innerhalb der Faltenwespen einzigartig und konvergent zum Saugrussel der Bienen evolviert Anders als bei diesen sind an der Bildung des Russels einzig die Glossae des Labiums beteiligt Der Saugrussel ist bei manchen Arten etwa der Pollenwespen so lang dass er im gestreckten Zustand die Korperlange ubersteigt im Ruhezustand ist er schlingenformig zusammengelegt in das Labium zuruckgezogen Es gibt aber auch etliche Arten mit kurzem oder ganz ohne Saugrussel Die Mandibeln sind nicht an der Nahrungsaufnahme beteiligt sie werden etwa zum Graben und zum Nestbau eingesetzt 5 Zum Pollensammeln zur Verproviantierung der Larven dienen spezielle Borstenreihen an der Stipes der Maxillen mit deren Laden Lacinia und Galea 6 Lebensweise BearbeitenHonigwespen sind solitar nistende Wespen mit Ausnahme von Trimeria howardi die eine kommunale Lebensweise besitzt bei der mehrere Weibchen ein gemeinsames Nest anlegen aber jede nur ihren eigenen Nachwuchs versorgt 7 Weibchen bauen ein Nest indem sie entweder in tonigem oder lehmigen nur ausnahmsweise in sandigen 2 Boden einen Erdbau graben Dazu feuchten sie den Boden mit Wasser an und formen mit den Mandibeln eine kleine Erdkugel die sie anschliessend forttragen oder in eine turmartige Rohre um den Nesteingang herum aufschichten Einige Pollenwespen nutzen leere Schneckenhauser zur Nestanlage 8 Andere nutzen Seide zum Nestbau im lockeren Sand um die Sandkorner zusammen zu halten 9 10 Viele Arten bauen stattdessen aus Lehm gemauerte rohrenformige Brutnester die an Pflanzen oder an Steine angeheftet werden Dazu tragt die Wespe Lehmkugelchen die mit Speichel und Wasser angefeuchtet sind zum entstehenden Nest die sie anschliessend zu halbmondformigen Wandpartien verarbeitet Zu den solche Lehmnester bauenden Arten gehoren die auch in Mitteleuropa vorkommenden Celonites 11 und die nordamerikanische Pseudomasaris 12 Honigwespen legen wie andere Wespen aber anders als Bienen in eine fertige Brutzelle zunachst ein Ei und verproviantieren die Zelle erst anschliessend Nach der kurzen Eiphase werden funf Larvenstadien durchlaufen typischerweise in kurzer Zeit nur einer bis zwei Wochen Anschliessend verpuppt sich die Larve in einem selbst gesponnenem Kokon Die neu entstehende Wespe Imago uberwintert meist innerhalb des Kokons und schlupft erst im folgenden Fruhjahr 8 Als Besonderheit innerhalb der Wespen verproviantieren Honigwespen ihr Nest als Nahrung fur die Larve mit einer Mischung aus Pollen und Nektar aus Bluten Viele Arten sind dabei spezialisiert auf nur eine oder wenige verwandte Pflanzengattungen oligolektisch Anders als bei den meisten Bienen wird die Nahrung intern im Kropf transportiert 13 Die besonders artenreiche sudafrikanische Fauna ist fast zur Halfte spezialisiert auf eine einzige Familie die Mittagsblumengewachse 8 14 Die einzige nordamerikanische Gattung Pseudomasaris ist spezialisiert auf Wasserblattgewachse 12 und die Gattung Bartfaden Penstemon der Wegerichgewachse Die mitteleuropaische Honigwespe sammelt nur an Lippenblutlern mit verkurzter Oberlippe 11 Verbreitung und Lebensraum BearbeitenHonigwespen bevorzugen trockene semiaride Lebensraume Artenreich sind sie besonders in Regionen mit Mittelmeerklima Die Honigwespen werden in Regionen mit kuhleren Klimaten rasch seltener Nur eine Art Celonites abbreviatus erreicht auch Mitteleuropa und ist auch hier selten