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Die Hofmarstalle am Hohen Ufer befanden sich nahe der Leine im Bereich des Hohen Ufers in Hannover Es waren Marstalle Remisen und Reitanlagen die zur Hofhaltung des nahe gelegenen Leineschlosses gehorten Von den im 17 bis 19 Jahrhundert entstandenen Anlagen haben sich einzelne Gebaude erhalten Der Marstallbezirk mit Reit Remisen und Marstallanlagen auf einem hannoverschen Stadtplan von 1822 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Beschreibung 2 1 Alter Marstall 2 2 Neuer Marstall mit Reithaus 2 3 Remisen 3 Stadtarchaologische Untersuchungen 2016 3 1 Funde 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Blick auf den Marstallplatz vor den Umbauarbeiten noch genutzt als ParkplatzDie Hofmarstalle bildeten mit ihren Marstall Remisen und Reitanlagen den sogenannten Marstallbezirk der auf der rechten Flussseite der Leine am Hohen Ufer lag Das Areal lag in der einstigen nordwestlichen Ecke der Stadtbefestigung Hannover Dort befand es sich nordlich des 1643 erbauten Zeughauses heute Historisches Museum und des 1637 erbauten Leineschlosses Westlicher Abschluss des Marstallbezirks waren die Leine und die einstige Stadtmauer mit dem davor liegenden Dreckwall In Hohe der fruheren Marstalle fuhrt die Martin Neuffer Brucke ursprunglich Neue Brucke und spater Marstallbrucke uber die Leine zum gegenuberliegenden Leibnizufer Der Marstallbezirk dehnte sich vom Fluss etwas nach Osten aus wo sich heute der bis 2017 als Parkplatz genutzte Marstallplatz befindet der im Zuge des Projektes Hannover City 2020 bis 2019 zu einem Park zwischen zwei Neubauten umgestaltet wurde 1 2 Daran grenzt heute das Rotlichtviertel mit der Reitwallstrasse an Beschreibung BearbeitenDie Hofmarstalle am Hohen Ufer dienten anfangs der Hofhaltung und waren Folgebauten des unweit sudlich gelegenen Leineschlosses Die Entwicklung der Anlagen ist nicht vollstandig geklart da die Akten der Marstallsverwaltung nur bis ins Jahr 1693 zuruckreichen Zuerst entstand um 1645 unter Nutzung der Nordseite der Stadtmauer ein landesherrschaftliches Reit oder Ballhaus Zu einer Erweiterung des Marstallbezirks kam es 1783 durch die Anlage eines Reitplatzes im Bereich einer fruheren Bastion der Stadtbefestigung die Ende des 18 Jahrhunderts geschleift wurde Bauliche Erweiterungen an den Marstallanlagen gab es bis 1861 Einige Gebaude wurden im 19 Jahrhundert umgebaut und gewerblich genutzt Alter Marstall Bearbeiten nbsp Das Gebaude des Alten Marstalls von 1682 nbsp Das Gebaude des Neuen Marstalls von 1712 Aufnahme von 1905Am Hohen Ufer wurde 1666 auf einem freien Gelande entlang der Stadtmauer eine Reitbahn eingerichtet In diesem Bereich liess Herzog Ernst August 1682 anderen Quellen zufolge 1687 den Herrenstall als Stallgebaude errichten Er wurde spater als Alter Marstall bezeichnet An dieser Stelle soll vorher ein 100 50 Fuss grosses Reithaus gestanden haben das unter Nutzung der Stadtmauer erbaut wurde Der Alte Marstall wurde ab 1866 gewerblich genutzt und diente in den 1880er Jahren als Pferdebahndepot 1890 erfolgte eine Trennung des Gebaudes in eine Nord und eine Sudhalfte 1906 wurde die Nordhalfte nach einem Brand um ein drittes Geschoss erhoht Der Sudteil wurde bei den Luftangriffen auf Hannover im Zweiten Weltkrieg zerstort Erhalten ist die