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Hochdrucklokomotiven auch Hochdruck Dampflokomotiven genannt sind Dampflokomotiven die mit einem Kesseldruck uber 25 bar 1 betrieben wurden Von dieser Sonderbauart wurden zwischen 1925 und 1954 weltweit zu Versuchszwecken 24 Lokomotiven gebaut Die komplizierte Technik versprach einen besseren Wirkungsgrad wurde aber wegen der Weltwirtschaftskrise und dem Zweiten Weltkrieg nur langsam entwickelt bis sie durch die Einfuhrung von elektrischen und Diesellokomotiven uberholt war Hochdrucklokomotive SLM Eb 3 5 mit einem Kesseldruck von 60 bar Inhaltsverzeichnis 1 Technik 2 Kesselbauarten 2 1 Schmidt Henschel Kessel 2 2 Muhlfeld Wasserrohr Feuerrohr Kessel 2 3 Winterthur Kessel 3 Ausgefuhrte Lokomotiven 3 1 Deutschland 3 2 Schweiz 3 3 Tabelle aller ausgefuhrten Hochdruck Lokomotiven 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTechnik BearbeitenLokomotiven mit klassischem Dampflokomotivkessel nach Stephenson sind technische und wirtschaftliche Grenzen gesetzt weil sich der Kesseldruck nicht ohne Nachteile uber 21 bar 2 erhohen lasst Denn mit steigenden Kesseldruck steigen auch die Anforderungen an den Kesselbaustoff so dass Herstellungs und Unterhaltskosten steigen 3 Der Gesamtwirkungsgrad einer solchen Lokomotive liegt bei 10 4 Von Schiffsdampfmaschinen und stationaren Anlagen war bekannt dass sich durch hohere Dampfdrucke sowohl Brennstoff wie Wasser einsparen lasst Weiter konnen kleinere Zylinder verwendet werden und der Dampf kann nicht nur wie bei den ublichen Verbunddampflokomotiven in zwei sondern auch in drei Stufen expandiert werden Allerdings mussten diese Vorteile durch eine andere Kesselbauart den Wasserrohrkessel erkauft werden der im Aufbau im Vergleich zum Stephenson Kessel komplizierter war und sich im Bahnbetrieb noch nicht bewahrt hatte Weiter musste meist eine Saugzuganlage fur die Anfachung der Verbrennung verwendet werden 5 Kesselbauarten BearbeitenSchmidt Henschel Kessel Bearbeiten nbsp Langsschnitt des Schmidt Henschel Kessel der PLM 241 B 1Der von der Schmidtschen Heissdampfgesellschaft entwickelten Zweidruckkessel oder Schmidt Hartmann Kessel besteht aus einem geschlossenen Hochdruckkreislauf der uber einen Warmetauscher einen offenen Niederdruckkreislauf beheizt Die Verdampfung findet somit ausserhalb der Feuerung statt wo die Rohre nicht direkt der Strahlungswarme ausgesetzt sind Dadurch konnte verhindert werden dass sich durch unreines Wasser Kesselstein in den Rohren bildete Die einzigen Ablagerungen entstanden an der Aussenseite der Rohre des Primarkreislaufs in der Verdampfertrommel wo sie leicht zu reinigen waren Der Primarkreislauf war mit gereinigtem Wasser gefullt so dass dort keine Ablagerungen entstehen konnten Der Schmidt Kessel wurde in Zusammenarbeit mit Henschel an den Einbau in Lokomotiven angepasst Der primare Kreislauf des Schmidt Kessels hatte mit 95 bar den hochsten Druck der im Sekundarkreislauf erzeugte Hochdruckdampf hatte einen Druck von 60 bar Vorwarmer und Heizrohre des Primarkreislaufs