und auf trockenwarme xerotherme Lebensraume beschrankt 11 15 Bei weitem die meisten Arten leben in nur zwei Regionen der Mittelmeerregion in Europa und Nordafrika mehr als 60 Arten davon 45 in der Gattung Celonites 16 und dem Fynbos und der Karoo im Sudwesten von Sudafrika etwa 145 Arten In Nordamerika sind sie auf den Westen vor allem Kalifornien beschrankt 14 Arten Etwa 23 Arten leben in Sudamerika und knapp 30 Arten in Australien In Asien fehlen die Honigwespen fast ganz wenige Arten kommen in Westasien im Anschluss an die mediterranen Vorkommen vor 14 In Mitteleuropa lebt nur eine Art moglicherweise ist eine zweite ausgestorben 17 Phylogenie und Systematik BearbeitenDie Familie umfasst nach heutiger Kenntnis etwa 300 Arten in 14 Gattungen 18 Die Honigwespen wurden der Auffassung des britischen Forschers Owain W Richards 1962 folgend fruher meist als eigenstandige Familie Masaridae mit drei Unterfamilien Masarinae Gayellinae und Euparagiinae gefasst 19 Eine Revision durch den amerikanischen Entomologen James Michael Carpenter 1982 20 fasste dann die fruheren Familien Vespidae Masaridae und Eumenidae in einer Familie Vespidae zusammen von denen die Masarinae wie die Euparagiinae eine Unterfamilie sind Diese Auffassung hat sich rasch durchgesetzt Innerhalb der Familie werden zwei Triben unterschieden Masarini Latreille 1802 Gayellini Bradley 1922 21 endemisch in der Neotropis nordlich bis Mexiko Mit zwei Gattungen Gayella in Patagonien und Paramasaris im tropischen Sudamerika Nach genetischen Daten sind die Masarinae moglicherweise die Schwestergruppe der Unterfamilien Eumeninae Vespinae und Polistinae zusammengenommen 22 Dies unterscheidet sich gegenuber fruheren Modellen vor allem in der Stellung der Stenogastrinae die demnach nicht in diese Klade gehoren wurden Literatur BearbeitenSarah K Gess The Pollen Wasps Ecology and Natural History of the Masarinae Harvard University Press 1996 ISBN 978 0674281684 340 Seiten Einzelnachweise Bearbeiten Bryan N Danforth Charles D Mitchener 1988 Wing folding in the Hymenoptera Annals of the Entomological Society of America 81 2 342 349 a b Volker Mauss Andreas Muller Beobachtungen zur Lebensweise der Pollenwespe Quartinia canariensis Bluthgen 1958 Hymenoptera Vespidae Masarinae in Fuerteventura Kanarische Inseln Spanien In Mitt Ent V Stuttgart Jg 51 Heft 1 2016 S 12 13 PDF Henri Goulet John T Huber Hymenoptera of the world An identification guide to families Centre for Land and Biological Resources Research Ottawa 1993 ISBN 0 660 14933 8 S 214 216 James Chester Bradley 1922 The Taxonomy of the Masarid Wasps Including a Monograph on the North American Species University of California Publications Technical Bulletins College of Agriculture Agricultural Experiment Station Entomology 1 9 S 369 464 PDF download auf digitalcommons usu edu Harald W Krenn Volker Mauss J Plant 2004 Die Mundwerkzeuge der Masarinae Vespidae Evolution eines Saugrussels zur Nektaraufnahme bei Faltenwespen Beitrage der Hymenopterologen Tagung in Stuttgart 1 3 10 2004 Kurzfassungen der Vortrage und Poster S 11 13 Volker Mauss Kenneth Kuba Harald W Krenn Evolution of the multifunctional mouthparts of adult Vespinae Chapter 14 In Harald W Krenn editor Insect Mouthparts Form Function Development and Performance Springer Cham 2019 ISBN 978 3 030 29653 7 James H Hunt Amy L Toth Sociality in