Nordhalfte des Alten Marstalls die heute als Geschaftshaus genutzt wird Neuer Marstall mit Reithaus Bearbeiten Nordlich des Alten Marstalls erbaute Louis Remy de la Fosse 1712 den Neuen Marstall dem sich nach Osten das 1714 erbaute Reithaus anschloss In dem Rechteck das die Gebaude bildeten lag ein Reitplatz der nach Planen von Leibniz angelegt wurde Das Gebaude des Neuen Marstalls wurde ab 1866 gewerblich genutzt Das Reithaus war eine langgestreckte Halle mit einer Galerie fur Zuschauer Der Architekt Ferdinand Wallbrecht teilte das Gebaude 1878 und baute es zu einem Stadttheater und zu einem Konzerthaus um Neuer Marstall und Reithaus wurden durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg zerstort Nach dem Krieg wurden die Ruinen abgetragen Das erhalten gebliebene Marstalltor als reprasentatives Mittelportal des Reithauses wurde 1967 um etwa hundert Meter nach Suden versetzt Dort steht es neben dem Historischen Museum am Standort des Bruhltores eines fruheren Stadttores der mittelalterlichen Stadtmauer Remisen Bearbeiten nbsp Fruhere Wagenremise von 1861 an der Goethestrasse Hauptartikel Konigliche Wagenremise Ostlich des Neuen Marstalls standen zwei langgestreckte Gebaudekomplexe die auf hannoverschen Stadtplanen des 18 und 19 Jahrhunderts als konigliche Remisen bezeichnet werden Die heute nicht mehr vorhandenen Gebaude verliefen parallel zueinander entlang dem Reitwall und befanden sich im Bereich des heutigen Marstallplatzes Der etwa 300 Meter lange und ca 40 Meter breite Platz entstand nach dem Zweiten Weltkrieg durch Einebnung da es dort zu Kriegszerstorungen durch die Luftangriffe auf Hannover gekommen war Zwischen 1857 und 1861 errichtete der Architekt Christian Heinrich Tramm an der heutigen Goethestrasse eine langgestreckte zweigeschossige Wagenremise fur den hannoverschen Konig Georg V Der 15 achsige Remisenbau entstand im Bereich einer fruheren Bastion der Stadtbefestigung Er fasste 100 Wagen im Erdgeschoss und 60 Wagen im Obergeschoss die durch einen Kutschenaufzug befordert wurden Von 1867 bis zur Verlegung in eine neue Kaserne 1877 nach Vahrenwald gehorten die Remisen zum Militarreitinstitut Hannover 1878 baute der Architekt Ferdinand Wallbrecht die Remisen in ein Geschaftshaus um Nach Zerstorungen im Zweiten Weltkrieg und Abrissen sind acht Gebaudeachsen erhalten geblieben Seit 1988 wird der Gebaudekomplex von der Ustra genutzt Stadtarchaologische Untersuchungen 2016 Bearbeiten nbsp Ausgrabungen im westlichen Bereich des Marstallplatzes 2016 nbsp Stratifikation in einem Grabungsbereich nbsp Ausgrabungen im ostlichen Bereich des Marstallplatzes mit Bauresten des Armen und Waisenhaus an der Schmiedestrasse 2016Auf dem langgestreckten rund 6000 m grossen Marstallplatz entstand im Zuge des Umgestaltungsprojektes Hannover City 2020 ab dem Jahr 2016 eine Bebauung durch zwei mehrstockige Wohn und Geschaftsgebaude 3 4 Sie entstanden im westlichen und ostlichen Bereich auf dem in den letzten Jahrzehnten als Parkplatz genutzten Gelandes An beiden Stellen fanden noch vor Beginn der Baumassnahmen stadtarchaologische Untersuchungen statt die sich Anfang 2016 uber etwa drei Monate erstreckten Die Kosten trugen gemass dem im Niedersachsischen Denkmalschutzgesetz festgeschriebenen Verursacherprinzip die jeweiligen Bauherren 5 Im westlichen Bereich