bildeten die Wandungen der Feuerbuchse An diese schloss sich ein konventioneller Langkessel an in dem uberhitzter Dampf mit einem Druck von 17 bar erzeugt wurde Der Dampf des Schmidt Kessels wurde dem im Rahmen liegenden einzelnen Hochdruckzylinder zugefuhrt Der Abdampf dieses Zylinders gelangte zusammen mit Frischdampf aus dem Langkessel in die zwei ausseren Niederdruckzylinder Es wurden mehreren Lokomotiven nach dem System Schmidt Henschel ausgerustet unter anderem die H 17 206 Die Lokomotive wurde mit einem Messwagen auf Versuchsfahrten eingesetzt Es wurde eine theoretische Brennstoffersparnis von 47 Prozent erhofft Die tatsachlichen Werte waren aber wesentlich geringer und rechtfertigten die hohen Entwicklungskosten nicht Zusatzlich bestanden Sicherheitsbedenken wegen des hohen Dampfdruckes im Fahrbetrieb Nicht geklart waren die notwendigen Instandhaltungsarbeiten und die damit verbundenen Kosten Muhlfeld Wasserrohr Feuerrohr Kessel Bearbeiten nbsp Muhlfeld Kessel der Delaware and Hudson Railway Lokomotive Nr 1400Der deutschstammige Ingenieur John Erhardt Muhlfeld entwarf einen Kessel der aus einer Wasserrohrfeuerbuchse und einem daran anschliessenden Stephenson Langkessel bestand An beiden Langsseiten der Feuerbuchse waren unten und oben Trommeln angebracht in denen die seitlichen Rohrwande der Feuerbuchse endeten Die oberen Trommeln bildeten den Dampfraum des Kessels und waren nach vorne uber die Feuerbuchse hinaus verlangert 6 Winterthur Kessel Bearbeiten Der von der Schweizerische Lokomotiv und Maschinenfabrik in Winterthur entwickelte Kessel auch SLM Wasserrohrkessel genannt bestand aus einer Feuerbuchse mit Wasserrohrseitenwanden und decke und wassergefullten Doppelwanden auf der Vorder und der Ruckseite Unten an den Feuerbuchse waren langsseitig zwei Trommeln zum Fassen der Rohre angebracht mittig uber der Feuerbuchse war eine Obertrommel als Dampfsammler angeordnet Die Verbrennungsluft wurde nicht wie ublich durch den Aschkasten angesaugt sondern gelangte durch zwei Offnungen in der Stirnseite der Rauchkammer in die beiden Luftvorwarmer und wurde entlang dem Kessel zur Feuerbuchse geleitet Das Speisewasser wurde durch einen Abdampf und einen Raugasvorwarmer in die Obertrommel des Kessels gedruckt Dabei erreichte es beim Eintritt in den Kessel beinahe Verdampfungstemperatur Dadurch konnte verhindert werden dass sich der Kesselstein im schwer zu reinigenden Rohrenkessel bildete sondern sich bereits in den beiden fur die Reinigung optimierten Vorwarmern ablagerte Der SLM Kessel hatte durch eine thermisch optimierte Ausnutzung der Rauchgase eine hohe Leistungsdichte Die Warme der Rauchgase wurde von der vorderen Doppelwand der Feuerbuchse zum Verdampfen des Wassers im Kessel vom Uberhitzer vom Speisewasservorwarmer und vom Verbrennungsluftvorwarmer in der Rauchkammer genutzt 7 Ausgefuhrte Lokomotiven BearbeitenDie Technik der Hochdruckdampflokomotive wurde in Deutschland Grossbritannien Frankreich der Schweiz Kanada und in den USA erprobt Die ausgefuhrten Lokomotiven konnen von der angewandten