Wasps Chapter 4 In D R Rubenstein P Abbot editors Comparative Social Evolution Cambridge University Press 2017 ISBN 978 1107043398 a b c Sarah K Gess Friedrich W Gess Wasps and bees in southern Africa SANBI Biodiversity Series 24 SANBI South African National Biodiversity Institute Pretoria 2014 ISBN 978 1 919976 73 0 Pollenwespen Gattung Quartinia produziert Seide um ihre Nester in Wustengebieten zu verfestigen idw 8 April 2021 eingesehen 13 April 2021 Dominique Zimmermann Susanne Randolf Volker Mauss Morphological adaptations to silk production by adult females in the pollen wasp genus Quartinia Masarinae Vespidae a keystone character for ground nesting in dry sand habitats In Arthropod Structure amp Development Band 62 Mai 2021 Artikel 101045 a b c Heiko Bellmann Matthias Helb Bienen Wespen Ameisen Kosmos Naturfuhrer Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 1995 ISBN 344006932X Unterfamilie Masarinae auf S 156 161 a b Vince Tepidino Pollen Wasps USDA Forest Service Bryan N Danforth Robert L Minckley John L Neff Frances Fawcett The Solitary Bees Biology Evolution Conservation Princeton University Press 2019 ISBN 978 0691168982 S 23 24 a b Sarah K Gess 1992 Biogeography of the Masarine Wasps Hymenoptera Vespidae Masarinae with Particular Emphasis on the Southern African Taxa and on Correlations Between Masarine and Forage Plant Distributions Journal of Biogeography 19 5 S 491 503 JSTOR 2845768 Volker Mauss Reinhold Treiber Bestimmungsschlussel fur die Faltenwespen Hymenoptera Masarinae Polistinae Vespinae der Bundesrepublik Deutschland DJN Deutscher Jugendbund fur Naturbeobachtung Gottingen 1994 ISBN 3 923376 17 0 Volker Mauss 2013 Description of Celonites andreasmuelleri sp n Hymenoptera Vespidae Masarinae from the Middle East with a key to the Palaearctic species of the C abbreviatus complex of the subgenus Celonites s str Journal of Hymenoptera Research 31 S 79 95 doi 10 3897 JHR 31 4235 Volker Mauss Rainer Prosi First record of the pollen wasp Celonites rugiceps BISCHOFF 1928 Hymenoptera Vespidae Masarinae from Central Europe In Linzer biologische Beitrage 45 1 Linz 2013 S 697 701 zobodat at PDF James Michael Carpenter 2001 Checklist of Species of the Subfamily Masarinae Hymenoptera Vespidae American Museum Novitates no 3325 40 Seiten doi 10 1206 0003 0082 2001 325 lt 0001 COSOTS gt 2 0 CO 2 Owain Westmacott Richards 1962 A revisional study of the Masarid wasps Hymenoptera Vespoidea British Museum Natural History London 1962 James Michael Carpenter 1982 The phylogenetic relationships and natural classificition of the Vespoidea Hymenptera Systematic Entomology 7 S 11 38 doi 10 1111 j 1365 3113 1982 tb00124 x James Michael Carpenter 1988 The phylogenetic system of the Gayellini Hymenoptera Vespidae Masarinae Psyche 95 S 211 242 Sarah Bank Manuela Sanna Christoph Mayer Karen Meusemann Alexander Donath Lars Podsiadlowski Alexey Kozlov Malte Petersen Lars Krogmann Rudolf Meier Paolo Rosa Thomas Schmitt Mareike Wurdack Shanlin Liu Xin Zhou Bernhard Misof Ralph S Peters Oliver Niehuis 2017 Transcriptome and target DNA enrichment sequence data provide new insights into the phylogeny of vespid wasps Hymenoptera Aculeata Vespidae Molecular Phylogenetics and Evolution 116 S 213 226 doi 10 1016 j ympev 2017 08 020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Honigwespen amp oldid 235782634