des Marstallplatzes nahe der Leine wurden bereits im Fruhjahr 2015 bei vorbereitenden Bauarbeiten menschliche Knochen im Boden gefunden 6 Denkmalpfleger vermuteten an dieser Stelle einen mittelalterlichen Friedhof oder die Verscharrung eines Toten aus einem dort bis 1745 vorhandenen Zucht und Armenhaus 7 Umfangreiche archaologische Untersuchungen setzten Ende 2015 im westlichen Bereich des Marstallplatzes ein Sie betrafen eine Flache von 1700 m in einem Bereich in dem sich die Gebaude von Neuem Marstall und Reithaus befanden 8 Die etwa drei Monate anhaltenden Massnahmen fuhrt ein Grabungsunternehmen mit fachlicher Begleitung der stadtischen Denkmalbehorde und des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege durch Mit den bis in 4 5 Meter Tiefe reichenden Ausgrabungen hofften die Archaologen nicht nur Erkenntnisse uber die neuzeitlichen Marstalle zu erlangen sondern auch in Siedlungsschichten des fruhen Hannovers aus dem 12 und 13 Jahrhundert vorzudringen 9 Der Ausgrabungsbereich gehort zum nordwestlichen Rand des mittelalterlichen Kerns von Hannover wo eine Lehnshofsiedlung aus dem 10 bis 12 Jahrhundert vermutet wird Bei den Grabungen wurden Reste der Stadtmauer auf 6 Meter Lange festgestellt 10 Ebenso fanden sich mit dem inneren und ausseren Graben zwei Graben der Stadtbefestigung die spater zugeschuttet oder verlandet waren Der innere Graben etwa aus dem 14 bis 15 Jahrhundert hatte als Vorlaufer eine Sohlgraben und war spater zum Spitzgraben umgestaltet worden Ein Bereich mit Steinpackungen wurde als fruherer Mauerturm der Stadtmauer angesprochen Weitere Feststellungen im Rahmen der Ausgrabung waren ein abgebrannter Holzkeller von 6 m Breite und unbekannter Lange sowie ein Holzkastenbrunnen in dem sich Reste von Buntmetallverarbeitung fanden Auch im ostlichen Bereich des Platzes an der Schmiedestrasse wo ein etwa 1 200 m grosses Grundstuck bebaut wurde 11 gab es Anfang 2016 vor Baubeginn etwa drei Monate anhaltende archaologische Untersuchungen 12 Dort sahen die Archaologen anfangs eine geringe Wahrscheinlichkeit fur aufschlussreiche Befunde da sich in dem Bereich in den 1950er Jahren eine Tankstelle mit unterirdischen Tanks befand 5 Nach kurzer Zeit stiessen sie jedoch auf Baureste des 1643 vom hannoverschen Kaufmann Johann Duve erbauten Armen und Waisenhauses an der Schmiedestrasse Das Bauwerk nutzte die Stadtmauer als Gebaudewand Zudem entdeckten die Archaologen unter dem Armen und Waisenhaus den um 1643 zugeschutteten Stadtgraben Ahnliche Ausgrabungen infolge von Bauvorhaben gab es in unmittelbarer Nahe an der Leine im Jahr 2013 am Hohen Ufer und im Jahr 2014 auf der ehemaligen Leineinsel Klein Venedig Gemeinsam mit den Untersuchungen am Marstall sind dies die ersten grossflachigeren Ausgrabungen in der hannoverschen Altstadt seit den stadtarchaologischen Untersuchungen in den Jahren 1982 bis 1987 am Bohlendamm der zwischen der Marktkirche und dem Leineschloss verlauft Funde Bearbeiten Zu Beginn der Ausgrabungen wurden in den oberen Bodenschichten Fundamente sowie Keller von Wohnhausern aus dem 18 und 19 Jahrhundert entdeckt die mit Kriegsschutt aus dem Zweiten Weltkrieg verfullt waren Zu den ersten Fundstucken gehorten das Bajonett einer ab den 1870er Jahren hergestellten Mauser 71 und Alltagsgegenstande aus dem 20 Jahrhundert Weitere