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Das Herrenhaus Roggow in der Gemeinde Rerik im Landkreis Rostock in Mecklenburg Vorpommern ist mit dem Gut der alteste Familienbesitz der adeligen Familie von Oertzen Herrenhaus Roggow Frontansicht Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Gutsanlage 3 1 Besitzfolge 3 2 Herrenhaus 3 3 Nutzung nach 1945 3 4 Besonderheiten 4 Literatur 5 Quellen 5 1 Gedruckte Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenEtwa 60 Meter ostlich der Landstrasse zwischen Rerik und Neubukow steht mitten im Dorf das auch als Gutshaus bekannte Herrenhaus Roggow 400 Meter westlich liegt das Salzhaff und 3 5 Kilometer nordlich das Seebad Rerik Der Name Roggowe Rogow ist altslawischer Herkunft und bedeutet Horn Ecke Spitze und weist damit auf seine Lage an einem Winkel des Salzhaffs 1 Geschichte Bearbeiten nbsp Wandspruch im Herrenhaus 1666 nbsp Historische Ansicht um 1858 In einer alten Urkunde zum Kloster Doberan vom 28 Juni 1345 wurde erstmals ein Hermann von Oertze van Rogghowe als Zeuge erwahnt 2 Man nimmt aber an dass die Familie von Oertzen seit 1192 hier ansassig war 3 Der wohl alteste Teil mit einer Flache von 936 ha befand sich bis zur Enteignung 1945 im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone im Eigentum der Familie 4 Erst nach der Deutschen Wiedervereinigung konnte nach langen Verhandlungen der Erbe Peter von Oertzen 1991 das Herrenhaus und Teile des Parks zuruckkaufen Gutsanlage BearbeitenNach schweren Zerstorungen und Verwustungen im Dreissigjahrigen Krieg wurde das Gutshaus bis 1686 im Stil des Barock wiederaufgebaut Nach dem Tod Jasper III von Oertzen am 23 Juni 1649 machte sich seine Witwe Eva von Pentz sehr um den Wiederaufbau auch des Guts in Russow verdient Ein Plan der Hofanlage aus dem Jahre 1745 belegt dass zum Gut neben dem 1666 von Joachim von Oertzen erbauten neuen Herrenhaus und der Scheune ab 1736 noch ein Pferdestall ein Wirtschaftshaus zwei Viehstalle und eine gewolbte Bogenbrucke gehorten Der gesamte Gutskomplex war von einem Wall mit Wassergraben umgeben Man konnte ihn uber eine Zugbrucke uberqueren die noch bis 1835 in Betrieb war Ausserdem gab es noch eine Windmuhle Auf der Hofseite schloss sich ein Torhaus an Vom einstigen Hof existieren neben dem Herrenhaus noch der ostlich gelegene alte Schweinestall der zum Wohnhaus ausgebaut wurde und ein sudlich gelegenes Gebaude Auch der Graben der die einstige Wasserburg umgab ist bis auf kleinere Reste verschwunden sodass der ursprungliche Charakter der Gesamtanlage nur noch schwer erkennbar ist Besitzfolge Bearbeiten 1270 1316 Dietrich II Ritter Burgmann zu Wismar mecklenburgischer Feldhauptmann 1264 1300 1344 Hermann I auf Roggow Ritter Marschall furstlicher Rat des Herzogs Heinrich II zu Mecklenburg Prasident der Landesvormundschaft fur Herzog Albrecht I zu Mecklenburg das altestes Siegel in der Familie von Hermann I auf Roggow von 1311 1339 1386 Hermann II auf Roggow Knappe begraben in der Oertzenkapelle des Doberaner Munsters gemeinsame Grabplatte mit Sievert 5 6 1360 1415 Hermann III auf Roggow Knappe 1424 1449 Sievert I auf Roggow der Pilger nach Palastina Knappe und mecklenburgischer Rat 1442 1482 Sievert II auf Roggow und Gerdshagen Knappe und mecklenburgischer Rat 1500 1526 Jasper I auf Roggow Gerdshagen Gorow Bolland und Karin Knappe und mecklenburgischer Rat 1525 1589 Sievert IV auf Roggow Russow Gorow Wakendorf Clausdorf und Gerdshagen 7 1568 1618 Jasper II auf Roggow Russow Gerdshagen Gorow und Clausdorf 1598 1618 Jurgen I auf Clausdorf Amtshauptmann zu Neukloster 1600 1649 Jasper III auf Roggow Russow Gerdshagen Gorow und Clausdorf 1642 1707 Joachim auf Roggow Russow Wakendorf Gerdshagen Altenhagen und Bolland 1673 1754 Helmuth