Technik in vier Gruppen eingeteilt werden 8 Lokomotiven mit reinem Wasserrohrkessel Lokomotiven mit einer Wasserrohr Feuerbuchse und einem klassischen Langkessel Lokomotiven mit Zweidruckkessel nach Schmidt Hartmann wo ein geschlossener primarer Dampfkreislauf in einem Warmetauscher Prozessdampf erzeugt Lokomotiven mit ZwangsumlaufkesselDeutschland Bearbeiten In Deutschland sind drei Versuche mit Hochdrucklokomotiven bekannt es handelt sich um die H 17 206 Ausfuhrung nach Gruppe 3 die H 02 1001 Ausfuhrung nach Gruppe 4 mit Loffler Kessel und die H 45 024 Ausfuhrung nach Gruppe 4 mit Velox Kessel Alle Lokomotiven kamen uber den Versuchsstatus nicht hinaus Schweiz Bearbeiten In der Schweiz stellte die Schweizerische Lokomotiv und Maschinenfabrik 1927 eine Lokomotive mit Rohrenkessel und 60 atm Kesseldruck her Diese Tenderlokomotive der Bauart Eb 3 5 wurde zwischen 1928 und 1931 ausfuhrlich getestet und erbrachte gegenuber der Heissdampf Personenzuglokomotive SBB B 3 4 bis 50 Prozent Wasser sowie bis zu 40 Prozent Kohleersparnis 9 10 11 Dies blieb eine Versuchslokomotive Tabelle aller ausgefuhrten Hochdruck Lokomotiven Bearbeiten Land Bahn Baureihe Nummer Kessel Druck Baujahr Hersteller Bauart Ausfuhrung Gruppe BildVereinigtes Konigreich nbsp UK LNER Klasse W 10000 Yarrow Kessel mit funf Trommeln 31 bar 1929 Darlington Works 2 C11 h4v Kolbendampflok 1 nbsp Vereinigte Staaten nbsp USA D amp H 1400 Horatio Allen A Muhlfeld Kessel 28 bar 1924 Alco 1 D h2v Kolbendampflok 2 nbsp Vereinigte Staaten nbsp USA D amp H 1401 John B Jervis B Muhlfeld Kessel 28 bar 1927 Alco 1 D h2v Kolbendampflok 2 nbsp Vereinigte Staaten nbsp USA D amp H 1402 James Archibald C Muhlfeld Kessel 34 bar 1930 Alco 1 D h2v Kolbendampflok 2 nbsp Vereinigte Staaten nbsp USA D amp H 1403 L F Loree D Muhlfeld Kessel 35 bar 1933 Alco 2 D h4v Kolbendampflok 2 nbsp Vereinigte Staaten nbsp USA NYC HS 1a 800 Schmidt Henschel Kessel 108 bar 1931 Alco 2 D2 h3v Kolbendampflok 3 nbsp Vereinigtes Konigreich nbsp UK LMS 6399 Fury Schmidt Henschel Kessel 110 bar 1929 North British 2 D h3v Kolbendampflok 3 nbsp Kanada nbsp Kanada CPR T4a 8000 Schmidt Henschel Kessel 93 bar 1930 CPR Angus Shop 1 E2 h3v Kolbendampflok 3 nbsp Frankreich nbsp Frankreich PLM 241 B 1 Schmidt Henschel Kessel 108 bar 1929 Henschel 2 D1 h4v Kolbendampflok 3 nbsp Deutschland nbsp Deutschland DRG H 17 206 Schmidt Henschel Kessel 90 bar 1925 Henschel 2 C h3v Kolbendampflok 2 nbsp Deutschland nbsp Deutschland DRG H 02 1001 Loffler Kessel 120 bar 1945 Schwartzkopff 2 C1 h3v Kolbendampflok 4 nbsp Schweiz nbsp Schweiz SLM Eb 3 5 keine Winterthur Kessel 60 bar 1927 SLM 1 C1 h3t Dampfmotorlok 1 nbsp Frankreich nbsp Frankreich SNCF 232 P 1 Winterthur Kessel 60 bar 1936 SACM Fives LilleSchneiderSLM 2 Co2 h18 Dampfmotorlok 1 nbsp Deutschland nbsp Deutschland LBE I DM 22 Doble Kessel 120 bar 1934 Henschel B Rangierlok 4 nbsp Vereinigtes Konigreich nbsp UK LMS 7192 Doble Kessel unbekannt 1934 Sentinel B Rangierlok 4 nbsp Frankreich nbsp Frankreich PLM 230 E 93 Velox Kessel 20 bar 