Fundstucke war Keramik wie Topfe und Kannen aus dem 13 sowie fruhen 14 Jahrhundert und eine auf das 9 bis 11 Jahrhundert datierte Scherbe Als bedeutendster Fund werden die Scherben eines Trinkbechers aus hochwertigem roten Glas gewertet Laut den Untersuchungen wurde der Becher vermutlich im Rheinland hergestellt wo man uber entsprechende Fertigungstechnik verfugte 13 Siehe auch BearbeitenMarstall beim WelfenschlossLiteratur BearbeitenArnold Noldeke Hofmarstalle und Zubehorungen In Die Kunstdenkmaler der Provinz Hannover Bd 1 H 2 Teil 1 Hannover 1932 S 321f als Nachdruck Wenner Osnabruck 1979 ISBN 3 87898 151 1 Helmut Knocke Marstall Hofmarstalle am Hohen Ufer In Klaus Mlynek Waldemar R Rohrbein Hrsg u a Stadtlexikon Hannover Von den Anfangen bis in die Gegenwart Schlutersche Hannover 2009 ISBN 978 3 89993 662 9 S 428 online Goethestrasse 17 19 In Hannover Kunst und Kultur Lexikon S 122 123 M Bruckner Graben und Keller Hannovers Stadtbefestigung im Querschnitt In Archaologie in Deutschland 6 2015 S 49Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hofmarstalle am Hohen Ufer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Was Archaologen in Hannovers Erde finden in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 14 Januar 2016 Vollstandiger Artikel als PDF Memento vom 15 Januar 2016 im Internet Archive Historische Stadtmauer in Hannover ausgegraben Memento vom 15 Januar 2016 im Internet Archive bei ndr de vom 15 Januar 2016 Ist Hannover 1000 Jahre alter als gedacht in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 18 Februar 2016 30 Fotos von den Ausgrabung in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 18 Februar 2016 Die Ausgrabungen am Marstall West haben begonnen 2 Pressekonferenz auf der Ausgrabung am Marstall WestEinzelnachweise Bearbeiten Der neue Marstall Brunnen sprudelt und leuchtet Abgerufen am 28 Februar 2020 Marstall wird zur neuen Problemzone in der City Abgerufen am 28 Februar 2020 Architektenwettbewerb entschieden Memento vom 24 Marz 2016 im Internet Archive bei hannover de vom 6 Oktober 2014 Bebauung Am Marstall bei hannover de vom 16 Februar 2015 a b Conrad von Meding Plane fur den Marstall sind fertig in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8 August 2014 Conrad von Meding Woher stammen diese Knochen in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 14 Mai 2015 Jorn Kiessler Conrad von Meding Archaologen finden weiteren Knochen in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19 Mai 2015 Isabell Rollenhagen Bauarbeiten am Marstall eingestellt in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 5 Januar 2016 Erste Funde Am Marstall Memento vom 3 Februar 2016 im Internet Archive bei hannover de vom 13 Januar 2016 Forscher legen in Hannover vermutlich Reste von alter Stadtmauer frei in Kreiszeitung vom 13 Januar 2016 STRABAG Real Estate beginnt Bauarbeiten am Marstall in Hannover vom 15 Januar 2016 GinYuu eroffnet erste Filiale in Hannover in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 15 Januar 2016 Andreas Schinkel Trinkbecher aus dem Mittelalter gefunden in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 22 Juni 2016 52 37314 9 73039 Koordinaten 52 22 23 N 9 43 49 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hofmarstalle am Hohen Ufer amp oldid 230875086