Friedrich auf Roggow Russow Wakendorf Gerdshagen Miekenhagen und Klein Nienhagen Landrat danischer Etatsrat 1747 1773 Wilhelm Friedrich auf Roggow Russow Vorwerk Gerdshagen Miekenhagen und Wakendorf sachsisch gothaischer Kammerherr wurde nur 26 Jahre alt 1768 1835 Jasper VI auf Roggow Russow Vorwerk Wakendorf und Hagebock Hofjagermeister Landrat Seine Tochter waren im adligen Damenstift des Klosters Dobbertin eingeschrieben 8 1806 1849 Wilhelm Detlof auf Roggow Russow Vorwerk und Wakendorf 1833 1909 Helmuth Friedrich auf Roggow Russow Vorwerk Wakendorf Neu Gaarz und Mechelsdorf mecklenburgischer Landrat 1842 1922 Fortunatus Ludwig Heinrich Friedrich auf Roggow Russow Vorwerk und Wakendorf mecklenburgisch Wirklicher Geheimer Rat Chef der obersten Verwaltungsbehorde des Grossherzoglichen Haushalts 1883 1945 Wilhelm Henning von Oertzen auf Roggow Russow und Vorwerk hat sich beim Einmarsch der Roten Armee in Roggow am 4 Mai 1945 erschossen Quelle 9 Herrenhaus Bearbeiten Das aus der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts stammende mehrfach umgebaute Gutshaus war ein zweigeschossiger Putzbau mit flachem Walmdach Durch den Wismarer Architekten Heinrich Thormann wurde 1850 eine neogotische Fassade vorgesetzt Ein weiterer Umbau erfolgte 1921 Im Kern war es ein 1686 errichtetes Fachwerkgebaude 10 der westliche Anbau kam 1844 hinzu sodass eine unregelmassige Dreiflugelanlage entstand 11 Durch den nach 1945 entfernten Giebel erscheint die Fassade nun etwas asymmetrisch gegliedert Von den zwolf Achsen ist die linke risalitartig vorgezogen und mit Fialen ubergiebelt In der Mitte der Fassade befand sich fruher noch ein abgetreppter Zwerchgiebel Im Inneren befindet sich ein eleganter Franzosischer Salon der bis 1945 mit bemalten Leinwandtapeten ausgestattet war ein franzosischer Maler der im 18 Jahrhundert in der Nahe an der Kuste strandete und dann nach Roggow kam hatte sie nach Stichen der Rubensbilder aus der Galerie des Pariser Palais du Luxembourg die jetzt im Louvre sind ausgemalt allerdings die Komposition links herum und die Farben nach der Erinnerung bis 1945 wurden auch die Stiche im Haus aufbewahrt 12 Die wertvolle Inneneinrichtung sowie eine umfangreiche Familienbilder Sammlung und das dort befindliche Hauptarchiv der Familie wurden 1945 mutwillig zerstort 13 Seit dem Ruckkauf 1991 erfolgte eine umfassende und denkmalgerechte Sanierung des ehemaligen Herrenhauses mit der heutigen Nutzung zu einem Wohnhaus mit Ferienwohnungen Nutzung nach 1945 Bearbeiten Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 fanden Fluchtlinge im Herrenhaus und den nebenstehenden Gebauden Unterkunft Mit der 1946 durchgefuhrten Bodenreform bekamen die Siedler neben den Ackerflachen des ehemaligen Guts auch die noch verbliebenen Pferde und Rinder Mit Grundung der ersten LPG 1957 in Roggow wurden die Tierbestande in den zum Teil umgebauten Gutsstallen gehalten Der ehemalige Kuhstall wurde zum Schweinestall und die Felder der einzelnen Siedler wieder zusammengelegt In das Nebengebaude des ehemaligen Herrenhauses zog die Gemeindeverwaltung ein Die LPG richtete hier eine Werkskuche mit Essenausgabe und Buros ein Im Hauptgebaude befanden sich eine Lebensmittelverkaufsstelle und eine Arztpraxis Auch der Gutshof veranderte sein Aussehen in den folgenden Jahren sehr stark 14 1947 Umbau des Pferdestalls zum Wohnhaus 1950 Abriss des Kuhstalls und Errichtung eines kleinen Einfamilienhauses 1955 Zusammenbruch der Scheune neben dem Schweinestall Abriss der Scheune an der Hofeinfahrt rechts vorm Pferdestall 1960 Abriss des Jungrinderstalls an der Hofeinfahrt links 1974 Brand des Apfelkellers 1975 Dach des Herrenhauses mit Wellasbest eingedeckt 1978 Brand der grossen Scheune zwischen Pferdestall