1937 CEM 2 C h4v 3 Kolbendampflok 4 nbsp Sowjetunion 1923 nbsp Sowjetunion SZD V5 01 Ramsin Kessel 80 bar 1937 Kolomna Bo 2 Dampfmotorlok 4 nbsp Deutschland nbsp Deutschland DR H 45 024 La Mont Kessel 42 bar 1951 VEB Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg VEB Meeraner Dampfkesselbau 1 E1 h3v Kolbendampflok 4 nbsp Kolumbien nbsp Kolumbien FCN 3 Stuck Woolnough Kessel 38 5 1933 Sentinel Co Co h12v Dampfmotorlok 1 nbsp Erklarung zu den Namen der D amp H Lokomotiven A Horatio Allen Oberingenieur der D amp H der die erste Lokomotive der Bahn die Stourbridge Lion aus England importierte B John B Jervis Erster Oberingenieur der D amp H der den Bahnbetrieb entwarf Ingenieur der ersten in den USA gebauten Dampflokomotive C James Archibald Oberingenieur der D amp H in den 1830er Jahren D L F Loree Prasident der D amp H von 1907 bis 1938Literatur BearbeitenWolfgang Stoffels Lokomotivbau und Dampftechnik Versuche und Resultate mit Hochdruckdampflokomotiven Dampfmotorlokomotiven Dampfturbinenlokomotiven Springer Verlag 2013 ISBN 978 3 0348 5877 9 books google com Hans Dieter Hauber Dierk Lawrenz Schwartzkopff Lokomotiven 1867 1945 Steiger Verlag Moers ISBN 3 921564 75 1 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Stoffels Lokomotivbau und Dampftechnik Versuche und Resultate mit Hochdruckdampflokomotiven Dampfmotorlokomotiven Dampfturbinenlokomotiven S 37 38 P Ransome Wallis Illustrated Encyclopedia of World Railway Locomotives Courier Corporation 2013 ISBN 978 0 486 14276 0 Steam locomotives using very high pressure S 464 englisch google com abgerufen am 14 Oktober 2018 Eisenbahn Lehrbucherei der Deutschen Bundesbahn Band 134 Dampflokomotivkunde 2 neubearbeitet Auflage 1959 2 Reprint 1983 Seite 287 Stoffel S 25 P Ransome Wallis Illustrated Encyclopedia of World Railway Locomotives Courier Corporation 2013 ISBN 978 0 486 14276 0 Steam locomotives using very high pressure S 464 englisch google com abgerufen am 14 Oktober 2018 Wolfgang Stoffels Lokomotivbau und Dampftechnik Versuche und Resultate mit Hochdruckdampflokomotiven Dampfmotorlokomotiven Dampfturbinenlokomotiven S 71 72 Wolfgang Stoffels Lokomotivbau und Dampftechnik Versuche und Resultate mit Hochdruckdampflokomotiven Dampfmotorlokomotiven Dampfturbinenlokomotiven S 47 48 P Ransome Wallis Illustrated Encyclopedia of World Railway Locomotives Courier Corporation 2013 ISBN 978 0 486 14276 0 Steam locomotives using very high pressure S 464 englisch play google com abgerufen am 14 Oktober 2018 Alfred Moser Der Dampfbetrieb der Schweizerischen Eisenbahnen 1847 1966 4 Ausgabe S 266 267 Jakob Buchli Hochdruck Lokomotive Winterthur fur 60 at Kesseldruck Schweizerische Bauzeitung Band 91 1928 Heft 22 Teil 1 E Periodica der ETH Bibliothek PDF 3 0 MB Schweizerische Bauzeitung Band 91 1928 Heft 23 Teil 2 E Periodica PDF 3 2 MB H Nyffenegger Die 60 at Hochdruck Lokomotive Winterthur In Schweizerische Bauzeitung Band 97 1931 Heft 24 E Periodica PDF 3 1 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochdrucklokomotive amp oldid 233510598