und Kuhstall dafur Bau eines Mehrfamilienwohnhauses 1989 Abriss des Kutschstalls und danach Leerstand bis zum Ruckkauf 1991Besonderheiten Bearbeiten Wilhelm von Oertzen der Grunder der Herrengesellschaft Mecklenburg schrieb in sein 1931 begonnenes Tagebuch Die Zukunft von Roggow liegt mir mehr am Herzen als alles andere Ein einzelner Mensch ist verganglich ein Familiengut hat etwas Unvergangliches an sich etwas von Ewigkeitswert Alle meine Gedanken und Krafte gelten nur diesem einen Ziel einem meiner Sohne Roggow als einen sicheren Boden unter den Fussen hinterlassen zu konnen 15 Die Sohne Wilhelm von Oertzens Jurgen und Frithjof fielen im Deutsch Sowjetischen Krieg Er selbst erschoss am 4 Mai 1945 seine Ehefrau Gerda von Oertzen geb Grafin von Westarp und sich selbst als Soldaten der Roten Armee das Haus plunderten und den Schlussel zur Bibliothek suchten Damit endete vorerst die 600 jahrige Familientradition 16 Erst 1991 konnte Peter von Oertzen der Sohn des gefallenen Jurgen von Oertzen und dessen Ehefrau geb von Alvensleben das Herrenhaus Roggow und einen Teil des Gutsparks kauflich zuruckerwerben Heute dient das Haus als Familienwohnsitz zugleich werden im Herrenhaus Ferienwohnungen vermietet 17 Literatur BearbeitenPetra Zuhlsdorf Roggow In Gustrower Jahrbuch Band 8 Gustrow 1999 S 212 Peter von Oertzen Neues Nutzungskonzept fur Herrenhaus Roggow In Oertzen Blatter Band 48 Hamburg 2005 S 193 194 Renate de Veer Steinernes Gedachtnis Gutsanlagen und Gutshauser in Mecklenburg Vorpommern Schwerin 2006 ISBN 978 3 937447 18 6 Band S 85 86 Jurgen Luttmann Die Wappen in den Kirchen Rerik und Russow Karlsburg 2007 S 26 28 Bento Korner Rittergut Roggow Stammsitz derer von Oertzen 2007 Sabine Tunn Heinrich Gustav Thormann Herrenhaus Architekt im 19 Jahrhundert In Wismarer Beitrage Schriftreihe des Archivs der Hansestadt Wismar Heft 23 2017 S 70 79 Quellen BearbeitenGedruckte Quellen Bearbeiten Mecklenburgisches Urkundenbuch MUB Mecklenburgische Jahrbucher MJB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herrenhaus Roggow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website Herrenhaus Roggow Literatur uber Herrenhaus Roggow in der Landesbibliographie MVEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Luttmann Die Wappen in den Kirchen Rerik und Russow 2007 S 28 MUB IX 1875 Nr 6564 Friedrich Lisch Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen 6 Bande Schwerin 1847 1891 Oertzen Blatter Sonderheft zum 100 Familientag 1991 S 1 MUB IX 1875 Nr 6564 Bento Korner Dorfkirche Russow 2008 S 14 Bento Korner Dorfkirche Russow 2008 S 32 35 Dobbertiner Einschreibebuch Zusammenstellung von Jurgen Luttmann 2007 nach Dendrochronologischen Untersuchungen ist das Holz 1686 eingeschlagen worden Sabine Tumm Heinrich Gustav Thormann Herrenhaus Architekt im 19 Jahrhundert Wismar 2017 S 78 Udo von Alvensleben Besuche vor dem Untergang Adelssitze zwischen Altmark und Masuren Aus Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt und herausgegeben von Harald von Koenigswald Frankfurt am Main Berlin 1968 S 253 Neuauflage unter dem Titel Als es sie noch gab Adelssitze zwischen Altmark und Masuren Ullstein Berlin 1996 ISBN 3 548 35641 9 Oertzen Blatter Sonderheft zum 100 Familientag 1991 S 1 Bento Korner Rittergut Roggow 2007 S 225 Marco Theelke Wilhelm von Oertzen In Ilona Buchsteiner Hrsg Mecklenburger in der deutschen Geschichte des 19 und 20 Jahrhunderts Ingo Koch Verlag Rostock 2001 S 218 Die Herren Gesellschaft Memento vom 13 April 2014 im Internet Archive Kulturportal Mecklenburg Vorpommern Buchtipp Die Geschichte in von oertzen roggow de 54 075436 11 634616 Koordinaten 54 4 31 6 N 11 38 4 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrenhaus Roggow amp oldid 229738250